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S.A.W.: Young Rebel (Review)

Artist:

S.A.W.

S.A.W.: Young Rebel
Album:

Young Rebel

Medium: CD
Stil:

Thrash Metal / Metalcore

Label: Dime Records
Spieldauer: 33:19
Erschienen: 01.03.2010
Website: [Link]

Diese Rezension ist Teil unseres China-Specials. In den nächsten Monaten werden wir Euch haufenweise Bands aus dem fernen Osten präsentieren, die bei uns in Deutschland noch niemand kennt. Am Ende erwartet euch ein großes Feature über die chinesische Rock- und Metal-Szene, das wir mit dem einen oder anderen Interview ergänzen werden.

Es mag daran liegen, dass "S.A.W." mein erster Kontakt im Rahmen des "China-Specials" von Musikreviews.de sind… aber ihr "Young Rebels" riecht ganz intensiv nach dem aufstrebenden Gemüt der Jugend, die unseren alten, müden Helden mal zeigen will, aus welchem Holz ihre Generation geschnitzt ist.

An der Band selbst kann das nur bedingt liegen, denn so ganz grün hinter den Ohren ist sie nicht mehr. Man besteht in dieser Basisformation bereits seit 2003 und die Ursprünge reichen sogar noch drei weitere Jahre zurück bis ins Jahr 2000. 2009 gewann man den vom Painkiller Magazine organisierten Bandcontest "Metal Battle China". 2010 ging man auf eine Monstertournee mit 25 Gigs, die an 27 Tagen absolviert wurden – ein in China schier beispielloser Wert.

Die Routine, die sich dabei aufgebaut haben muss, merkt man der Platte nicht einmal ansatzweise an. Im Gegenteil, ihre Eigenschaften sind eigentlich typisch für Alben von Newcomern mit dicken Ambitionen: Ein einzelner Aspekt wird mit Innovation aufgemotzt bis zum Äußersten, während der Rest, das Begleitmaterial sozusagen, durch die Beachtung von Genre-Regeln und –Standards in konventionellen Gewässern brachliegt.

Wie die Thrash-Metal-Geschichte sich in China entwickelt hat und wo entsprechend die Konventionen liegen, kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Fakt ist: wenn ich internationale Vergleiche ziehen möchte, kann ich dies allenfalls mit der Cavalera-Bande (SEPULTURA, SOULFLY, CAVALERA CONSPIRACY) tun. Ein ähnlich erdiger, wuchtiger Thrash-Sound prägt die Grundlagen von S.A.W. Das bestätigt der Gesangsstil ebenso wie der riffdominierte Songaufbau sowie die sehr wenigen entzifferbaren lyrischen Ergüsse, die auf englisch verfasst sind. Ihre Primitivität ("Here we go – China Core – Here we go – China Core – One – Two – Three – Four") fleht geradezu um die Rückkehr des Menschen zu Steinmesser, Fellkleid und Fackel. Mit SOULFLY teilt man zudem den partiellen Ursprung aus dem weiteren Bereich Nu Metal.

Hier bewegen sich S.A.W. erwartungsgemäß in erschlossenen Gebieten. Das rhythmische, urmenschliche Brüllen von Songtexten im Neanderthaler-Stil klingt, solange man sich nicht in gesungene Refrains verirrt wie auf dem Ausrutscher Track 7, immerhin sehr solide, gleichwohl – zumindest für den Europäer – nicht unbedingt neuartig.

Interessanter wird es da schon beim Einsatz der Leadgitarre. Die jault und fiept genau so wild und virtuos, wie man es sich von hungrigen Musikern erwartet. Beinahe imitiert sie das Winden der Schlange, die auf dem Cover mit von einem Pfahl zerberstendem Schädel zum Thrash-Symbol mutiert: Blut und splitternde Knochen, Gewalt und Natur. Dazu gesellt sich der bildhafte Bandname, ein Bekenntnis zum gleichnamigen US-amerikanischen Horrorfilm "Saw", dessen tödlich schnelle Zeitraffer-Ästhetik die vier Chinesen in ebenso tödliche Akustik zu transferieren versuchen.

Dementsprechend hastig, brutal und mit einfallsreichen Spitzen versehen klingt dann auch ihr Spiel. In kaum mehr als einer halben Stunde ist das Album vollständig verglüht. Die gnadenlose Brutalität eines 30-Minuten-Bretts wie "City" von STRAPPING YOUNG LAD wird zwar nicht erreicht, doch die Intention geht in eine ähnliche Richtung. Tatsächlich keimt augenblicklich der Eindruck auf, nichts und niemand könne die Herren daran hindern, ihr Programm brutal durchzudreschen. Niemand…

…außer der Toningenieur! Der hat es nämlich zu verantworten, dass Track 3 mitten im Geschredder, einfach so, mir nichts dir nichts – stoppt. Das führt zu einem ziemlichen Kuriosum in der langen Geschichte der Produktion von Musikalben. Wer "Young Rebel" nun im Auto mit heruntergelassenen Fensterscheiben hört, im Stau sitzt und engagiert mitgröhlt, könnte ab Minute 1:51 einen ziemlich peinlichen Moment erleben, wenn es plötzlich mucksmäuschenstill wird – zur Belustigung der anderen Autofahrer. Immerhin stellt die Band das Stück auf ihrer Homepage ersatzweise gratis zum Download bereit, und zwar in der vollständigen Version.

FAZIT: Primitives, dennoch modern interpretiertes Thrash-Brett mit gerade anfangs beachtlichem Energiefaktor und viel Leidenschaft in der Gitarrenführung. Der Sound ist erdig genug, dass man den Humus im Mund schmecken kann. Zum Ende hin werden die Ideen weniger, so dass die knapp kalkulierte halbe Stunde Laufzeit genau richtig ist. Als kuriose Randnotiz bleibt der Umstand haften, dass Track 3 aus produktionstechnischen Gründen mittendrin einfach abbricht, was 104 Sekunden Stille in einem ansonsten vollständig lauten und harten Album zur Folge hat. Dabei ist dieser Fauxpas rückblickend ein gar nicht mal so unspannendes, wenn auch unbeabsichtigtes Stilelement…

Sascha Ganser (Info) (Review 6685x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Intro
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  • China Core
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Besetzung:

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