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Wacken Open Air 2011 - Donnerstag - Wacken - 04.08.2011
Wacken Open Air 2011 - same procedure as every year? In gewisser Weise schon, was man genauso positiv, wie auch negativ bewerten kann. Als negativ lässt sich wohl festhalten, dass es zumindest bei den Headlinern schon sehr voll auf dem Infield ist und dass - gerüchteweise - irgendwann die Schotten dicht gemacht werden und so nicht jeder der 75.000 zahlenden Gäste auch die Möglichkeit hat, sich alle Bands anzugucken. Dem kann aber Abhilfe geschaffen werden, indem man eben nicht erst zur Hauptband aufs Gelände geht. Von diesem einen organisatorischen Schwachpunkt abgesehen, ist den Machern aber mal wieder ein tolles Festival gelungen, das für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. Dem einen oder anderen wird inzwischen sogar zu viel geboten, nicht selten wird - inzwischen sogar in der Mainstream-Presse - von Volksfest oder Kirmes gesprochen. Andererseits wird niemand gezwungen, sich Wrestling, Miss-Wet-Shirt-Wettbewerbe oder die Veranstaltungen im Mittelalterdorf "Wackinger Village" anzusehen. Man kann auch ganz einfach von Bühne zu Bühne tingeln und sich gute bis herausragende Auftritte angucken. Für musikreviews.de haben das Sascha D. (SD), Dr. O. und Andreas Schulz (ASZ) gemacht.
Eine Galerie mit weiteren Impressionen vom Festivalgelände gibt es >>> hier <<<.
Nachdem der Mittwoch dem geselligen Beisammensein mit Grillgut und diversen Getränken gewidmet ist, beginnt das Bühnenprogramm für mich am Donnerstagnachmittag mit KVELERTAK auf der Bühne im Bullhead-City-Zelt. Die norwegischen Senkrechtstarter haben sich einen Ruf als exzellente und überaus energische Liveband erarbeitet und locken somit jede Menge Publikum in das Zirkuszelt. Mit drei Gitarren ist der Sound brachial und die gesamte Band fängt sofort damit an, sich tüchtig zu verausgaben. Dementsprechend entledigt sich Sänger Erlend Hjelvik schnell seines Shirts, aber auch der Rest der Band tobt wie die Derwische über die Bühne. Der schwarzmetallisch angehauchte Rock'n'Roll der Band kommt auch in Wacken gut an, so dass man von einem überaus gelungenen Einstieg sprechen darf (ASZ).
Auf der W.E.T.-Stage gibt es ja wieder die Gewinner der Metal-Battles zu besichtigen, sicher eine Veranstaltung, die für unbekannte Bands ein Sprungbrett sein kann. Da das Zelt ordentlich aufgerüstet wurde und endlich ausreichend Platz bot, mache ich mich öfter mal auf den Weg dort hinein. Zunächst nehme ich die Holländer X-TINXION unter die Lupe, die soliden und tight gespielten Thrash-Metal mit ausgesprochen maskulin klingender Sängerin bieten. Warum geben Sängerinnen eigentlich in 90% der Fälle den Mann oder trällern in belangloser Gothic-Manier? O.K., um etwas zu gewinnen, muss man jedem gefallen, also im wahrsten Sinne des Wortes durchschnittlich sein.
Das ist natürlich nur eine Theorie, die die Iren COLDWAR sofort widerlegen. Wie es diese Band geschafft hat, sich gegen andere durchzusetzen, ist schwer zu verstehen, ist sie doch auf der Wacken-Härte-Skala ganz weit oben angesiedelt. Die Mischung aus brutalem Death Metal und Hardcore ballert ab der ersten Sekunde, keine Feinheiten bitte, nur erbarmungslos stumpfes Riffing, Gewalt und Energie durch Simplizität. Ganz klares Plus in der Live-Situation ist Sänger Trevor Mclave, der sich mit seinen beeindruckenden Tätowierungen keine Sorge mehr machen muss, jemals wieder in einem gesellschaftlich anerkannten Beruf arbeiten zu müssen. Sein heiseres Bellen, das auf dem aktuellen Longplayer "Christus Deathshed" etwas uninspiriert wirkt, passt auf der Bühne wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, sein rastloses Auf-und-Ab-Tigern tut ein übriges, COLDWAR zumindest live zu einer Gewinner-Band zu machen. Interessant mal wieder die Feststellung, dass der Mann bei seinen durchdachten Ansagen mit einer beinahe sanften und klaren Stimme sprechen kann. Ich bin beeindruckt und gebe zurück an den Ballermann zu "Musik für die Massen". (Dr. O.)
FREI.WILD sind die erste Band, die ich mir ansehen werde. Und für die Uhrzeit ist schon einiges vor den Bühnen los, wir bleiben also erstmal etwas weiter hinten. FREI.WILD kommen ohne größere Umschweife auf den Punkt, haben aber für meinen Geschmack am Anfang viel zu viel Bass im Sound. Das ändert sich im Konzertverlauf dann glücklicherweise aber wieder. Den Fans wird eine sehr saubere Set-List geboten, entsprechend hoch ist der Mitmach-Faktor im Publikum (gesprungen wird großteils auch hinten). Apropos mitmachen: Sänger Phillip genießt die Stimmung sichtlich und ergreift jede Gelegenheit, mit dem Publikum zu spielen. Technisch konnte man über die Leistung nicht meckern und so konnten FREI.WILD Wacken für mich, was die Bands betrifft, gelungen einleiten.
Direkt im Anschluss dann HELLOWEEN. Noch während dem ersten Song sind auf einmal Sound und teilweise die Leinwand-Übertragungen weg. Teilweise bleibt das Bild der Leinwände dann auch weg, die Band lässt sich vom Ausfall aber nicht wirklich beeindrucken sondern spielt dann einfach weiter, als der Sound wieder funktioniert (Andi Deris: "Bin ich wieder da? Gott sei Dank"). Nach ca. 17 Jahren Bandgeschichte wird langsam doch klar, dass die Herren nicht mehr die Allerjüngsten sind. Ihrer Leistung tut das aber keinen Abbruch, insbesondere Fronter Andi kann mal wieder beweisen, wie stark seine Stimme ist. Die sehr ausgewogene Setlist lässt kaum Wünsche offen: Songs wie "I Want Out", "Dr. Stein" und "Keeper Of The Seven Keys" zünden nach wie vor noch. (SD)
Andere Stimmen äußern sich im Übrigen weit weniger positiv über die Leistung von HELLOWEEN, doch das nur am Rande. Sieht man mal davon ab, dass Hansi Kürsch in diesem Leben kein guter Ansager mehr wird, kann man an der Show von BLIND GUARDIAN so gut wie nichts aussetzen. Die Krefelder Melodic-Bombast-Metaller haben sich für diesen Abend eine Setlist überlegt, die kaum Wünsche offen lässt und mit "Traveler In Time" und "Welcome To Dying" alte Bekannte parat hält, die man nicht so oft live hört. Vom spitzenmäßigen neuen Album haben es "Sacred Worlds", "Tanelorn (Into The Void)" und das superbe "Wheel Of Time" auf die Bühne geschafft, ansonsten begeistert man das Publikum mit Klassikern à la "Nightfall", "Time Stands Still (At The Iron Hill), "Imaginations From The Other Side", "Lord Of The Rings", "Majesty" und den inbrünstig mitgesungenen "Valhalla" und "The Bard's Song - In The Forest". Den Abschluss macht wie üblich "Mirror Mirror" und so hinterlässt der Auftritt auf der mit einer Pyramide dekorierten Bühne und zahlreichen abgefeurten Pyroeffekten nur zufriedene Gesichter. (ASZ)
Später dann ein Konzert, auf das ich wirklich gespannt bin. Kann es OZZY OSBOURNE noch? Hält er noch ein ganzes Konzert durch? Treffend kommentiert er den Ansturm vor den Bühnen mit "Whooa, lotta people" und eröffnet dann mit dem obligatorischen "Let the madness begin!". Klar, man sieht Ozzy seine Krankheit und sein Alter an und das schlägt sich wiederum auf seine Stimme nieder. Wenn man andererseits aber sieht, mit wie viel Enthusiasmus, Begeisterung und Freude der Gute bei der Sache ist, geht einem das Herz auf. Die teilweise fehlende Beherrschung der Stimme und Tonlagen macht die Band durch hochkarätige Leistung an den Instrumenten größtenteils wett. Außerdem möchte ich an der Stelle anmerken, dass ich schon deutlich jüngere Künstler mit einer deutlich schwächeren gesanglichen Leistung gesehen habe. Klassiker wie "Bark At The Moon" oder "Warpig" durften natürlich nicht fehlen und werden frenetisch gefeiert. Auch wenn Ozzy zwischendurch offensichtlich eine kleine Pause einlegen muss, ist die durchschnittliche Begeisterung der Fans stets hoch. (SD)