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Interview mit Imaad Wasif (17.11.2010)
Er leuchtet wieder, der „verrückte Diamant“!
Immer wieder gibt es musikalische Momente im Leben, in denen Erinnerungen an Zeiten geweckt werden, die längst als verschollen galten. Syd Barrett beispielsweise ist eine dieser Erinnerungen, die in der musikalischen Mottenkiste verstauben zu scheinen, da sie ein Kapitel im Pink-Floyd-Zeitalter widerspiegeln, dass menschlich wie musikalisch tiefe Abgründe aufweist. Abgründe, die mit einem Haufen Dreck zugeschaufelt wurden. Und plötzlich kommt da ein Musiker aus Amerika her, der Barrett nicht nur vom Äußeren ähnelt, sondern, wie es scheint, auch den Dreck wieder wegzuschaufeln versucht, indem er sich im Jahr 2010 diesem Musiker extrem annährt. Sein Name ist IMAAD WASIF.
Hallo Imaad,
in meiner Kritik habe ich dich als so eine Art „Wiedergeburt von Syd Barrett“ bezeichnet. Wie stehst du zu dieser Aussage?
Da sind wir uns vollkommen einig. Ich glaube sogar, ich sollte SYD BARRETT sein.
Deine Texte und deine Musik kratzen scharf an den psychischen Abgründen des Menschen. Mitunter hat man den Eindruck, dass du gewisse Botschaften zu verschlüsseln versuchst. Wie würdest du mit einfachen Worten ausdrücken, welche Ziele du persönlich mit deiner Musik und den Texten verfolgst!
Jede Bewegung unterliegt einer Art Sechs-Stufen-Modell, das sich vorwärts bewegt. Die siebte Stufe aber, ist die der völligen Rückkehr. Die Zahl SIEBEN ist die Zahl des jungen Lichts, das nach der Dunkelheit folgt. (Na ja, das waren wirklich ganz einfache und klare Worte! T.K., ein wenig in sich gehend.)
Für viele Musiker gibt es ein Schlüsselerlebnis, das sie dazu brachte, musikalische Wege zu gehen. Ist das bei dir auch der Fall?
Ja. Einmal traf ich Ravi Shankar (Der bekannteste indische Sitar-Spieler, der zugleich Hindu und Vegetarier ist und aus dessen Affäre mit der New Yorkerin Sue Jones eine der erfolgreichsten Musikerinnen hervorging: Norah Jones … Shankar war übrigens 59 Jahre alt, als er seine musikalisch genialen Gene diesbezüglich verpflanzte! – T.K.) in einem Traum, und er war charmant wie eine Kobra, dann verwandelte er sich plötzlich in meinem Vater und versucht, mich mit einer Sitar-Zeichenfolge zu erwürgen.
Spielen für dich „stimulierende Substanzen“ eine Rolle oder lehnst du den Umgang damit ab?
Ich verlange von Musik, was die meisten Menschen von der Wirkung psychedelischer Drogen erwarten. Der Unterschied ist, dass, wenn man ein psychedelisches Album einspielt, es genau den Effekt haben muss, den diese Drogen bei ihrer Einnahme erzeugen. Die Visionen, die sich dabei ergeben, müssen von der Musik auf genau die gleiche Weise widergespiegelt werden. Du brauchst also keine Pille mehr, um high zu sein, sondern die Musik erzeugt dieses Gefühl in dir.
Stimmt es, wie auf dem Promo-Flyer beschrieben, dass du dich mehr mit dem Jenseits als mit dem Diesseits beschäftigst?
Nein! Das ist völliger Quatsch. Ich bin am Jenseits genauso interessiert wie am Diesseits. Beides ist gleichermaßen interessant.
Du warst gemeinsam mit den Yeah Yeah Yeahs auf Tour. Welche Höhen und Tiefen konntest du dort erleben?
Es gab weder Höhen noch Tiefen. Unsere Musik verband uns und stand auf der gleichen Stufe!
Im September und Oktober dieses Jahres warst du auf Deutschland-Tour. Welche Eindrücke hat diese bei dir hinterlassen?
Ich fühlte mich dort wie ein verlorenes Kind von Unica Zürn (Eine deutsche Schriftstellerin, mit besonderer Leidenschaft für Anagramme, und Zeichnerin, die Anfang der 60er Jahre paranoider Schizophrenie verfiel und sich bei einem Ausgang aus ihre psychiatrischen Klinik in Paris 1970 das Leben nahm!) und Rainer Maria Rilke (Ein in Prag geborener und heute als bedeutendster Lyriker im deutschen Sprachraum verstandener Künstler, dessen Lyrik sich immer zwischen Wahnsinn, Leidenschaft und Genialität bewegte, bis er im Alter von 51 Jahren an Leukämie verstarb.).
Du scheinst ein künstlerisch sehr vielfältig interessierter Mensch zu sein. Welches Buch, welche Platte und welches Bild würdest du Anderen empfehlen?
Carl Jung - Das Rote Buch
Michael Vetter - Tambura Meditation
Luis Buñuel - Simon der Wüste
Sicher gibt es für dich auch ein Leben nach „The Voidist“. Was haben wir denn diesbezüglich zu erwarten? Gibt es schon konkrete Pläne für ein neues Album?
Momentan nehme ich Demo-Songs von mir neu auf. Diese werden dann auf dem Doppel-Album „WOZ IV“ erscheinen. Ich denke, Ende dieses Winters wird das Album fertig sein. Auch gibt es einige Konzertanfragen innerhalb Europas für das Jahr 2011, z.B. Roadburn (in Tillburg – Holland). Also ich gehe auf jeden Fall im kommenden Jahr wieder auf Tournee!
Vielen Dank Imaad – und bitte halte weiter den Geist eines Barretts und all der anderen so tief in der Psychedelic versunkenen Musiker wach!