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Dropkick Murphys - Signed And Sealed In Blood - Massen-Review
Es hat ein paar Alben und bis Mitte des letzten Jahrzehnts gedauert, bis die 1996 gegründeten Irish Folk-Punk-Rocker aus Boston auch hierzulande Erfolge feierten. Inzwischen verkaufen die DROPKICK MURPHYS auch größere Hallen problemlos aus und dürften schon fast zum Mainstream zählen. "Signed And Sealed In Blood" ist das achte Studioalbum der Truppe und auch hier entschieden wir uns, das Werk einmal aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Und von acht bis zwölf Punkten ist jede Punktzahl dabei vertreten. Zudem wird erklärt, was die DROPKICK MURPHYS und der Kölner Karneval miteinander zu tun haben...
Review von: Andreas Schiffmann (Profil)
Als die Band Anfang der Neunziger loslegte, war Folk Punk etwas Neues; heute sind DROPKICK MURPHYS die Rädelsführer unter vielen ähnlichen, müssen aber im Gegensatz zu diesen nicht achtgeben, ins Triviale abzusacken. Dafür sorgt neben der Musik nach wie vor die gute Lyrik.
Okay, das prollige Quasi-Intro "The Boys Are Back" lässt noch auf Nullachtfuffzehn schließen, und das Weihnachts-Geschunkel "The Season's Upon Us" (lustiger Text allerdings) kommt entschieden zu spät, aber bereits mit der auch auf die "Rogue's Gallery"-Sampler passenden Piratenkanone "Prisoner's Song" (geht in Richtung "I'm Shipping Up To Boston") ist alles im Lot. Man hängt Ken Casey an den Lippen und begeistert sich obendrein am instrumentalen Esprit, wobei sich Allesspieler Jeff DeRosa einmal mehr als tonangebend erweist. Er veredelt die gediegeneren "Rose Tattoo" – Wehmut ist letztlich der Aspekt, der diesen Stil so einnehmend macht – und "Jimmy Collins' Wake" ebenso wie das quirlige "The Battle Rages On" und das swingend differenzierte "Out On The Town" ein Highlight der Scheibe.
Zum Standard gehören das ebenfalls forsche "Burn" und das fast poppige "Don't Tear Us Apart" nebst seinem Anhang "My Hero", deren Wendungen so altbekannt sind, wie die Melodien unkaputtbar eingängig. Von solcher Güte gibt es diesmal übrigens wieder mehr als auf "Going Out Of Style"
FAZIT: Es ist immer noch eine Gratwanderung, die DROPKICK MURPHYS mit ihrem zum Klischee gewordenen Sound vollziehen, doch Spielwitz, hörbare Aufrichtigkeit und überwiegend zwingende Kompositionen im sehr guten Soundgewand lassen die Band weiter anführen. Schließlich sind sie Musiker, keine Szene-Kletten, die sich einen Billig-Dudelsack gekauft haben und Karos auf den Arsch tätowieren.
10 von 15 Punkten
Review von: Andreas Schulz (Profil)
Warum ist eigentlich bisher nichts draus geworden, aus den DROPKICK MURPHYS und mir? Die Mischung aus Folk und Punk, gepaart mit der irischen Attitüde müsste mir eigentlich komplett zusagen und es ist keineswegs so, als würden mich die Bostoner nicht ansprechen mit dem, was sie machen. Nur blieb der letzte Kick bislang aus, ich habe mich nie genötigt gefühlt, mich tiefer mit der Band zu beschäftigen. Und daran ändert auch "Signed And Sealed In Blood" nichts.
Ich kann noch nicht einmal sagen, was genau mich an der Musik der Band stört. Wobei auch stören das falsche Wort ist. Was halt dafür sorgt, dass es mich nicht richtig packt. Vielleicht ist es die latent gute Laune, die davon ausgeht? Vielleicht ein kleines bisschen zu viel Pathos? Zumindest sind das zwei Dinge, die mir an ein paar der Songs auf diesem Album ein bisschen sauer aufstoßen. Diesbezüglich ist es besonders die zweite Hälfte, die mir deutlich weniger Spaß macht. Ja, ich glaube, hier liegt der Hund begraben.
Dafür hat die erste Hälfte einige Songs zu bieten, die mir auch richtig gut gefallen. Der eröffnende Ohrwurm "The Boys Are Back" ist so schnell nicht zu vertreiben, der folgende "Prisoner's Song" überzeugt mit maritimer Note im Akkordeon, während "Rose Tattoo" mich ständig an den Karnevalsschlager "Die Rose" erinnert – der Song mit der Textzeile "Wer hat mir die Rose auf den Hintern tätowiert". Und überhaupt verbreitet die Musik der DROPKICK MURPHYS oftmals ein ähnliches Flair, wie gewisse kölsche Musikgruppen, die in der fünften Jahreszeit ihre Hochzeit haben. Was auch daran liegen mag, dass die Höhner teilweise ähnliche Instrumente verwenden. Und mal ehrlich, ein Song wie "The Season's Upon Us" ist doch zum Schunkeln geradezu prädestiniert – trotz des bissigen Texts.
FAZIT: Tja, immer noch nix aus einer festen Beziehung geworden. Vielleicht muss ich die Band doch mal live sehen? Mag sein. Bis dahin gibt es neun Punkte, zehn Punkte für die erste Hälfte, acht für die zweite. Oder muss ich die Band einfach mit mehr Alkohol im Blut hören? Hm.
9 von 15 Punkten
Review von: Dr.O. (Profil)
Letztes Wochenende protestierten in Frankreich zigtausende gegen die Homo-Ehe. Nein, nicht nur deine Oma- und Opa-Generation, unfassbarerweise auch junge Menschen waren auf den schön bunten TV-Bildern zu sichten. Wenn ich mich recht entsinne, ist Frankreich ja ein Land, das sonst keine Probleme hat. Dann man immer feste drauf auf die Homosexuellen. Das lenkt von den wirklich wichtigen Angelegenheiten ab.
Was hat das mit den DROPKICK MURPHYS zu tun, fragt sich der Uneingeweihte? Ganz einfach. Sänger Al Barr wäre beinahe ein Opfer der PC-Polizei geworden, hat er vor Jahresfrist doch gewagt, folgenden Satz zu äußern: "Don't be a faggot, go motherfucker!" Um jetzt nicht als homophob dazustehen, wurde der arme Mann genötigt, auf der bandeigenen Webseite zu Kreuze zu kriechen. Warum nur, wenn doch Homosexualität etwas ganz Normales ist? Oder sein sollte? Oder doch wegen der Sache mit der Mutter?
Ach ja, da war noch was: "Signed And Sealed In Blood", aktuelles Album der Band, bietet eine bunte Mischung aus Party-Sauf-Folk-Songs, minimal punkigen ruhigeren Songs, einen Country-Song, einen Rock'n'Roll-Song. Auf deutsch: Eine bunte Mischung an leicht verdaulicher Unterhaltungsmusik, die mir komplett egal wäre, würde eben jener Al Barr nicht eine fantastische Stimme für ruhigere Songs haben, die hier selten, dann aber allesamt der Knaller sind.
FAZIT: Unterhaltungsmusik für den irischen Bastard und die nächste Oberstufenfete, eieiei, waren wir wieder wild.
8 von 15 Punkten
Review von: Lothar Hausfeld (Profil)
Trotz ihrer Erfolge sind die DROPKICK MURPHYS bislang immer an mir vorbeigelaufen. Mag daran liegen, dass die ihnen vorauseilende Formel "POGUES und BAD RELIGION" mich nur bedingt angesprochen hat, denn bis auf wenige Ausnahmen haben mich die Meister des melodischen Hardcores nie gepackt. Und für die POGUES reicht mein Alkoholkonsum nicht aus.
Sei’s drum, mit "Signed And Sealed In Blood" gibt es hier ein Album, das zwischen fluffig, fröhlich und beliebig pendelt. Viele Songs gehen schnell ins Ohr, sind dank mehrstimmiger Chöre, flottem Tempo und nachvollziehbaren Melodien mit nur wenig Widerspenstigkeit ausgerüstet. Dazu versprühen die Dudelsäcke, Irish-Folk-Elemente und sonstigen rockfremden Instrumente eine fast schon unverschämte Leichtigkeit. Man kann förmlich riechen, wie das Bier in Strömen aus den Zapfhähnen fließt, wie im Irish Pub kräftig in die Hände geklatscht und schwitzend mitgetanzt wird.
Am stärksten sind die Murphys dann, wenn sie ihre Hardcore-Wurzeln musikalisch mehr als nur durchscheinen lassen, wenn es in zügigem Tempo und ohne viel Schnickschnack zur Sache geht. Auf manche Trötenpassage könnte man dagegen durchaus verzichten, und wenn in "The Season’s Upon Us" Weihnachtsstimmung verbreitet wird oder "End Of The Night" aus Melancholie Betroffenheit beim Hörer wird – wäre der letzte Song des Albums ein Fluss, bekäme man angesichts der Seichtigkeit nicht einmal nasse Schuhsohlen beim Durchwaten – wird es gar schauderhaft schunkelig und schwülstig.
Dennoch: "Signed And Sealed In Blood" macht Laune, ist leicht zu konsumieren, bietet aber aufgrund der relativ flachen Songstrukturen wenig Substanz, die mir ein dauerhaftes Beschäftigen mit der Band schmackhaft macht. Und wieso selbst ernannte Geschmackselitaristen meinen, Piraten-Melodien oder Dudelsäcke klängen bei den DROPKICK MURPHYS geil, während man das bei Bands wie ALESTORM, RUNNING WILD oder SUBWAY TO SALLY peinlich findet, muss man nicht zwingend verstehen.
FAZIT: Wenn es heute noch irische Auswanderer geben würde, die sich mit großen Ozeandampfern auf den Weg in die USA machten, sie würden in den billigsten Kabinenkategorien die DROPKICK MURPHYS hören: Hemdsärmelig, nachvollziehbar, heiter, mitreißend. Genau das richtige, um sich gegen trübe Gedanken zu wappnen.
10 von 15 Punkten
Review von: Lutz Koroleski (Oger) (Profil)
Das Erscheinen des neuen DROPKICK MURPHYS-Albums ist eine gute Gelegenheit, mich einmal intensiver mit dieser Band auseinander zu setzen. Bisher sind mir immer nur einzelne Songs unter die Ohren gekommen, welche aber durchweg eine positiven Eindruck hinterlassen haben.
Ihre Mischung aus Folk- und Punk-/Rock-Elementen ist sicher nicht bahnbrechend originell, wird aber äußerst gekonnt umgesetzt. Wen wundert es, die Jungs praktizieren diesen Stil ja auch schon eine ganze Weile. Auf "Signed And Sealed In Blood" dominieren im Wesentlichen drei Songtypen. Den Schwerpunkt des Albums bilden die vor allem auf eingängige Mitgröhlpassagen bauenden, meist im Midtempo gehaltenen Gute-Laune-Songs, welche sich vermutlich sehr gut zum Einstimmen auf das samstägliche Fußballspiel oder sonstige Veranstaltungen eignen. "The Boys Are Back", "Prisoner´s Song", "Don´t Tear Us Apart", "My Hero” oder "Out Ouf Our Heads” sind Vertreter dieser Zunft. Die zweite Gruppe bilden schunkelige Trinkhymnen, die zu spontanen Kneipenbesuchen animieren und eigentlich nur Arm in Arm mit den besten Kumpels und reichlich Bier intoniert werden können. "Jimmy Collin´s Wake", das textlich recht eigenwillige Quasi-Weihnachtslied "The Season´s Upon Us" und vor allem das abschließende "End Of The Night” fallen in diese Kategorie. Das dritte Standbein scheint auf die mutmaßlich wilde Jugend der Herrn Musiker zurückzugehen, den hier dominieren schnellere, härtere, punkigere Gitarren Riffs und das Ganze klingt dreckiger und wütender als auf dem Rest des Albums. Nachzuhören bei "Burn" oder "The Battle Rages On". Davon könnte nach meinem Dafürhalten etwas mehr zu hören sein. "Rose Tattoo" ist dagegen ein melancholischer Song, der weniger auf gute Laune setzen und öfter mal an THE LEVELLERS erinnert, während das rockn´rollige "Out Of Our Town" etwas aus dem Rahmen fällt.
Was insgesamt sehr positiv auffällt ist, dass die bei anderen Bands eher nervenden Folk-Instrumente wie insbesondere Flöte oder Akkordeon sich hier sehr gut einfügen, dass sehr viel Abwechslung geboten und eigentlich kein Song als schwach oder überflüssig zu bezeichnen wäre. Leider fehlen auch die absoluten Ausreißer nach oben.
FAZIT: "Signed And Sealed In Blood" ist ein wirkliches gutes Album, das vor allem viel Spaß bereitet, ohne dass dieser Effekt aufgesetzt und anstrengend wirkt. Ein paar Party-Songs weniger und etwas mehr Schmutz hätten der Sache sicher gut getan, aber auch so gibt es letztlich nicht viel zu mäkeln.
9 von 15 Punkten
Review von: Sascha D. (Profil)
Nachdem sich die DROPKICK MURPHYS nach "The Meanest Of Times", insgesamt ein eher schwaches Album, vier Jahre Zeit gelassen haben, um mit "Going Out in Style" wieder eine echt gute Scheibe zu liefern und damit dann auch noch in den deutschen Charts gelandet sind, wurde die neue Veröffentlichung mit umso größerer Spannung erwartet: Geht das Konzept nach 17 Jahren noch auf? Gehen die Ideen aus?
"The Boys Are Back" stimmt als typisches, aber nicht sehr spektakuläres Murphys-Lied auf die folgenden 40 Minuten ein. Für das Video von "Rose Tattoo" hat die Band im August letzten Jahres die Fans dazu aufgerufen, sich ein Tattoo vom neuen Albumcover, oder Textstellen aus dem Song stechen zu lassen und dieses auf Foto/Video zu bannen. Eben diese Beiträge wurden dann im Musikvideo bzw. Albumartwork eingebaut. An sich eine coole Idee für eins der besten, wenn auch ruhigeren Liedern auf "Signed and Sealed In Blood". Zwischen einigen Murphy-typisch folkig, punkigen Stücken finden sich immer mal wieder auch ruhigere Parts. Oder gar ein "Weihnachtslied", übrigens textlich eines, welches den alljährlichen Familienwahnsinn kaum besser auf den Punkt bringen könnte. Auch für dieses gibt es bereits ein sehenswertes Musikvideo. Ganz zuletzt findet sich mit "End Of The Night" noch ein Rausschmeißer. Über die volle Zeit bleibt zu bemerken, dass die Dropkicks am stärksten immer noch in den härteren Stücken agieren, wenn auch die weicheren Parts ihre Vorzüge haben, an der Stelle sei "Rose Tattoo" nochmal erwähnt. Das größte Manko ist allerdings, dass an einigen Ecken und Enden doch der Gedanke an Songs von vergangenen Alben aufkommt, wenn ein einem "ooooohoooo, oooohooo" doch irgendwie bekannt vorkommt. Durchweg tiefsinnige und anspruchsvolle Lyrik darf dabei eher weniger erwartet werden.
FAZIT: Ein positiv überraschendes, starkes Album mit ein paar kleinen und daher vernachlässigbaren Kritikpunkten.
12 von 15 Punkten
Review von: Chris P. (Profil)
Leider ist es ja meistens so, dass Bands mit speziellem Sound ab einem gewissen Erfolgslevel entweder a) zu einer Karikatur ihrer Selbst mutieren, b) ihren Stil mit unglaublicher Selbstherrlichkeit zu zelebrieren beginnen oder c) sich doch irgendwie an den Mainstream anpassen. Doch den DROPKICK MURPHYS schienen selbst die Charteinstiege des letzten Albums "Going Out In Style" komplett am Arsch vorbei zu gehen.
Und so tönt das mittlerweile achte Album "Signed And Sealed In Blood" noch genau so taufrisch wie ein frisch gezapftes... nein, böses Klischee, geh weg! Denn auch ohne diesen vielgebrachten Satz kann man zweifellos behaupten, dass die Murphys ihren Ruf und Status mit ihrem neuen Dutzendtracker aufs Neue untermauern und der Konkurrenz ganz klar zeigen, wer hier die Platzhirsche sind. Klar, FLOGGING MOLLY und Co. haben da auch noch einiges mitzureden, aber bei keiner Band ist das Fundament so unerschütterlich wie bei dieser.
Das Zusammenspiel aus sympathisch-kumpelhaftem Gesang, folkigen Instrumenten wie Dudelsack, Tin Whistle, Mandoline, Banjo sowie der krachenden Rockinstrumentierung als Basis funktioniert wie eine gut geölte, feinjustierte Maschine, und die DROPKICK MURPHYS machen mit jeder Note klar, dass es ohne sie Bands wie MR. IRISH BASTARD, DREADNOUGHTS und Konsorten nicht in der Form gäbe, wie es sie gibt.
Das irisch-amerikanische Septett aus Boston legt bei diesem wieder etwas straighteren Album eine Spielfreude an den Tag, die in ihrer Positivität ansteckt und selbst aus dem grummeligsten Miesepeter einen Glücksschlumpf werden lässt.
FAZIT: 41 Minuten Lebensfreude von einer der Großmeister des folkig punkenden Genres. Manchmal braucht's eben nicht mehr, um Menschen glücklich zu machen.
11 von 15 Punkten
Durchschnittspunktzahl: 9,86 von 15 Punkten