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Firewind / Stormwarrior / Kiuas - Hamburg Markthalle / Marx - 04.11.2008
Im derzeitigen Herbst ist mächtig viel Betrieb auf den deutschen Konzertbühnen, und gerade als Metal-Fan hat man mit sorgenvollem Blick in den durch den prallen Festivalsommer schon reichlich geschröpften Geldbeutel momentan wahrlich die Qual der Wahl. Auch die Akropolis-Metaller von FIREWIND, deren Erfolgskurve in den letzten Jahren langsam, aber stetig nach oben zeigt, sind zur Zeit unter der Parole "Live Premonition Over Europe" mit wechselndem Vorprogramm unterwegs (an anderen Orten noch mit VICIOUS RUMORS, ELDRITCH oder HEAVENLY) und buhlen um die Aufmerksamkeit des Musikfreundes mit Sinn für Power und Melodie.
In Hamburg sind an diesem Dienstagabend geschätzte 100 Zuschauer dieser 'Vorwarnung' gefolgt; von der Resonanz zwar kein wirklicher Reinfall und auch keine Riesenüberraschung, aber etwas mehr Zugkraft hätte zumindest ich diesem Dreierpack doch zugetraut. Am Eintrittspreis (Abendkasse 15,- €) hat es ganz sicher nicht gelegen, und über die gebotene Qualität wird es hinterher auch kaum negative Stimmen gegeben haben, so dass ein "selber schuld" an die Ferngebliebenen einmal mehr angebracht ist, so viel schon mal vorweg.
Nach leichten Problemen beim Einlass gilt es, noch der zweiten Hälfte des KIUAS-Auftritts beizuwohnen. Die nicht mehr ganz so neuen Finnen, die kürzlich erst ihr drittes Album "The New Dark Age" abgeliefert haben, übernehmen auf der kompletten Tour den Opener-Posten und zeigen sich sehr motiviert, ihren noch recht geringen Bekanntheitsgrad im positiven Sinne zu erweitern. Eine gewisse Zurückhaltung ist bei der Band zwar noch spürbar, aber dies kann auch daran liegen, dass es sich hier um den ersten Gig der Tour handelt und man sich vielleicht noch ein wenig einspielen muss. Mit Lautstärke wird hier im Marx, der kleineren Markthalle, wie üblich nicht gegeizt, dennoch ist der Sound trotz des engem Raumes spätestens zum Ende hin durchaus ausgewogen, was sich im Laufe des Abends auch noch weiter bessern soll. Was der Fünfer um Sänger Ilja Jalkanen, der mit seinen Dreadlocks ein wenig rüberkommt wie eine jüngere, aber kräftigere Ausgabe von IN FLAMES-Shouter Anders Fridén, mit mächtig Druck aus den Boxen jagt, erweist sich als moderner Power Metal mit Death-Einsprengseln in Form von gelegentlichen Growls des Gitarristen, dem man auch eine gewisse Nähe zu den Landsmännern von WINTERSUN und mehr noch CHILDREN OF BODOM nicht absprechen kann. Dafür steht dann auch nicht nur der Keyboard-Anteil, der den Songs eine gewisse Dichte und Bombast verleiht, sondern auch die flinken Gitarrenspuren von Mikko Salovaara, die zusätzlich den technischen Anspruch der Band unterstreichen. Im Mittelpunkt steht aber stets der Frontmann mit seinem kräftig klaren Gesang, der den eingeschränkten Raum der kleinen Bühne bestmöglich ausnutzt. Ihre Heimatverbundenheit unterstreicht die Band dann auch noch mit einer ruppigen Hymne auf finnisch, bevor sie mit dem Titelsong ihres Debüts "The Spirit Of Ukko" ihre Deutschlandprämiere abschließt, die von den Zuschauerreihen zurecht sehr wohlwollend aufgenommen wurde.
Nach kurzer Bierpause entern dann STORMWARRIOR die Bühne für eine Dreiviertelstunde 'True Hamburg Metal'. Das Quartett hat sich bekanntlich voll der alten Schule Marke RUNNING WILD und mehr noch im Sinne HELLOWEENs verschrieben und gerade bei ihrem Heimspiel hätten gerne noch mehr Kuttenträger zum gemeinsamen Fist-Raisen antreten dürfen. So ist die Stimmung bei den Hanseaten zwar nicht überschwänglich, aber dennoch durchweg gut, schließlich schüttelt sich bei den zumeist im Speedgewand vertonten Wikinger-Stories die Matte fast von alleine. Abgesehen von "Óðinn’s Warriors" wurde die Setlist gleichberechtigt einerseits mit älteren Bandhymnen wie "Heavy Metal Fire", "Thunderer" und "Iron Prayers", sowie andererseits mit frischen Songs vom aktuellen Album bestückt, und nach "Ragnarök" und "Thunderer" erweist sich davon gerade der Titelsong "Heading Northe" als größte Mitsing-Nummer, die die Feierlaune der Fans im Verlauf immer weiter anhebt. Frontmann Lars Ramcke wirkt in seinem Spiel sehr konzentriert und ist nicht sonderlich kommunikativ, dies ist aber zwangsläufig auch durch die Doppelbelastung mit Mikro und Flying V bedingt, so dass er die Aufgabe des gutgelaunten Strahlemanns lieber anderen überlässt, wie etwa dem mittlerweile wohl fest eingestiegenen, dänischen Bassmann Yenz Leonhardt (u.a. auch IRON SAVIOR und SAVAGE CIRCUS). An Spielfreude mangelt es der Band aber sowieso nicht, zudem kommt sie mittlerweile sehr authentisch rüber und kann hier nachhaltig belegen, dass sie auch ohne die Zugkraft und Schützenhilfe ihres früheren Produzenten Kai Hansen einiges zu bieten hat. Dass dieser gerade in Hamburg dennoch nicht ganz fern ist, war aber auch klar und so wird der ehemalige Kürbiskopf am Ende unter Anfeuerung der Fans doch noch auf die Bühne gebeten. Auf seine Frage, was man nun zusammen spielen wolle, schlägt Lars augenzwinkernd "How Many Tears" vor, man einigt sich dann aber doch lieber auf "I Want Out", das trotz aller Routine dieser Nummer wie immer auch an diesem Abend als perfekter Abschluss taugt.
Setlist STORMWARRIOR:
Signe Of The Warlorde
Heavy Metal Fire
Metal Legacy
Ragnarök
Thunderer
Iron Prayers
Óðinn’s Warriors
Heading Northe
I Want Out
Nach kurzem Intro steigen FIREWIND um 22:40 Uhr mit "Into The Fire", dem Opener der aktuellen Scheibe "The Premonition", in ihr Programm ein. Dies ist für die Griechen der erste Deutschland-Trip als Headliner und obwohl sie in der Heimat und auch anderenorts mittlerweile zumeist wohl größere Aufmerksamkeit für ihren melodischen Power Metal erfahren, zeigen sie sich von der etwas zu mageren Kulisse unbeeindruckt und haben von Beginn an sichtlich Spaß bei ihrer Show. Vor allem der beständig lächelnde Sänger Apollo strahlt unentwegt gute Laune aus, was sich schon bei den treibenden Songs zu Beginn wie "Head Up High", "Kill To Live" und "Allegiance" auch sofort auf die Zuschauerreihen überträgt. Dort finden sich aber halt nicht nur neugierige Besucher, sondern auch merklich eingefleischte Fans, die gekommen sind, um ihre Helden anständig zu feiern. Gerade die ca. 30 Mann in den ersten Reihen gehen sehr gut ab und zeigen sich äußerst textsicher, was Apollo immer wieder mit 'shake hands' belohnt. Dieser entspricht mit seinem offenen Hemd durchaus ein wenig dem Klischee des südländischen Charmeurs, vor allem weiß er aber gesanglich voll zu überzeugen. Mit seiner leicht rauchigen, kraftvoll melodischen Stimme lässt er seine nicht gerade schlechten Vorgänger selbst bei den älteren Songs komplett vergessen. Nicht nur das vom Keyboard eingeleitete "Angels Forgive Me" oder das vom einem kurzweiligen Drum-Solo unterbrochene "Silent Code" kommen nicht zuletzt durch ihn äußerst eindringlich rüber, gerade auch bei gefühlvollen Nummern wie das von ihm als seinen 'favourite song' angekündigte "My Loneliness" zeigt sich seine ganze Klasse.
Der andere Blickfang und Aktivposten ist bekanntlich Bandboss und Gitarren-Wizard Gus G. (alias Kostas Karamitroudis), der den Songs mit seinen Fingerfertigkeiten die Würze verleiht, aber stets ausgesprochen banddienlich agiert und sich als Teil einer eingespielten Einheit präsentiert; hier machen sich die verstärkten Live-Aktivitäten der letzten Monate (u.a. im Vorprogramm von KAMELOT) deutlich bezahlt. Die Feinheiten liegen trotz einiger Soli meist in kurzen Details, wie so manch beeindruckendem Gitarrenlauf, nur beim gesangsfreien "The Fire And The Fury", bei dem der Frontmann vorübergehend die Bühne verlässt, liegt die Aufmerksamkeit mal komplett auf den Instrumentalisten. Zu denen gehört neben dem im DEATH-Shirt angetretenen Ruhepol am Tieftöner namens Petros Christo und dem Gitarristen/Keyboarder in Personalunion Bob Katsionis seit längerem auch Schlagzeuger Mark Cross, der heute ebenfalls ein Heimspiel hat. Unter den Augen seines ehemaligen Kollegen Markus Grosskopf - Cross gehörte von 2001 bis 2003 zum HELLOWEEN-Line-Up, bevor er sein Gastspiel dort aus gesundheitlichen Gründen beenden musste - und anderer Prominenz im Publikum wie Henjo Richter von GAMMA RAY (man ist halt doch eine Familie) macht er dann auch reichlich Dampf und sorgt für den nötigen Druck bei FIREWIND.
Musikalisch und stimmungstechnisch bleibt die Show komplett ohne Durchhänger, will man weitere Höhepunkte herausnehmen, sind das neben "Circle Of Life" mit seinem "Princess Of The Dawn"-ähnlichen Riff am Anfang (und bei dem mich der Gesang aber auch immer irgendwie an PINK CREAM 69 erinnert) sicherlich noch die aktuelle Single und von den Fans als perfekte Mitklatsch-Nummer ausgemachte "Mercenary Man" oder auch das von einem auf die Bühne gebetenen Fan angesagte "Tyranny". Nach "Till The End Of Time" werden dann erstmal die Bandmitglieder vorgestellt, bevor das mit einem Schlagzeug in "Painkiller"-Manier startende "Between Heaven And Hell" und das ebenso kraftvolle "I Am The Anger" die Band noch mal von ihrer härtesten Seite zeigt.
Als Zugabe folgt dann noch das von den Fans sichtlich erwartete und vielkehlig mitgesungene "Maniac", die Coverversion des 80er-Flashdance-Hits, sowie der "Allegiance"-Smasher "Falling To Pieces". Danach ist nach gut 100 Minuten Schluss, in denen die Jungs vom Olymp (und ihr Hamburger Trommler) eine rundum überzeugende Leistung abgeliefert haben, und so verlässt man die Markthalle an diesem Abend mit der Gewissheit, dass FIREWIND von der Qualität längst reif für größere Bühnen sind und ihre Musik ganz sicher noch stärkeren Reiz in einem akustisch weniger beengten Rund ausübt. Da freut man sich schon auf die nächste Festival-Saison, für die die Band sich bereits angekündigt hat.
Setlist FIREWIND:
Into The Fire
Head Up High
Kill To Live
Allegiance
Angels Forgive Me
Silent Code (inklusive Drum-Solo)
Circle Of Life
The Fire And The Fury
My Loneliness
Brothers Keeper
Mercenary Man
Tyranny
Till The End Of Time
Between Heaven And Hell
I Am The Anger
Maniac
Falling To Pieces