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Maybeshewill: Fair Youth (Review)
Artist: | Maybeshewill |
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Album: | Fair Youth |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Instrumental Rock |
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Label: | Superball Music | |
Spieldauer: | 49:55 | |
Erschienen: | 22.08.2014 | |
Website: | [Link] |
Sphärisch wabern die eröffnenden Sekunden von "Fair Youth", dem mittlerweile vierten Album der fünf Briten von MAYBESHEWILL aus den Lautsprechern, bevor mit einem kurzen elektronischen Intro nicht nur zur ersten Singleauskopplung übergeleitet, sondern zugleich auch die Brücke zum drei Jahre zurückliegenden „I Was Here For A Moment, Then I Was Gone“ geschlagen wird. Der Anteil derlei elektronischer Intermezzi wurde jedoch im direkten Vergleich nicht nur reduziert, sondern insgesamt, bei gleichbleibenden Ingredienzien, der Fokus in Sachen Instrumentierung verschoben. Das Ergebnis ist die nahezu völlige Emanzipation von der noch auf "Sing The Word Hope in Four Part Harmony" vorherrschenden Gitarrenarbeit, deren Aufgabengebiet sich inzwischen zu großen Teilen auf unterstützende Shoegaze-Flächen beschränkt. Stattdessen stehen Klavier und Keyboard nunmehr vollends im Zentrum des Geschehens.
Keineswegs neu ist auch der Einsatz von Streichern, die nun durch Bläser zusätzliche Unterstützung bekommen. Die Folge ist ein nicht nur klanglich, sondern auch atmosphärisch äußerst farbenfrohes Gesamtbild. Also genau das, was bereits das Artwork rein optisch verspricht. Mit eben jener überwiegend positiver Grundstimmung, generiert durch eine deutlich stärker in beschwingtem Dur statt melancholischem Moll verhaftete Melodieführung, sowie Strukturen, die fernab typischer Laut-Leise-Dramaturgie funktionieren und stattdessen eher progressiv anmuten, ist "Fair Youth" alles andere als ein typisches Post Rock Album. Dies unterstreicht auch der kompakte Songaufbau von im Schnitt gerade mal schlanken fünf Minuten.
Wem sich bis jetzt noch nicht der Vergleich mit GOD IS AN ASTRONAUT oder auch MOGWAI aufgedrängt hat, dem widerfährt dies spätestens, wenn die Briten die rein instrumentalen Pfade verlassen und in gleich mehreren Tracks zu flächigen Soundteppichen verwandelte Gesangseinlagen untermischen - in "Sanctuary" gar mit dem für genannte Bands so typischem Vocoder-Effekt.
Im Großen und Ganzen lebt "Fair Youth" jedoch nicht nur von seiner bunten Instrumentierung, sondern auch von den darin enthaltenen, sich stets komplementär verhaltenden Gegensätzen. Sei es das zuweilen fast schon hektische Spiel von Drummer James Collins über eigentlich eher schwelgerisch breite Melodiebögen, allgemein der überraschend direkte und druckvolle Sound des Schlagwerks gegenüber leichtfüßiger Melodieführung oder auch die tragende Rolle synthetischer Klänge neben organischen Sounds. All dies zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen zeugt zweifelsohne von einem zielgerichteten Verständnis des eigenen Schaffens, das im Verlauf der teils ungestümen Anfangstage der Band bis heute angesammelt werden und reifen konnte. "Fair Youth" ist somit nicht nur die konsequente, sondern die absolute logische Weiterentwicklung auf dem Weg hin zur eigenen Identität. Die musikalische Pubertät ist damit endgültig vorbei.
Doch in eben jener Homogenität liegt letztlich auch die Krux der elf Stücke. Irgendwo zwischen "Asiatic" und "Waking Life" geht er verloren, der zu Beginn so präsente Bann, in den man so unweigerlich gezogen wird und dem man sich nur all zu gerne ergibt. So plätschert auch "In The Blind" ganz gefällig vor sich hin, tut dabei niemandem wirklich weh, lässt aber auch jedwede Spannung vermissen, die sich doch so hervorragend aus all den geschickt verwobenen Gegensätzen kreieren ließe. Erst das abschließende "Volga" lässt mit seinem epischen Charme noch einmal aufhorchen und überrascht obendrein mit weiblicher Gesangseinlage, die direkt unter die Haut geht und für einen wahren Gänsehaut-Moment zu sorgen vermag.
FAZIT: "Fair Youth" ist mit Sicherheit das ambitionierteste Album in der Diskographie von MAYBESHEWILL. So behutsam man den Hörer jedoch zu Beginn an die Hand nimmt und durch die schimmernden Klangwolken hindurch manövriert, so unweigerlich entgleitet dieser doch im Verlauf und das farbenfrohe Meer verkommt zu einer monochromen Masse ohne rettende Orientierungspunkte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- ...
- In Amber
- You And Me Everything In Between
- Fair Youth
- All Things Transient
- Sanctuary
- Asiatic
- Waking Life
- Permanence
- In The Blind
- Volga
- Bass - Jamie Ward
- Gitarre - John Helps, Robin Southby
- Keys - Matthew Daly
- Schlagzeug - James Collins
- Fair Youth (2014) - 10/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Gauqler
gepostet am: 17.09.2014 |
Eine sehr sympathische wie auch live überzeugende Band. Hab sie mal als Support von Long Distance Calling in MS gesehen und mir daraufhin direkt ihre Scheibe 'I was here...' zugelegt.
Es ist definitv kein schlechtes Album. Das einzige Problem dieser Band scheint allerdings wirklich zu sein, wie der Rezensent hier so treffend beschrieben hat. Der Bann geht irgendwo verloren, das Album plätschert vor sich hin, ohne irgendwem weh tun zu wollen und lässt dabei dann irgendwann jedwede Spannung vermissen. Nichts desto trotz, anhören werde ich mir diese Scheibe. |