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Interview mit Debauchery (24.03.2008)

Debauchery

Na, da möchte man Genaueres zur eventuell ausgefallenen Philosophie hinter den platt plakativen DEBAUCHERY erfahren, und Chef Thomas entpuppt sich als wenig gesprächig, wenn es über Standardantworten hinausgeht. Ist seine Band wirklich nicht mehr, als effektheischender Simpeldeath, der für die kurze Party und nicht mehr gut ist? Ein wenig schade, da die Musik so keinen Mehrwert erhält… Hab mal wieder zu viel hineininterpretiert, was dem schnellen Kick keinen abbricht, den DEBAUCHERY in jedem Fall vermitteln können. Lauschet Thomas’ Worten…

Gib mir bitte Auskunft über den letzten Stand der Dinge, was das Lineup angeht. Wer macht was auf dem Album, und wie sieht’s live aus?

Schlagzeug hat Tomasz (ex-Belphegor) gespielt, ein alter Schulfreund von mir. Gitarrensoli sind von Tom Naumann (ex-Primal Fear / ex-Sinner), und der Bass ist von Dennis Ward (Pink Cream 69); er ist auch für die fette Produktion verantwortlich. Gitarren und Gesang hab ich wie immer selbst gemacht. Für Liveauftritte habe ich das sogenannte Kill Team. Die Mitglieder wechseln ständig - liegt an dem ganzen Zeitaufwand und weil man immer wieder auf Schwätzer und Loser stößt.

Worin liegt der Sinn, ständig gegen den weiblichen Teil der Menschheit zu schießen, wenn man vom üblichen Argument des „good friendly violent fun“ einmal absieht (gemeint ist, man solle das doch bitte als durch die Blume gesprochen verstehen und ein Augenzwinkern bemerken, beziehungsweise als verquere Liebesbeweise an die Damenwelt nach Manowar-Prinzip sehen).

Debauchery - Continue To KillWenn du es nicht verstehst, kennst du vielleicht andere Frauen als ich. Aber mal abgesehen davon, geht der Großteil der Texte nicht gegen Frauen, sondern um Krieg im 41. Jahrtausend oder Heavy Metal. Es gibt also keine Diskriminierung; Gewalt gegen Männer gibt es in den Texten mindestens genauso viel. Und bei der relativ großen Gruppe weiblicher Debauchery-Fans hab ich nicht den Eindruck, als wenn sie sich irgendwie unterdrückt fühlten.

Wann wird sich das Konzept und Vokabular um kill, blood und death ausgenutzt haben, wenn dem nicht bereits so ist? Wenn du dir Death-Metal-Bands anschaust, die in ihre Musik mehr hineininterpretieren und sich spirituell oder gar religiös-idiologisch geben, denkst du dann nicht, daß Debauchery das Genre aufs Korn nehmen und pervertieren, statt ihm (glaubwürdig, wie ich durchaus finde) einen solchen Tribut zu zollen wie ihr?

Dieses Vokabular wird sich nie erschöpfen. Wer nicht auf Wörter wie Kill steht sollte einfach keinen Heavy Metal hören, besser Popmusik - die singen über “friends” und “love” und so einen Scheiß. Man könnte genauso gut fragen: Wann werden denn verzerrte Gitarren langweilig oder coole Grooves?
Und die ganzen Typen, die sich besonders ernst nehmen und super wichtig sind, sollten sich alle mal ficken. Auch ich nehme die Musik ernst, sonst würde ich nicht mein ganzes Leben nach ihr ausrichten, aber eine gewisse Selbstironie sollte deshalb nicht abhanden kommen.

In Ehren ergraute Musikfans halten ihre Klassiker hoch und ziehen heute noch besondere Emotionen und Erinnerungen aus diesen Scheiben. Könntest du dir vorstellen und ist es dein Anliegen, daß selbiges später auch einmal mit Debauchery-Alben geschieht? Wieviel Halbwertszeit gestehst du dir selbst zu, und ist es Kunst oder nur Spaß?

Genauso stell ich mir das vor, lauter 50-Jährige mit kurzen lichten grauen Haaren und verbleichtem Metalshirt, die Bier trinken und “Blood For The Blood God” brüllen.

Wie gewinnt man Szeneprominenz von Schmier bis Primal Fear für sein Unterfangen, und wie wichtig ist es dir, dass diese Gäste sich mit deiner Sache identifizieren, beziehungsweise: gibst du dich mit bloßer Dienstleistung zufrieden?

Man muss sie einfach fragen - es sind alles coole Leute, und die machen es, weil sie Bock drauf haben. Wie die meisten professionellen Musiker sind sie eigentlich nicht voreingenommen anderen Musikstilen gegenüber.

Andreas Schiffmann (Info)
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