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At The Gates - At War With Reality - Massen-Review

20.10.2014

At The Gates "At War With Reality" CoverEs gibt nicht viele Bands, die sich ans Revers heften können, ein Subgenre erfunden zu haben. Wenn es um Melodic Death Metal geht, gebührt die Ehre ohne Zweifel AT THE GATES, die spätestens 1995 mit dem vierten Album "Slaughter Of The Soul" die Blaupause für den typischen Göteborg-Stil gelegt hatten und damit Heerscharen von Epigonen maßgeblich beeinflussten. Trotzdem war ein Jahr später erst einmal Feierabend. 2007 entschied man sich jedoch dazu, sich noch einmal zusammenzutun, um 2008 die damals ausgebliebenen Abschiedskonzerte auf verschiedenen Festivals zu spielen. In der Folge veröffentlichte man erst ein fettes DVD-Package und entschied sich dann tatsächlich dafür, neues Material zu schreiben. Das Resultat nennt sich "At War With Reality" und sorgt für durchaus unterschiedliche Reaktionen im Massen-Review.

Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Das zwangsläufige Comeback des Jahres wirkt nicht ganz so reduziert wie “Slaughter Of The Soul”, die Blaupause für sowohl viel Egal-Metalcore als auch schlauen Death Metal. “At War With Reality” kommt zuerst aus dem Bauch der Musiker und spricht den des Hörers an, doch darunter steckt mehr, wozu man gar nicht aufs Textkonzept eingehen muss.

AT THE GATES erschaffen nämlich wieder knappe Kunstwerke zwischen Verzweiflung und Aufbegehren, die aufzeigen, wie vielfältig das Genre auch ohne Bruch mit der Tradition sein kann. Die Band leugnet nicht, woher sie kommt (hysterischer Tompa, immerzu treffsichere Björler-Riffs), feiert sich aber mit Klasse selbst, überzeugt flott wie langsam und heischt bei transparenter Produktion (Bass!) mit minimaler Verspieltheit um Aufmerksamkeit.

FAZIT: eine Platte mit Dauerbrenner-Potenzial, die unter den gegebenen Umständen kaum besser hätte werden können.

12 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Es scheint mittlerweile üblich zu sein, dass eine Band sich für ein paar Liveshows reuniert, um danach entgegen aller anderslautenden Aussagen doch ein neues Album nachzuschieben. Ein bisschen so wie Sex mit der Ex - man landet in der Kiste, merkt dabei möglichweise, was man vermisst hat und probiert es dann doch nochmal mit der Beziehung. Und so haben sich auch AT THE GATES dazu entschlossen, ein neues Album aufzunehmen. Morgoth übrigens auch, aber da muss man noch was länger auf das Resultat warten.

Zurück zu "At War With Reality", einem Album, das sicherlich keinen Klassikerstatus bekommen wird, aber trotzdem eine richtig gute Platte geworden ist. In zwölf vergleichsweise kurzen und knackigen Songs wird melodischer Death Metal der höchsten Qualitätsstufe serviert. Der lebt bei AT THE GATES seit jeher vom leicht hysterischen Schreigesang von Tomas Lindberg, genau wie vom punktgenauen Riffing der Herren Anders Björler und Martin Larsson, gepaart mit schmissigen, aber unaufdringlichen Melodien. Keyboards gibt es nach wie vor keine.

Alles beim Alten also? Kann man so sehen. Auffällig mag das vergleichsweise gedrosselte Tempo sein. Langsam ist "At War With Reality" nicht, aber Highspeed-Abfahrten sind eher Ausnahme als Regel. Das mag von Nachteil sein, wenn man eher aufs durchgetretene Gaspedal steht, schmälert aber die Qualität nicht im geringsten. Die ist gleichbleibend hoch. Genauso, wie man keinen Übersong ausmacht, gibt es keinen Song, der das Niveau nicht hält. Das ergibt ein abwechslungsreiches Album, das wie aus einem Guss wirkt, spielerisch über absolut jeden Zweifel erhaben ist (gut, das musste man erwarten dürfen) und zudem mit einem tollen, transparenten Sound ausgestattet wurde, der dafür sorgt, dass "At War With Reality" weder modern noch altbacken - also völlig zeitlos - klingt.

FAZIT: Kein Hit-Album, sondern ein Album-Album - wenn ihr versteht, was ich meine.

12 von 15 Punkten


Review von: Chris Popp (Profil)

Wenn man so möchte, haben die Schweden vor fast zwei Dekaden einerseits gemeinsam mit IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY die Weichen im melodischen Geprügel gestellt und für eine wahre Schwemme an Melodic Death Metal gesorgt. Auch legte dieses von den Labels gnadenlos ausgeschlachtete und von zahlreichen Magazinen den Bands angedichtete Neugenre, allen voran die Pioniere rund um "Tomppa" Lindberg, einen Grundstein für die zweite Metalcore-Generation, die nichts mit der ersten, die immerhin "echten" Hardcore mit Metal verquickt hat, sondern eher melodischen Death Metal mit hardcoreartigem Gebrüll und Hardcore-"Attitüde" spielte.

Die AT THE GATES-Fans sahen die deutlich straightere Ausrichtung der Band bei Album numero vier, dem 1995er Werk "Slaughter Of The Soul", eher gespalten. Gerade ein Großteil derer, die das eher hysterische, verspielte, technisch anspruchsvolle und verkopfte Frühwerk, die ersten beiden Alben "The Red In The Sky Is Ours" und "With Fear I Kiss The Burning Darkness", zu schätzen wussten, tat sich bereits mit "Terminal Spirit Disease" schwer, und mit dem Seelenschlachteralbum fand die Göteborg-Legende endgültig ihren Weg in die breite Masse. Doch ganz gleich, ob man die Band erst seit diesem 'Hit-Album' liebte, sie dafür hasste oder ob man die Band vergötterte, ganz gleich, um welches Album es sich handelte: Als 1996 der Split kam, waren alle gleichermaßen heftig überrascht oder gar schockiert.

Was bleibt anno 2014 von der Magie? Leidlich viel, um ehrlich zu sein. Denn auf ihrem fünften Album bekommt der Hörer nüchtern gesagt eine recht durchschnittliche Melodic-Death-Scheibe geboten. Heuer tönen AT THE GATES nicht mehr wie die einst einflussreiche Band, die einen unglaublichen Rattenschwanz an Kopisten nach sich zog, sondern wie eben eine jener Bands, die versuch(t)en, wie AT THE GATES zu klingen. Wie maue Genre-Pflichterfüllung. Wie: "Na gut, wenn die Fans unbedingt ein Album wollen, dann machen wir eben noch eins."

"At War With Reality" zeigt die Band wiederkäuend - was nicht primär das Enttäuschende ist. Schlimmer ist: Das Album zeigt das Quintett, welches neunzehn Jahre nach der Auflösung respektablerweise noch immer das selbe Lineup vorweist, erschreckend hüftlahm, die Songs wirken wie bequem am Reißbrett geschrieben, und anstatt Widerhaken in die Gehörgänge zu bohren, rauscht der Großteil der Songs lieb und nett ins eine Ohr hinein und flutscht, ohne ein Hirnbeben auszulösen oder sonstwie wehzutun, aus dem anderen wieder hinaus.

Uninspiriert, lahmarschig, sich selbst kopierend und auf zugegebenermaßen hohem Niveau langweilend, sind AT THE GATES ein Paradebeispiel dafür, wie ein Comeback-Album nicht sein sollte: Derart auf Nummer sicher.

»Guten Tag Freund,

wir sind ein Gruppe Lieder von eines freundlichen Melodik Tot Metall Album von einer renommierte Orchester bei ein bekanntes Aufkleber und würden dankbar wenn Sie uns geben Ihr zuhören und wenn Ihnen gefallen unsere neue Befreiung gerufen "Bei Krieg Mit Wirklichkeit". Befreiung Rendezvous ist Oktober 24. Erreichbar bei Ihre Rekord Handelsmann.

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Die An Den Toren Bauteile«

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7 von 15 Punkten


Review von: Philipp Walter (Profil)

Mit "Slaughter of the Soul" prügelten AT THE GATES vor unglaublichen 19 Jahren das "Nevermind" des Death Metals ein, die Mainstream-Taufe des Genres. Mutige Entscheidung, es 2014 mit einem Nachfolger zu versuchen und sich damit den unzähligen Fans zu stellen, die, so unrealistisch es auch sein mag, ein zweites "Slaughter of the Soul" erwarten.

Ich gebe zu, ich habe es auch erwartet und war nach dem ersten Durchgang von "At War With Reality" schwer ernüchtert. Doch die Songs wachsen. Enttäuscht bin ich nicht mehr, ich mache mir vor Freude aber auch nicht in die Hose. Das Album ist okay. Es ist kein schwacher Song darauf zu finden, aber auch keiner für die Ewigkeit. Wenn es mal der Fall ist, dass ein Riff ein bisschen Gänsehaut verursacht, dann haben AT THE GATES es in leicht abgewandelter Form schon mal in einem früheren Song gebracht. Dasselbe gilt für den Gesang von Tomas Lindberg und ist kein Vorwurf, sondern unvermeidlich für eine Band, die vor 20 Jahren alles gesagt hat und sich heute nicht neu erfinden möchte.

Insofern ist es erstaunlich, dass AT THE GATES auf "At War With Reality" konstant ein Niveau halten, das fast – aber eben nur fast – an das von "Slaughter of the Soul" heranreicht. Wer die Band mit "At War With Reality" kennenlernt, kann sich glücklich schätzen, und wird wahrscheinlich vor Freude durchdrehen, wenn er den Klassiker von 1995 zum ersten Mal hört. Denn AT THE GATES hatten sich damals verabschiedet als die Band, von deren Songs man Nasenbluten bekommt: von zu hartem Headbangen, von alles zerfetzenden Rasiermesserriffs, von Refrains wie aus der Melodeath-Bibel. Davon ist auf "At War With Reality" nicht viel zu spüren.

FAZIT: Es ist noch Luft nach oben.

11 von 15 Punkten


Review von: Oliver Schreyer (Profil)

Kaum zu glauben, dass sich AT THE GATES nach all der Zeit doch entschlossen haben, ein weiteres Album zu machen. Zugegeben, der Druck war vor allem nach den ganzen Reunion-Festivals extrem groß, so dass man eigentlich fast mit einer Fortführung rechnen musste. "At War With Reality" spiegelt dann auch recht gut wider, wie sich die Schweden von ihrem Ursprung weg bewegt haben und wie stark der eigene Einfluss auf die Band selbst zurückgefallen ist.

Während die ersten beiden Alben und die EP "Terminal Spirit Disease" jede in sich wegweisend ein riesiger Schritt für die Band waren, schien bereits mit "Slaughter Of the Soul" eine Grenze überschritten, die mehr und mehr in Richtung Mainstream abzielte und keine wirklichen Grenzen mehr auslotete. Und auch nach ihrer Auflösung waren AT THE GATES zum Aushängeschild des schwedischen Melodic Death Metals geworden und jede Metalcore-Band, die auch nur leicht schwedisch klang, konnte nicht mehr ohne Betonung der Tatsache, dass ATG eine ihrer größten Einflüsse waren. Soweit so gut. (Gähn…)

Anno 2014 klingen AT THE GATES gefälliger denn je, unverkennbar zwar, aber genauso kompromissbereit. "At War With Reality" ist eher ein Krieg mit den Urfans, denn von den Großtaten der Anfangstage ist die Band weit entfernt: Die Kompositionen klingen insgesamt zu glatt, zu gefällig, ohne Ecken und Kanten. Fast wehmütig wartet der treue Fan auf die rasenden Ausbrüche von "The Red In The Sky Is Ours" oder der verzweifelt unschlüssigen Welt-Hass-Liebe, die auf "With Fear I Kiss The Burning Darkness" in all ihrer Unvollkommenheit zum Sinnbild für Endbarkeit und Nihilismus geworden ist. Davon ist nahezu nichts mehr übrig geblieben.

ATG 2.0 fahren inzwischen auf seichteren Gewässern und wiegen die Hörerschaft in Sicherheit: Überraschungen und Ausbrüche sucht man also vergebens und vor allem Ausnahmesänger Tompa Lindberg liefert die bodenständigste Performance ever ab: Man erkennt ihn zwar sofort, aber seine panischen, extrem schrillen Vocals sind einer fast austauschbaren MC-Scream Variante gewichen, die kaum an den Überzeugungswert der früheren Veröffentlichungen heranreicht. Auf der anderen Seite kann man der Band auch in der heutigen Zeit keine Stümperei unterstellen: Die Songs sind gut gespielt und besitzen klaren Wiedererkennungswert, der ihnen unschwer den sehr typischen ATG-Stempel verleiht. Auch Arrangements und Produktion lassen kaum Wünsche offen und werden wohl jeden ATG-Fan wenigstens mit Nostalgie erfüllen.

Andererseits lässt "At War With Reality" auch die echten Übersongs missen: Klar, der Titeltrack geht gut und eingängig rein und es gibt viele Nummern, die grundlegend überzeugen, aber insgesamt jedwede Neuerung abblocken und sich ein wenig im Kreise drehen. Zu oft kopiert sich die Band selbst, lebt von Aufgewärmtem und scheint sich selbst sowohl musikalisch als auch textlich selbst zu rezitieren.

FAZIT: "At War With Reality" verdeutlicht trotz gefälliger Art schmerzhaft, wie weit sich ATG von ihrem Ursprung entfernt haben. Bei aller Eingängigkeit fehlt der Musik klar der echte Reiz und vor allem der Fakt, dass hier alles sauber und kantenfrei durchkonstruiert wurde, zeigt auf, wie gut die Band darin geworden ist sich selbst zu kopieren, ohne dabei neue Horizonte zu öffnen. "At War With Reality" ist genauso essenziell wie verzichtbar.

9 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 10,2 von 15 Punkten.

Damit Einstieg auf Platz 35 in den Massen-Review-Charts.

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Andreas Schulz (Info)