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Mindgames: Spirals In The Wider Space (Review)

Artist:

Mindgames

Mindgames: Spirals In The Wider Space
Album:

Spirals In The Wider Space

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Eigenpressung/Just For Kicks
Spieldauer: 55:38
Erschienen: 19.07.2024
Website: [Link]

Neun Jahre ließen sich die neoprogressiven Belgier MINDGAMES für ihre weiteren Gedankenspiele Zeit, sodass man bereits den Eindruck gewann, der (aktueller Stand) belgische Vierer hätte das progressive Handtuch geworfen. Ein Irrtum, denn neubesetzt kehren sie wieder mit „Spirals In The Wider Space“ mit frischem, aber tastenreduziertem Handtuch zurück, das deutlich mehr druckvollere Gitarren- und zugleich deutlich weniger symphonische Keyboard-Sounds ausschüttelt.


Dazu gibt’s eine komplexe, aber auch pathetisch anmutende Konzeptstory, die ähnlich wie das (einige könnten es kitschig nennen) Cover daherkommt – und von der interessanten Frage ausgeht, wohin die Entwicklung der Menschheit strebt, die im Laufe der Geschichte ständig um Territorien kämpfte, nach besseren Orten suchte und vor permanenter Gewaltausübung floh, um eine neue Zivilisation auf Kosten der alten zu schaffen. Längst ist dieses Auf und Ab der Geschichte keine mehr, die im Kreise verläuft und sich irgendwann schließt, sondern zur unendlichen Spirale wird, bei der man nicht weiß, in welche Richtung sie sich entwickelt.
Bewegen wir uns auf eine Welt zu, in der die Rücksichtslosen und Stärkeren nach dem Darwin-Prinzip gewinnen, oder auf eine, dem Humanismus folgende, in der Empathie und gegenseitige Hilfe Vorrang haben?
Genau hier setzt „Spirals In The Wider Space“ an und eröffnet die Geschichte mit dem spannenden sowie vielsagenden afrikanischen Sprichwort: „Erst wenn der Löwe das Schreiben lernt, enden die selbstverherrlichenden Geschichten der Jäger“, um uns am Ende mit „A Much Better Place“ vor einem großen Welten-Puzzle sitzen zu lassen, bei dem es darauf ankommt, dass wir die richtigen Teile finden und einfügen, in dem Glauben daran, dass die Welt so zu einem besseren Ort werden kann.
Das alles kann genaustens in dem 12-seitigen, ansprechend gestalteten Booklet nachgelesen werden...


Allerdings gibt es erstmals keinen etatmäßiger Keyboarder mehr, was der Musik hinter „Spirals In The Wider Space“ nicht immer gut tut – zumindest wenn man bis dahin die besondere Ausrichtung der belgischen Band in Richtung GENESIS oder PINK FLOYD und YES mochte, da die durch den ehemaligen, langjährigen Keyboarder Tom Truyers sowie dessen typisch massiv angeschlagenen symphonischen Momente fehlen, dafür aber den Gitarren und der einen oder anderen Härte (ohne die vielen ruhigen Momente zu vernachlässigen) deutlich mehr Freiräume geschaffen werden.

Aber Besetzungswechsel gehören bei er belgischen Band, die anfangs deutliche PENDRAGON- und IQ-Züge trug, seit ihrer Gründung 1997 zum Standardprogramm, sodass von ihrem ersten Album aus dem Jahr 2002 anno 2024 nur noch Sänger Bart Schram übrig geblieben ist. Und gerade der polarisierte durchaus mit seiner Stimme, die nicht überall in Szene-Kreisen Anklang fand, auf dem aktuellen Album allerdings ohne Makel ist und gerne auch auf Sprechgesang und Sprachpassagen setzt.

Plötzlich hört man da aus dem das Album eröffnenden „Introlude“ doch ein paar vorsichtige Anspielungen an KING CRIMSON und QUEEN (beim Gitarrenspiel) heraus und erlebt bereits in den ersten knapp sieben Songminuten ein progressives, melodisch rockendes Wechselspiel der überzeugenden Art, selbst wenn nicht ganz klar wird, wohin die Reise zwischen Gut und Böse gehen soll.


Viel Vogelgezwitscher und weitere Naturgeräusche gehören genauso zum Musik-Konzept wie gesprochene Passagen und fließende Übergänge zwischen den Songs, bei denen erstmals keiner, wie auf den Alben zuvor, eine zweistellige Laufzeit erreicht und daher den einen oder anderen Longtrack-Fetischsten etwas enttäuschen werden.
„Forever Endeavour“ wird so mit seinen 7 Minuten und 11 Sekunden zum längsten Stück, wohingegen uns aber „Who Are You Anyway?“ mit jazzigen wie flamenco-gitarren-angehauchten Passagen überraschen.

Also, dann wollen und dürfen wir gerne den Worten der Belgier folgen, die sich selber als eine „aus dem Herzen Belgiens stammende Band“ ansehen, „die seit mehr als zwei Jahrzehnten die Grenzen des Progressive Rock“ verschiebt, wenn sie uns auffordern: „Mach dich bereit, mit MINDGAMES ein neues Kapitel der phantasievollen Klangreise aufzuschlagen!“


FAZIT: Es gibt viel Neues auf dem neuen MINDGAMES-Album „Spirals In The Wider Space“ zu entdecken, wenn man sich an den vorsichtigen, aber unüberhörbaren stilistischen Wechsel (auf deutlich weniger keyboardlastige Elemente, dafür mehr auf härtere Gitarren zu setzen) gewöhnt hat. Und vieles davon beeindruckt (Konzept-Geschichte, die übrigens wie eine knisternde LP beginnt und endet, und Gestaltung im Digipak mit 12-seitigem Booklet), auch wenn die symphonische Schublade hinter der Musik der Belgier gänzlich zugeschoben wurde, was natürlich viele Erwartungen auf das nächste Album weckt, für das sich MINDGAMES hoffentlich nicht wieder geschlagene neun Jahre Zeit lassen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 913x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Introlude
  • Godlike Strangers
  • Who Are You Anyway?
  • High Above The Clouds
  • Hunter's Bait...
  • Tears Of Civilisation
  • Economanico
  • A Sharp Revolution
  • Turning In Circles
  • ...Lion's Fate
  • Forever Endeavour
  • A Much Better Place

Besetzung:

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