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7'' Day - April 2013
Nachdem die März-Ausgabe unserer Kolumne eher spärlich ausgefallen war, geht es im April sieben-Zoll-technisch so richtig rund. Gleich 11 Singles präsentieren wir Euch dieses Mal und selten war die stilistische Bandbreite so hoch, wie dieses Mal.
A SILENT EXPRESS "All About You" (03:35)
Digital / Universal Music Domestic Pop
www.asilentexpress.com
Die 80er kommen mit Macht wieder - nicht nur im Postpunk-Bereich. Das haben auch die Majorlabels erkannt und so veröffentlichen die Niederländer von A SILENT EXPRESS fortan bei Universal. Als Vorgeschmack auf das zweite Album "(This Is How We Got) HERE!" erscheint die Single "All About You", ein netter, flotter Song, der einerseits den New Wave der 80er aufleben lässt (wofür die coole Bassline sowie die passenden Gitarrensounds stehen), andererseits die Brücke zu modernen Dancesounds schlägt. Wähnt sich der Hörer gut 70 Minuten lang in der Vergangenheit, setzen nach dem ersten Refrain relativ abrupt hypermoderne, elektronische Sounds mit leichtem Dubstep-Einschlag an - das hätte man auch dezenter arrangieren können. Danach geht es aber wie anfangs weiter und erst im Refrain wird es wieder krachen die Synthies los. Für den zeitgemäßeren Einschlag sorgt das Berliner Produzententeam Beatgees, das auch schon mit Frida Gold, Culcha Candela und Tim Bendzko gearbeitet hat. A SILENT EXPRESS werden also komplett auf den Mainstream ausgerichetet und bei geschickter Platzierung in Radio und TV könnte "All About You" auch ein kleiner Hit werden. (Andreas Schulz)
9 von 15 Punkten
CHAINS "Dancing With My Demons" (10:16)
7'' / Svart Records
www.facebook.com/ChainsOfficial
Ursprünglich als Drone/Doom/Ambient-Projekt gestartet, agiert der Slowene Etienne Chelleri, der sich hier E. Chains nennt und sonst bei den Black Metal-Bands NABERIUS und BLEEDING FIST tätig ist, nach Hinzunahme von Lord Samhain aka Chad Davis von HOUR OF 13 an den Drums nun etwas allgemeinverträglicher. Auf der Single "Dancing With My Demons" gibt es kauzig-rockigen Doom, der ähnlich charmant scheppernd dargeboten wird, wie es MIDNIGHT tun - nur eben viel langsamer. Von einer hypnotisch wiederkehrenden, leicht melancholischem Leadmelodie angeschoben, klagt sich Etienne reichlich schräg durch den Titelsong - passt aber prima zusammen und entwickelt eine angenehm finstere Atmosphäre. "Join The Sabbath" ist deutlich doomiger, wird von einem klassischen Riff eingeleitet und ist etwas aggressiver als der Titelsong. Der schiefe Gesang mit viel Hall ist auch hier nicht unpassend, allerdings ist der Song insgesamt etwas belangloser und lässt das gewisse Etwas missen. Doom-Vinyl-Sammler schlagen hier aber bedenkenlos zu. (Andreas Schulz)
9 von 15 Punkten
CLUTCH "Pigtown Blues" (07:53)
Picture-7" / Weathermaker Music
pro-rock.com
Für eine kleine Band sind 3000 Singles eine Menge, bei dem größten Groove-Rock-Monster dieses Planeten a.k.a. CLUTCH sollte diese in schwaz/weiß gehaltene Picture-7" in 10 Jahren gegen ein Einzelhaus oder 100 Liter Benzin eintauschbar sein. CLUTCH hatten schon immer einen latenten Hang zum Blues, den sie mit "Pigtown Blues" bis ins letzte ausleben. Keine Monsterriffs, keine Groove-Wellen, nur der leise alte Blues, natürlich mit perfektem Gefühl gespielt und mit Neil Fallons unverwechselbaren Texten und Gesang. "Motherless Child" ist eine Neuaufnahme – ebenfalls ohne laute Gitarren – des Songs des 2009er Albums "Strange Cousin From The West". Braucht nicht jeder, aber für CLUTCH-Maniacs unumgänglich. (Dr. O)
10 von 15 Punkten
DALAPLAN "Snubblar Fram" (04:07)
7'' / Gaphals
dalaplan.nu
DALAPLAN stammen aus Malmö und spielen Garagenrock mit Farfisa-Orgel und schmissigen Singalongs sowie einer manischen Note, wie sie THE HIVES heutzutage gerne weiterhin hervorkehren würden. Die hörbare Unbekümmertheit der Combo macht "Snubblar Fram", eine von mehreren Singles in einer gestalterisch ähnlich gehaltenen Reihe, zu einer empfehlenswerten Sammler-Angelegenheit (300 schwarze Vinyls) für nachgewachsene Festival-Epileptiker. Die B-Seite ist das melodischere Stück und birgt Pop-Appeal, wohingegen der Titeltrack den Refrain hysterisch mit der Brechstange einhebelt und dank seiner juvenilen Chöre an THE WHOs Debüt erinnert. "My Generation" für die Neuzeit. (Andreas Schiffmann)
DARIO MARS AND THE GUILLOTINES "The Day I Died" (07:52)
7'' / Ván Records
www.facebook.com/DMGtheband
Nach KING DUDE sind DARIO MARS AND THE GUILLOTINES das nächste ungewöhnliche Signing von Ván Records. Dahinter steckt mit Renaud Mayeur ein belgischer Musiker, der bislang als Komponist für Filmmusik recht erfolgreich war. Nun hat er diese neue Band gegründet und fabriziert Musik, die als Black Garage Soul bezeichnet wird. Der Titeltrack swingt Tarantino'esk mit rasselnden Surfgitarren und geht mit seinem Beat schnell ins Tanzbein. Tiefer Gesang mit viel Hall sorgt für die düstere Atmosphäre, später kommen hellerer Gesang und ein starker Instrumentalpart hinzu. Die B-Seite "Forks On The Bird Cage" ist ein psychedelisches, ruhigeres Instrumental mit teilweise abgedrehten, spukigen Sounds. Hier scheint die Verbundenheit zur Filmmusik stark hindurch. Abgefahrenes Teil, das als Standard-Vinyl sowie in einer dicken Passepartout-Edition im Ván-Shop erhältlich ist. (Andreas Schulz)
11 von 15 Punkten
FALKENBACH "Eweroun" (05:50)
7'' / Prophey Productions
www.facebook.com/falkenbach
"Åsa" heißt das anstehende sechste Album von FALKENBACH, aus dem es mit der "Eweroun"-Single einen streng limitierten Appetizer gibt - der auch den Einstand von Vratyas Vakyas bei Prophey Productions markiert. Die auf 500 Exemplare begrenzte Single kommt nur mit einer A-Seite, auf der B-Seite gibt es das eingeätzte Bandlogo zu sehen. "Eweroun" selber ist ein knapp sechsminütiger, sehr getragener Song mit sehnsuchsvoll melancholischer Grundstimmung. Nicht depressiv, aber viel eher schwelgerisch als schunkeltauglich. Zur folkig startenden Akustikgitarre gesellt sich schnell der epische Klargesang, mit dem Einsetzen der verzerrten Gitarre kommt weiblicher Gesang hinzu, der den Klargesang immer mal wieder begleitet. Passend eingebette Folk-Elemente runden den wirklich schönen Song mit seinem einprägsam-repetitiven Arrangement ab. (Andreas Schulz)
10 von 15 Punkten
KING DUDE "Holy Trinity" (09:24)
7'' / Ván Records
www.facebook.com/kingdudemusic
Der etwas durchgeknallte KING DUDE und seine Band haben für diese Single vier ältere Songs in einer Nacht auf einer ollen Viertel-Zoll-Bandmaschine vom Typ Tascam 388 neu aufgenommen. Die älteren Versionen, die von den Alben "Love" und "Tonight's Special Dream" stammen, sollen sich in der neuen Bandbesetzung wohl klar besser anhören. Leicht krachigen Rock'n'Roll mit Surf-Note gibt's bei "Please Stay (In The Shadow Of My Grave)", "Witch's Hammer" startet ruhig, legt dann aber an Tempo zu, ist etwas weniger düster, folkiger und hat herrlich schrägen Gesang. "Don't Want Me Still" punktet mit dunkel-lässiger Coolness, während das getragene "Eternal Night" erst mit Lo-Fi-Subtilität und dann mit hübscher Melodie im hallenden Gesang aufwartet. KING DUDEs Mischung aus Folk, Blues, Americana, Surf und Rock'n'Roll bleibt nach wie vor gewöhnungsbedürftig, aber allein schon für das völlig abgefahrene Coverartwork sollte man sich eines der letzten Exemplare im Ván-Shop sichern. (Andreas Schulz)
10 von 15 Punkten
KNIFVEN "Av! / Den Sista Jäveln" (05:43)
7'' / Gaphals
knifven.se
Dies ist nicht das erste Kleinformat dieser schwedischen Hardcore-Punks, allerdings erneut mit einem Comic-haften Cover geziert und auf 300 schwarze Siebenzöller limitiert. Die A-Seite "Av!" kommt im D-Beat angerast, klingt aber sauberer als Crust-Bands fürderhin und verfügt über unterschwellige Orgel-Sounds, welche die herben Vocals kontrastieren. "Den Sista Jävelin" wirkt aufgrund seines aufzählenden Textes wie ein Kinderreim, wozu die stampfende musikalische Ausrichtung treffend passt. In dieser Ausrichtung gehören KNIFVEN zu den nuancierter aufspielenden Punk-Bands, aber aus Schweden ist man solche Kost ohnehin gewohnt. Skatecore ist es allerdings nicht, sondern steht mit einem Bein im Schweinerock-Bereich - empfehlenswerte Scheibe für REFUSED-Anhänger ... und nicht vom Artwork auf eine Fun-Truppe schließen. (Andreas Schiffmann)
NIGHT "Stand Your Ground" (08:30)
7'' / Gaphals
www.facebook.com/heavymetalinthenight
Was live von GHOST-Knöpfedreher Niels Nielsen im Studio eingefangen und mit einem Tribut-Cover an RUSHs "Fly By Night" versehen wurde, ist eine charmante Ergänzung jeder Sammlung, die auf klassischen Metal unter Einbehaltung der Rock-Tugenden spezialisiert wurde. Das Titelstück erinnert an WOLFs Debütsong "Electric Raga" und quillt vor euphorischen Solos über, die NIGHT mit links an die Spitze der Bewegung setzen. "Hard Working Man" (die Jungs müssen wirklich auf Geddy und Co. stehen ...) sticht die Nachbarn von BULLET insofern aus, als es edlen Classic Rock spielerisch mit dem speckigen Hauruck australischer Provenienz verschränkt. Sollte man als Muskelrock-Besucher definitiv gehört haben - gerade die differenzierten Vocals von Gitarrist Oskar sind ein Highlight. (Andreas Schiffmann)
NO STATIK "No Hospice"
7" / Prank Records
soundcloud.com/no-statik
Düsteren Hardcore mit derber Crust-Kante spielen die Bay-Area-Punks NO STATIK um Sängerin Ruby. "No Hospice" ist krachend und wütend, voller Frustration und Hoffnungslosigkeit. Die Flipside mit „Clean Swift Sunshine" bietet einen Faustschlag: purer rasender Crust mit leichtem MOTÖRHEAD-Einschlag, räudig, verzerrt und überbordend. „The world ws passing away. we offer no hospice. we will not sit in a stale room and mourn the loss of a mother who never loved us." (Dr. O)
11 von 15 Punkten
TYRED EYES "Ghost" (09:49)
7'' / Gaphals
tyredeyes.bandcamp.com
400 schwarze und 200 transparent weiße Scheiben wurden von dieser Indie-Perle gepresst. TYRED EYES stellen so etwas wie den raueren Entwurf der zum Ende ihrer Laufbahn hin dröge gewordenen THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES dar, wobei die Brüder Erik und Martin Toresson als Strippenzieher fungieren. Klampferin Johanna begleitet den männlichen Lead-Gesang von Beginn an, was das polternde "Pistols At Dawn" noch eingängiger macht. Rhythmisch könnte die Band vielleicht häufiger vom allseitigen Achtel-Zuckeln abrücken, aber dank der Dynamik der Stücke ("Time Killers" ist über weite Strecken nur Bass und Schlagzeug) werden die Tracks nicht langweilig. Die Melodien stimmen ohnehin und besitzen die Hit-Qualitäten der frühen MANDO DIAO, an die insbesondere "Old Future" trotz des ruppigen Gesangs erinnert. "Dead End" wird von der Gitarristin alleine am Mikrofon bestritten und steht als Highlight der Scheibe dabei ungewöhnlicherweise am Ende der B-Seite. Hübsches Ding, auch wegen des Artworks. (Andreas Schiffmann)