Manchmal ist es an der Zeit, wirklich darüber nachzudenken, wohin denn nun die Musik-Reise wirklich gehen soll – zumindest wenn man RANTANPLAN heißt und sich in den ewiggleichen Ska-Punk-Wiederholungen erschöpft. Gebläse trifft auf deutschsprachigen Punk-Rock mit sprech-gesungenen Texten, die man aus inhaltlicher Sicht oft kaum versteht. Das reicht einfach nicht – und vor allem noch weniger, wenn auf dem permanent gleichen temporeichen Niveau mit den ebenso gleichen Rhythmen zwei LP-Seiten gefüllt werden. Das Sympathischste daran sind tatsächlich nur noch die Trompeten und Posaunen.
Wer's nicht glauben möchte, den belehrt der Album-Opener „Thu den Ska“ bereits eines Besseren.
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Vor nunmehr bereits acht Jahren stellte Kollege Schiffmann völlig zutreffend im FAZIT seiner Review zu <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2017/Rantanplan/Licht-und-Schatten/" target="_blank" rel="nofollow">RANTANPLANs „Licht und Schatten“</a> fest: „Entweder hören die Veteranen auf, sich zu wiederholen, und kehren ihren Willen zur Innovation entschieden hervor, oder sie sollten sich auflösen.“
Zwei Jahre später setzte er dann völlig zurecht noch zu <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2019/Rantanplan/Stay-Rudel-Stay-Rebel/" target="_blank" rel="nofollow">„Stay Rudel – Stay Rebel“</a> hiermit einen drauf: „Wo andere mit wehenden Fahnen untergehen, tun es RANTANPLAN traditionell mit Posaunen und Trompeten.“
Für die Jungs jedenfalls scheint eine Song wie „Fass die Uhr nicht an“ zum Programm geworden zu sein, indem sie in der Zeit stehengeblieben sind und sich auf das Ewiggleiche besinnen. Aber nein, diese Ska-Punk-Songs sind nicht zeitlos sondern beliebig austauschbar.
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Leider scheinen sich RANTANPLAN in ihrer Entscheidung auf die Wiederholungen festgelegt zu haben. Und das macht einfach auf die Dauer bei „Blast Off NY“ wirklich keinen Spaß. Dazu kommt die sich ebenso dumpf wiederholende Kapitalismus-Kritik. Als hätten wir anno 2025 wirklich keine anderen Probleme, während hier permanent unsere Wirtschaft – die nunmal (Über-)Lebensgrundlage unseres Wohlstandes ist – den Bach runtergeht und ein sich an die Macht gelogener Kanzler wie Münchhausen mit Pinocchio-Nase auf der Kanonenkugel durch die Weltgeschichte fliegt und Kriegsfantasien, die immer realer zu werden scheinen, verbreitet, während RANTANPLAN, in Erinnerungen an alte Platten schwelgend, feststellen: „Wir sind nicht die Onkelz“ und dass sie trotzdem Hosen tragen.
Muss man das verstehen?
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Das Album wurde in nur vier Tagen im Februar des Jahres eingespielt. Das hört man an der klingenden und textlichen Ideenlosigkeit, an der man in erster Linie allerdings die gelungene Soundabmischung und das fein murmelfarbene Vinyl loben sollte. So gesehen also live im Studio aufgenommen und nicht mit irgendwelchen Overdubs aufgehübscht. Auch das spricht für RANTANPLAN.
Viel mehr Lobenswertes ist ansonsten nicht zu finden.
Nur noch eins: Dass man im Promo-Schreiben sogar eine Parallele zu TON STEINE SCHERBEN zieht, kommt im Grunde einer Frechheit gleich.
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FAZIT: Sie bleiben sich jetzt seit nunmehr 30 Jahren treu. Schade! Denn was die Ska-Punker aus Deutschland musikalisch wie textlich zu bieten haben, ist biederes, sich wiederholendes und langweilendes Mittelmaß. So sehr auch RANTANPLAN einen auf dicke Ska-Punk-Hose machen, so sehr bedienen sie die ewig gleichen Klischees aus Posaune-und-Trompeten-Gebläse plus rotziger Punk-Affinität im deutschsprachigen Sprech-Singsang vorgetragen, der seine Wut auf alle liberalen Kleinbürger ablädt und eine permanente linke „Revolution“ einfordert (Die Jungs können von Glück reden, dass sie nicht in der DDR hinter einem 'Antifaschistischen Schutzwall' großgeworden sind!). Da kann ich leider nur Kollege Schiffmanns Fazit zustimmen, als der schon 2019 feststellte: „So etwas von einer Szene-Institution vorgesetzt zu bekommen, macht abwechselnd traurig und wütend.“ Eine andere Feststellung kann man auch zu „Blast Off NY“ nicht treffen.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2025
Benno Kupsa
Torben Möller-Meissner, Benno Kupsa
Torben Möller-Meissner
Marlon Fertinger
David Sinaj (Posaune), Ulf Nicolai Werner (Trompete)
Hamburg Records/Kontor
39:00
19.09.2025