Das Subgenre Coldwave ist, entsprechend seines Namens, ein elektronisches Konglomerat aus kalten, distanziert wirkenden Klängen. Das bedeutet im Falle der Leipziger MANTAROCHEN, dass unterkühlte, mitunter nervös zuckende Musik zwischen Wave-Versatzstücken und mancher Punkrock-Gitarre auf stoische Rhythmen (gerne auch elektronisch platt klingend) und distanziert wirkenden Gesang trifft. Hierbei vermittelt gerade die Stimme von Frontfrau Diana den Eindruck von Kälte und emotionaler Distanz.
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Die Musik wirkt wie zugeschnitten auf den einsamen Tanz in einer Stadtrand-Diskothek. Der Schritt vom Club auf den nackten Asphalt ist nur einen Drink weit entfernt, aber hier wird eh nicht der Gesellschaft wegen getanzt. Hier entsteht Bewegung aus einem inneren Drang heraus. Fast wie ein nervöser Tick, der von bassgetriebenen Stoizismen wie „Not a Rabbit“ unweigerlich angetrieben wird.
„Steamy Nights“ dagegen lässt beinahe sowas wie Lebensfreude zu, zumindest entsteht dieser Eindruck beim anfänglichen Hören der Gitarrenmelodie im Refrain, die sich mit hellem Klang schnell im Ohr festbeißt.
„Shadow“ macht seinem Namen danach aber alle Ehre. Die Finger des Bassisten zucken nervös über sein Instrument, während die unterkühlt tickende Drum-Machine ihr Werk verrichtet und die sprichwörtlichen Schatten vor dem geistigen Auge des Hörers zum Leben erweckt.
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Ob es da wirklich viel bringt, Staub zu zählen, um den vorherigen Erscheinungen zu entkommen, ist fraglich. Aber „Count the Dust“ bringt ein klammes Vibrato am Synthesizer mit, das sich in „Pull Me“ im Äther der nebulösen Stimme verirrt und den Hörer ein wenig plan- und haltlos zurücklässt.
Ist das jetzt vertonte Nervosität? Künstlerische Katharsis? Beides? ‚It is hard, but I try‘ singt Fronterin Diana und fasst damit vielleicht den Anspruch dieses Songs, aber auch dieses Tapes, treffend zusammen.
Dass sich MANTAROCHEN am Ende in der Wüste verlieren, überrascht dann auch nicht wirklich, denn bekanntlich wird es dort in der Nacht sehr kalt, was als Stimmungsvergleich zum nervös trippelnden Post Punk dieser Truppe bestens passt.
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FAZIT: MANTAROCHEN gehen auf „Cut My Brainhair“ zwar einen kleinen Schritt aus der Introvertiertheit des Vorgängers heraus, bleiben im Kern aber nachtliebende Düster-Punker, der alles andere als Farbenfreunde sind. Zwar suhlt sich die Band nicht mehr ganz so hingebungsvoll im eigenen Elend wie auf der Vorgänger-EP „In The Badgers Cave“, aber das Herz der Musiker scheint immer noch eher hektisch getrieben zu schlagen, als freudvoll in der Brust zu erblühen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2025
It’s Eleven Records
18:25
07.03.2025