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Interview mit Sacred Steel (10.01.2007)
Eigentlich wähnte man mit SACRED STEEL einen der ursprünglichsten und zugleich eigentümlichsten Vertreter der deutschen Metalszene fast schon auf dem Ahnenfeld musikalischer Vorbilder, als der mit neuem Blut aufgefrischte Fünfer kürzlich mit "Hammer Of Destruction" statt eines letzten Aufbäumens eine unerwartet saftige Wiederbelebung präsentieren konnte. Schlagzeuger und neuer Geschäftsorganisator Mathias Straub nahm sich ausführlich Zeit für ein Gespräch, in dem es letztlich nicht nur um SACRED STEEL gehen sollte - und auch Stahlverfechter Gerrit P. Mutz sollte noch zu Wort kommen.
Hallo Mathias, das neue Album ist jetzt seit fünf, sechs Wochen auf dem Markt und hat auch überall ziemlich gute Kritiken bekommen...
Ja, und auch negative Kritiken...
Negative Kritiken? Habe ich noch nicht gelesen. Wo standen die denn?
Im Metal Hammer waren wir auf dem letzten Platz im Soundcheck.
Sag bloß. Das hab ich gar nicht mitbekommen, da ich den nicht mehr lese; ungefähr seit damals mal das "Metal" aus dem Namen verschwunden ist.
Ja, ich lese den auch nur, wenn unsere Platte auf dem letzten Platz im Soundcheck landet, so wie die letzten fünf Alben alle. Also das hat schon Tradition, das haben wir auch angestrebt und haben uns sehr gefreut, dass das wieder geklappt hat. Auch schon früher, ich denke Ende der 80er, Anfang der 90er, als ich den Metal Hammer noch gelesen habe, war das eigentlich schon so, dass man den dortigen Soundcheck quasi von hinten lesen konnte. Also die ganzen Kultplatten haben immer relativ schlecht abgeschnitten im Metal Hammer. Von daher passt das schon, und wir haben uns darüber gefreut. Ha Ha... Man muss halt auch sehen, was für Leute da in der Redaktion sitzen. Ich denke mal, wenn man denen heute eine OMEN oder eine SAVAGE GRACE-CD schicken würde, wüssten die damit auch nichts anzufangen. Von daher wundert es mich auch gar nicht, dass dann eine Band wie SACRED STEEL da auch durchfällt. Das ist schon okay, das passt schon.
Im Verhältnis oder als Ausgleich dafür seid ihr im Heavy ja fast Erster geworden, knapp geschlagen von...
Ja, aber von SOLITUDE AETURNUS lassen wir uns gerne schlagen.
Keine Schande, denke ich auch. Wäre später noch eine Frage gewesen, aber wenn wir schon dabei sind: Wie findest du denn die "Alone"?
Ich finde die Platte gut, ich finde sie richtig gut, aber ich verstehe nicht ganz, warum jetzt ausgerechnet dieses Album überall so abräumt. Die "Alone" ist ja auch im Rock Hard Album des Monats geworden, im Metal Hammer auch und zwar in der selben Ausgabe, in der wir Letzter waren. Also, da sieht man auch, wie die Bewertungen auseinandergehen. Im Heavy sind wir eine Haaresbreite auseinander und im Metal Hammer sind wir am entgegengesetzten Ende vom Soundcheck. Was mir auf der Platte ein bisschen fehlt, sind diese SOLITUDE AETURNUS-typischen Hits. Also ich steh nach wie vor noch etwas mehr auf die "Adagio" und die anderen Alben, da waren halt echte Doom-Hits drauf; das fehlt mir so ein bisschen auf der "Alone".
Ich bin eigentlich auch fast schon glücklich, weil ich die Stimme nach ein paar Jahren wieder hören kann.
Ja, der Sänger ist natürlich Gott, und ich glaube, so ging es wahrscheinlich den meisten Reviewern, dass sie froh waren, überhaupt von dieser Band mal wieder was zu hören, so dass dann auch kein so strenger Maßstab an die Songs oder an die Hittauglichkeit oder ähnliches gelegt wurde. Mir ist es halt immer wichtig, dass nach zwei-, dreimal hören was von den Songs hängen bleibt und man dann im Prinzip mitsingen kann. Das fehlt mir ein bisschen auf der "Alone" - aber ansonsten ist es eine super Platte.
Okay, kommen wir wieder zu euch. Kann man jetzt nach den paar Wochen schon sagen, wie die neue Scheibe läuft?
Also vom kommerziellen Standpunkt aus kann ich das gar nicht sagen. Ich bin zwar ständig in Kontakt mit Massacre Records, aber nach so wenigen Wochen kriegt man da noch keine verkaufstechnischen Zahlen. Ich weiß nur, dass dieses Box-Set, das wir gemacht haben, sehr gut läuft und inzwischen so gut wie ausverkauft ist.
Ich kenne bisher nur die Promo-Version, ohne Cover etc. Was verpasse ich denn in dem Box-Set?
Das Box-Set ist natürlich hauptsächlich ein Liebhaberstück für die Die-Hard-Fans. Es ist limitiert auf 1000 Stück, es ist auch nicht wie teilweise angekündigt einfach nur eine Doppel-CD, sondern das ist ein richtig fetter Karton im DINA4-Format, 5 cm dick, zum Aufklappen, wo dann eben die neue CD drin ist plus eine Bonus-CD mit zehn Songs, von denen die meisten noch völlig unveröffentlicht sind. Dann ist noch ein Poster drin, ein Aufnäher und eine original-signierte Autogrammkarte. Also wirklich für Liebhaber, und wir haben uns tierisch gefreut, dass wir das bei Massacre machen konnten oder dass man uns angeboten hat, das zu machen. Man weiß ja, dass wir selber immer noch große Fans sind und wir natürlich auch drauf stehen würden, uns so ein Ding unserer Faves ins Regal zu stellen. Und diesen Zweck erfüllt das Teil einfach perfekt.
Da das Box-Set fast weg ist, haben Euch also zumindest die richtigen Fans noch nicht aus den Augen verloren; dabei hatte zumindest ich euch ja eigentlich schon fast abgehakt. Es war schließlich überall zu hören, dass ihr euch auflösen würdet oder bereits aufgelöst habt. Erzähl mal, wie es zum Ausstieg von zwei eurer Mitbegründer (Jörg M. Knittel und Oliver Grosshans) gekommen ist.
Es war einfach nach sieben, acht Jahren, nach fünf Scheiben, drei großen Tourneen usw. irgendwie die Luft raus bei SACRED STEEL. Vor allem bei Jörg und Olli, die immer die Hauptsongwriter waren, und ohne den beiden da jetzt einen Vorwurf zu machen, hat sich das irgendwann auf die ganze Band übertragen. Wir haben dann nicht mehr regelmäßig geprobt, es sind kaum noch neue Songideen rübergekommen und es hat dann irgendwann nicht mehr so richtig Spaß gemacht. Da wir die Band ja nie aus irgendwelchen kommerziellen Gründen oder ähnlichem gemacht haben, sondern einfach nur, um dabei Spaß zu haben, haben wir uns irgendwann zusammengesetzt und beschlossen, einfach mal ein Jahr Pause zu machen. Nachdem wir dann das Jahr 2005 im Prinzip gar nichts gemacht haben, um zu sehen, ob nach einem Jahr der Spaß wieder da ist, war eben Fakt, dass beim Jörg und beim Olli definitiv die Lust immer noch weg war. Sie hatten sich halt inzwischen auf MY DARKEST HATE, ihre Death-Metal-Band, eingeschossen und wollten lieber vollzeitmäßig Death Metal machen und haben dann konsequenterweise gesagt, dass sie bei SACRED STEEL aussteigen. Dann saßen Gerrit, Jens und ich erst mal da und hatten eigentlich überlegt, dass wir so nicht weitermachen wollen, da SACRED STEEL neun Jahre im selben Line-Up zusammen waren, und wir uns nicht vorstellen konnten, das Ganze jetzt mit anderen Leuten fortzuführen. Der Jens und ich haben dann aber öfter zusammen geprobt und ein Tape aufgenommen, da wir einfach weiterhin irgendwas zusammen machen wollten. Dieses Tape mit drei Songs haben wir dann einfach mal dem Gerrit in die Hand gedrückt, mit dem Hinweis, dass es doch eigentlich wie SACRED STEEL klingen würde. Und dann hat es bei Gerrit eigentlich sofort wieder klick gemacht. Dazu kam dann, dass wir uns auf dem Keep It True-Festival getroffen haben, auf dem Bands wie RAVEN und JAG PANZER gespielt haben, und uns dort wegen der Auflösungsgerüchte viele Leute angesprochen haben, wobei schon ein gewisser Status von SACRED STEEL zu spüren war. Als wir dann noch diese Kultbands auf der Bühne sahen, die auch immer Probleme hatten und sich trotzdem immer wieder zusammengerauft haben und die Fans dankbar sind, dass es sie noch gibt, haben wir einfach quasi an Ort und Stelle beschlossen, dass wir doch weitermachen.
Kannst du dir vorstellen, dass bei Jörg und Olli auch die Hoffnung auf mehr Erfolg eine Rolle gespielt haben könnte? Sind MY DARKEST HATE zuletzt vielleicht erfolgreicher gewesen als SACRED STEEL?
Das glaube ich eigentlich nicht. Ich kenne jetzt die konkreten Zahlen nicht, glaube aber, dass eher SACRED STEEL zuletzt die erfolgreichere Band war. Jörg und Olli sind beide beruflich völlig eingebunden in ihren normalen Jobs, die machen auch MY DARKEST HATE nicht, um damit Geld zu verdienen oder Erfolg zu haben. Also ich denke schon, das war eine rein musikalische Entscheidung. Denen sind am Schluss einfach keine Power Metal-Riffs mehr eingefallen. Man hat, wie ich finde, ja schon auf der "Iron Blessings"-Scheibe ein bisschen gehört, dass da teilweise Riffs drauf waren, die im Prinzip in ähnlicher Weise auch bei MY DARKEST HATE vorkamen und halt dort dann mit dem anderen Gesang langsame oder groovige Death Metal-Nummern waren, wohingegen sie bei SACRED STEEL noch so ein bisschen in die Power-Metal-Richtung gingen. Aber so richtige Old School Power Metal-Riffs, wie auf den ersten vier Platten, waren es dann zum Teil ja gar nicht mehr auf der "Iron Blessings". Ich denke, daran merkt man auch schon, dass man sich dort innerhalb der Band nicht mehr so richtig auf einen gemeinsamen musikalischen Nenner einigen konnte. Im Nachhinein betrachten wir sie daher eigentlich auch alle als unsere schwächste Scheibe.
Wie kann man sich denn jetzt das Verhältnis zu den beiden vorstellen? Habt ihr noch ganz normalen Kontakt?
Ja, das Verhältnis ist wunderbar. Man muss ja auch wissen, dass der Jörg und der Gerrit nach wie vor zusammen bei DAWN OF WINTER spielen...
...die es dann also weiterhin gibt?
DAWN OF WINTER gibt es noch, ja klar. Und wir haben übrigens auch denselben Proberaum wie MY DARKEST HATE und DAWN OF WINTER. Wir proben alle im selben Raum und sehen uns eigentlich dort öfter. Wir proben natürlich an unterschiedlichen Tagen, aber alle paar Wochen sieht man sich auf jeden Fall, und das Verhältnis ist völlig freundschaftlich und problemlos.
Warum spielst Du eigentlich nicht bei DAWN OF WINTER mit? Du warst früher ja auch mal in einer Doom-Band (NAEVUS), von daher würde das doch eigentlich auch passen, oder?
Das mit meiner Doom-Band ist aber schon sehr lange her. Also, DAWN OF WINTER ist eine eingeschworene Clique, die gibt es ja auch schon länger als SACRED STEEL. Das wäre auch gar nicht mein Ziel, da noch mit reinzustoßen. Die Vier, die das machen, sind absolut dicke Kumpels, die mit DAWN OF WINTER ihren Doom-Lebenstraum verwirklichen, alle fünf Jahre mal eine Platte machen und alle zwei, drei Jahre mal ein Konzert spielen. Mehr streben sie damit, glaube ich, auch gar nicht an. Das wäre völlig utopisch, da irgendwie noch mitzumachen. Will ich auch gar nicht. Ich habe erstens gar keine Zeit, da ich ja auch noch bei MYSTIC PROPHECY spiele, und außerdem wäre das jetzt auch gar nicht unbedingt meine Musik. Ich mag zwar CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS und so was, aber wenn es zu langsam wird, fehlt mir schon teilweise die Energie. Die Sachen, die ich damals gemacht habe, gingen ja auch eher in die rockigere Doom-Richtung, so à la CATHEDRAL oder PENTAGRAM.
Die meisten Sachen von DAWN OF WINTER sind, glaube ich, mittlerweile auch ziemlich schwer zu finden. Hast Du eine Ahnung, wo man die Sachen noch beziehen kann?
Stimmt, die Sachen sind wohl relativ schwer zu kriegen. Ich bekomme sie zwar natürlich immer, wenn sie rauskommen, aber wo man die CDs kaufen kann, wüsste ich jetzt auch nicht. Ich kann die Frage aber gerne mal an Gerrit weiterleiten, vielleicht kann er Dir sagen, wo du was her bekommst.
Gerne doch - dann kannst du ihn vielleicht auch gleich fragen, wo das "Ritual Magic"-Album bleibt, das ja schon lange angekündigt war.
Da wirst Du wohl eine Antwort kriegen wie: "Wir sind eine Doom-Band, bei uns dauert alles ziemlich lang", ha ha. Sie proben zwar alle paar Wochen, jetzt im Moment sogar relativ regelmäßig, und planen auch, irgendwann was aufzunehmen, aber so ganz genau bin ich da auch nicht auf dem Laufenden.
Gesagt getan: Gerrit beantwortete offene Fragen nachträglich per E-Mail:
Gerrit: Die meisten DAWN OF WINTER-Sachen sind in extrem geringer Auflage aufgelegt worden, so gibt es von der "In The Valley Of Tears" Picture Disc z.B. nur 300 Stück. Es kann aber durchaus sein, dass unser Basser Bolle noch das ein oder andere Teil zu verkaufen hat. Wer Interesse hat, kann Bolle einfach mal unter schmalzried@xynum.de kontakten und anfragen. Evtl. hat er sogar noch Demos. Wir haben geplant, im März oder April diesen Jahres ins Studio zu gehen, um das "Ritual Magic-Album" live aufzunehmen. Einige Titel stehen schon unumstösslich: The Music Of Despair, Holy Blood, Mourning The Death Of Love, A LovelornTraveller, The Peaceful Dead, Until My Dying Day, Luciferi Excelsi/The Magic Ritual (Sacrifice Pt. III) und Burn Another Sinner.
(Zurück zum Gespräch mit Mathias) Da du es eben schon erwähnt hast: Wie bist du eigentlich bei MYSTIC PROPHECY gelandet?
Das passierte während der Phase, in der SACRED STEEL auf Eis lag und nicht absehbar war, ob und wie es weitergeht. Und da du als Schlagzeuger auch sehen musst, dass du im Training bleibst und es mir überhaupt keinen Spaß macht, alleine Schlagzeug zu spielen, war es für mich wichtig, irgendwie eine Band zu finden. Ich bin dann über eine Empfehlung von Klaus (Sperling, Ex-PRIMAL FEAR), den Drummer von MY DARKEST HATE, der auch eine Zeit lang bei MYSTIC PROPHECY ausgeholfen hat, relativ schnell dort untergekommen. Da es jetzt doch mit SACRED STEEL weitergeht, spiele ich halt in zwei Bands. Und beides macht sehr viel Spaß und bringt Abwechslung, da ich die Bands auch gar nicht so ähnlich finde, wie manche meinen. MYSTIC PROPHECY spielen doch schon einen wesentlich melodischeren Stil.
Dann bist du quasi bei MYSTIC PROPHECY angestelltes Mitglied?
Nein, ich bin schon ein vollwertiges Mitglied, wobei die Arbeitsweise bei der Band eine ganz andere ist, als bei SACRED STEEL. Da ja nicht alle aus der selben Gegend kommen wie bei SACRED STEEL, proben wir z.B. nicht regelmäßig zusammen, sondern nur, wenn was ansteht. In das Songwriting bin ich dort auch nicht involviert und stoße eigentlich erst kurz vor den Aufnahmen wieder dazu. Ich spiele dort also nur, während ich bei SACRED STEEL ja nicht nur Mitglied und Drummer bin, sondern auch das ganze Management und Booking mache, seit wir wieder gestartet sind. Vorher hat das ja der Jörg gemacht und da ich mich als Rechtsanwalt mit der rechtlichen Seite ein bisschen auskenne, hab ich das jetzt übernommen.
Bei MYSTIC PROPHECY stehen dann ab Februar ja auch die nächsten Aufnahmen an, wie man lesen konnte. Kommt es bei euch nicht öfter zu Terminschwierigkeiten? Da euer neues Mitglied Kai auch noch bei LANFEAR spielt, gibt es ja jetzt noch mehr zu beachten.
Man muss es halt planen. Wir machen das immer relativ weit im voraus und es zählt dann eben auch die "Wer zuerst kommt"-Regel. Also die Band, die als erstes Gigs und ähnliches gebucht hat, ist dann auch am Zug. Bisher ließ es sich ganz gut unter einen Hut bringen.
Ich meine mal gelesen zu haben, dass ihr mit SACRED STEEL sowieso schon immer aufgrund eurer eigentlichen Berufe Probleme hattet, mal auf eine richtig lange Tournee zu gehen.
Die Frage hat sich in den letzten Jahren eigentlich gar nicht gestellt, und bis auf drei große komplette Tourneen Ende der 90er bzw. 2000/2001 mit PRIMAL FEAR, CHILDREN OF BODOM und mit NEVERMORE haben wir so was längeres gar nicht mehr gemacht. Nicht nur, weil es vielleicht zeitlich ein Problem wäre, sondern auch aus finanziellen Gründen. Wir haben damals für die Tourneen ja immer gezahlt, und ich glaube, da würden wir im Moment auch den Sinn und Zweck nicht sehen, uns als erste Band von irgendeinem Package, wo wir dann auch nicht wirklich dazu passen, verheizen zu lassen und dafür 500,- Euro jeden Abend zu zahlen. Also, wenn jetzt ein Super-Angebot käme für eine Tour, wo alle Bock drauf haben und die auch Sinn machen würde, vielleicht KING DIAMOND oder eine andere coole Band in der Art, würden wir das zeitlich schon irgendwie geregelt kriegen. Ich bin zwar gerade am suchen für eine Tour fürs nächste Frühjahr, aber da gibt es eigentlich bisher nichts, wo ich sage, das würde sich lohnen, für die Tour dann wirklich 10.000,- Euro "buy on" zu zahlen. Deswegen sind wir als Band mittlerweile auf dem Standpunkt, dass wir lieber Wochenendshows spielen bei Veranstaltern oder kleinen Festivals, die auch wirklich Bock auf SACRED STEEL haben und uns vernünftig bezahlen und wo wir dann auch vor Leuten spielen, die wegen uns kommen. Selbst wenn es dann nur 100 oder 150 Leute sind, dann bringt das im Endeffekt mehr, als wenn wir ständig als Opener eine halbe Stunde irgendwo den Hampelmann machen.
Ein paar Gigs zum neuen Album habt ihr ja auch schon gespielt.
Ja, und die waren super cool und genau solche Gigs, von denen ich eben gesprochen habe. Ob nun der Headbangers Ballroom in Hamburg, die RoFa in Ludwigsburg oder ähnliches: Das sind kleine Läden, aber die haben wirklich Bock gehabt, SACRED STEEL als Hauptact zu holen, und da kommen dann auch die Leute, die wirklich die Band sehen wollen. Das sind natürlich nicht so viele, als wenn wir als Vorgruppe von anderen Bands spielen, aber dafür ist die Stimmung einfach geil. Wir haben jetzt auch das erste Mal in Italien als Headliner gespielt, wo wir auch relativ viele Fan-Club-Mitglieder haben, und das hat sich auch super gelohnt. Da waren dann immerhin knapp 200 Leute da, und es war einfach eine geile Stimmung. Klar, dann hat man auch mal Shows, wo nur 60 oder 80 Leute kommen, aber im Schnitt sind es doch so um die 150 gewesen und das finde ich ganz passabel. Auch Griechenland ist immer geil. Wir haben früher schon zweimal in Athen gespielt, wo es auch eine kleine, aber total eingeschworene Metal-Szene gibt. Da kommen vielleicht 100 Leute, aber die drehen dann auch wirklich völlig am Rad. Wir haben dort Mittags in dem winzigen Club aufgebaut und uns dabei schon gewundert, warum die dort vor der Bühne so eine Mega-Stahlbarriere anbringen. Was brauchen die bei den paar Leuten so eine Absperrung? Aber als wir dann angefangen haben, wusste ich, wozu die Absperrung da vorne steht - weil die Leute echt total durchdrehen, richtig krass.
Stichwort Ausland: Erscheint das Album eigentlich auch in den Staaten und in Japan?
Da müsste ich jetzt bei Massacre Records noch mal nachfragen, da bin ich jetzt nicht ganz auf dem Laufenden. Die haben wohl einen neuen Vertriebspartner in Amerika, Locomotive Records USA, und soweit ich weiß, kommt es über den dort raus. Aber wann und ob es dann auch in den Läden steht oder nur über Mailorder zu bekommen ist, weiß ich leider nicht. Und in Japan hat SACRED STEEL noch nie ein Bein auf den Boden bekommen. Denen sind wir wohl zu extrem vom Gesang her. Die Japaner stehen mehr auf den etwas polierteren, glatten, schön melodischen Metal. STRATOVARIUS, FREEDOM CALL etc., das sind so die Bands, die dort sofort einen Deal kriegen und auch gut verkaufen. SACRED STEEL ist dort aber immer irgendwie abgelehnt worden. MYSTIC PROPHECY z.B. hat auch einen Deal in Japan, die letzten beiden Platten dort veröffentlicht und auch gut verkauft, aber SACRED STEEL ist dann wohl doch eine Spur zu schräg für die Japaner. Massacre versuchen es zwar immer, dort die Platte anzubieten bei ihren Vertriebs- und Lizenzpartner, da kam aber noch nie ein Deal zustande bisher.
Seid ihr bei eurem jetzigen Label eigentlich letztlich zufriedener, als es damals bei Metal Blade der Fall war?
Zufrieden ist man glaube ich nie zu 100%. Man denkt immer, es könnte irgendwie mehr passieren, aber bei Metal Blade war zum Schluss einfach Fakt, dass wir den Eindruck hatten, dass die Firma nicht mehr so richtig hinter der Band steht. Klar ist Metal Blade ziemlich gewachsen in den letzten Jahren, nachdem wir dort weg sind, und hat inzwischen vielleicht andere Möglichkeiten als Massacre, aber ich fühle mich eigentlich sehr wohl dort. Ich finde es zum einen cool, dass das Label hier in der Nähe seinen Sitz hat, gut das war bei Metal Blade auch der Fall, aber ich fahre eigentlich fast alle ein oder zwei Wochen dort vorbei und hole CDs oder mache ähnliche Sachen, komme persönlich super klar mit den Leuten und habe den Eindruck, dass sie die Band wirklich mögen und die Band einfach nach ihren besten Kräften unterstützen. Allein das Beispiel, dass wir jetzt dieses coole Box-Set machen konnten, das wäre bei Metal Blade wahrscheinlich gar nicht mehr gegangen, weil wir mit SACRED STEEL dort eine von etlichen Bands wären. Dann kämen wir dort wohl mittlerweile aus dem falschen Genre und würden durch das Raster fallen, da Metal Blade inzwischen fast ausschließlich über die großen Death Metal-Bands wie SIX FEET UNDER, CANNIBAL CORPSE, BOLT THROWER usw. richtig gut Geld verdient. Ich kann jetzt weder sagen, dass das damals schlecht war, noch das es jetzt schlecht ist. Es gibt sicher Labels, die ihre Bands sehr viel schlechter behandeln als Metal Blade und Massacre. Ich kann mich daher nicht beschweren.
Arbeitet Gerrit noch bei Metal Blade? Was macht er da eigentlich genau?
Ja klar, er arbeitet dort im Großhandel und Vertrieb.
Deinen Beruf hast du ebenfalls schon erwähnt. Arbeitest Du in Vollzeit als Rechtsanwalt, kriegst du das persönlich unter einen Hut?
Ich habe jetzt erst seit zwei, drei Wochen meine Zulassung und fange gerade erst an. Ich mache mich selbständig hier in Ludwigsburg, wo ich schon Teilzeit in einer Kanzlei arbeite. Mit zwei anderen Anwälten bauen wir gemeinsam eine Spezialkanzlei für Medienrecht auf. Der eine ist Filmrechtsexperte, der andere für IT- und Daten zuständig und ich mache dann den Musikrechtsbereich.
Was ja auch auf der Hand liegt.
Stimmt. Ich finde es immer wichtig, gerade bei Juristen, dass man nicht einen kompletten Fachidioten vor sich hat, sondern jemanden, der auch von dem Lebenssachverhalt, mit dem er es zu tun bekommt, ein bisschen Ahnung hat. Wenn man halt seit 12 oder 14 Jahren aktiv Musik macht, dann weiß man ungefähr, wovon man redet, und das ist natürlich auch für Mandanten wie Bands, die mit ihren Plattenverträgen zu uns kommen, wichtig zu wissen, dass man selber Musiker ist und ungefähr weiß worauf man achten muss.
Zurück zu SACRED STEEL, speziell zur neuen Besetzung. Stell noch mal die neuen Leute vor und wie sie bei euch gelandet sind.
Den Jonas kenne ich irgendwie schon seit ca. 10 Jahren. Damals war ich Zivi hier im Jugendhaus in Ludwigsburg, und er war dort mit ca. 13 Jahren als Musiker bei irgendwelchen Schulbands am Start. Damals habe ich ihm mal die erste SACRED STEEL-CD in die Hand gedrückt und seitdem war er irgendwie Fan der Band. Mittlerweile ist er ein richtig guter Gitarrist geworden, studiert inzwischen auch klassische Gitarre, und es war eigentlich klar, dass, wenn es jemals bei SACRED STEEL einen neuen Gitarristen geben würde, dass das dann der Jonas sein wird, da er schon lange mit der Band verflochten ist, auch schon für uns als Gitarrentechniker gearbeitet hat usw. Dass der Jens wieder vom Bass auf die Gitarre wechselt, war dann irgendwie auch logisch, weil er immer Gitarrist war und nur Bass gespielt hat, weil wir schon zwei Gitarristen hatten. Und den Kai kennen wir aus der Rockfabrik und von LANFEAR und da wir wussten, dass er halt genau die Musik mag, die wir machen, haben wir ihn angerufen und dann auch sofort verpflichtet. Das ist also alles auf einer persönlichen Ebene abgelaufen, ohne Auditions oder ähnlichem.
Ihr seid jetzt gerade auch durch den Jonas vom Alter her teilweise recht weit auseinander. Ich glaube, zwischen Gerrit und Jonas liegen z.B. ca. 15 Jahre. Wie sah denn der True Metal-Einstellungstest für den Nachwuchs aus?
Ha ha, nein, den gab es nicht. Dass der Jonas Die-Hard-Metal-Fan ist, das musste er uns nicht beweisen, das wussten wir schon; und dass er die ganzen Klassiker kennt und drauf steht, auch wenn er vielleicht teilweise noch nicht mal geboren war, als die Sachen rauskamen.
Wie z.B. die "Tyrants"-EP oder das JAG PANZER-Debütalbum, von dem ihr jetzt "Generally Hostile" gecovert habt. Warum habt ihr diese Band und diesen Song gewählt?
Erst einmal noch ein wenig mit dem Hintergedanken an das Keep It True-Festival, wo sie gespielt haben und wir quasi beschlossen haben, weiterzumachen. Da wir ja auf der Bonus-CD auch RAVEN gecovert haben, haben wir somit die beiden Bands gewürdigt, denen wir es mit zu verdanken haben, dass es uns noch gibt. Abgesehen davon stehen alle von uns auf die "Ample Destruction", und da uns aufgefallen ist, dass JAG PANZER wohl noch nie gecovert wurden, zumindest ist uns ist keine andere Coverversion eingefallen, wollten wir das machen. Damals auf der "Wargods Of Metal"-CD hatten wir auch schon OMEN gecovert, weil das zumindest unseres Wissens nach auch vorher noch keiner gemacht hat. Es ist ja jetzt erst das zweite Mal, dass wir eine Coverversion auf einem Album haben, aber wenn schon, dann wollen wir auch was nehmen, dass etwas außergewöhnlicher ist und wo wir auch einen Bezug zur Band und zu dem Song haben. Und bei "Generally Hostile" hatten wir auch den Eindruck, dass er einfach nach SACRED STEEL klingt, wenn wir ihn spielen. Die Produktion auf der "Ample Destruction" ist zwar sehr geil, aber ich finde, wenn JAG PANZER den Song live spielen, knallt er doch noch sehr viel mehr, als auf Platte. Genau so eine Version wollten wir daraus machen, und ich denke, das haben wir geschafft.
Beim Blick auf "Hammer Of Destruction" fällt auf, dass ihr diesmal keinen Songtitel mit eurem Lieblingswort „Steel“ im Repertoire hab. Das ist das erste Mal. Da hätte sich von der "Ample Destruction" also auch "Harder Than Steel" angeboten.
Echt nicht? Da muss ich mal den Gerrit fragen, was er da verbrochen hat, ha ha. Das muss ihm durch die Lappen gegangen sein. Wobei, die Leute denken immer, wir planen das alles bis ins Detail durch, dabei ist das ja auch nicht so. Wir setzen uns jetzt nicht hin und sagen, wir müssen noch einen entsprechenden Songtitel machen oder so was.
Zumindest hat es früher mal geheißen, meine ich, in jeden vernünftigen SACRED STEEL-Text gehört ein "Metal" oder ein "Steel". Ich glaube das entweder von Gerrit oder von Jörg mal gelesen zu haben.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Aber jetzt muss ich gerade mal schauen...Wir haben ja auf der Bonus-CD noch Songs...Ne, auch nicht, alles völlig „Steel“-los.
Welche Worte werden wir denn niemals in einem SACRED STEEL-Song hören?
Da hast Du mich eigentlich auf dem falschen Fuß erwischt, da ja Gerrit für die lyrische Ausrichtung zuständig ist.
Liebe ist vielleicht nicht unbedingt das Thema für SACRED STEEL...
Das würde ich vielleicht gar nicht mal kategorisch ausschließen. Ich denke, was man definitiv vergeblich suchen wird, sind irgendwelche politischen Statements oder aktuelles Tagesgeschehen, irgendwelche sozialkritischen Anwandlungen. Ich denke, das gibt es bei SACRED STEEL definitiv nicht.
Zwar kein politisches Statement, aber das außergewöhnliche Intro bei "Impaled By Metal", bei dem wohl eine PMRC-Tante am wettern ist, geht vielleicht etwas in die Richtung. Tipper Gore ist es aber nicht, die man da hört, oder?
Nein, das ist aus einem Video namens "The Metal Years - The Decline Of The Western Civilisation", das ich mal auf dem Flohmarkt gekauft habe. Da geht es um die L.A. Metal-Szene in den 80er Jahren, und viele Bands, die darin vorkommen, sind eigentlich gar kein Metal, so wie POISON, FASTER PUSSYCAT und weiß der Geier. Und unter anderem wird eben diese Dame interviewt, die irgend so einer Organisation vorsteht, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Jugend zu "demetalisieren". Die hat dann den ganzen Schreibtisch voll liegen mit Nietenarmbändern und Sachen, die sie den Kids weggenommen haben und wettert dann über die Gefahr der Musik usw. Und es geht halt auch um die Zensur, aber das ist von uns in erster Linie ´ne Spaß-Geschichte. Es haben mich zwar jetzt auch schon Leute in diese Richtung gefragt, aber wir selbst hatten bisher noch nie irgendwelche Probleme mit Zensurbehörden oder irgendwelchen Auflagen, obwohl wir auch teilweise blutrünstige Texte oder so etwas haben; wobei das bei uns wohl immer so einen starken Fantasytouch hat, dass gar nicht erst jemand auf die Idee kommt, dass wir Gewalt verherrlichen wollen oder so.
Als ich "Hammer Of Destruction" das erste Mal eingelegt habe, dachte ich erst, ich hätte aus Versehen ACCEPTs "Fast As A Shark" gestartet. Wolltet ihr mit dem Knistern am Anfang gleich aufzeigen, wo es bei dem Album lang geht - nämlich zurück in die guten alten Vinyl-Zeiten?
Genau das soll quasi das Statement sein. Also die endgültig CD, nicht die Promo, sieht dann auch aus wie eine Vinyl-Platte, mit aufgedruckten Rillen und so weiter. Für uns stellt dieses Album wirklich auch so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln von SACRED STEEL dar. Wir wollten eben eine typische 80er-Jahre Speed Metal-Scheibe machen, haben dann auch mit Harris Johns gearbeitet, der in den 80ern diese ganzen Kult-Speed Metal-Sachen produziert hat und das alles zusammen mit dem Vinyl-Knistern macht dann einfach auch Sinn.
Kommt die Scheibe denn wenigstens auch auf Vinyl?
Das war natürlich geplant, aber das wird jetzt peinlicherweise erst mal nichts. Eigentlich wollte Gerrits Freundin das über ihr Label rausbringen, das klappt jetzt aber doch nicht und da Massacre es nicht auf Vinyl rausbringen wollen, suchen wir jetzt gerade ein Label, dass das machen könnte. Also ich denke, früher oder später wird sich sicher irgendeine kleine Firma finden, die davon 300 oder 500 Stück macht. Selbst unsere erste Platte ist ja irgendwann fünf Jahre nach der Veröffentlichung noch mal auf Vinyl rausgekommen.
Du hast die Rückbesinnung gerade angesprochen, die mir persönlich sehr entgegenkommt, da ich mit den Death Metal-Elementen ab der "Slaughter Prophecy" nicht viel anfangen konnte. Aber eine reine Death Metal-Scheibe muss man von euch dann wohl doch nicht mehr befürchten. Dennoch habt ihr eigentlich schon immer mehrere Bereiche abgedeckt und seid eigentlich gar nicht so limitiert, wie es manche darstellen, wenn sie euch als Band für eine Randgruppe bezeichnen.
Genau das denke ich eigentlich auch. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass die Leute uns immer als die typischen Scheuklappen-Metaller darstellen. Dabei gibt es wahrscheinlich viele Bands, die sehr viel limitierter im stilistischen Spektrum sind als SACRED STEEL. Aber eine reine Death Metal-Platte haben wir ja nie gemacht und werden wir sicher auch nie machen. Ich glaube auch nicht, dass wir nochmal ein Album machen werden, das so viele Death-Metal-Anteile haben wird, wie die "Slaughter Prophecy". Das war für uns einfach eine coole Erfahrung, nach drei relativ ähnlichen Alben ein bisschen stilistisch auszubrechen. Und damals war auch unser Eindruck, dass das Power Metal-Genre allgemein immer mehr in eine sehr melodische Richtung ging. Das hat uns einfach nicht gefallen, und wir wollten uns davon deutlich abgrenzen und irgendwie klarmachen, dass wir nicht dazugehören und keine Keyboard-Kitsch-Metal-Truppe sind, sondern eine richtige Heavy Metal-Band. Von daher war die "Slaughter Prophecy" damals als Statement für uns einfach wichtig, um den Leuten klarzumachen, dass Heavy Metal auch IMMORTAL oder MORBID ANGEL ist und nicht nur FREEDOM CALL, STRATOVARIUS oder NIGHTWISH. Wir setzen uns jetzt auch weiterhin keine künstlichen Grenzen, und es kann durchaus sein, dass mal wieder in einem Song Death Metal-Vocals auftauchen. Diesmal hatten wir aber wirklich Bock, eine Old-School-Platte zu machen und ich denke, dass es auch eher in dieser Richtung in Zukunft weitergeht.
Ihr hattet ja eigentlich schon fast einen Stammproduzenten. Da war es dann doch schon etwas überraschend, dass ihr erstmals mit Harris Johns zusammengearbeitet habt.
Dass es der Achim Köhler dieses mal nicht wird, war schon länger klar, weil er zur Zeit fast nicht mehr produziert und bei Nuclear Blast arbeitet. Ich denke, dass hätte auch dieses mal nicht gepasst bei dem neuen Album. Die letzte Produktion war ja für SACRED STEEL-Verhältnisse fast schon modern, und zu dem neuen Material wollten wir halt eher eine klassische, etwas rotzigere Produktion. Wir hatten erst überlegt, den Bill Metoyer zu fragen, der die "Wargods Of Metal" damals gemacht hat, und ihn auch kontaktiert, der hatte aber überhaupt keine Zeit. Und die nächste, bzw. gleichwertige Wahl war für uns von Anfang an Harris Johns. Gerrit sagt richtigerweise immer, der Bill Metoyer habe die eine Hälfte unserer Plattensammlung produziert und der Harris Johns die andere. Dann habe ich im Internet einfach gesucht und rausgefunden, dass er jetzt ein eigenes Studio hat in der Nähe von Berlin. Ich habe ihn dann kontaktiert und er hat sich auch sofort gemeldet, kannte unsere Band und hatte sofort Bock drauf. Das hat dann einfach auch super gepasst, da wir diesmal nicht mehr wie bei den letzten drei Alben quasi hier in der Gegend aufnehmen wollten, sondern uns mal richtig für zwei, drei Wochen weiter weg irgendwo einnisten, um dort dann richtig und alle zusammen an dem Album zu feilen. Und dieses Studio irgendwo in Brandenburg, 100 Kilometer von Berlin in so einem alten Landhaus, wo es eine Küche gibt und Schlafräume usw., war dann auch einfach perfekt dafür. Die Produktion ist dann auch schön 80er-mäßig geworden. Sie stößt zwar nicht auf ungeteilte Freude, da wir auch immer wieder Stimmen zu hören kriegen, die sagen, es sei zu schrill oder nicht besonders fett, aber ich glaube, das liegt einfach daran, dass die Leute gar nicht mehr wissen, wie früher eine Thrash-oder Speed Metal-Platte geklungen hat. Also ich finde die Produktion wirklich super.
Für mich klingt die Scheibe auch wesentlich spontaner und hymnenhafter als zuletzt. Gerade auch der Titeltrack hat ja fast schon einen schunkeligen Refrain. Genau das richtige für die späten Stunden auf einer Metal-Party.
Und genau das soll es sein. Ich bin z.B. bei Massacre ins Büro gelaufen, als die Scheibe fertig war, und bekomme zu hören, dass dort die Platte lief und die Sekretärin den ersten Song schon beim zweiten Refrain mitsingen konnte. Und das fanden sie cool, weil das einfach eingängiger Heavy Metal ist, der abgeht. So muss es sein.
Dass man einige Stilrichtungen von euch niemals hören wird, ist klar. Wäre es aber denkbar, dass ihr vielleicht auch mal wieder eine etwas progressivere Schiene fahrt? Mit einem kurzen Blick zurück denke ich da natürlich auch an VARIETY OF ARTS, auch wenn Du selbst daran nicht beteiligt warst.
Das halte ich doch für ziemlich ausgeschlossen. Der Gerrit sagt ja heute selber, sogar über die TRAGEDY DIVINE-Scheibe, dass das zwar eine ganz gute Platte ist, aber einfach viel zu komplex und verfrickelt. Sie haben die Band dann damals ja auch aufgelöst, weil sie halt lieber straightere Sachen machen wollten, und das gilt heute immer noch.
Ich frage das auch, weil ihr mit Kai jetzt jemanden in der Band habt, der sich, wie bei LANFEAR zu hören, auch im progressiveren Metal-Bereich durchaus wohl fühlt.
Jeder von uns kann ja mit seiner jeweils anderen Band machen, was er will und er also auch mit LANFEAR. Aber SACRED STEEL steht einfach für Geradeaus-Metal, und das wird sich sicher nicht ändern. Wir sind eine Band, die auch live lieber Spaß hat und ein bisschen rotzig spielt, anstatt irgendwie verkrampft auf die Instrumente zu starren und Solos abzureißen. Wenn live irgendwas in die Hose geht, was bei fast jedem Gig passiert, sagen wir uns immer: "Hey, wir sind halt nicht Dream Theater". Uns ist es wichtiger, dass wir und die Leute Spaß haben und dass das Feeling einer echten Metal-Show rüberkommt, als dass wir jetzt technisch einwandfrei spielen oder jeden Ton treffen. Auch auf einer Studioproduktion, wie dem letzten Album, sind ja eigentlich Fehler ohne Ende drauf. Dort liegt mal was leicht neben der Spur, kleinere Spielfehler usw. Das sind aber alles Sachen, die uns gar nicht stören, sondern auch den Charme von SACRED STEEL ausmachen.
Dann gibt es also auch kaum die Aussicht, dass ihr vielleicht mal aus einer Laune heraus Songs von TRAGEDY DIVINE live spielt?
Wer weiß, sag niemals nie. Also, ich mag die Scheibe ja, und wir haben damals, als ich bei SACRED STEEL angefangen habe, bei den ersten Proben noch drei oder vier Songs davon geprobt, weil es noch gar keine eigenen SACRED STEEL-Songs gab. In den letzten Shows haben wir teilweise wieder Songs vom allerersten SACRED STEEL-Album ausgegraben, die wir seit sechs, sieben Jahren nicht mehr gespielt hatten, und gerade in Griechenland, wo das erste Album nach wie vor einen Kultstatus hat, war das der absolute Hammer. Die Leute sind total ausgeflippt, als sie mal wieder "Reborn in Steel" oder den "Sacred Steel"-Song gehört haben. Vielleicht kann man auch irgendwann mal wieder Tragedy-Songs spielen; also ich hätte nichts dagegen. Dann müsste man halt einen richtig straighten Song raussuchen, es gibt da ja zwei, drei, die gar nicht mal so weit weg sind von einem etwas komplexeren SACRED STEEL-Stück.
Es war, glaube ich, mal geplant, das TRAGEDY DIVINE-Album wiederzuveröffentlichen. Weißt du was darüber?
Der Jörg hatte mal geplant, über sein Iron Glory-Records ein ReRelease rauszubringen. Er wollte das Album auch noch mal remixen, weil die Band mit dem damaligen Mix überhaupt nicht zufrieden war. Soweit ich weiß, hat er sich dann auch mal in Bochum mit dem Typen von der damaligen Plattenfirma getroffen und wollte dem die Masterbänder abkaufen. Dabei haben sie wohl festgestellt, dass die Masterbänder gelöscht oder mit anderen Sachen überspielt wurden. Daher kann man die Scheibe eben nicht mehr remixen. Und das Ding jetzt quasi einfach von der CD runterpressen und noch mal vervielfältigen, das wollten sie dann doch nicht.
Ich meine, ich hätte sogar mal irgendwo im Internet ein anderes Cover von dem Album gesehen.
Das glaube ich nicht, das wäre mir jetzt völlig neu. Ich habe noch eine von den Originalen und es gab auch nur die.
Wenn wir schon dabei sind: Auch das VARIETY OF ARTS-Demo sollte irgendwann mal auf LP erscheinen, aber da ist dann wahrscheinlich auch nichts draus geworden...
Gerrit: Stimmt, Jörg hatte, glaube ich, vor, das VARIETY OF ARTS-Demo auf seinem Label Iron Glory Records (R.I.P.) als Bonus zu dem geplanten "Visions Of Power" Re-Release zu veröffentlichen. Da aber von dem "Visions..." Material nur noch knapp die Hälfte der Master-Bänder existierten und Iron Glory dann auch das Zeitliche segnete, wurde das nie realisiert. Ob das Ganze aber als LP veröffentlicht hätte werden sollen, glaube ich nicht. Ich meine, das war als Doppel-CD geplant. Genaueres weiß da nur der Jörg, der war da der Macher. Momentan glaube ich nicht daran, dass das VOA oder TD Zeug jemals wieder aufgelegt wird. Das waren zwar klasse Sachen, aber das Interesse daran ist doch sehr begrenzt. Wünschen würde ich mir das schon, zumal die von Dir angesprochenen neuen Cover echt super waren.
Zurück zur Gegenwart. Ihr habt zu "Maniacs of Speed" ein Video gedreht. Lohnt sich der Aufwand, so etwas extra fürs Internet zu machen? Woanders wird der Clip wohl kaum laufen, oder?
Das Video ist auch auf der normalen CD als MPEG-Datei mit drauf. Wir wollten so was eigentlich schon bei der letzten Platte machen, aber das hat damals aus Zeitgründen nicht hingehauen. Ich denke, für das Internet ist das eine gute Sache. Wir haben oft Einträge auch auf unserer MySpace-Seite von Leuten aus Brasilien, den USA usw., die ja wahrscheinlich nie in ihrem Leben eine SACRED STEEL-Liveshow sehen werden. Und für solche Leute ist es dann natürlich cool, zumindest mal so einen Clip anzuschauen. Die Reaktionen sind bisher auch eigentlich ganz cool. Es ist jetzt zwar kein professioneller Clip, aber schön "old school".
MySpace ist zur Zeit ja in aller Munde. Wie wichtig oder sinnvoll ist ein dortiger Auftritt neben der eigenen Homepage?
Das kann ich noch gar nicht so richtig einschätzen, da wir unsere Seite dort noch nicht so lange haben, vielleicht seit einem halben Jahr. Die Seite macht unser Basser Kai. Ich glaube, vor allem für die Amis ist diese MySpace-Geschichte doch ziemlich wichtig. Da es möglich ist, sich dort mit sämtlichen Leuten und Seiten zu verlinken, kann da ziemlich schnell so etwas wie ein Schneeballeffekt entstehen, und man bekommt ziemlich schnell viele Zugriffe. Und bei unserer MySpace-Seite kann man auch in die Songs reinhören, was auf unserer Homepage nicht geht. Wenn ich für uns Auftrittsmöglichkeiten suche, dann gebe ich immer beide Internetadressen an, damit die Leute bei MySpace kurz in die Songs reinhören und auch durch die Einträge dort sehen können, dass es Interesse an der Band gibt. Ich denke, die normale Website dient dann eher der allgemeinen Information.
Ich habe gesehen, dass es sogar von TRAGEDY DIVINE eine MySpace-Seite gibt. Wer macht die denn?
Echt jetzt? Das habe ich noch nie gesehen. Gerrit: Ich wusste da bislang auch noch nichts von, habe mir auf deinen Hinweis hin die Seite soeben mal angeschaut. Ich denke mal, dass da unser damaliger Drummer Zube hintersteckt. Der war immer ziemlich fix mit solchen Sachen.
Als ich euer Video zum ersten Mal bei YouTube gesehen habe, stand direkt daneben ein Video dieser italienischen Witzboldband NANOWAR. Kennst Du das?
Ja, ich habe das auch gesehen. Ich finde das witzig, warte aber nur drauf, dass die von Joey richtig auf die Fresse kriegen. Was die Jungs da treiben, ist ja markenrechtlich schon sehr bedenklich.
Von denen gibt es ja sogar CDs. MANOWAR so hochzunehmen ist für dich also keine Gotteslästerung?
Nein, überhaupt nicht. Wenn man über MANOWAR nicht lästern darf, worüber soll man dann noch lästern? Ich muss jetzt aufpassen, dass ich mich nicht um Kopf und Kragen rede. Ich bin kein riesiger MANOWAR-Fan, aber ich finde natürlich die ersten vier Platten geil. Aber was da so in letzter Zeit abläuft, nehme ich gar nicht mehr zur Kenntnis. Ich habe auch diese "Sons Of Odin" nie gehört, interessiert mich inzwischen eigentlich gar nicht mehr die Band.
Wegen dem Auftreten von Joey DeMaio?
Die letzten beiden Scheiben waren einfach musikalisch völlig uninteressant, zumindest für mich. Der Gerrit ist da z.B. anderer Meinung und hat die "Sons Of Odin" in seiner privaten Playlist zur Zeit auf Platz 1. Aber ich glaube, das ist so ähnlich, wie bei SOLITUDE AETURNUS und Robert Lowe: Sobald der Eric Adams singt geraten die Fans in Verzückung und dann ist es auch völlig egal, was so ein Drumcomputer da runterschreddert. Für mich als Schlagzeuger ist es halt nicht so egal. Ich will auch MANOWAR gar nicht schlecht machen, das ist eine geile Band, die wirklich absolut göttliche Songs geschrieben hat, aber in letzter Zeit interessiert es mich einfach nicht mehr so richtig.
Was aktuell euer Interesse geweckt hat, wenn auch nicht der erfreuten Art, ist der momentane Metalcore-Trend. Von Gerrit oder früher auch von Jörg hat man schon reichlich Statements über unerwünschte musikalische Auswüchse gehört - jetzt wärst Du also an der Reihe. So ist zur Zeit einiges über ein gewisses T-Shirt von euch zu vernehmen...
Hä hä, gut, das T-Shirt stammt ja von mir, daher muss ich da auch selber Stellung zu nehmen, schon okay. Also, unser T-Shirt "Metalheads against Metalcore" ist für uns ein Joke. Ich mag zwar diese Metalcore-Schiene sowieso nicht, mochte ich noch nie, weil das für mich alles irgendwie gleich klingt, aber das ist für jemanden, der da drauf steht, bei unserer Musik mit Sicherheit genauso. Aber mich nervt an dieser ganzen Szene oder vor allem an diesem Hype einfach, dass da Bands, die eigentlich mit Metal nichts am Hut haben und nur mal eine SLAYER-Platte gehört oder ein IRON MAIDEN-T-Shirt fürs Bandfoto angezogen haben, sich jetzt hinstellen und sagen, sie hätten auch ihre Roots im Metal. Die versuchen eine Szene und die ganze Infrastruktur mit den Magazinen, den Festivals usw. auszunutzen, zu der sie nie gehört haben, die sie nicht mit aufgebaut haben und der sie auch nichts zurückgeben. Das ist es, was mich stört. Und vor allem dieser Megahype, wenn eine Band wie LAMB OF GOD oder eine dieser typischen Amibands, die in Amerika plötzlich angesagt sind und einem dann als Vorgruppe von SLAYER präsentiert werden, und in Deutschland dann die ganzen Magazine sofort aufspringen und schreiben, das sei die neue Hoffnung des Heavy Metal. Da kriege ich halt Kopfweh, wenn ich das lese. Deswegen haben wir dieses T-Shirt gemacht, um einfach zu sagen, Heavy Metal, wie wir ihn verstehen, hat mit diesem Hype und diesem Business-Getue, das um Metalcore zur Zeit veranstaltet wird, einfach nichts zu tun. Wir nehmen das aber wiederum auch nicht so bierernst, wie es uns jetzt manche Leute wieder ankreiden wollen. Für uns ist dieses T-Shirt in erster Linie ein Joke, und wir wollen jetzt auch nicht irgendwelche anderen Bands dissen oder auf einem T-Shirt schlecht machen. Ich kenne inzwischen aber selbst Leute, die sogar Metalcore gut finden und uns nicht, sich dieses T-Shirt aber gekauft haben, um beim nächsten HATEBREED-Konzert damit aufzufallen, da sie dieser Hype inzwischen selber ankotzt.
Meine letzte Frage hätte vermutlich auch eher der Gerrit beantworten können. Und zwar war Jörg, und ich glaube auch Gerrit, damals kurzfristig am Deftone-Magazin beteiligt, quasi dem Vorgänger vom heutigen Legacy. Merkwürdigerweise wurde das gerade dann eingestellt, kurz nachdem die beiden dort angefangen haben.
Das Witzige ist, dass ich darüber wahrscheinlich mehr weiß als Gerrit, da ich damals bei dem Magazin als Anzeigenverkäufer angestellt war, also quasi zeitgleich mit Jörg. Jörg wurde relativ kurzfristig als Chefredakteur verpflichtet, weil sich der damalige Herausgeber mit dem alten Chefredakteur zerstritten hatte, wohl auch finanziell. Und der Jörg sollte das dann schnell übernehmen und hat mich dann, weil ich damals neben meinem Studium Zeit hatte, als Anzeigenverkäufer mitverpflichtet, obwohl ich davon eigentlich gar keine Ahnung hatte. Wir haben dann gemeinsam eine Ausgabe auf die Beine gestellt, aber da lief auch schon vorher das Insolvenzverfahren gegen den Herausgeber. Der Insolvenzverwalter hat dann irgendwie versucht, die Firma noch zu retten und deswegen haben wir weiter gearbeitet. Aber nachdem die Ausgabe erschienen war, wurde die Firma dann doch zerschlagen und damit war das Deftone gestorben. Die kurz zuvor gefeuerten Mitarbeiter haben sich dann wieder zusammengetan und das Legacy gegründet, das ja bis heute auch gut und erfolgreich läuft. Wo damals zwischen denen das Problem war und warum die sich zerstritten und getrennt haben, dass weiß ich gar nicht, da die meisten schon weg waren, als ich den Job dort angefangen habe. Der eigentliche Problemfall war aber wohl der Herausgeber. Und wir sind quasi damals auf ein sinkendes Schiff gestiegen, das dann relativ schnell untergegangen ist.
Von einer musikalischen Insolvenz seid ihr mit SACRED STEEL ja jetzt glücklicherweise wieder weit entfernt. Ich danke für das ausführliche Gespräch.
- Sacred Steel - Hammer Of Destruction (2006)
- Sacred Steel - The Bloodshed Summoning (2013)