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Interview mit Concept Insomnia (23.04.2013)

Concept Insomnia

Luke und Phil melden sich zum Interview gut gelaunt und lassen sich einige interessante Ansichten aus dem Leben einer jungen Band am metallischen Puls der Zeit abringen.

Was verbindet ihr mit eurem Namen?

Luke: Er entstand quasi aus einer Kombination unserer musikalischen Ausrichtung und der Tatsache, dass wir früher häufig die Nächte durchgeprobt haben. "Insomnia" heißt ja schlaflos, und die Musik, die wir in schlaflosen Nächten zusammenzimmern, ist eigentlich immer irgendwie konzeptionell, nicht nur auf dem aktuellen Album. Wir verbinden viele verschiedene Stile und Einflüsse, versuchen aber immer, einen roten Faden zu spinnen. 

Wie wurdet ihr mit Musik generell sozialisiert, und was gab den Ausschlag, ein Instrument zur Hand zu nehmen?

Phil: Wir kommen alle aus einer eher dörflichen Ecke in der Nähe von Frankfurt, und obwohl wir uns als Kids noch nicht kannten, haben wir irgendwie einen Weg zum Metal gefunden. Bei mir lief es auf einem Umweg über Punk und Hardcore; mit 17 oder so waren die Haare dann aber auch lang und die Shirts schön schwarz mit blutigen Motiven. Was uns gemein sein dürfte, sind unzählige Besuche in einem Club namens Black Inn bei unserem Heimatdorf. Da wird halb Mittelhessen sozialisiert, was Metal angeht. Selbst Musik zu machen ist, soweit ich weiß, jedem von uns von jeher ein Bedürfnis gewesen. Ich persönlich hatte mit sechs Jahren das erste Mal eine Gitarre in der Hand, Als ich dann 2005 bei CONCEPT INSOMNIA einstieg, konnte ich froh sein, den Bass aufgedrückt bekommen zu haben. So jedenfalls sehe ich es rückblickend. Was Dave bei uns an der Gitarre leistet, würde mir im Leben nicht gelingen. Musik ist für uns jedenfalls mehr als nur ein Hobby nach vollbrachtem Tagwerk; sie gibt uns die Möglichkeit, Dinge auf eine andere Art auszudrücken, statt sich den Mund fusselig zu schwätzen, und ist insofern immer wieder ein einfach faszierendes Medium, das große Lasten von den Schultern nehmen kann.

Du Lukas, nimmst als Leadsänger und Keyboarder eine eher ungewöhnliche Rolle ein; an welchen Vorbildern orientierst du dich dabei?

Luke: Ich tue mich generell schwer, Vorbilder zu nennen, gerade was die Kombination der beiden Positionen in einer Band angeht. Tony Kakko von SONATA ARCTICA bringt ja auch stets beide Talente beim Songwriting ein und spielte auf der ersten großen Tour der Band sogar live noch als Fixpunkt auf der Bühne mit einem Keyboard Turm. Er ist einer meiner Helden. Diese Position macht aber wenig her im Bühnenbild, da ein Sänger natürlich immer gern als Duracell-Hase in der Bühnenmitte gesehen wird. Wir haben uns zu helfen gelernt und lassen wegen der Doppelaufgabe für mich aufgrund entsprechender Resonanzen von seiten der Fans die Keyboards bei Konzerten als Samples einspielen, was natürlich nichts daran ändert, dass auch weiterhin alle Spuren von mir geschrieben und auf Platte eingespielt werden. Im Studio achten wir auf die richtige Dosis Keyboards, denn unsere Songs brauchen kein Babelsberger Filmorchester - oft tun wenige Klaviertöne alles, was der Song braucht. Vielleicht habe ich früher ein bißchen zu viel Moby gehört, ein großartiger Künstler übrigens, und genieße nun live alle Freiheiten, während wir keine Abstriche in puncto Sound machen müssen. Das gereicht uns auch auf kleinen Bühnen zu einer brachialen Soundwand.

Weshalb habt ihr nicht gleich aktuelles Material für eure Erstveröffentlichung bei einem Label herausgebracht, sondern euer zweites Album?

Phil: Dahinter steht der Gedanke, das Material von "Kaleidoscope" nicht im Eigenvertrieb versauern zu lassen. Der lief zwar überraschend gut, aber die Möglichkeit, die Platte und das dahinterstehende Konzept einem breiteren Publikum zugänglich machen zu können, wollten wir uns nicht nehmen lassen. Andererseits wollten wir natürlich für das hoffentlich schon Ende des Jahres eingezimmerte dritte Album werben, also Lust auf mehr machen. Alle Songs gibt es ja auch schon länger im Netz zu hören, sodass sich vielleicht jetzt auch der ein oder andere freut, dass er das Ganze als schickes Jewelcase in
die Sammlung stellen kann.

Inwieweit klingt ihr mittlerweile anders?

Phil: Wir sind definitiv älter geworden und erwachsener geworden, auch wenn sich in mir bei dem Gedanken an Proben beziehungsweise Auftritte alles dagegen sträubt. Unsere Grundausrichtung bleibt zwar immer noch progressiv, und wir bieten eben keinen stumpfen Viervierteltakt von Track eins bis zehn, aber man lernt mit der Zeit vielleicht, wie man ausgefallene Elemente besser miteinander verwebt, sodass es für den Nichtmusiker hörbar bleibt. Genauso darf sich aber auch der spitzfindige Musik-Nazi über kleine Experimente und Spielereien freuen. Wie das beim dritten Album aussieht, davon lassen wir uns selbst überraschen.

Wie kam der Kontakt mit eurem Label zustande, und was erhofft ihr euch aus der Zusammenarbeit mit Ralph Hubert?

Phil: Der Kontakt ergab sich schon vor einiger Zeit über einen Freund und Kollegen von Ralph, der uns auf einem kleinen Festival zocken sah. Wir sind froh und glücklich, mit so angenehmen, erfahrenen Partnern, die uns nicht nur die Kohle wegnehmen wollen, sowie anderen Bands arbeiten und trinken zu dürfen.Andererseits sind wir aber auch alt genug und wissen, dass man von einem Deal mit einem Indie-Label keine Welttournee als Support von IRON MAIDEN erwarten darf. Insofern freuen wir uns auf eine faire und unterhaltsame Zusammenarbeit auf Augenhöhe, und was unsere Hoffnungen auf Koks und Nutten angeht, warten wir einfach ab, was sich jetzt nach der Veröffentlichung von "Kaleidoscope" ergibt. Wir berichten dan gerne über die erste Überdosis und eventuell anhängige Vaterschaftsklagen.

Erklärt bitte noch das Konzept hinter dem Album.

Phil: "Kaleidoscope" ist ein Konzeptalbum der alten Schule und erzählt die Geschichte eines Menschen von der Geburt bis zum Tod, aber eben nicht nur das, denn jeder Lebensphase ist auch eine Farbe zugeordnet - von der Geburt, dargestellt durch den Opener "The Intensive White", über fröhlich jugendlichen Eifer in "Orange Pigment", erlebte Rückschläge in "Capuut Mortuum" sowie schließlich die Wendung des beschriebenen Menschen zum Dunklen hin während "From Grey To Black" bis zum Schluss des Lebenskreises im Titeltrack am Ende. Jede noch so kleine Entscheidung, die man in seinem Leben trifft, kann tausend Türen öffnen oder schließen, wie auch eine kleine Drehung an einem Kaleidoskop Farben und Formen des produzierten Bildes verändert. Mit der Umsetzung sind wir nicht zuletzt dank hervorragender Partner bei der Produktion von Artwork und Musik auch sehr zufrieden, weshalb wir hoffen, die Möglichkeit geben zu können, beim Hören der Platte ein wenig am eigenen Kaleidoskop zu drehen und sich eine knappe Stunde in Lukes Idee vom Leben als Farbenkreis entführen zu lassen.

Was wollt ihr langfristig erreichen, und wie sehen eure nächsten Schritte aus?

Phil: Langfristige Pläne sind schwer zu schmieden, aber sich auf Dauer einen kleinen Namen in der Szene erspielen zu können wäre natürlich super. Das dritte Album ist da ja bekanntlich immer ein wichtiger Markstein für eine Band, und insofern liegt der Fokus für 2013 neben einer Menge Arbeit zur Planung von Touren und Support-Shows ganz klar auf den Arbeiten am Nachfolger von "Kaleidoscope". In naher Zukunft werden wir uns dann hoffentlich auch mit einigen unserer neuen Label-Kollegen und anderen befreundeten Bands für kleinere DIY-Touren und ähnliche Veranstaltungen zusammentun. Dass wir mit Aaarrg Records und einer Handvoll mittlerweile langjähriger Partner kundige Unterstützung bekommen, freut uns natürlich und stärkt den Optimismus.

Dann hoffen wir, dass dieser lange anhält - zum Wohl!

Andreas Schiffmann (Info)
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