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Iced Earth - Dystopia - Massen-Review

02.10.2011

Iced Earth "Dystopia" CoverNeuer Sänger, neues Glück? Dass die Beliebtheitskurve bei ICED EARTH (zumindest was deren Albumveröffentlichungen anging) in den letzten Jahren eher nach unten zeigte, lag wohl weniger an den Gesangsleistungen von Tim "Ripper" Owens oder dem zurück gekehrten und inzwischen wieder ausgestiegenen Matt Barlow, sondern an dem oft nur mäßigen Songwriting von Bandkopf Jon Schaffer. Für "Dystopia" hat er sich wieder auf alte Stärken besonnen, was allerdings extrem zwiespältig aufgenommen wird, wie unser Massen-Review sehr deutlich macht.

 



Review von: Andreas Schulz (Profil)

Wie man "Dystopia" findet, hängt in erster Linie davon ab, was man von einem ICED EARTH-Album erwartet. Innovation? Experimentierfreude? Weiterentwicklung? Dann darf man getrost einen Bogen um diese Platte machen. Starken Gesang? Einprägsame Refrains? Tolle Melodien? Einfach gute Songs? Dann kann man jede Menge Spaß mit "Dystopia" bekommen.

Gitarrist und Bandboss Jon Schaffer hat in den 90ern mit "The Dark Saga" und "Something Wicked This Way Comes" seine beiden Signature-Alben abgeliefert und an diesen beiden Meisterwerken orientiert sich "Dystopia" überaus deutlich. Manchmal gar zu deutlich, denn das balladeske "Anguish Of Youth" geht locker als Teil drei der Reihe durch, die mit "I Died For You" begann und in "Melancholy (Holy Martyr)" ihre Fortsetzung fand. Trotzdem ist auch die neue Nummer in der Lage, für eine wohlige Gänsehaut zu sorgen. Das gelingt "Days Of Rage" nicht, die Nummer ist das Abziehbild der harten, schnellen Songs mit Stakkatoriffing, also "Violate" und "Disciples Of The Lie", kann aber qualitativ nicht mithalten. Der Vorwurf der Selbstkopie ist darüberhinaus nicht weiter angebracht. "Dystopia" ist zwar durchaus ein Album, dem man den Stempel "Nummer sicher" aufdrücken kann, aber das wiederum muss nicht negativ gewertet werden. Es gibt schließlich genug andere Bands, die seit 20 Jahren und länger den gleichen Sound machen und bei denen man auch nichts anderes hören will.

Mit dem neuen Sänger Stu Block ist Schaffer darüberhinaus ein absoluter Glücksgriff gelungen, denn der Kanadier hat eine Stimmfarbe, die dem einizig wahren ICED-EARTH-Sänger Matt Barlow recht ähnlich ist, zudem bekommt er auch noch ein paar knackige Screams hin und hat genug Aggression in der Stimme. Was also will man mehr? Zumal die beiden eröffnenden Songs wohl zum Besten gehören, was Schaffer in den letzten Jahren erschaffen hat. Der Titeltrack ist ein gleichermaßem harter, wie melodischer Song, der alles vereint, was man von ICED EARTH hören will, während "Anthem" eine Hymne mit Ohrwurmfaktor 10 ist. Abgesehen vom bereits kritisierten "Days Of Rage" finden sich in der Folge keinerlei Ausfälle auf "Dystopia" - aber auch keine wirklichen Überraschungen, sieht man davon ab, dass das beendende "Tragedy And Triumph" eine lupenreine IRON-MAIDEN-Hommage ist.

Was man von ICED-EARTH-Alben aber offenbar wirklich nicht mehr erwartem darf, ist eine in allen Belangen makellose Produktion. Auf "Dystopia" ist es der scheppernde und höhenlastige Drumsound, der gewöhnungsbedürftig ist. Das trübt den Hörgenuss letztendlich nur wenig, sollte aber nicht unerwähnt bleiben.

FAZIT: Starker Gesang! Einprägsame Refrains! Tolle Melodien! Einfach gute Songs!

11 von 15 Punkten


Review von: Chris P. (Profil)

"Mensch, da traut sich der Schaffer ja endlich mal was!" war mein erster Gedanke, als bekannt wurde, dass Stu Block von den Edelproggern INTO ETERNITY den vakanten Sängerposten bei ICED EARTH einnimmt. Es keimte Hoffnung auf: Ein Sänger, der mehr als stereotype Metal-Vocals kann. Ein Sänger, der eventuell auch musikalisch etwas bewegen könnte.

Pustekuchen, denn Block entpuppt sich auf "Dystopia" weitestgehend als zwar guter, aber gänzlich unterraschender Matt Barlow-Klon. Anstatt also gesanglich das Machbare auszuloten, werden lediglich Vorgaben gemäß des ICED EARTH- beziehungsweise Jon Schaffer-Reinheitsgebots – inklusive Rob Halford-Gedächtnisgesang – eingehalten. Aber auch der Bandchef selbst wagt sich in seinen Kompositionen kein Stück weit aus dem selbst gesteckten Grenzgebiet heraus. Eher werden Standards aus der Ära von 1995 ("Burnt Offerings") über "The Dark Saga" (1996) bis hin zum 1998er Album "Something Wicked This Way Comes" wiedergekäut, und das auf eine dermaßen weiterentwicklungsscheue Nummer-Sicher-Tour, die fast schon selbstherrlich rüberkommt. Oder fußt die musikalische Entwicklung der Band in der Angst davor, Fans mit Experimenten eventuell zu vergraulen?

Verdammt, Schaffer, was nützt die ausgefallenste Albumthematik und das Blabla außenherum, wenn Deine Songs kaum mehr Ausstrahlung und Variation haben als Reiscracker vom Rewe? Schreib lieber etwas von Lederstahlnieten, Bluteiterkotze oder Drachenritterkriegskämpfergedöns und verlagere Deine Kreativität in den musikalischen Sektor, denn solch ein Werk der Marke "Abziehbild von sich selbst" macht absolut keinen Spaß. Zumindest nicht so.

FAZIT: "Dystopia" ist, so muss man leider konstatieren, ein ICED EARTH-Album, das so sehr Reißbrettware ist, wie es noch nie in der gesamten Bandhistory vorgekommen war. Der sterile Sound tut sein Übriges, dass das elfte Studioalbum leider nichts weiter ist als ein solides, aber seelenarmes, knallhart kalkuliertes Produkt.

6 von 15 Punkten


Review von: Daniel Fischer (Profil)

Jon Schaffer will es noch einmal wissen: Nachdem ICED EARTH in den letzten Jahren aufgrund beruflicher und privater Prioritäten des zurückgekehrten Sängers Matt Barlow fast nur noch Hobby-Status hatten und überwiegend lediglich auf Festivalbühnen zu sehen waren, möchte der Gitarrist und Songwriter die Band jetzt wieder ganz nach oben bringen. Seit Monaten rührt ein eigens dafür angestellter Publizist recht erfolgreich die Werbetrommel mit allerlei Facebook-Aktionen, versorgt die Fans mit Informationen aus erster Hand und schart potentielle neue Jünger um sich. Für die nächsten Monate sind groß angelegte, weltweite Tourneen in Planung. Um seinem Schwager bei diesem Vorhaben nicht im Weg zu stehen, räumte Fan-Liebling Matt Barlow freiwillig wieder seinen Platz für einen zeitlich flexibleren, ganz der Band verschriebenen Frontmann, Stu Block von INTO ETERNITY. Und dessen Neueinspielung des 17-minütigen "Dante's Inferno" gab es dann auch noch als Anheizer vor dem Album-Release zum kostenlosen Download.

Gleich vorweg: Diesen Stu Block darf man nicht nur als hervorragende Wahl, sondern wohl auch als "gelungene Integration" abhaken, denn er kann weder seine tiefen Growls noch sein Black-Metal-Gekreische an irgendeiner Stelle unterbringen (wobei das hier und da sicher eine interessante Kombination ergeben hätte). Viel erstaunlicher ist jedoch, dass es auch die von ihm gewohnte klare Stimme kaum zu hören gibt. Stattdessen herrscht hauptsächlich ein leicht räudiger, rauer und kraftvoller Gesang in mittleren Lagen vor, ganz selten ergänzt durch die Kopfstimme im Tim-Owens-Stil. Hier hätte man sicher, gerade bei diesem Sänger, noch mehr Abwechslung ins Spiel bringen können, und manchmal geht er schon fast ein wenig zu engagiert und pathetisch zu Werke, aber insgesamt liefert Stu Block eine absolut überzeugende, mitreißende Performance ab.

Optimale Voraussetzungen für einen "Relaunch" der Marke ICED EARTH sind also gegeben. Dies ließ den geneigten Fan schon auf eine Rückkehr zu alten Glanztaten oder womöglich den ganz frühen Werken hoffen, zumal im Vorfeld vom einem "harten", "düsteren" Album die Rede war. Ganz so ist es nun doch nicht gekommen, stattdessen hat Jon Schaffers Solo-Projekt SONS OF LIBERTY seine Spuren hinterlassen. Auch in den Texten von ICED EARTH findet sich nun seine Sichtweise der wahren Probleme der Menschheit wieder. Nur geschieht dies auf "Dystopia" weniger konkret und nicht auf reale Begebenheiten bezogen, sondern in Verbindung mit dystopischen Zukunftsvisionen (teilweise basierend auf diversen Science-Fiction-Filmen). Diese ziehen sich wie ein roter Faden durch die meisten, ansonsten voneinander unabhängigen Tracks. Sogar sein eigenes "Something Wicked"-Universum passt nun erstaunlicherweise perfekt in diese, von ihm erst in den letzten Jahren entwickelte Weltanschauung, so dass Albumeröffnung und -abschluss darauf Bezug nehmen.

Aber auch musikalisch gibt es Parallelen zu SONS OF LIBERTY und dem Album "Brush-Fires Of The Mind": Schon auf diesen zuletzt veröffentlichten Kompositionen von Jon Schaffer konnte man im Vergleich zu den vorherigen ICED-EARTH-Werken eine deutliche Reduzierung des Bombasts bemerken, straighte, direkt rockende Songs mit eingängigen Refrains und weniger Schnickschnack. Diese Entwicklung setzt sich nun auch auf "Dystopia" fort, es gibt keine Orchestrierungen, gigantischen Chöre oder komplexen Songstrukturen und keinen Spuren-Overkill zu hören. Stattdessen könnte man bei oberflächlicher Betrachtung eher von einer Rückkehr zu der erfolgreichen Phase von "The Dark Saga" und "Something Wicked This Way Comes" sprechen. Genau wie damals konzentriert man sich heutzutage auf einfache, klare Riffs zum Mitpfeifen/Nachspielen und Festival-kompatible Refrains. Doch auch wenn es einige Parallelen geben mag: "Dystopia" ist nicht mit dem Versuch von "Something Wicked This Way Comes" zu vergleichen, die komplette Albumstruktur des Vorgängers nachzuahmen. Sicher, man hat mit "Boiling Point" und "Days Of Rage" zwei eher überflüssige, stumpfe Thrasher im Stile früherer Nummern im Programm und versucht erneut, ein zweites "I Died For You" zu schreiben ("Anguish Of Youth"). Ansonsten geht "Dystopia" jedoch leicht andere Wege: Als Opener gibt es nicht den typischen Stampfer, sondern eine treibende Nummer, die Abschlusstrilogie fehlt genauso wie jegliche epische Anwandlungen, und es wird noch mehr Wert auf melodische, hymnische Refrains gelegt. Alles klingt rockiger, luftiger, simpler und weniger düster, als man es von ICED EARTH gewohnt ist, trotz der Thematik also kein Vergleich zur dunklen Atmosphäre von "Burnt Offerings" oder "The Dark Saga".

"Dystopia" ist sicherlich das zugänglichste Album, das Jon Schaffer je komponiert hat. Die Songs sind überwiegend recht kurz und straight gehalten, die Riffs bewusst einfach und klingen für seine Verhältnisse oft eher wie Aufwärmübungen. Das gibt zwar einerseits den Vocals und auch dem Bass mehr Raum, wodurch die Stücke eingängiger klingen und mehr Groove verpasst bekommen. Andererseits vermisst man schon etwas das typische, messerscharfe Riffing. Anstatt der früheren Thrash-Lastigkeit macht sich nun ein starker IRON-MAIDEN-Einschlag bemerkbar. Steve Harris und seine Mannschaft waren natürlich immer schon ein großer Einfluss, jedoch spielte sich dies immer unter dem eigenständigen ICED-EARTH-Mantel ab. Jetzt jedoch könnten viele der typischen Gitarrenleads ("Dark City", "Equilibrium") und teilweise ganze Songs ("Tragedy And Triumph") fast unverändert auch auf einem frühen IRON-MAIDEN-Album stehen (abzüglich einiger schneller Bewegungen von Jons rechter Hand). Im Gesamtbild wirken ICED EARTH dadurch etwas mehr wie eine "gewöhnliche" Power-Metal-Band.

So macht sich dann zunächst auch ein wenig Ernüchterung oder sogar fast Enttäuschung breit, denn "Dystopia" ist sicher nicht der erhoffte, alles wegfegende Knaller und kein zweites "Night Of The Stormrider" geworden. Doch dann ertappt man sich dabei, dass die Songs trotzdem irgendwie jede Menge Spaß machen. Natürlich ist das Material nicht so fordernd, komplex oder progressiv und klingt ganz sicher nicht besonders originell. Aber die betont simpel gehaltenen Riffs und einfach strukturierten, direkten Songs mit ihren zum Mitsingen einladenden Refrains funktionieren dennoch (wenn man einmal darüber hinwegsehen kann, dass hier keine größeren Ambitionen gehegt wurden). "Dystopia" wird man deshalb wahrscheinlich auch öfter hervorholen als die beiden eher schwerverdaulichen Vorgänger, obwohl es auf diesen deutlich mehr zu entdecken gab. ICED EARTH wollten offensichtlich diesmal einfach "nur" gute und leichte Unterhaltung bieten (von den Texten einmal abgesehen) und liefern ein Album für die Festivalbühne. Fast alle Tracks dürften live hervorragend funktionieren, hervorzuheben sind jedoch der Titeltrack, das pathetische "Anthem", die Hymne "V", das stimmungsvolle "Dark City", die besonders packend gesungene Halbballade "End Of Innocence" und das abschließende, mitreißend galoppierende "Tragedy And Triumph".

Was noch erwähnt werden muss: Das limitierte Digipak enthält unter anderem zwei zusätzliche neue Songs, eingefügt vor dem Abschlusstitel "Tragedy And Triumph". Oder anders gesagt: Auf der normalen CD-Version (die allerdings auch deutlich günstiger zu haben ist) wurden zwei reguläre Albumtracks gestrichen. Diese lagen uns nicht vor, können also leider auch nicht für diese Rezension berücksichtigt werden.

FAZIT: Einfacher gestrickt, zugänglicher, rockiger und trotz der düsteren Texte positiver gestimmt als sämtliche Vorgänger: "Dystopia" stellt wohl das kommerziellste Album der Bandgeschichte dar, was nicht ausschließt, dass man sich bisweilen bei selbiger bedient. Wer sich damit arrangieren kann, wird trotzdem gut unterhalten, nicht zuletzt aufgrund der engagierten Performance von Neuzugang Stu Block (dessen volles Potential hier jedoch noch nicht ausgeschöpft wird). Beim nächsten Mal würde ich mir aber wieder mehr düstere Atmosphäre, komplexeres Songwriting und vor allem das typische, furiose Riffing stärker ausgeprägt wünschen.

11 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

Zehntes Album, fünfter Sänger - Konstanz sieht anders aus, und doch: Dass ICED EARTH nie so groß geworden sind, wie Bandleader Jon Schaffer es sich seit jeher gewünscht hat, liegt nicht an dem wechselnden Personalkarussell - neben Sängern wechselte Schaffer auch an allen Instrumenten fleißig durch wie ein Fußballtrainer seine Mannschaft in der Saisonvorbereitung. Nein, dass ICED EARTH letztlich eine Band von vielen geblieben ist, liegt zum einen daran, dass der Power Metal der Amis niemals im Mainstream angesagt war. Und zum anderen lag es schlicht und ergreifend daran, dass Schaffer es seit 1998 nicht mehr geschafft hat, ein durchgehend gutklassiges Album zu veröffentlichen.
 
"Something Wicked This Way Comes" ist das letzte Werk in der Diskografie, das diesen Status verdient. Und, mal ehrlich: Auch dieses Album ist nur wenig mehr als eine Kopie des Vorgängers, "The Dark Saga". Und nach zahlreichen Irrungen, Wirrungen und Enttäuschungen knüpft Jon Schaffer nun genau an dieser Stelle an: "Dystopia", das zehnte Album, ist im Prinzip "The Dark Saga Part 3". Das mag man einfallslos finden, das mag man langweilig finden - aber genau so darf man sich daran erfreuen, dass der Rhythmusgitarrist und Bandchef sich wieder seiner Stärken besonnen hat - die da lauten: Stakkatoriffing, Melodien mit Widerhaken, tight gespielte Songs und Hymnen, Hymnen, Hymnen.
 
Natürlich: An mancher Stelle erwischt man sich beim Hören von "Dystopia" bei dem Gedanken, "The Hunter", "I Died For You", "A Question Of Heaven" oder "Disciples Of The Lie" zu hören. Wer als ICED-EARTH-Fan aber in den letzten zwölf Jahren angesichts der schwachen Alben darauf gehofft hat, noch einmal ein Album serviert zu bekommen, das die erfolgreichsten Zeiten der Band in den Fokus rückt, der wird "Dystopia" das eine oder andere Mal mit großem Vergnügen hören.
 
Dazu trägt auch der neue Mann am Mikrofon, Stu Block, entscheidend bei. Mehr als einmal zwar ähnelt er Matt Barlow, seinem Vorgänger, in Klangfarbe und Phrasierung, setzt aber dennoch oft genug eigene Akzente mit seiner dunklen Stimme - und auch "Ripper"-verdächtige Höhenflüge kann der INTO-ETERNITY-Sänger bestens intonieren.
 
Höhepunkte? Gerne: Der Opener und Titeltrack ist, ebenso wie "Equilibrium", nach opulentem Beginn ein abwechslungsreicher Stampfer mit Hitcharakter, "Boiling Point" ein Double-Bass-Inferno mit exzellenten Vocals, "Anguish Of Youth" und "End Of Innocence" typische Schaffer-Halbballaden der besseren Art, "V" könnte auf den Livebühnen als neue Bandhymne funktionieren, "Dark City" ist ein Riffmonster mit durchschlagender Wirkung, das abschließende "Tragedy And Triumph" ein rockiger Uptempo-Hammer.
 
FAZIT: Innovativ? Nein. Mutig? Gott bewahre, nein. Glaubwürdig? Hm. Vielleicht. Gut? Oh ja. Wem letzteres reicht, der wird an "Dystopia" seine Freude machen. Auf jeden Fall ist das zehnte Album der Band das beste seit "Something Wicked This Way Comes".

11 von 15 Punkten


Review von: Lutz Koroleski (Oger) (Profil)

Nach dem erneuten Ausstieg von Matt Barlow konnte man gespannt sein, welchen Einfluss der neue Sänger Stu Block (INTO ETRNITY) auf den Bandsound haben würden. Diese Frage ist schnell beantwortet: Gar keinen. Obwohl der Mann eigentlich über eine eigenständige Stimme verfügt, klingt er über 95% der Spieldauer von "Dystopia" exakt wie sein Vorgänger und bewegt sich bis auf ein paar hohe Sreams vollständig in tieferen Lagen. Das macht Mr. Block sicher nicht schlecht, aber es klingt halt kein bisschen originell. Damit passt er sich dem Songwriting an. Auch da weicht Jon Schaffer keinen Millimeter von der (ehemals) erfolgreichen Linie ab. Die Stücke klingen durch die Bank nach der "Dark Saga"/"Something Wicked"-Phase. Teilweise räubert man dabei so unverblümt im eigenen Ideen-Fundus, dass man fast schon Mitleid bekommt. Den traurigen Höhepunkt in dieser Hinsicht stellt "Anguish Of Youth" dar. Ein verzweifelter Versuch mit Gewalt einen Nachfolger von "I´ll Die For You" bzw. "Melancholy" abzuliefern, was natürlich nicht funktioniert. Ein weiterer Hit-Attempt ist das schunkelige "V", aber auch hier geht der Schuss weitgehend ins Leere. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass mit dem Titelsong, "Dark City" und der Halbballade "End Of Innocence" auch ein paar solide Kandidaten am Start sind. Frische Ideen und ein Abweichen von Schema F sucht man jedoch auch hier vergebens. Für eine Band wie ICED EARTH ist das schon eine mehr als magere Ausbeute. Wenig Freude bereiten übrigens auch der sterile Drumsound und das mäßige Coverartwork.

FAZIT: Es bleibt dabei: "Something Wicked This Way Comes" war das letzte wichtige ICED EARTH-Album. Seitdem fehlen die überragenden Songideen, Vieles klingt aufgewärmt und selbstrecycelt. Da macht auch "Dystopia" keine Ausnahme. Die Möglichkeit mit Stu Block neue Einflüsse zu verarbeiten, wurde zugunsten eines Nummer-Sicher-Albums verschenkt. Ich denke, man kann so langsam einen Haken an die Band machen.

6 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 9 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)