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Interview mit At The Soundawn (23.03.2010)
Aus Italien kommen nicht nur Pizza und Pasta, sondern in Form von AT THE SOUNDAWN auch Postrock der gehobenen Qualitätsklasse. Nach einer Debüt-EP erschien vor kurzem der neue Longplayer "Shifting". Im Interview erzählt Gitarrist und Songwriter Andrea Violante ausführlich alles Wissenswerte über das Album, die Band und berichtet darüberhinaus, dass man damit zu kämpfen habe, dass italienische Bands nicht unbedingt den allerbesten Ruf in der Rock- und Metalszene hätten.
Hallo Andrea. Wie fühlt es sich an, gerade sein zweites Album veröffentlicht zu haben, besonders im Vergleich mit dem Gefühl, dass ihr bei eurer ersten Platte hattet?
Nun, es fühlt sich schon sehr anders an. Die EP war für uns hauptsächlich ein Test um zu sehen, wie weit wir als Band gehen können. Zunächst war es ein Test für uns selber im Studio. Als wir dann bei Lifeforce Records gelandet waren, war es ein Test, wie die Medien und das Publikum unser Material aufnehmen würden. Damals hatten wir noch keine Erwartungen und haben einfach alles auf uns zukommen lassen, was sich inzwischen aber geändert hat. Wir hatten jetzt eine präzise Vorstellung davon, wie wir klingen wollen, als wir ins Studio gingen. Wir wollten ein Album aufnehmen, das persönlich und aufrichtig klingt, etwas, das aus der Masse herausragt und das einfach nur schön ist. Es ging nicht darum, möglichst harte oder schnelle Riffs zu finden. Wir waren stattdessen voll und ganz auf den Klang und den musikalischen Fluss fokussiert. Jetzt warten wir einfach ab, ob unsere Wahl verstanden wird oder nicht, ob sie Erfolg hat oder nicht. Oder um es kurz zu fassen: ob die Leute es mögen.
Wie habt ihr euch denn von "Red Square: We Come In Waves" zu "Shifting" entwickelt? Was hat sich im Hinblick auf das Songwriting oder den Aufnahmeprozess verändert?
Es hat sich schon einiges seit "Red Square" verändert. Nummer eins: der Sänger. Nachdem Mirco die Band verlassen musste, mussten wir erstmal sehen, wie es weiter geht. Dabei haben wir alle möglichen Varianten in Betracht gezogen: einen neuen Sänger suchen, die Sachen selber singen oder sogar, als Instrumentalband weiterzumachen. Glücklicherweise fanden wir dann Luca, der viel frischen Wind in die Band gebracht hat, sowohl auf persönlicher, als auch auf musikalischer Ebene.
Seit er in der Band ist, hat sich auch das Songwriting entscheidend verändert. Wir haben uns mehr auf den Song als Ganzes konzentriert, statt ihn als Puzzle aus verschiedenen Teilen zu sehen. Wir haben den Song so entwickelt, als wäre er eine Geschichte, die es zu erzählen gilt in der jedes Element seine notwendigen Platz und seine entsprechende Form hat. Wir haben dann versucht, alles etwas zu vereinfachen und alles Überflüssige über Bord zu werfen, um an den Kern der Musik zu kommen: die Emotion.
Wir wollten im Studio so live wie möglich klingen und haben auf Kompression, Trigger und synthetische Sounds verzichtet, um ein natürliches Gefühl und große Dynamik zu bekommen. Das ist wohl schon eine mutige Vorgehensweise gegen den Trend, wenn man sich die durchschnittliche Platte in der harten Musik anhört. Letztendlich denke ich, dass wir wirklich ein großartiges Ergebnis erzielt haben, auch dank der Arbeit von unserem Produzenten Riccardo Pasini.
Was möchtet ihr mit eurer Musik transportieren? Habt ihr ein bestimmtes Ziel, dass du in zwei, drei Sätzen zusammenfassen kannst?
Nein, es gibt keine Botschaft, die in wenigen Worten genannt werden kann. Ich denke eher, dass jede Art von Musik eine breite Spanne an Botschaften mit sich bringt. Im Bezug auf "Shifting" kann man sagen, dass ein jeder Song seine eigene Stimmung, seinen eigenen Fluss und in gewisser Weise auch seine eigene Geschichte hat. Jeder Hörer kann unsere Musik auf verschiedene Art und Weise interpretieren, davon abhängend, wie er sich in diesem Moment fühlt, was ihn umgibt, wie sein Tag war uns so weiter. Es geht also weit hinter das, was die Band eingebracht hat. Unser Ziel ist es, dem Publikum etwas zu liefern, das dem gleichen leidenschaftlichen Gefühl nahe kommt, dass wir haben, wenn wir die Songs spielen.
Ich war ziemlich überrascht, als ich die Jazz-Einflüsse und die Blasinstrumente in eurer Musik vernommen habe. Meinst du nicht, dass das den normalen Rockmusik-Hörer überfordern könnte?
Ich weiß es nicht genau. Ich denke, dass sich selbst die unerwarteten Wendungen in unserer Musik immer noch reibungslos einfügen. Und Trompeten und Blasinstrumente sind in der Rockmusik ja nun auch nicht so ungewöhnlich, man denke nur an die Beatles. Solange es sich gut anhört, machen wir es einfach.
Woher kommen diese Einflüsse denn, wer bringt sie in die Band ein?
Die Einflüsse kommen von so viel verschiedener Musik, Vorschlägen und Erfahrungen, dass ich es gar nicht genau zurückverfolgen kann. Da ich ja der Hauptsongschreiber bin, gehen die wohl schon hauptsächlich auf mich zurück, aber üblicherweise ist es so, dass ich den Jungs etwas vorschlage, dass noch nicht einmal direkt mit Musik zu tun haben muss, und wir das dann gemeinsam ausarbeiten.
Und welche Bands waren allgemein einflussreich für euch? Welche Musik brauchte euch dazu, zu sagen, dass ihr etwas Ähnliches machen wollt?
Es mag ein bisschen arrogant klingen, aber es gibt eigentlich keine Band, die uns direkt beeinflusst hat. Es gibt sicherlich viele Bands, die wir mögen und viele verschiedene Musikrichtungen, die uns beeinflussen, aber wir haben nie gesagt und werden nie sagen, dass wir wie Band xyz klingen wollen. Das wäre auch ein ziemlich aussichtsloses Unternehmen, besonders für eine italienische Band. Unsere Herkunft hilft uns nämlich nicht gerade dabei, aus der Masse hervorzustechen. Es gibt da halt so einige Vorurteile…
Wir versuchen jedenfalls, zu verstehen, was uns an einem bestimmten Song oder Album besonders gefällt, warum wir es mögen oder interessant finden. Wenn wir erstmal am Kern dieser Frage angekommen sind, sehen wir das ein bisschen als Lehrstunde, um es für uns selber umsetzen zu können. Als wir "Shifting" komponiert haben, hat uns oft die Musik von RADIOHEAD, PORCUPINE TREE, MASSIVE ATTACK, MINUS THE BEAR, ELSIANE und anderen, an die ich mich jetzt nicht mehr erinnere, dabei geholfen.
Ich kenne kaum italienische Bands aus dem Bereich Postrock / Postmetal / Postcore. Habt ihr überhaupt eine eigene Szene und wenn ja, aus wie vielen Bands besteht die? Oder seid ihr eher eine Art Einzelgänger?
Nein, wir sind sicher keine Einzelgänger. Unsere Rock-orientiere Herangehensweise ist vielleicht nicht ganz so üblich, aber es gibt schon viele Bands, die Post-wasauchimmer-Musik machen. Das dürfte es mindestens 30 Bands oder mehr in der Richtung geben. Es ist aber recht schwierig, da von einer eigenen Szene zu sprechen, darüber wurde in unserem Land auch stets viel diskutiert. Tatsache ist, dass in Italien gibt es nicht wirklich ein Publikum, das an etwas anderem, als dem Mainstream interessiert ist. Man kann schon fast sagen, dass zu den solchen Konzerten hauptsächlich Musiker kommen, die mit der Szene verbunden sind.
Und welche Ziele habt ihr mit AT THE SOUNDAWN? Habt ihr irgendwelche Träume, die ihr gerne erfüllt sehen möchtet?
Natürlich haben wir Träume – sogar sehr viele – aber wir konzentrieren uns zunächst auf die naheliegenden Dinge. Wir legen also einen Pfad, der vielleicht Schritt für Schritt zu unserem größten Traum führen könnte – nämlich Musik als Beruf zu machen – und wir geben unser Bestes, um diesem Pfad zu folgen. Heutzutage ist Musiker sein ist ja schon ein bisschen so, als würde man auf ein totes Pferd setzen. Deshalb bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen und konzentrieren uns auf den Alltag.
Ich habe gelesen, dass ihr dieses Jahr auf dem Wave Gotik Treffen in Leipzig spielen werdet. Wisst ihr, was euch da erwartet? Und warum glaubt ihr, passt ihr auf dieses Festival?
Nein, nicht wirklich, ich habe nur ein paar Videos gesehen, auf denen schwarzgekleidete Leute auf der Wiese liegen oder zu einem DJ-Set tanzen. Und viele Konzerte mit jeder Menge Publikum, das ist schon mal gut. Ich denke aber, dass wir dafür gebucht wurden, weil die dunkle Stimmung in unserer Musik grundsätzlich schon zur Gothic-Szene passt.
Würdet ihr nicht lieber auf dem Roadburn Festival in Tilburg spielen?
Können wir nicht einfach auf beiden spielen? Nee, Scherz beiseite. Wir haben zumindest kein Lieblingsfestival. Wir spielen, wo immer wir hin eingeladen werden und haben da keine besonderen Vorlieben. Ich weiß aber, wie das gemeint ist. Wir heben uns mit unserer Musik, unseren Layouts und unseren Sounds aber gerne ab, weshalb uns die "puritanischen Postcore'ler" nicht unbedingt mögen würden, denen wären wir vielleicht zu soft, zu jazzig, zu melodisch. Das Roadburn ist ja sowas wie die Kirche dieser Leute, ich denke also, dass wir dort vielleicht auch nicht unbedingt das richtige Publikum für unsere Musik hätten.
Eine gute Selbsteinschätzung. Dann mal danke fürs beantworten meiner Fragen, die letzten Worte gehören natürlich dir.
Yeah! Die Spam-Zeilen! Danke, dass ihr ein wenig Zeit mit uns verbracht hat und vergesst nicht, auf unserer Myspace-Seite in unser aktuelles Album "Shifting" reinzuhören. Kauft die Musik, die ihr mögt! Unterstützt eure Lieblingsbands!