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The Guildmaster: Liber De Dictis (Review)

Artist:

The Guildmaster

The Guildmaster: Liber De Dictis
Album:

Liber De Dictis

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock, Folk

Label: Seacrest Oy/Just For Kicks
Spieldauer: 68:03
Erschienen: 31.05.2022
Website: [Link]

Okay, geben wir es doch endgültig zu: Wer einmal den SAMURAI OF PROG verfallen ist, der kommt kaum bis so gut wie gar nicht bei all deren Veröffentlichungen hinterher, die sich im unmittelbaren Umfeld der maßgeblich beteiligten Prog-Samuraien abspielen, bei denen im Grunde immer ein MARCO BERNARD und ein KIMMO PÖRSTI ihre Finger, Ideen und Instrumente mit im Spiel haben.
Doch wir müssen auch etwas Weiteres zugeben – nämlich dass, egal was immer aus diesem Umfeld heraus auch entsteht, für alle Freunde guten progressiven Rocks die hohen Erwartungen mindestens bestätigt, wenn nicht gar in punkto Musik, Konzept und Gestaltung (wie gewohnt grundsätzlich kunterbunt und fein detailliert von ED UNITSKY) übertroffen werden. Genau unter diese zweite Kategorie fällt nunmehr auch das aktuelle Album „Liber De Dictis“ von THE GUILDMASTER.

Benedetti/Bernard/Pacha&Pörsti aka THE GUILDMASTER legen natürlich wieder mit einer Unmenge musikalischer Gäste mit „Liber De Dictis“, ihrem zweiten Album mit diesem Bandnamen nach „The Knight And The Ghost“, ein Konzept-Album vor, das sich ausschließlich auf ein hypothetisches Buch voller volkstümlicher Sprüche aus ganz Europa bezieht, wobei jedes der 12 Stücke, egal ob mit oder ohne Gesang, sich auf die Aussagen oder Ideen des riesigen Kulturerbes, das uns im Geiste vereint und gleichzeitig die unterschiedlichen Traditionen der einzelnen Länder widerspiegelt, bezieht.

Fast frech darum der Album-Beginn mit extrem schrägen Tönen, bei denen man denkt: „Wollen die uns jetzt mit schrägen Harfentönen veräppeln?“ Doch genau das ist die GUILDMASTER-Strategie, erst verwundern, dann verblüffen. Denn dieser Start wendet sich zu einem symphonischen Prog-Intro par excellence, um dann mit einem schwer mittelalterlichen „A Rey muerto, Rey puesto“ (Toter König, neuer König), gespielt an traditionellen Instrumenten, fortgesetzt zu werden, das sich ebenfalls zu einer Prog-Symphonie entwickelt. GUILDMASTER verfolgen dieses Konzept des 'Wechsel'-Klangs – irgendwo zwischen Folk, Antike, Mittelalter und symphonischem Art Rock – im Grunde das gesamte Album über und schaffen damit für die Hörer einen ungeahnten Reiz, denn jeder Song weckt die Neugier auf das Althergebrachte, welches ihn eröffnen wird, um den in Richtung bombastischer Moderne zu wandeln.

Oftmals beschwören hierbei Flötentöne und akustische, oft uralte Instrumente eine mittelalterliche Atmosphäre herauf und bilden den musikalischen Rahmen von „Liber De Dictis“, der sich immer wieder schließt und ein beeindruckendes Hör-Bild hinterlässt. Das Instrumentale dominiert die Musik. Leider ist der erste Gesangpart mit Evangelia Kozoni nicht so überzeugend – ihre Stimme ist etwas dünn und zu hoch. Dafür singt sie aber einen Teil des Songs „Agora“ in Griechisch, da sich dieser auch um Griechenland und Homer dreht. Und das ist neben dem Englischen nicht die einzige Sprache, in der auf „Liber De Dictis“ gesungen wird.

Für alle Retro-Progger gibt’s natürlich auch richtig Gutes zu vermelden, denn immer wieder tauchen – was speziell die alteingesessenen GENESIS-Fans begeistern wird – deutlich an STEVE HACKETT erinnernde Gitarren-Momente auf und diejenigen, denen noch die ganz frühe GENESIS-Zeit am Herzen liegt, werden ganz viele Parallelen zu einem ANTHONY PHILLIPS entdecken.

Aber es gibt auch Positives zum Gesang auf dem Album zu vermelden, denn der schaurige Song „La Música amansa a las fieras“ (Musik beruhigt die Bestie), trumpft nicht nur durch eine großartige Leistung an der akustischen Gitarre durch Rafael Pacha auf, sondern auch der Gesang von Keyboarder Alessandro die Benedetti verweist in Intonation und Stimmart deutlich auf NICK CAVES „Where The Wild Flowers Grow“.

Oder wenn Daniel Fäldt von der großartigen schwedischen Prog-Band SIMON SAYS, die er maßgeblich mit seiner charismatischen Stimme prägte, fragil die akustische Ballade „Young Me, Old You“ veredelt, während ihn anfangs nur Flöte, akustische Gitarre und Piano begleiten – bis dann ein Schlagzeug einsetzt, der Song an Fahrt aufnimmt, obwohl sich die Flöte weiter behauptet, um dann von einem floydianischen Gitarren-Solo abgelöst zu werden – ein herrlich epischer Longtrack, der tatsächlich die fast 12 Minuten benötigt, um sich voll und ganz zu entfalten und zu steigern. Ideal für alle Freunde von DISCIPLINE geeignet, die in der Prog-Szene ja schon längst deutlich mehr als ein Geheimtipp sind.

Und nach diesem zweiten Album sollten auch GUILDMASTER als ein besonderer Geheimtipp gelten, der sich fast unabhängig neben SAMURAI OF PROG behaupten und etablieren kann.

FAZIT: Eine weiterer faszinierender Prog-Ableger aus dem Umfeld von SAMURAI OF PROG sind THE GUILDMASTER, die ihrer Stammband locker und mehr als überzeugend Konkurrenz machen, gerade weil sie recht konsequent Folk, Mittelalterliches und symphonischen Art Rock voller traditioneller und moderner Instrumente zu einem Konzept vereinen, das sich im Falle von „Liber De Dictis“ um ein hypothetisches Buch mit volkstümlichen Sprüchen aus ganz Europa dreht, wobei jedes der insgesamt 12 Stücke die unterschiedlichen Traditionen der einzelnen Länder widerspiegelt. Und natürlich gibt’s, wie bereits von allen Samurai-Veröffentlichungen gewohnt, auch die volle Packung in punkto Gestaltung (Ed Unitsky) und Booklet (20 Seiten) im dreiflügligen, edlen Digipak geboten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2528x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • A lo hecho, pecho
  • A Rey muerto, Rey puesto
  • Agora
  • Manos frías, corazón caliente
  • Suruista tehty soitto
  • Agua pasada no mueve molino
  • La Música amansa a las fieras
  • Nea Polis
  • La primavera, la sangre altera
  • El perro del hortelano
  • Young Me, Old You
  • Suruista tehty soitto II

Besetzung:

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