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The Devil's Blood - The Thousandfold Epicentre - Massen-Review

29.10.2011

The Devil's Blood "The Thousandfold Epicentre" CoverSelten hat eine Band so sehr polarisiert, wie THE DEVIL'S BLOOD es tun. Während die Anhänger der Niederländer die Band fast schon anbeten, können viele andere dies nicht nachvollziehen, weil die Musik sie kalt lässt und sprechen immer noch von einem Hype. Es hat den Anschein, als würde sich daran auch beim zweiten Longplayer "The Thousandfold Epicentre" nicht viel ändern. Und auch in der musikreviews.de-Redaktion herrscht Uneinigkeit darüber, ob man es hier mit einem Meisterwerk oder einem bestenfalls ganz netten Album zu tun hat.

 

 

Review von: Chris P. (Profil)

Nach den ersten beiden großartigen Kurzspielern, von denen vor allem die EP "Come, Reap" zum Besten gehörte, was der okkulte Hard Rock-/Heavy Metal-Sektor mit gen Retro ausgestreckten Fühlern zu bieten hatte, war die Enttäuschung, wie wenig das Debüt-Langeisen "The Time Of No Time Evermore" dann hergab, groß. Zwar war dessen Stoff solide, doch die Magie der Anfangstage mochte sich nur selten so richtig entfalten.

"The Thousandfold Epicentre" zeigt diesbezüglich leider wenig Besserung. Die Songs sind durchaus deutlich stärker und überraschungsschwangerer als die des Vorgängers, doch die Band hat sich eine Routine angespielt, die einen Großteil des Feelings vergiftet, ebenso trägt die Gleichförmigkeit der Stücke untereinander nicht gerade dazu bei, sich selbst in der S-Bahn die Kleider vom Leibe reißen und sich daraufhin wolllüstig schreistöhnend und autosexuell aktiv mit Schweineblut besudeln zu wollen, wie es noch bei "Come, Reap" der Fall war. Eine häufig wiederkehrende Textzeile in "Die The Death" bringt es im Grunde perfekt das auf den Punkt: "Lalalala-la la la la laaah"

Und wo wir gerade bei Lalala sind: Farida Lemouchi liefert statt ihres berüchtigten, kraftvoll-diabolischen Gesangs erschreckend flaches, beinahe leidenschaftslos erscheinendes Geträller ab - "Cruel Lover" ist da noch eine der wenigen Nummern, die beweisen, dass das Mädel sehr wohl noch anders kann. Doch ansonsten: Eintöniges Geleier mit berechenbar eingesetztem Vibrato.

FAZIT: Insgesamt rauscht dieses Neuwerk bis auf ein paar zugegebenermaßen coole Ideen und feine Hooklines nahezu unauffällig und höhepunktarm an einem vorbei. So wie Straßenverkehr zu unspektakulären Uhrzeiten. So wie der pappige Cheeseburger den Schlund hinab. So wie schales Bier, an dem man sich schon eine Stunde festhält. Eben so lala. Schnarchtassenalarmstufe rot. 08/15 eben. Welch Zufall, dass meine Wertung da haargenau passt.

8 von 15 Punkten


Review von: Dr.O. (Profil)

THE DEVIL'S BLOOD. Schwieriges Thema. Großartige Musik. Blödes Satanisten-Gesabbel. Ich bin nicht mehr im Kindergarten. "The Thousandfold Epicentre". Neues? Ja und Nein. Altbewährtes in hübscher neuer Verpackung. Jetzt 18% mehr Eingängigkeit. Dürfte ich ein Wort in der Musik verbieten, wäre es "la lala lalala". Wo ist das Fesselnde von "The Time Of No Time Evermore" hin? Da ist es, bei der starken Melodie von "Cruel Lover". Der Gesang  über jeden Zweifel erhaben. Glasklar. Aber auch endlose Repetitionen durchschnittlicher Gitarren-Riffs. Lange Songs mit Längen. Kürzere Passagen als Feuerwerk. Bemüht um Entwicklung. Orchestraler Übergang. Stört nicht, aber was soll das? Déjà-vu und teuflischer Déjà-voodoo Hand in Hand. Geklimper und dezenter Gesang sind nicht psychedelisch, aber nett. Hall-Spiralen-Inferno from hell, aber was soll das? Ist die abschließende Viertelstunde die Zukunft der Band? Dann: Gut Nacht Hamburg.

FAZIT: "Come, Reap" war ein Erdbeben. "The Time Of No Time Evermore" ein respektables Nachbeben. Ein tausendfaches Epizentrum kann ich leider nicht mehr ausmachen. 9 Punkte auf der nach oben begrenzten Herzog-Skala.

9 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

Man kann es sich leicht machen und THE DEVIL'S BLOOD wegen ihres Kasperletheaters, ihrer antikosmischen Schwingungen, ihrer blutigen Rituale oder Ansichten ignorieren. Man kann aber auch über seinen Schatten springen und die Niederländer als das betrachten, was sie ja eigentlich auch "nur" sind: Eine (Hard-)Rockband. Und als solche betrachtet, kann man nur seinen Hut vor dem bisherigen Schaffen von THE DEVIL'S BLOOD ziehen.
 
Ein paar Kritikpunkte musste das Debüt-Album "The Time Of No Time Evermore" schon verkraften, auch wenn Die-Hard-Fans die Band auf eine unantastbare Ebene hievten, die jegliche Kritik verbietet. Ein wenig zu sehr in die Länge gezogen wirkten die Songs, ein wenig zu eindimensional und monoton kamen die Vocals von Sängerin Farida daher. Ansonsten überzeugte das Songmaterial, war bei aller deutlichen Vorliebe für 70er-Jahre-Sounds eine erfrischende und mitreißende Angelegenheit.
 
Und genau diese beiden Kritikpunkte greifen bei "The Thousandfold Epicentre" nun nicht mehr. Auf Album Nummer zwei passieren zwar auch gleich fünf der zehn Songs (plus Intro) die Sieben-Minuten-Grenze, aber künstlich in die Länge gezogen wirkt hier wirklich so gut wie gar nichts mehr. Die Band versteht es, ihre Hörer in den Bann zu ziehen, auch ohne dass sich dieser auf das Brimborium auf metaphysischer Ebene einlassen würde. Hypnotische Melodien, eine etwas größere stilistische Bandbreite, eine deutlich abwechslungsreicher agierende Sängerin, das noch bessere Musizieren "auf den Punkt" und eine wieder einmal sensationelle, warme Gitarrenarbeit von Bandkopf SL machen "The Thousandfold Epicentre" zu einem großen Hörgenuss.
 
FAZIT: Höhepunkte zu nennen, würde dem Album fast schon nicht mehr gerecht werden. Außerdem - was für die Qualität  der Scheibe spricht - wechselt das ohnehin fast mit jedem Hördurchgang. Einzig der Titeltrack fällt qualitativ meiner bescheidenen Meinung nach ein wenig aus dem ansonsten durchweg Champions-League-reifen Material ab. Classic Rock, Psychedelic Rock, Black Rock - nennt es, wie Ihr wollt. Jeder, der aber zumindest entfernt den Sound der 70er Jahre mag, sollte zumindest einmal reingehört haben - nur aufgrund des albernen Images, das sich die Band selber aufgebaut hat, sollte man THE DEVIL'S BLOOD jedenfalls nicht ignorieren. Man würde eine der besten Rockbands der heutigen Zeit verpassen. 

12 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Es ist angebracht, das Fazit vorwegzunehmen. Die Höchstnote von 15 Punkten wird unter diesem Review stehen, verbunden mit der Feststellung, dass "The Thousandfold Epicentre" für den Verfasser dieser Zeilen das Album des Jahres ist. Und warum das so ist, soll natürlich ausführlich dargelegt werden, denn leichtfertig darf diese Punktzahl nicht vergeben werden, will man sich nicht unglaubwürdig machen.

THE DEVIL'S BLOOD sind bekanntlich eine Band, die von ihren Fans kultisch verehrt und mit beinahe religiöser Hingabe gefeiert wird. Was wiederum nicht verwundern kann, denn die Hingabe und die Leidenschaft, mit der vor allem Gitarrist und Songschreiber SL hinter seiner Sache steht, kann sich durchaus auf den Hörer übertragen. Es ist dabei völlig unmaßgeblich, ob man seine Ansichten zur Welt und dem dahinter teilt oder nicht, man merkt aber, dass dahinter eine authentische Spiritualität steckt, die ihren Widerhall in der Musik von THE DEVIL'S BLOOD findet. Und so kann es letztlich auch nicht verwundern, dass man von dieser Musik völlig in den Bann gezogen wird, wenn die eigene Spiritualität angeregt wird. Das kann man durchaus als irrational bezeichnen, doch letztlich kommt es bei Musik, wie bei jeder anderen Form der Kunst ja darauf, was sie in einem auslöst. Und so kann man es auch niemandem zum Vorwurf machen, wenn man mit dieser Musik eben nichts anfangen kann und nicht verstehen kann, wie jemand anders völlig begeistert davon ist. Falsch ist es jedoch, THE DEVIL'S BLOOD spielerische Mittelmäßigkeit und fehlendes Songwritingtalent vorzuwerfen.

"The Thousandfold Epicentre" bietet alles, was man an THE DEVIL'S BLOOD lieben kann. Kurze, eingängige Songs, die schnell ins Ohr gehen, längere Nummern, bei denen die ausufernde Gitarrenarbeit mehr in den Vordergrund gerückt wird und psychedelische Passagen, die an Jam Sessions erinnern. Und dann immer wieder diese unwiderstehlichen Gesangs- und Gitarrenmelodien, die nicht besser zu machen sind. Um jedoch nicht auf der Stelle zu treten, hat SL den Sound seiner Band um Elemente erweitert, die man nicht erwartet hat. Streicher, Bläser und Klavier werden behutsam, aber deutlich vernehmbar unter die Gitarrenspuren gelegt und heben die Songs damit auf ein neues Niveau. Der Gesang von F wirkt zudem auf dem ganzen Album natürlicher und offener, gelegentlich steuert SL passende Backing Vocals bei. Ganz rational betrachtet ist F wohl nicht die begnadetste Sängerin, die die Welt je gehört hat, doch eine andere Stimme will man als Liebhaber dieser Band auch nicht hören. Genau so und nicht anders müssen Musik und Gesang die Einheit bilden, die so unbeschreiblich faszinierend ist. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Produktion von "The Thousandfold Epicentre" perfekt geworden ist. Ließ das Debütalbum "The Time Of No Time Evermore" ein wenig den Druck hinter den Kompositionen missen, so wird der gleichermaßen wuchtige, wie auch klare Sound auf dem neuen Album den Songs in jeder Hinsicht gerecht.

Das sich immer weiter steigernde Intro "Unending Singularity" verbreitet zunächst düsteres Western-Soundtrack-Flair, bevor "On The Wings Of Gloria" sofort in die Vollen geht. Mit hohem Tempo legt der Song los, nimmt die Geschwindigkeit in den Strophen dann aber ein bisschen raus. Man ist geneigt, der Stimme zu lauschen, sollte aber stets mit einem Ohr auf die Gitarren achten, die im Hintergrund einen hypnotisierenden Teppich ausrollen. Zwischen den Strophen schwillt der Song immer wieder an, nach einer gebetsartigen Gesangspassage explodiert die Nummer förmlich und erreicht ihren Höhepunkt. "Die The Death" ist wie das spätere "Fire Burning" eine der kürzeren, eingängigeren Nummern, die schnell auf den Punkt kommen, in ersterer fasziniert das Akustiksolo, zweitere ist einfach nur ein unbezwingbarer Ohrwurm mit schönen DEEP-PURPLE-Orgeln. "Within The Charnel House Of Love" ist zunächst unauffälliger, offenbart mit jedem Hören aber Details, die sich ins Gedächtnis meißeln. Mit seinem pumpenden Rhythmus, der auffälligen Gitarrenarbeit und einprägsamen Gesanglinien ist "Cruel Lover" schon jetzt ein kommender Klassiker, im folgenden "She" liegt die Betonung sogar noch stärker auf der Stimme von F, der einfach gehaltene Song beweist im Refrain gar ABBA-Qualitäten. Orchestral ist der Übergang in den Titeltrack, einen Song, der trotz seiner neun Minuten zu keiner Sekunde langatmig ist, ebenfalls ein Kunststück, das nur wenige Bands so perfekt beherrschen.

Die letzte halbe Stunde, bestehend aus "Everlasting Saturnalia", "The Madness Of Serpents" und "Feverdance", macht es dem weniger geduldigen Hörer etwas schwerer. Bis auf den treibenden Anfang von "The Madness Of Serpents" mit Rock'n'Roll-Klavier, sind viele Passagen sehr ruhig gehalten. Viel Psychedelik, viel Raum zur vermeintlichen Improvisation, aber auch die Möglichkeiten, sich komplett in diesen musikalischen (Anti-)Kosmos fallen zu lassen und aufmerksamen Ohres den Künsten von SL und seinen Mitmusikern zu lauschen. Auch diese Seite von THE DEVIL'S BLOOD begeistert und fasziniert. Damit ein Album wirklich rundum perfekt ist, muss auch das Artwork perfekt sein. Außen von schlichter Schönheit, regiert im Inneren der optische Wahnsinn mit einem surrealistischen Bild pro Song.

FAZIT: "The Thousandfold Epicentre" macht süchtig und ist ein Album, das man immer und immer wieder hören möchte, selbst wenn man glaubt, dass man es schon in- und auswendig kennt. THE DEVIL'S BLOOD haben sich und ihre bisherigen Werke noch einmal übertroffen. Rockmusik in wunderschöner Perfektion.

15 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 11 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)