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Eric Baule: Revelations Adrift (Review)

Artist:

Eric Baule

Eric Baule: Revelations Adrift
Album:

Revelations Adrift

Medium: CD
Stil:

Progessive Rock und Metal

Label: Eigenvertrieb / Suze, Spirit Of 66 And Prog
Spieldauer: 61:24
Erschienen: 23.03.2015
Website: [Link]

ERIC BAULE ist ein Glücksgriff für alle Freunde von GENESIS und den ruhigeren PINK FLOYD, in denen hymnische Gitarren sich in himmlische Höhen erheben und mit einem DAVID GILMOUR gemeinsam auf seine Insel verdrücken können, um dort im Einklang mit dem zarten Rauschen der Wellen akustische und elektrische Melodien fließen zu lassen. Sofort versteht man auch das Cover-Bild mit dem herrenlosen, am Strand liegenden Fahrrad und den Album-Trailer, der von intensiven Naturaufnahmen lebt. Doch so schön und natürlich wie diese Bilder anfangs erscheinen, sie führen uns - genauso wie das einfach wundervoll gestaltete Digi-Pack mit allen Texten und herrlicher Naturgraphik - in die Irre. Denn beispielsweise können die Gitarren auch ganz anders, wenn sie plötzlich ihre SYMPHONY X im DREAM THEATER aufführen und mit metallischen Strudeln aus den zarten Wellen, die an den Strand rollen, riesige Brecher werden lassen. Dann nämlich wird aus „Revelations Adrift“ der spanischen Prog-Band ERIC BAULE, die sich federleicht zwischen Neo bis Metal bewegt, das wahre Ungeheuer Prog Ness.

„Do you hear your inner voice?“ lautet die erste und einzige Frage, die uns beim Öffnen des vierteiligen Digi-Packs entgegen springt. Natürlich könnte man diese Frage ignorieren und einfach die nächste Seite öffnen. Doch schon beim Betrachten des Bildes hinter der Frage bleibt man erst einmal nachdenklich hängen. Höre ich wirklich noch meine innere Stimme? Oder höre ich nur noch das, was man mir einflüstert und einschreit, einpaukt und befiehlt? Bin ich wirklich noch derjenige, der ich sein möchte oder derjenige, der ich sein muss, weil Andere das so erwarten oder gar erzwingen?
Eine gute progressive Musikstunde lang bleibt uns Zeit, um gemeinsam mit ERIC BAULE die Antwort auf diese Frage zu finden, die am Ende in uns entweder den Menschen oder die Maschine weckt. Springen wir also ins kalte Wasser zum „Revelations Adrift“!

Bedrohlich, fast etwas beängstigend beginnt das Album mit „Tidal Wave“, einem anderthalbminütigen Intro. Eine düstere Synthi-Fläche erhebt sich langsam im VANGELIS-Stil bis mit flotten Rhythmen „Redemption“ die Sonne aufgehen lässt, während es allerdings die weniger optimistische Frage stellt: „Tell me, about our sense of joy / Tell me, where those days have gone / Am I losing my direction?“ Neoprogressive Klänge übernehmen nun die Führung, aber auch tiefe Bässe grummeln bedrohlich im Hintergrund und warten auf ihren Einsatz. Doch zuvor darf in bester „Wish You Were Here“-PINK FLOYD-Atmosphäre geschwelgt werden, während GILMOUR-Gitarren eine Schönwetterstimmung verbreiten. Dass die aber nicht lange halten kann, ist eindeutig, denn noch immer lauert da eine weitere Frage auf uns: „Is there any redemption?“

Erste Antwort auf die Frage nach Erlösung dürfen wir mit akustischen Gitarren und Bässen sowie klangvollem Piano und komplexem Schlagwerk auf unserem Weg zurück in die Natur suchen. „Back To Nature“ hat jedenfalls einen akustischen Anfang, doch ein ganz anderes Ende. Plötzlich erheben sich metallische Gitarren und ein dumpfer Ton zieht uns in die Tiefe bis uns dann im letzten Moment doch noch ein akustischer Klang-Rettungsring zugeworfen wird. Doch spätestens jetzt ist die musikalische Berg- und Talfahrt zwischen Metallischem und Akustischem eröffnet und das andauernde Auf und Ab aus Prog, Metal, Art- & Hard-Rock, Electronic und ein paar komplexeren Jazz-Sprengsel kann beginnen. Die immerwährende geistige und musikalische Suche eben nach der Frage, der wir beim Öffnen der CD-Hülle ausgesetzt werden. „Revelations Adrift“ wird so erst auf den zweiten Blick hin zu einem Konzept-Album mit Tiefgang, wozu natürlich auch die fließenden Übergänge zwischen den einzelnen Titeln beitragen. Aber über allem steht diese eine uns nicht mehr loslassende Frage, welche - so viel kann hier schon verraten werden - am Ende unbeantwortet bleibt bzw. eine Antwort preisgibt, die sicher nicht befriedigen kann: „War is over / Nobody here / Taste the poison / Spring diseas.“

Höchste Zeit also, lieber Steuermann, das Ruder endlich rumzureißen und auf seine innere Stimme zu hören, deren Ton vom komplexen Laut-Leise-Hart-Zerbrechlich-Klang dieses ERIC BAULE-Albums begleitet wird. Hermann Hesse würde in diesem Fall wohl seinen Piktor sagen lassen: „Leben heißt, verändere dich!“ Die spanischen Prog-Rocker schlagen uns in „Far From Here“ Ähnliches vor: „Realize that we have arrived nowhere / Getting blinded by those ancient fears / Wishing someday we could change our minds.“

Doch bis wir zu dieser Erkenntnis kommen dürfen, wirbeln uns ERIC BAULE durch ein buntes Prog-Kaleidoskope, in dem natürlich auch der obligatorische Longtrack nicht fehlen darf. Mit elfeinhalb Minuten ist das „Release From Duality“ - ein Song, der uns durch DREAM THEATERs „Metropolis“ genauso führt wie durch das Spiegelkabinett der giftigen Lächler von TOXIC SMILE. Und wie nicht anders zu erwarten, löst sich am Ende der Song im neoprogressiven Wunderwald der PORCUPINE TREEs auf. RIVERSIDE lässt dabei natürlich auch gehörig grüßen - kein Wunder bei solchem Cover, nicht wahr?

FAZIT: Mitten aus der spanischen Hauptstadt Barcelona kommt eine neue progressive Entdeckung mit dem Fahrrad angerollt. An der RIVERSIDE verweilen sie ein wenig, schauen in Richtung MOONGARDEN und versuchen im Wasser einen BEARDFISH zu fangen, während weit entfernt am Horizont ihnen DAVID GILMOUR von seiner Insel zuwinkt, während STEVE HACKETT sein „Horizon“ dazu auf seiner akustischen Gitarre beisteuert.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4124x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Tidal Wave
  • Redemption
  • Back To Nature
  • Flying High
  • Circle Of Dead Eyes
  • Touching The Earth
  • Release From Duality
  • Undertow
  • Far From Here
  • Spring Disease

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Tim
gepostet am: 25.12.2015

"...aus der spanischen Hauptstadt Barcelona..."

Hä?
Thoralf Koß [Musikreviews.de]
gepostet am: 25.12.2015

Ja, Tim, Barcelona ist die Hauptstadt Kataloniens und zweitgrößte Stadt Spaniens!

Aber in meiner Kritik ging’s eigentlich mehr um Musik als um Geografie!
Tim
gepostet am: 26.12.2015

Okay, also ist München dann die deutsche Hauptstadt? ;-)
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 26.12.2015

Genau, Tim!

Du brauchst nur die Bayern zu fragen ;-)
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