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Colonel Petrov's Good Judgement: Among Servants (Review)
Artist: | Colonel Petrov's Good Judgement |
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Album: | Among Servants |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Moral Machine | |
Spieldauer: | 45:49 | |
Erschienen: | 14.09.2018 | |
Website: | [Link] |
Alle reden über Rivers of Nihil, wir reden – endlich – über COLONEL PETROV‘S GOOD JUDGEMENT. Die Experimental-Metal-Gruppe um Sebastian Müller veröffentlichte im vergangenen Herbst ihr zweites Album, erfüllt von Wut über „Abhängigkeit von Sozialen Medien“ oder die „Kriegsrhetorik eines Donald Trump“ – und natürlich über den so gründlich missglückten Versuch, eine Ikea-Küche aufzubauen… Die Verbindung zu den nihilistischen Flüssen ist natürlich das Saxophon, das auf „Among Servants“ eine konstante Größe bildet. Doch – so viel vorweg – wie stark unterscheidet sich das atmosphärisch-eskalative Spiel von Leonhard Huhn von den zahmen, gimmickhaften Einsprengseln in der Musik der Amerikaner.
Ein Novum für den Colonel (Namenspatron für die Band ist der russische Leutnant Stanislav Petrov, der 1983 wahrscheinlich den Ausbruch eines nuklearen Kriegs verhinderte, als er auf eine sich später als Falschmeldung erweisende Nachricht über einen amerikanischen Atomraketenangriff nicht den entsprechenden Gegenangriff veranlasste, und der 2017 verstarb) ist das Vorhandensein von Gesangsparts, wiewohl das Album instrumental dominiert ist. Neben Huhn, der sich auf verzerrte, hingespiene Shouts versteht, macht Christian Kolf von VALBORG seine Aufwartung und leiht dem Opener “Fire and Fury” seine dunkle Stimme. Mit diesem Song lockt die Band einladend hinein in das Album und gibt sich einen beherrscht-energetischen Anstrich, bietet so etwas wie “Stoner-Djent”, nebst ausgiebigem Solo. Man will es sich gerade gemütlich machen, da! prescht “Resistor” mit einem aggressiven Punk-Beat vor und mäht in einem von Störgeräuschen zuckenden und von neurotischem Saxophon umwirbelten Wust in Hochgeschwindigkeit alles nieder, was nicht niet- und nagelfest ist.
Doch glücklicherweise legen es COLONEL PETROV nicht darauf an, sich ins extrem-metallische Absurdistan zu schießen. Im Gegenteil, der Vorliebe der Band für sich langsam aufbauende Songs entspricht es, dass viele davon eher leise, tastend anfangen. Hier denkt man mitunter die lauernde Hinterkünftigkeit früher QOTSA.
Unter diesem trotz aller Rohheit, trotz aller rhythmisch-vertrackten Donnersalven kontrollierten Bedingungen gedeihen oft faszinierende Stimmungsverschlingungen. Denn anders als so viele ihrer (im weitesten Sinne) Post Metal-Kollegen, hören Mut und Kreativität von COLONEL PETROV nicht bei “erst die Apokalypse, dann die Schwermut” auf; statt auf Monumetalszenarien setzt die Band oft auf Stacheligkeit, die sich gegebenenfalls in Annäherung ans weiße Rauschen selbst auslöscht – und dass dieses kehlige, nicht selten Dissonanzen provozierende Saxophonspiel, das sich so natürlich in den ungeschlachten, aber frisierten Kontext der restlichen Band einfügt, alles Reverb-Gezupfe alt aussehen lässt, versteht sich von selbst.
Nein, COLONEL PETROV legen es nicht darauf an, zu schocken, auch nicht, sich als Gimmick zu verkaufen. Dennoch: Ganz leicht hat man es nicht mit diesem Album, und manchmal, wie beim so haltlos vor sich hin belfernden “Bad Shepherd” keimt doch Gedanke auf: “Was wäre, wenn hier eine handfeste Hook eingefügt würde…?” Auch fragt es sich manchmal, ob die Band, nachdem sie ohnehin deutlich über bloße extreme Wutmusik, wie man sie höchstens noch in “Resistor” findet, hinausgegangen ist, nicht in einem nächsten Schritt in noch progressivere Gefilde vorstoßen könnte oder sollte, wo eine Sammlung an eher kompakten Songs, wie sie “Among Servants” ausmacht, in einem größeren Konzept gebündelt würde. Dann könnte ich auch den Namen, der mir nicht selten auf oder unter der Zunge lag, frei aussprechen: KING CRIMSON…
FAZIT: Unkonventionell, spannend, stimmig - “Among Servants”, das zweite Album von COLONEL PETROV’S GOOD JUDGEMENT hält eine rabiate Progmetal-Sammlung parat, wobei sich das “Prog” viel eher auf King Crimson, denn auf Alan Parsons beziehen lässt. Während des Hörens manchmal anstrengend, behält man “Among Servants” doch in sehr guter Erinnerung.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Fire and Fury (The Poetry of War)
- Resistor
- Providers
- Ascension
- Among Servants
- Bad Shepherd*
- Death of a Guardian Angel
- Burning Straw
- Ashes
- Bass - Reza Askari
- Gesang - Leonhard Huhn, Christian Kolf
- Gitarre - Sebastian Müller
- Schlagzeug - Rafael Calman
- Sonstige - Leonhard Huhn - Sax
- Moral Machine (2016) - 10/15 Punkten
- Among Servants (2018) - 11/15 Punkten
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