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Szymon Klima Quintet: Folwark (Review)
Artist: | Szymon Klima Quintet |
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Album: | Folwark |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz |
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Label: | Hevhetia | |
Spieldauer: | 47:18 | |
Erschienen: | 06.04.2018 | |
Website: | - |
Nein, diese vier Herren lassen sich im Jazz-Rahmen partout nicht festlegen: Das SZYMON KLIMA QUINTET kennt innerhalb seines Idioms keine Grenzen und spielt genauso unberechenbar auf wie sein Namengeber vor einiger Zeit mit dem Projekt "Free-Folk-Jazz". Traditionelle Akustikmusik, wie sie die dabei enstandene Platte stellenweise bot, bzw. in Ton gegossene Nationalromantik vor pastoralen Klangkulissen bietet "Folwark" allerdings nicht, doch das erwartet wohl auch niemand, der das deutungsoffene Artwork dieses Albums betrachtet.
Das Titelstück wirkt regelrecht dahingeworfen, und das verschmitzte 'Zniwa' schlägt recht leise Töne an, doch über weite Strecken hinweg ist "Folwark" ausufernd verschwenderisch. Erlebt man wiederum mit minimalem Aufwand in Szene gesetzte Momente, geraten diese umso intensiver, und wie viele unterschiedliche Klangfarben das Quintett dem klassischen Combo Jazz allein dadurch abgewinnt, dass es Sechssaiter Jakub Mizeracki im vertrauten akustischen Rahmen völlig frei walten lässt, verblüfft immer wieder.
So wundert man sich schon gar nicht mehr, wenn während der 13 Minuten von 'Od Szabasa' vorübergehend starkes Weltmusik-Flair aufkommt - freilich ganz ohne New-Age-Kitsch -, oder 'Oj, Matulu' auf verhältnismäßig linearem Weg zarte Töne ohne Brechungen bietet. Ob eine fragile Schlaggitarre erklingt oder drastischer Derbheit zuliebe der Verzerrer warmläuft - dieser Fünfer geleicht einem Sechser im Lotto, nachdem man längst nicht mehr daran geglaubt hat, etwas Emotionales aus rein materialhafter Avantgarde (höre dazu insbesondere 'Cztery Konie Rysie') oder geradezu plakativer Härte zu gewinnen.
Letztere weist das SZYMON KLIMA QUINTET wiederholt auf, atonal und schwerfällig wie die frühen King Crimson, was das Ensemble nicht nur seinem Gitarristen zu verdanken hat. Die ungeheure Intensität, die "Folwark" in solchen Augenblicken charakterisiert, ergibt sich eben auch aus den unvorhersehbaren Strukturen, die keinerlei Eindruck von Willkür erwecken. Die typischerweise oft klagende Klarinette des Bandleaders lässt bisweilen ein dezentes Klezmer-Flair aufkommen und setzt diesem durchweg wagemutigen Unterfangen die Krone auf.
FAZIT: Ob brachial wie im erwähnten Longtrack oder sachte wie im abschließenden 'Na Zachod' mit seinen glockenhellen Gitarren-Flageolets: Das SZYMON KLIMA QUINTET aktualisiert die lange Zeit entweder mit piefiger Fahrstuhlmusik oder angeberhaften Virtuositätsbeweisen assozierte Stilistik Fusion mit "Folwark" wie im Handumdrehen und empfiehlt sich als unverzichtbarer Posten im aktuellen Jazzbetrieb, wenn es um die Erkundung von musikalischem Neuland geht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Folwark
- Zniwa
- Cztery Konie Rysie
- Oj, Matulu
- Od Szabasa
- Na Zachod
- Folwark (2018) - 13/15 Punkten
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