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Paradise Lost - The Plague Within - Massen-Review
Zum ersten Mal widmen wir uns einem PARADISE LOST-Album in unseren Massen-Reviews. Der Grund dafür ist - neben der Bedeutung der Band an sich - die Tatsache, dass schon die ersten beiden Videos zu den Songs "No Hope In Sight" und "Beneath Broken Earth" zeigten, dass "The Plague Within" ein besonderes Album werden würde. Zwar war schon beim Vorgänger "Tragic Idol" ein gewisse Rückbesinnung auf alte Tugenden zu vernehmen, doch mit ihrem 14. Album legen die Briten ihre Death- und Doom-Metal-Wurzeln stärker frei, als man erwarten durfte. Inklusive einem growlenden Nick Holmes. Was jedoch nicht auf ungeteilte Begeisterung stößt, wie unsere Reviews belegen.
Review von: Andreas Schulz (Profil)
Natürlich ist die Frage, warum sich PARADISE LOST in Zeiten, in denen klassischer Death Metal wieder schwer angesagt ist, auf ihre Wurzeln besinnen, nicht unberechtigt. Der Band jedoch bloßes Kalkül vorzuwerfen, ist nicht berechtigt, zeigt doch der Blick auf die inzwischen recht große Diskografie, dass die Briten eben nie eine Band des Stillstands waren und ihren Sound immer und immer wieder verändert und variiert haben. Dafür gab es oft Kritik, wovon man sich jedoch nie beirren ließ und sein Ding einfach weiter durchzug.
Ob die neue Lust an alter Härte den Nebenschauplätzen Vallenfyre und Bloodbath zu verdanken ist, bleibt Vermutung. Fakt ist aber, dass PARADISE LOST mit "The Plague Within" ein genauso hartes, wie abwechslungsreiches Album vorlegen. Da treffen immer wieder klassische, typische Harmonien, wie man sie kennt und liebt, auf Metal, der von schwerstem Doom ("Beneath Broken Eearth") bis zu harschem Death Metal ("Flesh From Bone") reicht. Dazwischen gibt diesen ureigenen Gothic Metal, der PARADISE LOST spätestens mit "Icon" wirklich groß gemacht hat. Der Opener "No Hope In Sight", das getragenere "Sacrifice The Flame" oder der bombatischer ausgelegte Schlußtrack "Return To The Sun" sind in dem Zusammenhang die besten Beispiele.
Für Abwechslung sorgen Uptemo-Songs wie "Terminal" oder "Cry Out" genauso, wie das trockene Stonerriff von "Punishment Through Time". Dezent eingesetzte Streicher oder weibliche Backingvocals von Mackintosh-Gattin Heather sind weitere Farbkleckse. Und Nick Holmes? Der macht im Klargesang eine genauso gute Figur, wie bei den fauchigen Growls, die nie aufgesetzt klingen.
Völlig unabhängig davon, ob man die Rückbesinnung auf "alte" Stilistiken glaubwürdig findet oder nicht und ob man die härtere Ausrichtung des Albums mag oder eben nicht, so sind es letztendlich die Songs, die zählen. Und weil es auf "The Plague Within" von starken Nummern nur so wimmelt, sind zwölf Punkte mit Tendenz nach oben hier angebracht.
FAZIT: Wer PARADISE LOST vor allem für ihre Alben von "Gothic" bis "Icon" liebt, sollte an "The Plague Within" seine dunkle Freude haben.
12 von 15 Punkten
Review von: Chris Popp (Profil)
Handelt es sich hier wirklich um jene Band, die in ihrer experimentellen, von ihrem Gothic-Metal-Kurs (klingt immer noch verdammt blöd als Genrebezeichnung) abgewichen ist und ihre eigene Diskographie bis vor dem Endneunziger-Stilbruch im übertragenen Sinne abschätzig als retardierten Achtziger-Kram abgetan hat, wie man in einer der beiden seinerzeit etablierten Metalzeitschriften - der Rezensent erinnert sich nicht mehr genau, welche dies war - in einem Interview lesen durfte?
Nun adenauert die Band um Nick Holmes und Greg Mackintosch, deren Besetzung sich bis auf den Schlagzeugposten nie verändert hat, und denkt sich: "Was interessiert uns unser Geschwätz von gestern?" - und dreht ihre stilistische Ausrichtung komplett und so konsequent wie noch nie in Richtung der von ihnen doch so belächelten und peinlich berührt beiseite geschobenen Ära, sprich, man käut heuer überwiegend das wieder, was man von "Gothic" (weniger) bis "Draconian Times" (mehr) verzapft hat und legt hinsichtlich Schwere und elegischer Aura ein starkes "Shades Of God"-Feeling an den Tag - der Death- und Doom-Faktor wurde klar erhöht. Überraschend und beinahe schon cool hierbei ist, wie häufig Nick Holmes wieder wie zu alten Zeiten ins Mikrofon growlt.
Sicher, eine Rückbesinnung wurde bereits in den letzten Jahren immer wieder überdeutlich, doch nun haben die Briten ein Ganzkörperbad in Babyöl genommen, um noch einfacher und widerstandsärmer in die Rosette der Oldschoolfans zu kriechen. Das wäre nicht weiter verwerflich, denn es gelang schon zahlreichen Bands, irgendwann wieder an die alten, geliebten Zeiten anzuknüpfen und mit grandiosen Songs all die Abtrünnigen zu versöhnen.
Doch bei PARADISE LOST beschleicht einen das Gefühl, dass die Band mangels Inspiration und Ideen doch noch mal in den Archiven gekramt hat und dem Hörer olle Kamellen auftischt, die man eigentlich nie zu veröffentlichen beabsichtigte. Denn "The Plague Within" wirkt oftmals wie eine Restekiste voller alter Ideen, die man nach Prä-1999-Strickmuster beziehungsweise -Erfolgsrezept zu einem Retro-Patchwork zusammengeschustert hat - lediglich mit neuer Verpackung, sprich, mit moderner Produktion und vorsichtig gestreuten kompositorischen Modernismen.
Schwach sind die Songs keinesfalls, zumal PARADISE LOST während ihrer musikalischen Laufbahn durchaus ihr Songwriting verfeinert haben. Und mit "Flesh From The Bone" hat sich ein wirklich edles Stück eingeschlichen, das hinsichtlich Atmosphäre oftmals sogar in Black-Metal-Bereiche ausufert und auch sonst noch einige Überraschungen in sich birgt.
Im Gesamten jedoch entpuppt sich "The Plague Within" als Panoptikum der Retro-Eindrücke, als Spiegellabyrinth der Vergangenheit, als das reumütige schwarze Schaf der Familie, das ab sofort wieder brav sein möchte und wieder ehrlich zu Mama und Papa ist. Und zum Aus- und Umräumen des Geschirrspülers sogar extra vorbeikommt. Man geht auf Nummer sicher, um es sich nicht schon wieder zu verscherzen.
FAZIT: Oder besser gesagt: FRAGE: Ist der Gipfel der musikalischen Evolution bei PARADISE LOST tatsächlich der, dass man nach weit über 25 Jahren lediglich einen großen Kreis gelaufen ist, um irgendwann wieder bei null anzukommen - ganz ohne musikalischen Mehrwert?
7 von 15 Punkten
Review von: Norman R. (Profil)
Das PARADISE LOST-Debüt "Lost Paradise" hat mittlerweile tatsächlich ein ganzes Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Bei all den experimentellen Wendungen, die die Karriere der Briten seitdem genommen hat, ist es keine Schande kurz zu stutzen, wenn im Zusammenhang mit den Gothic Metallern plötzlich von Doom/Death-Meilensteinen die Rede ist. Dann erinnert man sich aber doch, dass "Lost Paradise" und "Gothic" ziemlich harte Scheiben waren, auf denen heute die Nebenprojekte der PARADISE LOST-Mitglieder gegründet sind.
Greg Mackintosh hat als Frontmann von VALLENFYRE schon zwei klasse Doom/Death Metal-Alben vorgelegt, während Nick Holmes gerade bei der Death Metal-Supergroup BLOODBATH gerade wieder Blut am harten Sound leckt und trotz langer Pause immer noch erstaunlich ausdrucksstark growlt. Diese nach mehr als zwanzig Jahren Bandzugehörigkeit ersten Erfahrungen außerhalb von PARADISE LOST haben ihre Spuren hinterlassen, nachzuvollziehen auf dem neuen Album "The Plague Within".
Aus dem Nichts kommt die abermalige Neuausrichtung des Bandsounds freilich nicht, denn schon auf den letzten beiden LPs gingen die Briten schon deutlich härter zur Sache als noch auf den Gothic Rock-Scheiben rund um die Jahrtausendwende, aber eigentlich schlägt sich jede Karrierephase im jetzigen Sound nieder. Heute verfügen PARADISE LOST über diverse Trademarks, die sich kontinuierlich über mehr als zwei Jahrzehnte entwickelt haben. Dazu zählen die markanten Gitarrenmelodien, die für eine gewisse Epik stehen und sofort das Wort "Gothic" ins Gedächtnis rufen. Ebenfalls nicht zu verkennen ist die einzigartige Stimme von Nick Holmes, die ebenso wie die Gitarren für Gänsehaut sorgt. "The Plague Within" setzt aber noch auf andere Eckpfeiler und neue Akzente.
So viel Death Metal wie zum Beginn ihrer Karriere lassen PARADISE LOST zwar nicht mehr in ihr Songwriting einfließen, einige Genremerkmale pflegt das Quintett aber gerne (wieder) ein. Generell fällt die Produktion sehr roh aus, gerade beim Schlagzeug hat man das Gefühl direkt im Proberaum zu stehen. Das kommt vor allen Dingen dem entschlackten Ansatz der Band zu Gute, der zwar noch hier und da auf ein wenig Pomp in Form von Streichern und Chören setzt, sonst aber mit dem Nötigsten auskommt. Die Texte künden wie immer von Wut und Trauer, fallen aber zur Musik passend noch fatalistischer aus als gewohnt. Der Gitarrensound fällt beim Riffen wieder etwas heftiger aus und ist hörbar von den schon genannten Nebenprojekten beeinflusst. Mister Holmes growlt auch hier wieder häufig und gerne ins Mikro und versucht sich darüber hinaus auch an anderen Gesangslinien, die so bei PARADISE LOST noch nicht zu hören waren.
Die neuen Stücke lassen sich vielleicht am ehesten zwischen "Gothic" und "Draconian Times" verorten, bringen aber noch etwas mehr mit. Vorab gab es mit "No Hope In Sight" und "Beneath Broken Earth" schon zwei minimalistische Doom-Nummern zu hören, die auf ihre eigene Art mit Death Metal flirten. So roh und frisch gab es PARADISE LOST schon lange nicht mehr zu hören. Etwas anders liegt der Fall bei "An Eternity Of Lies", das nicht nur mit Härte, sondern auch melancholische Melodien und intelligenten Streichereinsatz punktet. Im Vergleich zu den zahlreichen Kollegen, für die es nie genug Epik sein kann, aber auch mit den letzten beiden Alben aus dem eigenen Haus im Hinterkopf ist das ein angenehmer Ansatz gefühlvollen Metal zu spielen.
Leider nicht ganz so zurückhaltend ist "Return To The Sun" gestaltet, das mit üppigen Chören und theatralischen Melodien nicht so ganz ins reduzierte Gesamtbild passen will. Eine Überraschung hält die Band mit "Victims Of The Past" bereit, das ein wenig mit flirrenden Black Metal-Gitarren und stumpfen Drum-Pattern spielt. Auch hier gibt es Chöre zu hören, jedoch sind diese angenehm in den Hintergrund gemischt. Ähnlich frisch, aber doch etwas vertrauter klingt "Victims Of The Past", in dem ebenfalls kurz Black Metal aufflammt, aus dem danach aber ein netter Uptempo-PARADISE LOST-Song inklusive unruhigem Drumming und schnellem Riffing wird. "Cry Out" beginnt wie ein lupenreiner Death’n’Roll-Song, bekommt dann aber doch noch den PARADISE LOST-Stempel aufgedrückt.
Das von Doublebassattacken flankierte "Terminal" und das behäbige "Sacrifice The Flame" sind aber dann doch eher langweilig und deswegen etwas unglücklich weit vorne im Album platziert. Manchmal hätte es auch noch mehr Tempoanzüge geben können, um ein bisschen mehr Drive in die Sache zu bringen. Ein paar Mal geht die Band auf Nummer sicher und möchte ihren Fans nicht noch mehr Experimente zumuten, doch genau diese gepaart mit dem Signature Sound der Briten machen "The Plague Within" so spannend und hörenswert. Dem Fünfgestirn gelingt demnach nicht alles, aber dass es im fünfundzwanzigsten Jahr seiner Karriere aber Wurzelpflege genauso ernst nimmt wie die Suche nach neue Wegen in ihrer Soundwelt, ist bemerkenswert. Für die kommenden Liveshows machen sich PARADISE LOST jedenfalls wieder verstärkt auf sich aufmerksam.
FAZIT: Mit "The Plague Within" beziehen PARADISE LOST wieder Death Metal-Elemente in ihren Sound ein und ziehen daraus die Kraft für zahlreiche Experimente. Der Sound ist roh und passt zum reduzierten Ansatz, der auf allzu viel Theatralik und Gefühlsduselei verzichtet. Neben den minimalistischen und dreckigen Doomstücke gefallen vor allem die Black Metal-Versatzstücke, mit denen die Band Neuland betritt. Zwar gibt es unterm Strich ein paar Songs zu viel, die demgegenüber zu harmlos und langweilig wirken, trotzdem ist das neue Album erfreulich spannend ausgefallen.
11 von 15 Punkten
Review von: Oliver Schreyer (Profil)
Na, wenn dieser Titel keine Metapher ist! PARADISE LOST kämpfen mit ihrem inneren Zerwürfnis und gewähren dem Hörer mit ihrem aktuellen Album "The Plague Within" einen Einblick in ihre Seelen-Berg-und-Talfahrt. Haben sich die Briten zuviel von der Kritik der Altfans beeinflussen lassen oder sind es eher Nebenprojekte wie VALLENFYRE und BLOODBATH die das Gesamtbild hier wieder weiter zurück in die Anfangstage zurück schicken?
Wer PARADISE LOST in der letzten Zeit einmal live zu sehen bekam, dem sollte aufgefallen sein, dass Fronter Nick nicht nur Vollbart trägt, sondern auch seine Growls neu gelernt hat. Eine Tatsache die man bis vor kurzem noch für ein Ding der Unmöglichkeit hielt – denn der Sänger schaffte es nicht einmal Klassikern wie "As I Die" die Stimmbänder rasseln zu lassen. Die Mischung aus seinen Growls, Shouts und unverkennbaren Clean-Gesang funktioniert doch ziemlich gut und bietet den wohl rundesten, vielfältigsten Mix den PARADISE LOST je auf Platte gebannt haben.
Musikalisch geht man jedenfalls noch weiter zurück: denn gegen das letzten Release "Tragic Idol" klingt "The Plague Within" fast staubig und wühlt allerlei Erinnerungen aus der Bandgeschichte auf. Neben Gitarrenleads wie man sie auch auf "Icon" hätte finden können, gibt es auch doomige Nummern, die man so nicht von der Band erwartet hätte. ("Beneath Broken Earth" zum Beispiel klingt anfangs mehr nach MY DINING BRIDE als nach PARADISE LOST, fängt sich aber durch die typischen Leads wieder.) Auf der anderen Seite gibt es mit "Flesh From Bone" eine verdammt harte Nummer, die nach dem Intro fast in stumpfer Death Metal-Manier drauf los klopft.
Natürlich geht es nicht nur zum Urschleim zurück, sondern man mischt auch moderne Momente unter. Ein Song wie "An Eternity Of Lies" klingt im Gegensatz zu vielen anderen mit seinem mehrstimmigen Refrain schon fast poppig. Leider hält man das Spannungslevel nicht durchgängig aufrecht und so klingen "Punishment Through Time", "Victims Of The Past" oder "Cry Out" streckenweise etwas flach. Der überambitionierte Versuch jeden Song in dieses Old School-Thema hineinzupressen funktioniert nicht krampfhaft.
Irgendwie fehlt es der Platte am roten Faden und es lässt sich nicht wirklich ausmachen, wohin PARADISE LOST driften wollen. An einigen Stellen fragt man sich als Hörer wirklich, warum die Band versucht, es jedem recht zumachen, und einen derartigen stilistisch Patchwork-Album abliefert als dort anzuknüpfen wo "Tragic Idol" vor drei Jahren endete.
FAZIT: "The Plague Within" ist ein buntes Album geworden, das mit seiner "back to the roots"-Attitüde vor allem was den Gesang von Nick Holmes anbelangt punktet. Leider wirkt das Ganze insgesamt etwas zu gezwungen und man verspielt mit dem ganzen stilistischen Hin und Her viel Feeling in den Songs, das sich nicht entfalten kann. Insgesamt eine coole Platte, der es aber letzten Endes an Tiefe mangelt.
10 von 15 Punkten
Durchschnittspunktzahl: 10 von 15 Punkten.
Damit Einstieg auf Platz 41 in den Massen-Review-Charts.