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Wacken Open Air 2011 - Samstag - Wacken - 06.08.2011
Es ist vier Uhr am Samstagmorgen, als man beschließt, dass man langsam genug Bier getrunken habe und sich deshalb ins Zelt verkriecht. Doch da am Samstag zunächst die Sonne scheint, ist es bereits um 9.30 Uhr so warm darin, dass man gewzungen ist, aufzustehen. Zum Frühstück erst einmal frisch gebratene Spiegeleier und dann ruft auch schon wieder die journalistische Pflicht, denn um 12 Uhr stehen MOONSORROW auf der Black Stage. Davor finden sich einige hundert Fans ein, die den episch-folkigen Metal der Finnen hören und sehen wollen. Da die Finnen auch Songs haben, die schon eine knappe halbe Stunde lang sind, ist eine Spielzeit von 30 Minuten natürlich arg knapp bemessen und so gibt es dann auch gerade mal fünf Songs zu hören, darunter "Tähdetön", den Opener vom aktuellen Meisterwerk "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" sowie "Kivenkantaja" und "Sankaritarina". Die Band gibt sich Mühe, die müde Menge in Schwung zu bringen, doch das gelingt nur bedingt. Aber halb so wild, denn man kann die Band ja nochmal im Herbst auf deutschen Bühnen sehen, da dürften die Resonanzen auch deutlich besser werden.
Weiter geht es auf der Party Stage, wo sich THE HAUNTED die Ehre geben. Mit ihrem neuen Album "Unseen" hat die Band für eine faustdicke Überraschung gesorgt, denn darauf hat man dem Thrash teilweise den Rücken gekehrt und agiert ziemlich rockig. Auf der Bühne gibt es hingegen eine gesunde Mischung aus dem älteren Geprügel und neueren Songs. Sänger Peter Dolving fällt nicht nur mit seiner Optik (Rauschebart und orangefarbenes Shirt im Hippiestyle) auf, sondern auch mit einer starken Gesangsleistung. Zehn Songs präsentiert man dem Publikum, das leider nicht so zahlreich erschienen ist, wie es die Band verdient hätte, doch das trübt den Spaß am Auftritt keineswegs. Die Saitenfraktion schüttelt die Haare und die eigene Matte kreist zu Songs wie "Never Better", "99", "The Medication" und "D.O.A.", ihre Livequalitäten beweisen die beiden neuen Songs "Unseen" und "No Ghost" eindrücklich. Mit "Dark Intentions" und "Bury Your Dead" geht es in den Endspurt, während Peter noch eine "Peace, love and happiness"-Ansage zum Besten gibt. Starke Band, starke Songs, starker Auftritt. (ASZ)
Wie, schon der letzte Tag? Besonders gespannt bin ich aber auf die "meiste Band der Welt". KNORKATOR betreten die Party Stage (die, spätestens in diesem Moment, ihren Namen wirklich verdient hat) und sind in dieser Zeit vermutlich unter den buntesten Menschen auf dem Festival. Als wäre das nicht genug, springen, zucken und bangen sich Stumpen und Alf durch das Programm, als gäbe es kein Morgen. Die Beteiligung im hinteren Bereich des Feldes vor der Bühne beschränkt sich in der ersten Zeit aber sehr lang nur auf Zuhören und gelegentliches Applaudieren, was mich dann doch etwas wundert. Bei "Alter Mann" allerdings wird deutlich, warum dies so ist: Viele der Besucher kannten wohl nicht viele Lieder, denn hier sangen plötzlich fast alle mit. Beschreiben lässt sich der Gig aber definitiv mit "durch". Das ist aber durchaus nicht negativ gemeint. (SD)
Time to say goodbye... das ist er nun, der allerletzte Auftritt von ICED EARTH mit Matt Barlow am Mikrofon. Und selbst den gestandensten Metallern stehen bei der Verabschiedung des Sänger durch Bandleader Jon Schaffer die Tränen in den Augen. Es ist aber auch ein Jammer, dass diese Stimme uns für immer verlässt. Vorher gibt es allerdings noch ein Best-Of-Set, das dem vom Rock Hard Festival nahezu identisch ist - dass man in Wacken aber auf "Melancholy (Holy Martyr)" verzichtet, verwundert ein wenig. Nichtsdestotrotz genießt man es, "Burning Times", "Declaration Day", "Vengenace Is Mine", "Violate" und "Last December" zu hören, bevor "I Died For You" für Gänsehautschauer sorgt. Der Sound ist anfangs eher bescheiden, wird aber zügig besser, das alberne Südstaaten-Bandana von Redneck Schaffer hingegen hätte nicht sein müssen. Er und seine beiden Frontinstrumentalisten üben sich zwischendurch im Synchronposen, doch Augen und Ohren sind komplett auf Barlow fokussiert. Der singt derweilen Songs über "Jack" und "The Hunter", bevor man auch heute die komplette "Something Wicked"-Trilogie zum Besten gibt. Und dann ist es endgültig an der Zeit, Lebewohl zu sagen, bevor "Iced Earth" einen Set beschließt, der zwar musikalisch nicht der beste von ICED EARTH ist, wegen der Umstände trotzdem denkwürdig bleibt. Schnüff... (ASZ)
"SE-PUL-TURA! SE-PUL-TURA!" schallt es schon vor dem Intro. Und die sind in absoluter Hochform. Und wenn eine Band wie SEPULTURA den Gig schon mit "Arise" und "Refuse/Resist" eröffnet, kennt die Begeisterung im vorderen Bereich keine Grenzen mehr. Zugegeben: letztes Jahr auf dem Summer Breeze fand ich den Auftritt nicht so gelungen, aber an diesem Samstag ist das ganz anders: Energiegeladen feuern die Brasilianer einen Song nach dem anderen in die Menge und erhalten eine enorme Kraft zurück. Gitarrist Andreas bemerkt zwischendurch noch die Vielfalt an Flaggen und Nationalitäten und es ist wirklich eine schöne Abwechslung, so viele verschiedene Kulturen und Nationen so einträchtig feiern zu sehen wie an diesem Samstagabend. "Roots Bloody Roots" bildet einen würdigen Abschluss für einen klasse Auftritt. (SD)
Währenddessen bereiten sich IN SOLITUDE auf der W.E.T. Stage auf ihren Auftritt vor und zunächst ist man fassungslos, dass sich höchstens 50 Nasen im Zelt eingefunden haben. Als die Schweden dann loslegen, ist es dankenswerterweise doch noch etwas voller, auch wenn der Platz letztlich noch nicht einmal bis zur Hälfte gefüllt ist. Da haben wohl noch viele Leute nicht mitbekommen, dass die Band mit ihrem zwischen MERCYFUL FATE und IRON MAIDEN liegendem Edelstahl mit das Beste ist, was die derzeitige Retrowelle ausgespuckt hat. Im Vergleich zur Show auf dem Rock Hard Festival wirken die Jungs weniger schüchtern und gehen gut aus sich heraus. Abgesehen vom stets sehr introvertiert wirkenden Sänger Pelle Åhman, der heute mit einem präparierten Fuchs um den Hals auf die Bühne kommt, aber wie immer eine blitzsaubere Leistung abliefert. Das Hauptaugenmerk liegt in der halben Stunde auf den Songs vom aktuellen Album "The World. The Flesh. The Devil" und hierbei überzeugen vor allem der eröffnende Titeltrack und das grandiose "To Her Darkness". Nach dem "Witches Sabbath" ist dann auch nach fünf Songs schon wieder Feierabend. Kurz, aber intensiv.
Um 20 Uhr darf man dann ein zweites Mal Abschied nehmen, denn AVANTASIA-Chef Tobias Sammet verkündet gleich mehrfach, dass dies der letzte Auftritt des Projektes sei. Wie endgültig das ist, wird die Zukunft zeigen. An diesem Abend jedoch zeigt sich erstmal die ganz große Klasse der Songs, die Sammet für AVANTASIA geschrieben hat. Zunächst intoniert er alleine "Twisted Mind", danach kommt Jørn Lande auf die Bühne, um gemeinsam "The Scarecrow" zu performen. Und zur großen Freude ist sein Mikrofon an diesem Tag auch eingeschaltet. Dem Gottsong folgt "Promised Land", danach begrüßen wir Bob Catley von MAGNUM, der das lässige "The Story Ain't Over" singt. Auf den Leinwänden darf man ein sehr obskures Kleid von Background Sängerin Amanda Somerville bestaunen, ihre Gesangseinlagen hingegen sind erstklassig. Gleiches gilt für das, was Michael Kiske heute ohne Pudelmütze bei "Reach Out For The Light" und "Dying For An Angel" abliefert. Man kann darüber streiten, ob er oder Tobias selber heute besser singen, letztlich sind sie aber beide in Topform. Bei "Death Is Just A Feeling" ist zwar nicht Originalsänger Jon Oliva mit von der Partie, Kai Hansen glänzt bei dessen Parts aber ebenfalls. Nicht ohne Stolz kündigt Sammet dann den einzigen Top 10-Hit an, den AVANTASIA je hatten und haben werden und natürlich ist die Stimmung bei "Lost In Space" prächtig. Inzwischen regnet es mal mehr, mal weniger stark, doch das trübt die Feierlaune an diesem Abend kaum. Als "epische Pussyballade" wird "Farewell" angekündigt und das Publikum lässt sich nicht zweimal bitten, als es aufgefordert wird, die Arme nach links und rechts zu schwenken. Ein beeindruckendes Bild. Das lange "The Wicked Symphony" setzt den ersten Schlusspunkt, doch natürlich dürfen AVANTASIA nicht ohne Zugaben von der Bühne. Die lauten "Shelter From The Rain", "Avantasia" und "Sign Of The Cross / The Seven Angels". Und als am Ende alle heute beteiligten Musiker gemeinsam auf der Bühne stehen, hat man das Gefühl, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben. Dafür danke an Tobias Sammet. Und sollte es ein nächstes Mal geben: dann bitte ein bisschen lauter das Ganze.
Pause? Nicht an diesem Samstag. Von der True Metal Stage geht es direkt rüber zur Black Stage, auf der KREATOR die Flagge des Ruhrpott-Thrash heute besonders hoch halten. Meine Herren, was für eine intensive Show. Mit verhältnisnmäßig dunklem Licht, dafür aber riesiger LED-Leinwand, auf der Videos abgespielt werden, ziehen Mille und seine Jungs alle Register. Und obwohl man schon fast drei Tage Festival und nicht unerhebliche Mengen Alkohol in Knochen und Blut hat, geben hier alle nochmal alles. Zwei neue Brecher zum Aufwärmen ("Hordes Of Chaos" und "Warcurse"), danach mit "Endless Pain" und "Pleasure To Kill" zwei alte Knüppel und schon steht die Meute Kopf. "Destroy What Destroys You" und "Voices Of The Dead" nehmen das Tempo kurz raus, danach heißt es mit "Enemy Of God", "Phobie" und "Reconquering The Throne" aber wieder Vollgas. Im Vergleich mit SODOM wird deutlich, dass KREATOR gerade bei den den jüngeren Songs deutlich mehr Qualität vorzuweisen haben, stellvertretend dafür sei nur mal "Violent Revolution" genannt. Extreme Aggressionen verbreitet "Betrayer", den Schlusspunkt setzen - wie gehabt - "Flag Of Hate" und "Tormentor". Abgesehen von der Tatsache, dass KREATOR in den letzten zwei Jahren so gut wie keine Überraschung in der Setlist haben, machen sie auch an diesem Abend alles richtig. (ASZ)
Bei einigen Bands scheint sich ja ein fester Zwei-Jahres-Rhythmus für das W:O:A etabliert zu haben, wobei man bei MOTÖRHEAD doch eventuell langsam den Abstand auf ein Jahr reduzieren sollte, wer weiß, ob Lemmy wirklich noch zwei Jahre durchhält? In dieser schönen Regelmäßigkeit erfreuen auch Mille und seine Schöpfer das Publikum, was mich aber nicht davon abhält, dem Gig von HAIL OF BULLETS auf der W.E.T. Stage beizuwohnen. Ein weiser Entschluss, wie sich recht schnell herausstellen soll, ist diese (ähm) Supergroup um Obersympath Martin Van Drunen mit ¾ THANATOS plus GOREFESTs Ed Warby doch ganz weit vorne bei der aktuellen Old-School-Death-Metal-Welle dabei. Was die fünf alternden Männer hier aufs Parkett legen, ist deutlich besser als noch vor ein paar Monaten auf dem Neurotic Deathfest und ein absolutes Brett vor dem Herrn. HAIL OF BULLETS ruinieren meine Ohren, aber was soll’s, wenn von der Bühne so unglaublich viel Energie auf das moshende Publikum übertragen wird? Der Außenstehende wird es nie verstehen, wie eine Band mit ihrem Publikum verschmelzen kann und in einem Inferno aus Lärm, Schweiß und fliegenden Haaren alle Spaß haben können. Egal, eine halbe Stunde kann verdammt schnell vorbeigehen, dafür brauchen die Holländer aber keinerlei Zeit um warm zu werden, sondern geben von Anfang an Vollgas und hämmeren kurz und schmerzvoll etwas mehr als eine handvoll feinster Old-School-Death-Songs ins dankbare Publikum, vertonen dabei die tödlich-brutale Grundstimmung der Texte perfekt und lassen MOTÖRHEAD im Anschluss fast etwas alt aussehen. Bester Gig auf dem diesjährigen Wacken. (Dr.O)
Ein letztes Mal zurück auf dem Festivalgelände bekommt man noch das obligatorische "Ace Of Spades" von MOTÖRHEAD mit. Eine Viertelstunde später legen CHILDREN OF BODOM los und auch die Wolken am Himmel lassen sich nicht lumpen und leeren sich wolkenbruchartig. Die Finnen auf der Bühne machen inzwischen das, was sie am besten können, nämlich ihre Songs in schierer Perfektion ins Publikum zu feuern. Spontanität vermisst man allerdings an diesem Abend, selbst die üblichen Spielchen zwischen Frontmann Alexi Laiho und Keyboarder Janne Wirman bleiben heute außen vor. Ein bisschen zu routiniert spult die Band ihre Setlist runter, die wiederum lässt keine Wünsche offen. Alle Alben der Band werden mit mindestens einem Song bedacht, Überraschungen gibt es aber auch hier keine, trotzdem genießt man es ein letztes Mal in diesem Jahr, vor der Bühne zu stehen und die Haare im Propeller wirbeln zu lassen. Pitschnass geht es danach zum Zelt zurück, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor morgens um sechs der Wecker klingelt, damit man vor der großen Meute auf der Autobahn Richtung Heimat ist.
Ein paar letzte Worte: die ersten Bands für 2012 wurden auch schon bekannt gegeben: die SCORPIONS geben sich ein letztes Mal die Ehre, MINISTRY reformieren sich nochmal, außerdem sind AMON AMARTH, GAMMA RAY, U.D.O., HAMMERFALL, FORBIDDEN, AXEL RUDI PELL und CRADLE OF FILTH mit dabei. Das auf 10.000 Stück begrenzte Xmas-Package war übrigens bereits nach 45 Minuten restlos ausverkauft - der Kult W:O:A geht in die nächste Runde. Und wir sind bestimmt wieder mit dabei... (ASZ)