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Kiko Loureiro: No Gravity (Review)

Artist:

Kiko Loureiro

Kiko Loureiro: No Gravity
Album:

No Gravity

Medium: CD
Stil:

Instrumental

Label: Locomotive/Soulfood
Spieldauer: 54:02
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Das Argument von ‘Musik für Musiker’ wird bei Instrumentalalben stets gern bemüht. Ist es zwar meistens eine schale Ausrede, sich nicht intensiver mit einer Platte auseinander setzen zu müssen, so kann man das Abblockverhalten in die Kritikerpflicht Genommener in einigen Fällen doch verstehen. Angra-Gitarrist Loureiro reicht nun seinen zahllosen und mehrheitlich nach ihren Soloexkursen vergessenen Kollegen die Hand; gemeinsam mit Schlagzeugtier Mike Terrana zieht es ihn in die Jagdgründe der Beliebigkeit.

Die Kriterien für gute Instrumentalsongs unterscheiden sich nicht von jenen für Gesangsstücke: Stichworte? - Thema, Hook, Motiv: Intention umgesetzt in Sound... Die Krux aktueller Extrem-Metal-Releases etwa besteht unter anderem im Einsatz des Gesangs als weiteres Instrument. Hat dann die musikalische Basis nicht für sich alleine genügend Substanz, so laufen die Songs ins Leere. Es stellt sich die Frage nach der Absicht hinter einer Komposition; schließlich hat jeder Killer für gewöhnlich Gründe für seine Tat. Was dies mit dem brasilianischen Saitenartisten zu tun hat? – Es ist ein Unterschied, ob Gelerntes in bestimmte Schemata gepresst und damit bloße Stilübung betrieben wird, oder ob man sein Können als Werkzeug des eigenen Ausdrucks nutzt. Wenngleich Loureiro nicht so weit geht, hier den Quoten-Funk und dort die Pflichtballade ins Programm zu nehmen, hat er sich Willkür vorzuwerfen: Hau im Alleingang ein paar Versatzstücke alter Ideentapes in verdichteter und druckvoll produzierter Form raus, und irgendetwas davon wird schon Gehör oder Geldbörse finden. Dass auf „No Gravity“ kein Zündstoff verwendet wird, der die Hauptband des Protagonisten weiter an die Front des südländischen Power Metal bomben könnte, ist logisch. Die Herren Vai oder – um im Metal zu bleiben – James Murphy zeigen, dass Soloalben nicht austauschbar klingen, Ego-Ausflüge und Eigencharakter sich nicht ausschließen müssen – eventuell, weil sie keine feste Band im Nacken haben, welche den kreativen Zucker für sich einfordert... oder haben sie mehr Talent?

Loureiro hat einen geschmackssicheren Ton wie Andy Timmons oder Joe Satriani, seine Lieder siedeln sich in Härtegefilden zwischen saftigem Metal und Heavy Rock an, wenn er nicht gerade zu klassikfreiem Fiedeln wie in „Dilemma“ aufbricht, oder seine ethnischen Wurzeln herauskehrt. Sein Label pocht stärker auf diese Eigenart, als Percussionparts und nach südländischem Sonnenuntergang klingende Akustikgitarren letztlich für den geforderten Originalitätspreis hergeben.

Musik ist eine „Beautiful Language“, wenn sie wirklich spricht. Liegt es am Menschen, der das Zuhören verlernt hat, so dass ihm alles Gesanglose und technisch Anspruchsvolle gleich klingt? Hat also erwähnter Murphy Recht, und es spricht hier ein verkannter Genius „In Lingua Mortua“? – Es ist wohl einfach so, dass „No Gravity“ zu sehr Gebrauchsmusik ist, deren Legitimation immer unsicherer wird in Zeiten, in denen immer mehr „Berufene“ unter immer besseren Bedingungen solche Ergüsse absondern können.

FAZIT: Gesichtslosigkeit auf angehobenem Niveau: Den Gipfel des physisch auf dem Instrument Umsetzbaren kratzt Loureiro nicht; die Gründe der Seele streichelt er aber auch nicht. Für Fans zum Auf-die-Finger-Schauen, für den Rest zum Vergessen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3400x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • Enferno
  • Endangered Species
  • Escaping
  • No Gravity
  • Pau De Arara
  • La Force De L’Ame
  • Tapping Into My Dark Tranquillity
  • Moment of Truth
  • Beautiful Language
  • In A Gentle Way
  • Dilemma
  • Feliz Desilusao
  • Choro De Crianca

Besetzung:

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