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Lump: Animal (Review)
Artist: | Lump |
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Album: | Animal |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie-Pop |
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Label: | Partisan Records | |
Spieldauer: | 44:29 | |
Erschienen: | 30.07.2021 | |
Website: | [Link] |
Im Grunde ist es ja gar nicht so erstaunlich, dass LAURA MARLING und STEVE LINDSAY (der Mastermind von TUNNG) auch auf ihrem zweiten Album unter dem Projektnamen LUMP wieder aufs Brillanteste miteinander harmonieren und in der Synthese eigentlich widersprüchlicher musikalischer Ansätze zu spannenden und mitreißenden musikalischen Ergebnissen kommen, auf die sie im Alleingang wohl nicht gestoßen wären.
Eher schon erstaunlich ist der Umstand, dass beide überhaupt auf die Idee kamen, dieses Projekt ins Leben zu rufen und das dahinter stehende Konzept zu verfolgen. Denn es geht auch auf dem zweiten Album „Animal“ um eine klare Aufgabenteilung, die darin besteht, dass Lindsay das aus seinem TUNNG-Projekt bekannte „Folktronica“-Konzept auf ein bewusst songorientiertes Level hievt (das bei seiner Mutterband höchstens gelegentlich implementiert wird) und die Tracks in seinem Studio in Kent vorproduziert, bevor dann LAURA MARLING – ohne Texte - hinzukommt und eben diese Texte zu den vorhandenen Songs zu dessen Musik sozusagen aus ihrem Unterbewusstsein extrahiert. Nachdem ihre Vocals entsprechend eingespielt wurden, wird das Ganze nachträglich mit zusätzlichen Elementen vervollständigt.
Dieses Mal also werden mächtig verzerrten Bass- und Gitarrensounds organische Elemente hinzufügt, während Laura etwa Bassklarinette spielt und die Flötistin Laura J Martin dann noch Texturen beisteuert, welche ohne weiteres gar nicht als Blasinstrumenten-Sounds erkennbar sind.
Das Thema des neuen Albums entstand dann aus dem Wort „Animal“ heraus, das LAURA ursprünglich nur wegen des Klanges und des Reimschemas auswählte, dann aber so interpretierte, dass sie und Mike über das Projekt LUMP ihr 'inneres Tier' lokalisieren könnten. Das hängt damit zusammen, dass es bei LUMP weit weniger um Kontrolle geht, wie beispielsweise bei Marlings Songwriter-Projekten, und dem Unterbewusstsein mehr Raum gegeben wird.
So orientierte sich die Musikerin dieses Mal an Begriffen, die sie im Rahmen ihres Psychologie-Studiums zusammengetragen hatte und die sie dann durch Fetzen aus ihrer Erinnerung oder ihren Träumen ergänzte. Irgendwie ergab sich dadurch ein – wie die Texterin selber sagt – „hedonistischer Charakter“ der neuen Songs. Ein Eindruck, der aber auch dadurch zustande kommt, dass ihr Partner seine Songs, inspiriert von der See vor seinem Haus in Kent, in hypnotischen Wellenformen anlegte, welche zwar formale Probleme aufwirft, die aber letztlich auch dazu führten, dass sich die Tracks in hymnische Manier hypnotisch auftürmen und insgesamt weniger kühl und distanziert wirken als auf dem LUMP-Debüt. Ganz im Gegenteil gerieten diese (abgesehen von dezidiert meditativen Zwischenspielen) sogar regelrecht poppig und lebensbejahend.
Ein Beleg hierfür ist vielleicht der strubbelige LUMP-Charakter, der in den Videos von dem Debüt-Album noch als monochromer CHEWBACCA Clone auftrat, in dem neuen Video zu dem Song „We Cannot Resist“ nun als kunterbunter Derwisch herumspringt.
FAZIT: Sowohl die Songwriterin LAURA MARLING wie auch der Soundtüftler MIKE LINDSAY haben sich bereits im Rahmen ihrer jeweiligen Mutterprojekte stets offen gezeigt für unerwartete musikalische Wagnisse und Experimente. In ihrem Projekt LUMP wird diesem Konzept zwar durchaus ebenfalls Rechnung getragen, aber auf eine spielerische, psychedelische Art und Weise. Während Marling normalerweise als Songwriterin jedes einzelne Wort auf die Goldwaage legt und wie eine Schachspielerin nach allen Seiten auf die Bedeutung und Zusammenhänge abklopft, verlässt sie sich bei LUMP ganz auf die Intuition. Lindsay wiederum arbeitet mit der Inspiration durch seine Umwelt, speziell der See, und eben nicht mit einem Korsett, das gewöhnlich durch die zu erzählenden Geschichten vorgeben wird. Mit „Animal“ haben LUMP nun ein brillantes, hypermodernes Indiepop-Album erschaffen, welches sichtlich vom Ballast der inhaltlichen und konzeptionellen Bedeutungsschwere ihrer anderen Arbeiten befreit erscheint.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bloom At Night
- Gamma Ray
- Animal
- Climb Every Wall
- Red Snakes
- Paradise
- Hair On The Pillow
- We Cannot Resist
- Oberon
- Phantom Limb
- Bass - Mike Lindsay
- Gesang - Laura Marling
- Gitarre - Mike Lindsay
- Keys - Mike Lindsay
- Schlagzeug - Matt Ingram
- Sonstige - Laura Marling (Bassklarinette), Laura J Martin (Flöten)
- Animal (2021) - 14/15 Punkten
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