WACKEN 2024 | Samstag, 03.08.2024 - WACKEN

Tag 4: Samstag, 03.08.2024

Der Finaltag der 33. Auflage des W:O:A steht wettertechnisch unter keinem guten Stern, da für den Nachmittag starke Regenfälle zu erwarten sind, was im Vergleich zum Vorjahr jedoch als Lappalie zu verbuchen ist.

Den Finaltag läuten die Berufstrinker von TANKARD ein, die auf der FASTER-Stage eine Matinee der besonderen Art zelebrieren. Alcoholic (Thrash-) Metal steht auf dem Programm und die Jungs um Andreas Geremia lassen es auch zu früher Stunde ordentlich krachen.

Wem das zu sehr auf die Zwölf war, findet bei AS EVERYTHING UNFOLDS etwas ruhigere Töne und Melodie. Frontlady Charlie Rolfe gefällt mit starkem Gesang, der facettenreich und wohltemperiert daherkommt. (EDIT 30.08.2024: Heute gab die Band den Tod ihres Schlagzeugers Jamie Gowers bekannt. Die anstehenden Shows in Deutschland und die Tour als Support für BURY TOMORROW mussten ersatzlos gestrichen werden.)

NWOBHM gibt es daraufhin mit RAVEN. Dass die Jungs bereits seit 1984 aktiv sind, lässt siich mit Blick auf die Akteure vielleicht vermuten, die Power allerdings scheint ungebrochen und so spielen John und Mark Gallagher, sowie Wacko Hunter ihren Stiefel mit ungeheurer Vehemenz und voller Elan herunter, sehr zur Freude der versammelten Fangemeinde, die das Infield bereits zu früher Stunde zahlreich bevölkert und die Briten lautstark anfeuert und bejubelt.

WOLF feiern auf der W.E.T.-Stage ihre Party mit den anwesenden Fans, die trotz Schlafmangel und drohendem Regen sich die Laune nicht verderben lassen, während VANAHEIM auf der WACKINGER ebenfalls eine stattliche Anzahl Zuschauer mobilisieren kann, die dem Folk Metal der Truppe huldigen.

OOMPH! auf der FASTER-Stage lassen zur Untermalung der Show alle Feuerkanonen am Anschlag arbeiten, während Neu-Frontmann DER SCHULZ des Öfteren mit den für ihn nicht passenden Tonhöhen der Kulthits der Band hadert, die damals Dero Goi auf den Leib geschneidert wurden. Das neue Material passt hier wesentlich besser und zeigt den Frontmann in guter Form in seinem Element.

Was sich schon den ganzen Vormittag angedeutet hatte, bricht sich „pünktlich“ zum Start der Show von SEBASTIAN BACH seinen Weg: der amtlich Regenguss, der eine Stunde lang herunterkommt, stellt zwar die einzige Wetterkapriole des Festival 2024 dar, stört aber in erheblichem Umfang die Show des Ex-SKID ROW Frontmanns, der die Sache mit Humor nimmt und eine Best-Of Setlist präsentiert, die neben „18 And Life“ auch „Slave To The Grind“ oder „Youth Gone Wild“ bereithält. Eine tolle Show, die den Meister in prächtiger Verfassung zeigt.

Mit Abklingen der Schauertätigkeit ist es in der Folge Zeit, die Drachen loszulassen: DRAGONFORCE stehen auf der HARDER-STAGE und bringen die noch durchnässten Fans wieder auf WACKEN-Betriebstemperatur. Zudem werden einige Feuersalven gen Himmel geschickt, die ein Übriges tun. Herman Li und Sam Totman brillieren an den Gitarren und liefern sich auf dem eigens für sie aufgebauten Podest, das mit Wah-Wah Pedalen ausgerüstet ist, fantastische Solo-Duelle, die seit je her das Markenzeichen der Band sind. Da stehen die Mitmusikanten des Öfteren im Abseits und auch Shouter Marc Hudson kann hier nur gelegentlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Bühnendeko mit den beiden riesigen Drachen gefällt und rundet das Bild dieses tollen Konzerts ab, das mit „My Heart Will Go On“ von CELINE DION einen genrefremden Kracher bereithält, der aus tausenden Kehlen freudigst mitgeschmettert wird. Ganz großes Kino!

Wem die Chose zu poppig war, wird im Anschluss bei den Satansjüngern von BEHEMOTH deutlich härter bedient: ob die Band nun Black- oder Death Metal spielt, ist den Fans des Ungeheuers schlicht schnuppe und so werden Nergal Darski und seine Mannen mit tosendem Applaus begrüßt, der sich im Laufe der Show zu lautstarkem Mitsingen und massiven Circlepits steigert. Fans aus Polen sind eigens zum W:O:A angereist, die mit Transparenten auf sich aufmerksam machen und von Nergal in Landessprache begrüßt werden. BEHEMOTH spielen ihr „Outliving Christ Set“, das immer wieder mit Feuersalven gespickt ist, während die Akteure des Öfteren (wie bei „Ora Pro Nobis Lucifer“) in echter Andacht ihrem Herren huldigen. Mit „O Father O SATAN O Sun!“ verabschieden sich BEHEMOTH vom tobenden Infield und versprechen die baldige Rückkehr.

Dann schnell hinüber zu ULI JON ROTH, dessen Einfluss auf die Rock- und Metalgitarristen nicht überbewertet werden kann, da selbst Stars wie YNGWIE MALMSTEEN oder KIRK HAMMETT den gebürtigen Düsseldorfer als Vorbild nennen. Der Platz vor der HEADBANGER-Stage ist prallgefüllt mit Fans des Virtuosen, der von der Resonanz sichtlich überwältigt ist. Seine formidable Band steht selbstredend etwas im Hintergrund, trägt aber mit perfektem Rhythmus und dezenter Begleitung dazu bei, dass ULI JON ROTH entsprechend seines Anspruchs glänzen kann. Ein feines Konzert im Licht der untergehenden Sonne.

Weit weniger zimperlich geht es im Anschluss mit AMON AMARTH weiter. Johan Hegg und seine Spießgesellen sind bekanntlich in den vergangenen Jahren zu Stammgästen des Festivals geworden und auch in diesem Jahr haben die Schweden auf dem Wacken quasi ein Heimspiel. Dass die Band den Stempel „Viking Metal“ ablehnt, selbst aber mit der Geschichte der Wikinger in ihren Texten Kasse macht, sei hier nur als Randnotiz vermerkt. Wem der Stempel „Death Metal“ besser gefällt, liegt mit dem Frontmann der Band auf einer Linie, der einmal konstatierte, dass AMON AMARTH „Death Metal spielen“. Den Fans gefällt es und somit erübrigt sich weiteres Schubladenziehen. Mit „Twilight Of The Thunder God“ verabschieden sich AMON AMARTH von den Fans und hinterlassen strahlende Gesichter.

Nach diesem Feuerwerk gibt es die Vorschau auf das kommende Festival und die Verkündigung der ersten 34 Bands für die 34. Auflage des Metalevents, das im kommenden Jahr vom 30.07. - 02.08.2025 steigen wird.

Den Abschluss des diesjährigen Festivals auf den Hauptbühnen liefern ARCHITECTS mit einer fulminanten Show voller visueller Effekte, die per LED-Walls und Pyrotechnik inszeniert wird. Das Infield feiert die letzte große Party des Jahres und mit Ende der Show ist allen Anwesenden klar, dass es auch im kommenden Jahr Anfang August nur eine Devise geben kann: See you in Wacken – Rain or Shine!

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