Wenn ein Album den Titel „With Love“ trägt, gehen beim Kritiker oftmals die roten Alarmlämpchen an. Ein dermaßen ausgenudelter und massenhaft strapazierter Titel weckt nicht unbedingt große Neugier auf das, was sich hinter diesem „In Liebe“-Album befindet und einen gleich mal 'schlechtgewissig' an den Mutter- oder Valentinstag erinnert. Da klingt einem im Grunde der Schlager schon in den Hörlappen und die Karnevalsmütze ruft: „Wollen wer'n reinlasse?“
„Nö!“
Doch Schluss mit all den Vorurteilen, denn trotz des 'schlagerigen' Album-Covers und des Titels hat die steirische Sängerin SIMONE KOPMAJER viel mehr und besseres zu bieten, als die ersten (nur optischen) Eindrücke einem weismachen. Das kündigt sich bereits in dem Moment an, in welchem man das LP-Klappcover aufschlägt, auch wenn wir hier noch einmal erfahren, dass dieses Album uns daran erinnern soll, dass wir geliebt werden und lieben sollten.

Wen also liebt Frau Kopmajer?
Die Antwort fällt leicht - sowie die LP ihre ersten Kreise auf dem Plattenteller zieht: Sie liebt den Bar- und Club-Jazz und die Melancholie – zu der sie ihre einen sofort umschmeichelnde Stimme erhebt, die sie geschickt nicht nur zum Singen, sondern auch zum Intonieren von Instrumenten oder dialogisch in völlig unterschiedlichen Tonlagen einsetzt, wobei sie sich bei „Everythings Happen To Me“ in Begleitung von Sheila Jordan selber übertrifft, bis sie sich absolut verträumt mit dem swingenden Jazz-Klassiker schlechthin, „Over The Rainbow“, natürlich längst unvergesslich durch Judy Garland, Ella Fitzgerald, Frank Sinatra, Aretha Franklin und, und, und…, aus ihrem Album verabschiedet.

„The Look Of Love“, der Bacharach Song, der 1967 von DUSTY SPRINGFIELD vorgetragen wurde, eröffnet das Album – und gibt auch ein wenig die Richtung vor, in der sich SIMONE KOPMAJER musikalisch mit ihren Cover-Versionen bewegt: das Thema Liebe ist allgegenwärtig. Zudem gibt es nicht umsonst ein Album mit gleichem Namen von DIANA KRALL. Denn beide ganannten Sängerinnen kommen einem beim Hören von „With Love“ immer wieder in den Sinn.

Aber es gibt noch weitere echte Evergreens auf „With Love“ (wodurch der Titel trotz aller Abgedroschenheit halbwegs passt) zu hören, die nicht etwa zu den Jazz-Standards gehören, sondern auch von den BEE GEES („How Can You Mend A Broken Heart“) und BUFFY SAINTE-MARIE („Until It's Time For You To Go“) oder dem großartigen GORDON HASKELL („How Wonderful You Are“), der übrigens anfangs mit KING CRIMSON Musikgeschichte schrieb und schon damals im Jahr 1970 mit seinen fantastischen Gesangsdarbietungen auf „In The Wake Of Poseidon“ und „Lizard“ begeisterte, sind.

Mit „Opposites Attract“ versteckt SIMONE KOPMAJER zwischen all den Coverversionen auch einen eigenen Song, der sich nahtlos neben den neun anderen Stücken einfügt. So trifft ihre musikalische Gegenwart auf die Vergangenheit altbekannter Liebeslieder, die sie selber ihr Leben lang inspirierten und den Weg zeigten, welchen sie als Musikerin gehen wollte, wie sie es den Hörern der LP im Inneren des Gatefoldcovers mitteilt. Ihr eigener Song erzählt dann die Geschichte, wie sehr man in Liebe miteinander verbunden sein kann, selbst wenn man in vielen Dingen völlig unterschiedlich ist: „I love coffee and you drink tea / You're the rhythm, I'm the melody.“
Und so schließt sich der Kreis – in dessen musikalischem Zentrum SIMONE KOPMAJER steht.

FAZIT: Man stelle sich einfach eine wunderschöne kleine, verträumte Bar vor, während man selber gemeinsam mit seiner großen Liebe in extrem romantischer Stimmung ist. Man kehrt in diese Bar ein und es begrüßen einen von der Bühne her größtenteils bekannte Songs in zarte Bar-Jazz-Rhythmen gekleidet und der warme Gesang von SIMONE KOPMAJER. Die Entscheidung steht sofort fest: Hier bleiben wir und genießen das Ambiente und die Musik von „With Love“.