Die lärmenden Franzosen-Punks von PAMPLEMOUSSE wollen mit ihrem Albumtitel nicht etwa die Zerstörungswut von Edelkeramik suggerieren, sondern bieten auf „Porcelaine“ bisweilen einen rauschhaften Soundtrack zur nächsten Ein-Mann-Party in der heimischen Handwerkergarage.
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In Stücken wie „Smile the Num“ trifft tragikgetränkter Neunziger Jahre-Grunge auf psychedelische Melodieanflüge, die bisweilen auch von BLACK SABBATHs „Sweet Leaf“ inspiriert sein könnten. Was auf dem Blatt als krude Mixtur erscheint, funktioniert als musikalischer Mix aber erstaunlich gut. Vorausgesetzt der Hörer ist einem Wechselspiel von expressiver Energie und introvertiertem Seelenstriptease nicht abgeneigt.
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Ein Stück wie „Every story has an end“ schleicht sich mit psychedelischer Klangfarbe ins Ohr und entwickelt sich zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, die weniger Hoch- als Tiefschläge bereithält, aber doch ungemein nahbar wirkt.
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Dass es daraufhin im Anschluss noch einmal energischer lärmt, erscheint nur logisch, denn die aufgestaute Wut muss raus. Entsprechend kantig erscheint das Finale „Brick Head“, das u.a. durch den verzerrten Gesang einen gewissen Noise-Charakter mitbringt, der einen interessanten Gegensatz zur grundlegend entspannten und reduziert erscheinenden Instrumentalarbeit des Stücks bietet.
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Zwar wird die zu Beginn gestellte These, die Band sein „More beautiful than Madonna“ am Ende nicht zweifelsfrei bewiesen (ohnehin liegt eine solche Einordnung im Ohr des jeweiligen Hörers), aber als Soundtrack für den aufkeimenden Herbst eignet sich „Porcelaine“ doch recht gut. Denn unter der aufgekratzten Spannung der Musik verbirgt sich ein zerbrechliches Emotionskonstrukt, das nie so ganz erfasst werden kann/will.
Passend, um sich und seine Existenz bei einer heißen Tasse Tee an einem verregneten Herbstabend infrage zu stellen.
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FAZIT: PAMPLEMOUSSE zerschlagen wohl kaum „Porcelaine“, aber das Emotionskleid der Musiker scheint doch etwas dünner gewebt zu sein. Denn eine gewisse Sturm- und Drang-Attitüde lässt sich hier nicht leugnen. Ob die feist grinsenden Kinderfratzen, die vom Albumcover auf den Hörer starren, diesbezüglich ein Wink mit dem Zaunpfahl sind, klärt die Musik allerdings nicht abschließend. Nichtsdestotrotz bietet das Album einen Soundtrack zum herbstlichen Chaos der Emotionen oder zur Nicht-Akzeptanz der Tatsache, dass der Sommer langsam aber sicher sein (vorläufiges) Ende findet.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2025
Nicolas Magi, Sarah Lenormand
Nicolas Magi
Sarah Lenormand
A Tant Rever du Roi
36:29
26.09.2025