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Tayfun Guttstadt: Tarâpzâde (Review)
Artist: | Tayfun Guttstadt |
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Album: | Tarâpzâde |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Worldmusic, Electro, Hip-Hop, Trap |
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Label: | good&lovely records | |
Spieldauer: | 39:41 | |
Erschienen: | 08.09.2023 | |
Website: | [Link] |
Auch wenn's keiner glauben möchte bei diesem Namen und dem Albumtitel: TAYFUN GUTTSTADT lebt in Berlin und auch sein Debüt-Album „Tarâpzâde“ wurde in deutschen Landen aufgenommen. Doch das war's dann auch schon, denn alles, was es auf dieser LP des Wahlberliners mit deutsch-türkischen Eltern zu hören gibt, verbindet Traditionelles sowie Orientalisches und Klassisches plus Jazziges mit modernen Beats sowie Electronics, Hip-Hop und Trap. Eine mehr als weltoffene Musikkombination – so gesehen typisch Berlin und damit offen für alle Weltkulturen – eben!
Aufgewachsen ist Guttstadt die ersten 13 Jahre in Hamburg, wo er bereits zur Musik fand – anfangs dominierte hierbei der Hip-Hop, aber auch die Welt der unterschiedlichen Klänge, von denen viele elektronisch oder mit traditionellen Musikinstrumenten erzeugt wurden. Kurze Zeit später schon entwickelte sich seine Leidenschaft dann speziell für Musik aus der Türkei, dem Heimatland seines verstorbenen Vaters, das er für ein Jahr unmittelbar nach seinem Abitur besuchte. Doch nicht nur türkische Musik, sondern die des gesamten Nahen Ostens begeisterte ihn, sodass er Kontakt mit den Meistern dieser Musik-Szene aufnahm, sich beispielsweise seine erste klassische Langflöte – die 'Ney', mit welcher er auf der LP-Rückseite zu sehen ist – erwarb und diese als festen Bestandteil in seine eigene Musik einfließen ließ. Danach kamen viele weiter traditionelle akustische Instrumente hinzu, von denen eine Vielzahl nun auch auf „Tarâpzâde“ zu hören sind. Sogar die Texte sind mitunter jahrhundertalte Lyrik und basieren auf alevitischen Dichtern.
Das Album zu beschreiben fällt schwer, denn diese Kombination aus Tradition und Moderne, Klassischem und Nahöstlichem, welche ein völlig neues Musik-Universum erschließt, muss man einfach hören. Denn sie sucht aus heutiger Sicht ihresgleichen. Am besten wird sie durch den Album-Titel beschrieben: „Tarâpzâde“ ist eine Wortneuschöpfung Guttstadts, der einerseits darin den 'Trap' (eine neue Musikrichtung und zugleich Unterart des Hip-Hop) und andererseits das arabische Wort 'Tarab' (das Entzückung und Trance bedeutet) sowie drittens den persischen Begriff 'Zade' (Nachkomme) darin unterbringt, womit die Vielfalt und Weltoffenheit sowie das Traditionell-Kulturelle dieser Musik zum Ausdruck kommt. Osmanische Klassik trifft hier also auf modernen Hip-Hop und Trap, die sich zu einer neuen, modernen Spielart – die auch von einer Vielzahl unterschiedlicher Beats lebt – entfaltet. Hinzu kommen Texte, die allesamt in türkischer Sprache sowie typisch türkischem Vokal-Duktus (intensives Ziehen von Vokalen oder islam-gebetsartig und spirituell erscheinende Gesänge) von Guttstadt oder Gastsängern und Gastsängerinnen vorgetragen werden.
Dieses Debüt-Album des jungen Musikers, der gerade erste sein Studium der Musik- und Islam-Wissenschaft in Hamburg abschloss und daraufhin längere Zeit nach Antalya fuhr, um sich dort ganz der nahöstlichen Musik zu widmen, ist an Weltoffenheit, die zugleich besonders die türkische Tradition ehrt, aber auch dem Hip-Hop breite Anteile einräumt, kaum zu übertreffen. Und dass noch dazu die türkische Langflöte 'Ney' oftmals ins musikalische Zentrum der Songs rückt, ist natürlich auch etwas, was man nicht aller Tage zu hören bekommt. Darum sollte man sich bei seiner Kaufentscheidung wohl für die Vinyl-Ausgabe entscheiden, die mit dem Bonustitel „Hurmâci“ ein Instrumental-Stück enthält, in dem die 'Ney' im Mittelpunkt steht und das zudem mit zu den beeindruckendsten sowie ruhigsten Stücken des Albums zählt, bis dann mit dem folgenden, ebenfalls sehr ruhigem „Nâzaman“ samt Sprechgesang das Album abgeschlossen wird.
Musik, die den Hörer mitnimmt auf eine ungewöhnliche Reise, der man allerdings sofort anhört, wohin diese geht.
FAZIT: Alle, denen weltoffene Musik und nahöstliche Klänge sowie Hip-Hop und Trap plus moderne Beats, die auf traditionelle türkische Musik (und Texte) treffen, etwas anfangen oder gar lieben können, die haben mit „Tarâpzâde“ von TAYFUN GUTTSTADT ihre musikalische Erfüllung gefunden. Eine Erfüllung, die auf die weltliche wie musikalische Offenheit des Hörers setzt, der beispielsweise gerne auch die Musik hört, die er aus eventuellen Reisen in die Türkei überall zu hören bekommt. Der in Berlin lebende Deutsch-Türke Guttstadt vereint auf seinem Debüt-Album die Traditionen der türkischen Heimat seines Vaters mit den modernen Rhythmen und Trap-Klängen (ein Spielart des Hip-Hop) der Weltstadt Berlin. Eine mutige und interessante Kombination, die man in dieser Art bisher kaum zu hören bekam. Auch wenn die DISSIDENTEN oder TRI ATMA durchaus einige Parallelen zu Guttstadts Musik zu bieten haben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:28):
- Feryâd (3:16)
- Sultân (feat. Milad Khawam & Turan Vurgun) (3:40)
- Tesîr (feat. Hakan Tugrul) (5:02)
- Yârim (feat. Özlem Taner) (4:06)
- Liman (3:24)
- Seite B (20:13):
- Cevrimiz (feat. Naile Tuncer & Hasan Al-Nour) (3:20)
- Ocak (3:08)
- Harâret (3:34)
- Zâhit (3:18)
- Hurmâci – Bonus Track (3:00)
- Nâzaman (feat. Farhang Moshtagh) (3:53)
- Gesang - Tayfun Guttstadt
- Keys - Tayfun Guttstadt
- Sonstige - Tayfun Guttstadt (Ney)
- Tarâpzâde (2023) - 11/15 Punkten
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