Sachsen und Ungarn eint offenbar der Frust über fehlgeschlagene Demokratien (failed democracies), wie es ŸDEG nach eigener Aussage kundtun. Die Verbindung zu Ungarn wird nicht nur im Bandnamen deutlich, sondern auch in den Texten, bei denen der Nicht-Ungar nur Bahnhof versteht.
Für das vermittelte Gefühl der Musik, ist diese Sprachbarriere aber unerheblich. Denn die Wut und die Verzweiflung, die offenbar in den Musikern brodelt, wird in allen Stücken deutlich. Dabei bewegen sich die Songs stilistisch irgendwo zwischen Post-Punk und Post-Hardcore und leben in erster Linie von ihrer unmittelbaren Stimmung.
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„Bajok“ etwa wütet, trotz eines verzweifelten Untertons, recht ungeniert durch die Botanik, während sich z.B. der Opener „+36“ als nervös aufreibender Melancholiker präsentiert. Dabei zeichnet sich die Musik stets durch eine treibende Energie aus, die vom präsenten Bass in allen Songs angenehm voll und warm klingend untermauert wird.
Mit etwas mehr Dreck unter den Fingernägeln schrammelt „Ui“ drauflos und präsentiert einige Dissonanzen im Gitarrenbereich, die aber doch kaum schräg oder angestrengt klingen. Stattdessen führen sie emotional auf den erwähnten Wüterich „Bajok“ hin, ehe das knappe „Senkit sem“ Trostlosigkeit ausstrahlt.
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Ähnlich verhält es sich mit „Dicsö múltból“, das aber durch eine gewisse Leichtigkeit im Gitarrenbereich besticht, wodurch sich ein interessanter Kontrast zum scheinbar wirr gesprochenen Text ergibt. Denn die raue Stimme scheint sich in Verzweiflung zu suhlen, was auch vom beständig warmen, fast tanzbaren Basspart kontrastiert wird.
„M5“ reizt im Anschluss manche Noise-Referenz weiter aus, das Singsprech nimmt zu, während der Refrain Fahrt aufnimmt und wie für Live-Eskalationen gemacht zu sein scheint.
„Középszerü szar“ groovt zu guter Letzt wieder etwas wärmer, die Noise-Referenzen rücken in den Hintergrund und machen Platz für einen Funken Hoffnung. Zumindest scheint der Gitarrenton wieder mehr in Richtung Aufbruch zu tendieren, was auch von der brodelnden Energie des Grooves unterstützt wird.
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FAZIT: Mit etwas mehr als einer Viertelstunde Spielzeit agieren ŸDEG auf „Elme“ von sämtlichem Ballast befreit und begreifen Musik als emotionale Katharsis. Zwischen Hardcore-Punk und Post-Rock geht diese Ungarn/Sachsen-Connection dabei höchst eigenwillig ans Werk, vergisst aber weder den Reiz von Melodien, noch den Trotz des Punk- bzw. Hardcore-Genres. Womit sich diese EP als spannendes Kurzwerk zwischen den genannten Subgenres darstellt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.04.2025
It’s Eleven Records
17:04
23.03.2025