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Anyone's Daughter: Anyone's Daughter (Review)

Artist:

Anyone's Daughter

Anyone's Daughter: Anyone's Daughter
Album:

Anyone's Daughter

Medium: CD
Stil:

Melodic Prog

Label: Tempus fugit
Spieldauer: 52:25
Erschienen: 23.11.2012
Website: [Link]

Üblicherweise stellen titellose Alben das Debüt einer Band dar. ANYONE’S DAUGHTER sind die, nicht allzu seltene, Ausnahme der Regel. Ein knappes Jahr nach dem beachtlichen Debüt „Adonis“ erschien das namenlose Zweitwerk, das gleichzeitig für mehrere Jahre den Abschied der Gruppe von englischen Lyrics einläutete.

Als „Adonis“ 1979 veröffentlicht wurde, war die „goldene“ Zeit des deutschen Prog-/Krautrocks eigentlich schon vorbei. Wobei es international kaum besser aussah. Die Paradegäule des angelsächsischen Progs schielten mit mehr als einem Auge Richtung Pop und wurden, wie hinlänglich bekannt, zu Erfolgsgaranten für fast ein Jahrzehnt. Na gut, eigentlich schafften das nur GENESIS und, wenn man ihn denn dazurechnet, MIKE OLDFIELD. CAMEL, GENTLE GIANT, JETHRO TULL, EMERSON, LAKE & PALMER, um nur ein paar zu nennen, bekamen die Ausflüge ins Kurzwellenformat nicht, ergo lösten sie sich auf oder besannen sich (halbherzig) auf ihre Wurzeln. YES wurden zu einer Art One Hit Wonder und konnten den Erfolg von „Owner Of A Lonely Heart“ nur ansatzweise wiederholen.

Den deutschen Bands ging es ähnlich. WALLENSTEIN hatten mit der gar gruseligen „Charline“ („Charline is on my mind, Look at me, oh can't you see I'm blind […] Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah“) einen mittleren Hit, TRIUMVIRAT trieben es im Verbund mit der nahezu kompletten TOTO-Mannschaft („Russian Roulette“) und gingen übelst und zu Recht damit baden. NOVALIS hielten sich mit „Flossenengel“ recht wacker, bevor sie im Sumpf bedeutungslosen Pops mit minimalstem Proghauch versanken. Während GROBSCHNITT vergeblich versuchten auf den NDW-Zug aufzuspringen. Ende absehbar. Nicht umsonst ist die Hagener Band heute Live mit den Klassikern aus den frühen bis mittleren 70ern wieder präsent und zelebriert (symphonische) Aufführungen von „Rockpommel’s Land“ in ausverkauften Konzertsälen.

ANYONE’S DAUGHTER zogen sich achtbar aus der Umbruchs-Affäre. Zwar sind die „kurzen“ Laufzeiten der Songs dem eingefleischten Proggie verdächtig; „Another Day Like Superman“ bringt es gerade mal auf acht Minuten. Der Rest bewegt sich zwischen anderthalb („Azimuth“) und deren fünf („Enlightnment). Aber wer gibt schon was auf Äußerlichkeiten?
Klar ist das nicht hochkomplex und mancher Song besitzt einen Mitsingfaktor, der bereits beim Zweithören zutage tritt. Aber das trifft auch auf „Hey Jude“ zu, und wer da meckert, kann sich gleich in die Ecke stellen und Buße tun. Keine Bange, ich werde ANYONE’S DAUGHTER nicht mit den BEATLES vergleichen, auch nicht mit ABBA und LADY GAGA. Aber verteufelt mir nicht, was man auf Anhieb mitsummen/-singen kann.

So auch bei ANYONE’S DAUGHTER. „Swedish Nights“, „Sundance Of The Haute Provence“ und speziell „Moria“ sollten Live-Klassiker werden, die den Erkennungswert der Band ausmachen. Freundlich, melodiös und von jener gewissen Wehmut beseelt, die aus eher simpel gestrickten Liedchen, Songs mit Langzeitwirkung macht. Dabei biedern sich ANYONE’S DAUGHTER nicht der Neuen Deutschen Welle an und auch nicht dem Konsens-AOR jener Dekade, der zwischen Autowerbung und Fahrstuhlmusik gnadenlos rauf- und runtergenudelt wurde. Es bleibt Platz für gefühvolle Soli, bevorzugt auf Tasteninstrumenten, seltener Gitarre (beides natürlich auf dem längsten Track „Another Day Like Superman“ enthalten), die Stimmung des Album bleibt insgesamt eher dezent sakral als von einlullender Profanität.

Interessanterweise folgten nach „Anyone’s Daughter“ mit „Piktors Verwandlungen“ und „In Blau“ die beiden epischsten Werke der Band, während im Rest der Republik schon der Pogo in Togo getanzt wurde. Danach passierte, was vermutlich passieren muss: Richtungswechsel ins Ungefähre („Neue Sterne“, „Last Tracks“) und anschließend das Adieu. Für fünfzehn Jahre, bis 2001 die hörenswerte Doppel-CD „Requested Document/Live 1980 - 1983“ und das mediokre Studioalbum „Danger World“ erschienen.

Die drei sehr ordentlich klingenden Bonustracks der vorliegenden, remasterten Version stellen tatsächlich eine Bereicherung des Originalalbums dar. Das leicht schräge „Between The Rooms“ kann zwar nicht ganz mit der bestrickenden Studioversion mithalten, aber das abgespeckte „Superman“ und die intime Version des „Sundance Of The Haute Provence“ überzeugen mit Gefühl und Charme

FAZIT: Melodischer Prog der kurzen und besseren Sorte. So hätten CAMEL gerne geklungen, wenn sie nicht den „Single Factor“ gehabt hätten. The Germans would call it „Gefühligkeit“. Als solche ohne Magengrimmen goutierbar. Nachdem GENESIS im weitgehend ideenlosen “And Then There Were Three” zwischen Pomp und gefühlsduseliger Ohrenfolter versandeten und mit „Duke“ ihr 'Welcome To The Plastic Age' feierten, beschritten ANYONE’S DAUGHTER einen anhörbaren Mittelweg zwischen Pop und Prog. Ob man diesen unbedingt suchen muss, steht auf einem anderen Blatt.
Das richtige Nett. Nicht der kleine Bruder von Scheiße.

Jochen König (Info) (Review 5690x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Swedish Nights
  • Thursday
  • Sundance Of The Haute Provence
  • Moria
  • Enlightment
  • Superman
  • Another Day Like Superman
  • Azimuth
  • Between The Rooms
  • Superman (Bonus-Live in Frankenbach 1980)
  • Between The Rooms (Bonus-live in Baden-Baden 1980)
  • Sundance Of The Haute Provence (Bonus-Live in Baden-Baden 1980)

Besetzung:

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