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Luvcat: Vicious Delicious

Stil: Drama-, Kook-, Glam-Pop/Rock

Cover: Luvcat: Vicious Delicious

So richtig linear lässt sich die Laufbahn der britischen Songwriterin SOPHIE MORGAN a.k.a. LUVCAT nicht wirklich auf die Reihe bringen.
Da vermischen sich in der Bio Realität, Phantasia, Legende, Innuendo, Nostalgia und Mystisches zu jener Art von überlebensgroßem Potpourri, das letztlich in der Summe erst den flamboyant/eklektischen Stilmix rechtfertigt und erklärt, mit dem sich Morgans LUVCAT heutzutage musikalisch präsentiert.

Aber erst mal der Reihe nach: Noch als Teenagerin wurde SOPHIE MORGAN beim Singen in einem Kirchenchor während einer Hochzeitsfeier des THE VERVE-Bassisten SIMON JONES 'entdeckt' – der die junge Elevin weiland ermutigte, es doch als Songwriterin zu versuchen. Zu dieser Zeit war Morgan offensichtlich in einer Phase der Aufmüpfigkeit, rannte der Legende nach von zu Hause weg, schloss sich als Assistentin eines Zauberers einem Pariser Zirkus an, mit dessen Direktor sie anschließend eine Affäre anzettelte, bevor sie nach England zurückkehrte und dabei eine Spur verflossener Beaus zurückließ, die sie bis heute als Schatten der Vergangenheit heimsuchen.
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Irgendwann begann sie dann tatsächlich eigene Songs zu schreiben, die von Jones in Szene gesetzt wurden, und veröffentlichte bis 2023 insgesamt drei Folk-Pop-EP's unter ihrem eigenen Namen.
Bei einer Jam-Session mit ihren Musikern, die sie bis heute als LUVCAT-Band unterstützten, kam sie dann allerdings zu der Erkenntnis, dass es da noch mehr geben könnte, als sich mit jüngeren Mädchenpop-Konkurrentinnen zu messen. Das war die Geburtsstunde des Projektes LUVCAT, mit dem sie als Songwriterin und Performerin (wie sie sagt) zu ihren Roots zurückkehrte: Also die Zeiten des Drama-, Romantic-, Dark- und Kook-Pop bzw. des Glam-Rock und der New Wave, über die sie durch ihren Vater selbst an die Musik herangeführt worden war.
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Auf dem nun vorliegenden Debüt-Album „Vicious Delicious“ präsentieren LUVCAT nun eine Sammlung abenteuerlich verdrehter Mörderballaden („He’s My Man“), Science Fiction-Traktate („Alien“), Burlesk-Dramen, („Lipstick“) oder augenzwinkernder Sleaze-Operetten („Love & Money“). Musikalisch hat es sich dabei mit dem Folk-Pop. Stattdessen zitiert LUVCAT augenzwinkernd ihre musikalischen Inspirationsquellen wie – selbstredend – THE CURE, aber auch FLEETWOOD MAC, T-REX, DAVID BOWIE oder NICK CAVE und präsentiert sich dabei als filmreife, theatralische Pop-Diva, die es sich leisten kann, den legendären Punk-Poeten JOHN COOPER CLARK in einem Video-Remix ihrer Hit-Single „He’s My Man“ zum Opfer ihrer Mord-Phantasien zu machen.
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Kaum zu glauben – aber SOPHIE MORGAN besteht darauf, dass es sich bei LUVCAT keineswegs um einen Avatar, einen Charakter oder ein Alter Ego handelt, sondern um eine pure Repräsentation ihrer selbst.
LUVCAT – so sagt SOPHIE MORGAN – sei sie selbst, denn so absurd und abenteuerlich überhöht ihre Songs auch erscheinen mögen: Im Kern basieren die mit anschaulichen Details, Orten und Namen durchsetzten Moritaten auf ihren eigenen Erlebnissen, Erfahrungen und Emotionen – und somit auf der Wahrheit, selbst wenn sie nicht so weit geht, ihre Gift- und Kettensägen-Killer Phantasien irgendwann in die Realität umsetzen zu wollen. Sich selbst nimmt sie nämlich längst nicht so ernst wie ihre Musik und Texte.
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FAZIT: Wirklich neu ist das, was LUVCAT auf dem Debüt-Album „Vicious Delicious“ präsentiert, natürlich nicht. Allerdings passt der Ansatz des von anschaulichen Kostümierungen und Dramatisierungen begleiteten Dark-Romantic- und Retro-Pop sehr gut in die Szene, in der bereits etabliertere Kolleginnen wie THE LAST DINNER PARTY, PARIS PALOMA oder FREYA RIDINGS eine jüngere Generationen meist weiblicher Fans (für die das dann doch wieder neu ist) im Happening-Stil an diese theatralische Art der Musik heranführen. LUVCAT bzw. SOPHIE MORGAN ist/sind bereits jetzt dabei, in die erste Riege eben dieser Szene aufzusteigen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.10.2025

Tracklist

  1. Lipstick
  2. Alien
  3. Matador
  4. Dinner @ Brasserie Zedel
  5. He’s My Man
  6. Vicious Delicious
  7. Love & Money
  8. Spider
  9. Emma Dilemma
  10. The Kazimir Garden
  11. Laurie
  12. Blushing
  13. Bad Books

Besetzung

  • Bass

    Sophie Morgan

  • Gesang

    Sophie Morgan, Will Paquet

  • Gitarre

    Thomas Fripp, Will Paquet, Sophie Morgan

  • Keys

    Sophie Morgan

  • Schlagzeug

    Andy Richmond

Sonstiges

  • Label

    AWAL Recordings

  • Spieldauer

    47:23

  • Erscheinungsdatum

    31.10.2025

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