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Seven Steps To The Green Door: Step In 2 My World (Review)

Artist:

Seven Steps To The Green Door

Seven Steps To The Green Door: Step In 2 My World
Album:

Step In 2 My World

Medium: CD
Stil:

Jede Schublade sprengende Fusionsmusik

Label: Progrock Records / Just For Kicks
Spieldauer: 65:49
Erschienen: 04.11.2008
Website: [Link]

Irgendwie hatte ich es schon geahnt. Vielleicht besitze ich auch hellseherische Fähigkeiten und sollte mich statt Musikkritiken zu schreiben auf Kristallkugeln konzentrieren, um gutgläubigen, zahlungskräftigen Einfaltspinseln die Zukunft vorherzusagen. Als ich nämlich die ersten sieben Schritte in Form eines Puzzle-Teils vor mir liegen hatte, schrieb ich zu dem 2006er Werk von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, wohl auch ein wenig durch die unglaubliche Vielfalt der Musik verunsichert, die noch nicht mal vor Rap-Klängen Halt machte, solche Zeilen wie:

„Mit ihrem Debut ‚The Puzzle’ kreiert diese junge ostdeutsche Band ein musikalisches Kaleidoskop in den buntesten Farben. Hier entstand ein musikalischer Silberling, der noch die Suche nach etwas völlig Neuem darstellt, und so bei jedem aufgeschlossenen Hörer riesige Neugier erwecken muss. Wenn sich SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR beim nächsten, bereits angekündigten Album endgültig finden sollten, dann steht uns wahrscheinlich ein ganz großes Meisterwerk bevor.“

Step In 2 My World“ ist es tatsächlich geworden, ein Selbstfindungsalbum, in dem die Musiker alle Freiheiten erhalten, ihr musikalisches Können bis an ihre Grenzen auszuloten, sich darin auszutoben und am Ende ein kleines, in sich geschlossenes Meisterwerk zu verwirklichen, das progressiv, jazzig, poppig, rockig, verrückt, verträumt, abgefahren und zugleich perfekt durchdacht klingt. In keiner einzigen der 66 Minuten hat man den Eindruck, dass die Musik dem Selbstlauf überlassen wird. Laufend wechseln die Stimmungen, nicht etwa von Titel zu Titel, sondern mitunter von Minute zu Minute und schon nach dem ersten Komplettdurchlauf des Albums bleibt ein verblüffter Hörer zurück, der sich fragt, ob er wirklich so unglaublich viel Unterschiedliches auf nur einer einzigen CD vernommen hat.

Die Musik gleicht dem Öffnen eines Überraschungseis, bei dem man nach langem Klappern seine neugierige Hoffnung und ein wenig Geld investiert hat, um darin ein Figürchen aus der Sonderserie zu entdecken – doch plötzlich springt einem die komplette Serie entgegen! Und als wäre das nicht schon genug, gibt’s noch ein paar zusätzliche Sahnehäubchen, wie den aktuellen Sänger der STERN-COMBO MEISSEN, Larry B, der „Moon Talks To Me“ zu einer Ballade werden lässt, die mit verspielten elektronischen Klängen beginnt, um dann zu einem sanften Klanggebilde zu werden, welches nicht nur gefangen nimmt, sondern ein kleines Musiktraumschloss errichtet, das mal zerbrechlich, mal regelrecht fordernd klingt, mal verfremdet wird, mal in seiner Klarheit kaum zu übertreffen ist. Unglaublich, wie viele Gefühle in 7 Minuten Spielzeit untergebracht werden können.

Doch bis der Mond zu einem spricht, muss man sich erst einmal gedulden und so ziemlich alle musikalischen Hürden eines progressiv-jazzig-poppig-balladesk-verrückt klingenden Albums überspringen, um den Schritt in die Welt von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR machen zu können. Eine Welt, in deren Booklet-Mikrokosmos Musiker von riesigen „Piggy-Monster“-Frettchen namens Lane bedroht werden, die sich auf die Suche nach ihrer Freundin Penny befinden oder wo man in Nussschalen durch die Gosse schippert und in Schneckenhäusern eine faszinierende Unterkunft findet. Auch Pilze und Tausendfüßer erscheinen (über-)lebensnotwendig, ob nun als Nahrung oder als Gefährt. Verrückt!? Ja, im positiven Sinne total verrückt! Denn was das Booklet ankündigt, bringt die Musik zur Vollendung!

Symphonische Streicher eröffnen in „New Rising“ das Sieben-Schritte-Universum. Doch schon nach ein paar Sekunden wird georgelt auf Teufel komm raus, die E-Gitarren schmettern metallische Motive durch die Gegend, um von einer Klarinette und harmonischen Gesängen ausgebremst zu werden. Da fühlt man sich schon mal an TOXIC SMILE erinnert, aber nur in den härteren Momenten. Alles andere geht völlig eigenständige Wege, die ihren extremsten Schritt dann wohl mit „My Mr. Lovely Singing Club“, einem Jazz-Titel mit Lachsack, wagen.

Ansonsten gibt es hier tolle Sänger, fantastische Melodien, zarte Balladen, hammerharte Riffs, elektronische Spielereien, klassisch angehauchte Kompositionen, durchdachte Arrangements und die pure Leidenschaft zu hören. Musikalisch ist das garantiert kein Mikro-, sondern ein Makro-Kosmos, da kann einem das Booklet vorgaukeln, was immer es will. Hier kommt nicht Penny, hier kommt nicht Lane … hier kommt grenzenlose Musik, die in keiner Sekunde grenzwertig ist!

FAZIT: Es ist vollbracht! Und zwar bereits beim zweiten Schritt. Nach ihrem Debut „Puzzle“ werfen die ostdeutschen Kreativ-Musiker ein Album auf den progressiven Musikmarkt, das in seiner Vielfalt kaum noch zu übertreffen ist. Was für Alice das Wunderland war, sollte für den Prog-Liebhaber der Schritt in die SEVEN-STEPS-WELT sein.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 8124x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • New Rising
  • Stay Beside
  • Step Into My World
  • Melissa
  • My Lovely Mr. Singing Club
  • Attract Me
  • Paid For Glance
  • Moon Talks To Me
  • Rising Shore
  • Closer
  • Out Of Clouds (Bonus Track)
  • The Making Of (Bonus Track)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 02.10.2011

User-Wertung:
14 Punkte

"Nun sitz' ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!"

Nein, nein - keine Angst, ich werde hier niemanden mit weiteren Klassiker-Zitaten belästigen. Aber als ich diese Kritik geschrieben habe, konnte ich nicht ahnen, dass der Kopf der Band, MAREK ARNOLD, kurze Zeit später Kontakt mit mir aufnimmt und mich darum bittet, eine Geschichte für ihr geplantes drittes Album zu schreiben.
THE?BOOK ist nun, drei Jahre später, Wahrheit geworden - aber ich verspreche hier hoch und heilig, dass ich, als ich die Kritik für "Step In 2 My World" geschrieben habe, noch nichts von dem Vorhaben dieser Band ahnte, mich in ihr drittes Album mit einzubinden.

Meine Begeisterung kennt nach wie vor keine Grenzen und der Punktwert und die Kritik kamen zustande, als ich noch nicht im Entferntesten ahnte, was für eine seltsame Geschichte mich kurze Zeit später mit SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR verbinden sollte!
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