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Teramaze: The Harmony Machine

Stil: Progressive-Rock und -Metal

Cover: Teramaze: The Harmony Machine

So sehr es uns der Album-Titel des aktuellen TERAMAZE-Albums auch weismachen will: Ganz so harmonisch wie versprochen klingt diese (Musik-)Maschine auf „The Harmony Machine“ doch nicht, sondern sie fährt mit viel metallischem Dampf und ruckligen progrockenden Spitzfindigkeiten durch die Höhen und Untiefen des Prog-Metal.

Eins jedenfalls bleibt festzustellen: Zum Glück sind TERAMAZE von ihrem akustischen Kuschel-Ausflug der Marke <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2024/Teramaze/Teracoustic-Sessions--Volume-1/" target="_blank" rel="nofollow">„Teracoustic Sessions“</a> zurück und besinnen sich wieder auf ihre progmetallischen Leisten statt mit Akustik-Stilettos durch einen watteweichen Siebtehimmel-Kosmos zu schlafwandeln.
Stattdessen beschwören sie diesmal den Cyborg herauf.
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„The Harmony Machine“ fährt eine breite Mixtur aus Metal plus Prog plus effektvolle Electronics und Verfremdungen plus ein düsteres Konzept und kleine Spritzer unterschiedlicher Genre – von Pop bis sogar Rap-Gesang im Album-Opener „Like A Cyborg“ – auf. Vieles bekommt dabei, getreu dem Titel und Konzept, eine fette, kalte maschinelle Struktur verpasst. Wichtig sind hierbei aber immer die Melodien, denen unverkennbar so einiges Pop-Appeal innewohnt. Die Gitarren riffbrettern kräftig und metallisch los, nehmen sich aber auch immer ein paar (ganz seltene) akustische Auszeiten („Sinister“), während sich der Schlagzeuger größtenteils die Seele aus dem Leib trommelt.
Man gewinnt tatsächlich den Eindruck, dass TERAMAZE nach ihrem akustischen Ausflug beweisen wollen, dass sie eben doch die echt harten Jungs sind. Und ja: Diese Seite steht ihnen eindeutig besser, wie die größtenteils (über)druckvolle „The Harmony Machine“ beweist, die aber immer auch den Hang zu großen hymnischen Momenten genauso wie zu hardrockigen Retro-Erinnerungen in sich trägt.
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Leider kommt TERAMAZE bei ihren größtenteils kürzeren oder mittellangen Songs ein wenig die komplexen Momente abhanden, die einfach durch die geradlinig metallischen vertrieben zu werden scheinen. Das jedenfalls klang auf einigen der vorangegangenen Alben schon deutlich besser, auch wenn die australischen Prog-Metallisten das noch auf ihrem letzten, dem finalen Titeltrack in seinen knapp 9 Minuten Laufzeit zu retten versuchen. Insgesamt kommt so leider doch über die gut 51 Album-Minuten eine zu dynamisch ausgerichtete Eintönigkeit zum Ausdruck, die dem Metallisten eindeutig mehr zusagen wird, als dem Freund komplexer Prog-Rock-Klänge.
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Die Story ist dafür – ziemlich passend – in bester orwellscher Dystopie gehalten. Spannend und vorausschauend gelungen und aus heutiger Sicht bestens vorstellbarer: Eine neue Welt ist entstanden, die Verschmelzung des Menschen mit der Technologie kennt keine Grenzen und setzt sich unaufhaltsam fort, bis man nicht mehr sagen kann, wo das Humanwesen beginnt oder bleibt und die Technologie endet.
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Der Mensch entmenschlicht sich so gesehen mit der Technik im Computer-Zeitalter selbst – und die KI scheint wie selbstverständlich zu übernehmen. Gute Absichten hat sie dabei nicht, denn sie – die künstliche Ausgeburt der menschlichen Schöpfung – erhebt sich über ihre 'Schöpfer', um diese zu beherrschen und nach und nach zu zerstören.
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Warum TERAMAZE dieses Mal aber keine einzige Ballade, die eigentlich immer auch zu ihren absoluten Stärkten gehört (und sich durchaus bei dem Konzept auch angenehm als eine Art hoffnungsvoller Kontrapunkt hervorheben hätte können), mit in das Album einfließen lassen, bleibt rätselhaft und enttäuschend. So retten sie sich mit dem letzten Longtrack zwar noch in Richtung dramatisches Prog-Epos, aber der (be)ruhige(nde) Hoffnungsschimmer aus musikalischer wie textlicher Sicht bleibt aus. Ein echter Malus des Albums. Was auf dem Vorgänger (viel) zu viel war, ist nun (viel) zu wenig. Schade. Manchmal kommt es eben doch auf eine ausgewogene und gelungene sowie abwechslungsreiche Mischung an.
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FAZIT: Zurück zu alter Härte und zu den konzeptionellen Grauen, die sich hinter der Vereinnahmung einer Gesellschaft durch die KI entfalten! Das ist das offensichtliches Konzept der australischen Prog-Metallisten TERAMAZE, die nach ihrem ruhigen Akustik-Ausflug wieder voll und ganz auf unerbittliche Härte und hymnische Melodien setzen. Warum sie diesmal allerdings die ruhigeren genauso wie die komplexeren Prog-Momente so inflationär zurückfahren, ist unverständlich, auch weil der Album-Titel „The Harmony Machine“ einen anderen Ansatz vermittelt, der sich in Musik und Text als ein echt beängstigendes Chaos-Maschinen-Monster erweist. Eins der metallischsten und dynamischsten TERAMAZE-Alben, aber nicht eins ihrer besten.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2025

Tracklist

  1. Like A Cyborg
  2. Bullet To A Pharaoh
  3. Gloom
  4. Ending Of All
  5. Sinister
  6. Perfect World
  7. Desire Colours N Lust
  8. Black Sound
  9. The Harmony Machine

Besetzung

  • Bass

    Andrew Cameron

  • Gesang

    Nathan Peachey, Dean Wells

  • Gitarre

    Chris Zoupa, Dean Wells

  • Keys

    Dean Wells, Dave Holley

  • Schlagzeug

    Nick Ross

Sonstiges

  • Label

    Wells Music/Just For Kicks

  • Spieldauer

    51:39

  • Erscheinungsdatum

    23.05.2025

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