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Demen: Nektyr (Review)

Artist:

Demen

Demen: Nektyr
Album:

Nektyr

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Dark Wave / Ambient / Dream Pop

Label: Kranky
Spieldauer: 34:33
Erschienen: 19.05.2017
Website: [Link]

Hinter dem Etikett DEMEN verbirgt sich eine schwedische Künstlerin namens Irma Orm. Viel mehr als dies und ein, zwei gekörnte, verwischte Fotografien lassen sich zu ihr nur schwerlich aus den Tiefen des Internets fischen. Ausgesprochen treffend für das vom Chicagoer Label Kranky aufgelegte Debüt, das sich genauso kryptisch präsentiert wie die Musikerin.

Selbst wenn man Tropfsteinhöhlen mit dunklen Gewässern nicht traut und sie niemals freiwillig betreten würde: Dieser alienesk schillernde Monolith lotst mit beispielloser Suggestivwirkung mitten hinein und bevor man sich versieht, starrt man mutterseelenallein im Dunkeln zurückgelassen auf eine spiegelglatte Wasseroberfläche und versinkt in eine luzide Mischung aus Beklemmung und tröstlicher Geborgenheit – ganz egal, ob die Welt da draußen gerade im Sonnenschein erblüht oder von Windböen erfasst wird.

THE COCTEAU TWINS werden in vielen Quellen als offizielles Vergleichsobjekt angeführt, das britische „Quietus“-Magazin wirft weiterhin den Namen THIS MORTAL COIL in den Raum – Vergleiche, die sich angesichts der elegischen Atmosphäre durchaus empfehlen und relativ unkompliziert um DEAD CAN DANCE ergänzt werden können. Auf „Nektyr“ wird mit einer Wolke undefinierter Instrumente gearbeitet, denen sich Orms opernhafte Stimme mit einem Ausdruck geisterhaften, entrückten Trosts anschließt, ohne aufdringlich zu sein. Möchte man die Instrumente und andere verwendete Geräuschkulissen (auf „Illdrop“ deutet sich beispielsweise eine Kirchglocke an) vollständig dechiffrieren, benötigt man ein feines Gehör, da sie mit sakral schimmernden Halleffekten verfremdet sind. Auf diese Weise verschmelzen sie zu einer Zwischendimension, in der sich die Soundtracks von Angelo Badalamenti und Akira Yamaoka überlappen und ein bizarr-schönes Zwitterwesen entstehen lassen.

Auch des trägen Schlagzeugs wegen, das mehr pulsiert als Rhythmus erzeugt, fehlt gewollt ein klar strukturierter Aufbau. Abrupte Stimmungswechsel wie im Mittelteil des Neunminüters „Morgon“ sind die einzigen dynamischen Wechsel, über die das Album verfügt; sie erinnern an die unkonventionellen Schnitt- und Überblendungstechniken, die einigen Filmen David Lynchs zu eigen sind. Alles Weitere ist von ätherischem Wabern getragen und vermittelt eine Ungebundenheit von Raum und Zeit. Stramme Leistung bei einer Gesamtspielzeit von gerade einmal 34 Minuten.

FAZIT: „Nektyr“ klingt wie alte Musik aus einem Autoradio, der man im Halbschlaf Zugang ins Unterbewusstsein gewährt. Alles ist vage, verzerrt und voluminös, weit weg von der greifbaren Realität. Genau wie bei einem Traum erinnert man sich nicht an die Details, wenn er einmal vergangen ist. Nur an seine dichte Atmosphäre.

Sascha Ganser (Info) (Review 4450x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Niorum
  • Morgon
  • Korridorer
  • Illdrop
  • Mea
  • Ambur
  • Flor

Besetzung:

  • Gesang - Irma Orm
  • Sonstige - Irma Orm (alles)

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