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Messa: The Spin

Stil: Doom Metal und mehr

Cover: Messa: The Spin

Freunde des 2022 erschienenen Vorgängers „Close“ mögen von der aktuellen Platte dieser italienischen Ausnahme-Doom-Combo vielleicht ein bisschen enttäuscht sein; denn „The Spin“ kommt in Sachen Songwriting deutlich geradliniger daher, während Gesang und Gitarre noch harmoniereicher tönen. Dennoch wäre es leidlich verfehlt, MESSA Ausverkauf zu unterstellen; die guten 40 Minuten beinhalten nämlich wie gehabt vielfältige, ästhetisch wertvolle Kunst, dargeboten von ausgesprochen talentierten Musikern. Auf lange Sicht wird man also vielmehr damit rechnen müssen, dass MESSA mit „The Spin“ ihre Fanbase erster Stunde nicht vergrätzen, sondern diese um neue Anhänger erweitern.

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Eingedenk der „wavigen“ Momente („Void Meridian“, „At Races“) könnten sich zukünftige Hörer der Italiener etwa aus dem DOOL-Lager rekrutieren, wenngleich das Œuvre der Niederländer – das muss man fairerweise erwähnen – nicht mit analoger Stimmgewalt eingesungen wurde. Ebenfalls brauchen MESSA nicht drei Gitarristen, um spannungsgeladene, leidenschaftliche Songs zu erzeugen. Dem Zeitgeist, namentlich einer Renaissance des Post Punk, wollen sie sich anscheinend trotzdem nicht verschließen.

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Was „Close“-Freunde sicherlich erfreuen wird: das nach wie vor formidabel aufspielende Italo-Quartett ist keine gewöhnliche „female fronted“ Doom-Band. Damit würde es wohl auch im Dickicht weniger herausragender Acts desselben Genres verschwinden. Vielmehr zeichnet „The Spin“ ein konsequenter stilistischer Bruch mit dem Doom-Fundament aus, was unter anderem daran manifest wird, dass Saitenhexer Alberto nonchalant zwischen den musikalischen Elementen changiert.

Wer das nicht glaubt, möge sich den progressiv angehauchten Longtrack „The Dress“ zu Gemüte führen, der nach kernigen Riffs der härteren Gangart plötzlich in jazzige Leichtigkeit hinübergleitet (inklusive stimmungsvollem Trompeteneinsatz) und zum Schluss noch eines von vielen gigantischen Gitarrensoli offenbart. An anderer Stelle des Albums kleben rote Erde und staubiger Wüstensand am Griffbrett (man höre die Westerngitarre zu Beginn von „Reveal“), bevor angeschwärztes Tremolo-Picking norwegische Kälte verbreitet („Thicker Blood“).

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Nicht nur „The Dress“, sondern beispielsweise auch das pianodurchsetzte „Immolation“ sind dabei spielerisch und kompositorisch am Limit, nicht zuletzt deshalb, weil immer wieder Freiräume geschaffen werden, um Saras Gesangslinien würdig zur Geltung zu bringen. Obschon sie emotional weniger nachhaltig im Vergleich dazu erscheint, sticht die Nummer „Reveal“ durch ihre flott inszenierten Arrangements zumindest in puncto Härte und Geschwindkeit heraus.

FAZIT: Angesichts der Tatsache, dass MESSA freigeistige Kompositionen als strukturell, musikalisch und vokalisch eingängiges Liedgut anbieten, muss man zweifelsohne konstatieren: Dieser südeuropäische Vierer spielt in seiner eigenen Liga. Indes, nicht alles auf „The Spin“ ist von derselben zupackenden Emotionalität und Genialität wie „The Dress“. Dessen ungeachtet, werden MESSA ebenso 2025 ihrem Ausnahmestatus gerecht.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.04.2025

Tracklist

  1. Void Meridian (4:28)
  2. At Races (5:59)
  3. Fire on the Roof (4:32)
  4. Immolation (4:46)
  5. The Dress (8:14)
  6. Reveal (4:54)
  7. Thicker Blood (8:44)

Besetzung

  • Bass

    Marco

  • Gesang

    Sara, Rocco

  • Gitarre

    Alberto

  • Keys

    Alberto

  • Schlagzeug

    Rocco

Sonstiges

  • Label

    Metal Blade Records

  • Spieldauer

    41:37

  • Erscheinungsdatum

    11.04.2025

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