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Interview mit LUTZ MEINERT von REFLECTION CLUB (02.03.2021)

LUTZ MEINERT von REFLECTION CLUB

Auf den „Thick As A Brick“-Spuren von JETHRO TULL

Für viele, die mit Musik jenseits jeglicher Streaming-Plattformen oder digitaler Tauschbörsen großgeworden sind und diese heutzutage noch als ein Gesamtkunstwerk verstehen, welches beim Hören, aber auch Betrachten von Plattenhüllen oder anderen Beigaben, tiefe Gefühle in einem auslösen, die werden sicher, wenn sie ein wenig auch den progressiven Freigeist in sich tragen, seit dem Jahr 1972 garantiert nicht an JETHRO TULL und ihrem in einer echten, doch zugleich frei erfundenen Zeitung verpackten Meisterwerk „Thick As A Brick“ vorbeikommen. Musikalisch wie optisch ein Ausnahmewerk, das Geschichte schrieb und noch immer schreibt.

Bis heute gab es kaum einen gelungenen Versuch anderer Musiker, diesem Werk in Form einer neuen Interpretation, die dessen Gesamtheit entspricht, gerecht zu werden. Allein der Aufwand und das Bewahren der hohen Qualität sowie des Rundum-Ideenreichtums wäre immens – und das zu erwartende Ergebnis nach solchem Aufwand viel zu unberechenbar.

Trotz all dieser Vorbehalte wagt sich nach fast einem halben Jahrhundert ein deutscher Musiker, Multiinstrumentalist, Sänger, Komponist, Texter, Arrangeur, Produzent und Universalgenie, das noch nicht einmal vor der Veröffentlichung seines Werks in dolby-digitalen Surround-Klangwelten samt optischer Gestaltung 'zurückschreckt', mit seinem REFLECTION CLUB an dieses für viele als konzeptionelles Prog-Jahrhundertwerk geltende Super-Album heran und verleiht dem Originaltitel ein zusätzliches „Noch (immer)" sowie seiner Musik genau die Atmosphäre, die man bereits 1972 spürte, als zum ersten Mal „Thick As A Brick“ auf den Plattentellern rotierte.

Für uns Grund genug und sogar ein inniges Bedürfnis, mit LUTZ MEINERT ausführlich über „Still Thick As A Brick“ und seinen Werdegang als Mensch und Musiker zu sprechen. Als kleines zusätzliches Highlight können wir sogar alle Lesern und Neugierig-Gewordenen in diesem Zusammenhang noch ein außergewöhnliches Gewinnspiel offerieren, das am Sonntag, dem 7. März endet, bei dem es drei „Still Thick As A Brick“-Mediabooks mit CD plus DVD und einer persönlichen Widmung (samt namentlicher Nennung des Gewinners) zu gewinnen gibt.

 

 

 

Ich hatte erwartet, dass nach dem beeindruckenden psychelisch-proggigen Debüt Psychedelic Teatime“ von MARGIN erst einmal der längst überfällige Nachfolger folgt. Wie kam es dazu, dass stattdessen ein Debutalbum, diesmal von REFLECTION CLUB, einem weiteren neuen Prog-Projekt von dir, erscheint?

Eigentlich wollte ich „Still Thick As A Brick“ schon 2012 machen, ab da steckte ich bereits mitten in der Arbeit an dem Debüt von MARGIN. Und irgendwann setzte ich mich dann wirklich daran. Das wurde dann recht aufwändig und arbeitsreich, darum wird „Still Thick As A Brick“ auch jetzt erst veröffentlicht.

Anfangs hatte ich mir überlegt, das Album unter MARGIN zu veröffentlichen. Aber das Debüt „Psychedelic Teatime“ war bereits fest im Psychedelic Prog verortet und „Still Thick As A Brick“ hat nun nicht diese psychedelische Grundstimmung, sondern ist schon eine andere Spielart des Prog. Deshalb sagt ich mir dann: „Andere Musik, anderer Bandname.“

 

Ist MARGIN damit ad acta gelegt oder kann man auf ein weiteres Album, in diesem Falle das zweite, hoffen.

Ich möchte auf jeden Fall ein weiteres MARGIN-Album machen! Auch habe ich schon diverse Ideen dafür. Aber wann es so weit ist, kann ich noch nicht sagen.

 

Wie kamt ihr auf den Projektnamen REFLECTION CLUB?

REFLECTION CLUB fiel mir irgendwann so ein. Ich finde, der Name passt in vielerlei Beziehung perfekt. Einerseits wurde ich musikalisch stark vom Progressive- und Jazz-Rock der frühen 1970er Jahre geprägt und die Musik von REFLECTION CLUB ist quasi eine Art eigene Reflexion davon.

Auch der Text reflektiert letztendlich verschiedene Geschehnisse, die mich noch heute beschäftigen oder früher beschäftigt haben. Außerdem versprüht der Name REFLECTION CLUB etwas von diesem typisch englischen, snobistisch angehauchten Charme. Das passt!

 

Wie kamst Du auf die Idee, gerade von „Thick As A Brick“, dem neben „Aqualung“ wohl berühmtesten Album von JETHRO TULL und zugleich eins der bedeutendsten Alben der Rockgeschichte, eine Art eigene Fortsetzung zu schreiben?

Um das zu erklären, muss ich vorausschicken, dass das Album „Thick As A Brick“von JETHRO TULL eine besondere Rolle in meinem Leben spielt. Im Frühjahr 1972 war ich 13 Jahre alt und Musik war für mich bis dahin nur nebensächlich, als Hintergrundmusik bei langweiligen Schularbeiten oder beim Zimmeraufräumen. Immerhin nahm ich auf meinen Kassettenrekorder nach und nach einige Stücke von Hitparadensendungen aus dem Radio auf und irgendwann war dann eine Kassette fast voll. Da waren dann Hits von T. REX, DEEP PURPLE, ALICE COOPER, CHER, TONY CRISTIE und DON McLEAN drauf und noch anderes, was zu dieser Zeit populär war und was ich alles selbst heute noch gern höre.

In dieser Zeit kam noch der Song „Thick As A Brick“ als Single-Auskopplung dazu, von der mir bis dahin völlig unbekannten Band namens JETHRO TULL. Und jeöfter ich meine Musikkassette hörte, umso mehr stach aus meiner kleinen Song-Kollektion dieser Song für mich hervor. Das ungewöhnliche Arrangement, diese Stimme und die Flöte, alles das faszinierte mich irgendwann so sehr, dass ich beschloss, mir meine erste LP zu kaufen: „Thick As A Brick“ von JETHRO TULL. Zuerst mochte ich nur wenige Parts von diesem langen Stück, das sich komplett über zwei LP-Seiten erstreckt. Aber schon bald hörte ich mich in diese völlig neue Art von Musik ein und mir gefiel das Album immer besser. Und damit wuchs meine bis dahin allenfalls latent vorhandene Musikbegeisterung enorm an.

Also stürzte ich mich nicht nur auf die anderen tollen Alben von JETHRO TULL, die bis dahin erschienen waren, sondern bald darauf auch auf viele andere Bands im Bereich des Progressive Rock, Hard Rock, Folk Rock, Jazz Rock und Psychedelic Rock, all die Musikrichtungen, die mich noch heute faszinieren und die auch mehr oder weniger auf unserem Debüt vertreten sind. Musik war zu meinen Lebensmittelpunkt geworden. Und letztlich war „Thick As A Brick“ auch der Auslöser für mich, selbst Musik zu machen.

Nun wird vielleicht verständlich, dass ich unglaublich neugierig war, als 40 Jahre später im Jahr 2012 der Nachfolger „Thick As A Brick 2“ erschien. Allerdings wurde das Album nicht von JETHRO TULL veröffentlicht, sondern von IAN ANDERSON, der als Sänger, Flötist, Akustik-Gitarrist und nahezu alleiniger Komponist stets der Kopf von Jethro Tull war. Ich kaufte das Album sofort und erwartete ein weiteres komplexes Prog-Album, aber „Thick As A Brick 2 bestand eher aus konventionellen Einzelsongs.

Vor „Thick As A Brick 2 hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, eine eigene Fortsetzung von „Thick As A Brick“ zu produzieren, aber jetzt, nachdem mir IAN ANDERSONs Nachfolger ein paar Wochen lang durch den Kopf gegangen war, habe ich mir plötzlich gedacht: Wie würde ich denn eine Fortsetzung von „Thick As A Brick“ angehen? Schon sprudelten mir die Ideen nur so im Kopf herum, Melodien und Textideen flogen mir zu und ich ging sofort ins Studio, um alles festzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon: Das ist es! „Still Thick As A Brick“ war geboren.

Allerdings steckte ich, wie vorhin erwähnt, zu dieser Zeit mitten in der Arbeit zum Album „Psychedelic Teatime“ meines anderen Psychedelic-Prog-Projektes MARGIN, was auch eine große Herzenangelegenheit von mir ist. Und das wollte ich erst einmal fertigstellen, bevor ich etwas Neues beginne.

 

Wie bist Du auf PAUL FORREST als Lead-Sänger gestoßen, der ja wirklich fast genauso wie der junge IAN ANDERSON klingt?

Ich wollte mit dem Album das JETHRO TULL-Feeling der legendären 1972/73er Prog-Phase, also zwischen den Alben „Thick As A Brick“ und „Passion Play“, wieder aufleben lassen – wenn auch mit eigenen Akzenten, quasi als Weiterentwicklung des Stils. Bei den Instrumentalparts war das dank der tollen E-Gitarre von Nils und der virtuosen Querflöte von Ulla schon gut gelungen. Nun fehlte nur noch als Sahnehäubchen der dazu perfekt passende Gesang.

Ich ging alle möglichen Bands und Sänger durch, die ich kannte – und das sind wahrlich nicht wenige. Aber keiner schien auch nur halbwegs zu passen. Da fiel mir erst auf, wie schwierig es ist, jemanden zu finden, der ein Timbre wie IAN ANDERSON besitzt. So suchte ich im Internet nach Jethro-Tull-Cover-Bands, die mich aber alle nicht überzeugten, bis ich auf die THE DAYGLO PIRATES eine englischen Jethro-Tull-Coverband, stieß. Deren Sänger Paul Forrest lebt mittlerweile in Amerika und spielt dort mit seiner Coverband JETHRO TULL EXPERIENCE. Es gibt auch ein Video auf YouTube von ihm, auf dem er zusammen mit JETHRO TULL auftritt und dabei singt und Flöte spielt, unglaublich gut! Da war für mich klar: Das ist der perfekte Sänger für „Still Thick As A Brick“. Glücklicherweise war STEVE HARRISON, der Bassist von THE DAYGLO PIRATES, so freundlich, für mich den Kontakt zu PAUL FORREST herzustellen. Als Paul mein Demo von „Still Thick As A Brick“ hörte, war er begeistert und damit Clubmitglied. Dass er übrigens auch auf der Akustikgitarre brilliert, ist ein weiterer Glücksfall für das Album.

 

 

Warum spielt Paul, der ja auch ein sehr gut Querflötenspieler ist, nur auf einem Stück Querflöte?

Als ich Paul fragte, ob er Lust hätte, auf dem Album zu singen, waren alle Flötenparts von Ulla schon eingespielt worden. Der zweite Part auf dem Album „Time Out“ war für seine Stimme etwas tief. Deshalb transponierte ich ihn einen Halbton nach oben und passte die Übergänge entsprechend an. Deshalb mussten die Instrumente hierzu neu eingespielt werden. Da Paul sowie noch die Akustikgitarre auf allen Stücken aufnehmen musste, bot er an, auch gleich den den Flötenpart auf „Time Out“ aufzunehmen.

 

Wie kamst Du auf ULLA HARMUTH als Flötistin?

Das ist eine kuriose Geschichte. Ich saß bei einem guten Freund, der als einer von ganz wenigen Personen von Anfang an in dieses Projekt einbezogen war, am Tisch und wir überlegten, wer gut geeignet wäre, auf dem Album die Querflöte zu spielen. Und während wir so einige Namen durchgingen, bemerkte seine Frau, die zufällig im Zimmer stand, fast beiläufig: „Ich könnte es ja mal probieren.“ Erst da fiel mir ein, dass ich Ulla schon mal flötend erlebt hatte, als sie mit ihrem Chor als Sängerin auftrat und einen Song mit der Querflöte begleitete. Ich hatte in Erinnerung, dass sie damals eine typisch klassische, sauber intonierte Querflöte spielte. Aber das ganz eigene, höchst virtuose Flötenspiel eines IAN ANDERSON, dem berühmtesten Flötenspieler der Rockgeschichte, ist da eine ganz andere Hausnummer. Eher aus Höflichkeit lud ich sie dann in mein Studio ein und Ulla nahm die Flötenpassagen der ersten beiden Teile von „Still Thick As A Brick“ auf.

Und das machte sie überraschend gut, sodass sie nach und nach alle Flötenparts einspielte. Die sanften Flötenpassagen gelangen ihr mehr oder weniger auf Anhieb bravourös. Bei den rockigen Flötenparts hatte sie dagegen anfangs große Schwierigkeiten, denn sie war es gewohnt, klassische Querflöte mit einem reinen Ton zu spielen. Im Rock und Jazz, gerade bei IAN ANDERSON, ist dagegen bei den kraftvollen Parts das geräuschvolle Spiel mit Überblasen angesagt. Ulla sollte nun Andersons Spiel nicht komplett imitieren, es sollte nicht wie ein Plagiat klingen, das leicht zur Parodie werden kann, wenn sie genauso in die Flöte brummt und reinprustet wie der große Meister. Aber es sollte in manchen Passagen deutlich dreckiger und rockiger klingen. Sie brauchte einige Zeit, um hier ihre klassische Ausbildung zu überwinden und zu lernen, die Töne geräuschvoll und unrein in die Flöte zu stoßen und bewusst zu überblasen. Auch das klappte mit der Zeit erstaunlich gut.

 

Und wie kamst Du auf NILS CONRAD, dem letzten (Club-)Mitglied im Bunde des REFLECTION CLUB?

Nun, mit Nils habe ich bereits in der Prog-Rock-Band FOR YOUR PLEASURE Ende der 90er Jahre gespielt und weiß, dass er ein ganz hervorragender, technisch sehr versierter und vor allem vielseitiger Gitarrist ist. Denn auf „Still Thick As A Brick“ gibt es nicht nur Rockgitarren im Stil eines MARTIN BARRE zu hören, sondern auch sehr virtuose Fusion-Gitarren. Beide Spielweisen hat Nils im wahrsten Sinne des Wortes spielend gemeistert!

 

 

Hattest Du erwogen, Mitglieder von Jethro Tull für das Projekt zu gewinnen?

Ganz am Anfang ging mir der Gedanke durch den Kopf. Und sicherlich wäre es weitaus werbewirksamer gewesen, wenn auf „Still Thick As A Brick ein Originalmitglied von „Thick As A Brick“ mitgespielt hätte. Aber dann reizte mich viel mehr der Gedanke, den Sound der proggigen JETHRO TULL mit komplett anderen Musikern wiederaufleben zu lassen. Ich wollte den progressiven Tull-Spirit einfangen, aber dieser sollte dabei frisch und unverbraucht klingen. Und ich denke, das ist uns allen gut gelungen.

 

Habt ihr alle jemals zusammen gespielt oder geprobt?

Nein, Ulla hat in meinem Studio die Flötenparts eingespielt, da waren aber meine Parts bereits schon komplett aufgenommen. Nils und Paul haben alles in ihren eigenen Studios aufgenommen und mir dann die Files zugeschickt.

 

Worum geht es in „Still Thick As A Brick?

Wie bei „Thick As A Brick“ steckt auch in „Still Thick As A Brick“ die Geschichte in einer Geschichte.

Der reine Songtext handelt von einem Mann, der auf seine Jugend und imposante Karriere in der Finanzwelt zurückblickt und sich die Frage stellt, wie sein Leben weiter gehen soll.

Liest man man aber noch die Artikel im beiliegenden 'Rellington Stone', zeigt sich u. a., dass es sich bei diesem Mann vermutlich um George Bosten, einen berühmten Finanzmogul, handelt, der vor ein paar Jahren unerwartet aus der Öffentlichkeit verschwand und plötzlich als Co-Autor des Song-Textes von „Still Thick As A Brick“ auftaucht, welcher sich u.a. sehr kritisch mit der Finanzwelt auseinandersetzt. Dies wäre natürlich ein riesiger Skandal, wenn ein Finanzmogul sein Branche so deutlich diskreditiert und in Verruf bringt.

 

Gibt es die Stadt Rellington wirklich?

Kleingeister mögen unterstellen, ich hätte mir Rellington und die ganze Geschichte nur ausgedacht. Aber dem ist natürlich nicht so. Rellington existiert selbstverständlich... Halt nur in einer Parallelwelt...

 

Im dicken Booklet des Mediabooks ist ja das 'Relllington Stone Magazin' mit etlichen Seiten abgedruckt. Wer hat sich denn die ganzen Artikel ausgedacht?

Natürlich die Redakteure vom 'Relligton Stone', sie sind namentlich zum Teil auch im Impressum angegeben.

 

Und wie verhält es sich mit den auf dem Album angegebenen Gastmusikern vom Rellingtoner Kurhaus-Orchester bis hin zu den Mitgliedern des Fußballvereins FC Rellington?

Sind natürlich alle dabei... Ich habe gute Kontakte zur Parallelwelt...

 

Stand zuerst der Text oder die Musik am Anfang?

Schwer zu sagen. Die Story zu „Still Thick As A Brick“ war schon mal als dramaturgische Basis vorhanden, nach der sich die Art und Reihenfolge der einzelnen musikalischen Teile richtete. Und diese Story hatte ich sehr schnell im Kopf. Allerdings war die Musik auch bereits zum Teil dafür vorhanden, denn einige musikalische Abschnitte, die eigentlich für ein drittes FOR YOUR PLEASURE-Album gedacht waren, das allerdings nie verwirklicht wurde, passten ganz hervorragend zum Album. Beim Ausarbeiten der Songtexte fiel mir auch gleich die restliche Musik ein.

 

 

Das Album besteht nur aus einem einzigen durchgehenden, fast 48-minütigen Stück. Wie schwierig war es, diese ganzen unterschiedlichen Teile und Themen, die teilweise in Variationen erneut auftauchen, so zu handhaben, dass es am Ende tatsächlich, genau wie bei wie aus einem Guss klingt?

Ich fand das nicht sonderlich schwierig, allerdings fällt mir das Komponieren und Arrangieren auch sehr leicht. Zudem habe ich mir viel Zeit dafür gelassen und mir die einzelnen Parts immer wieder mit frischen Ohren angehört. So reift dann das Stück bei mir im Studio, ähnlich vergleichbar wie im Übungsraum mit der Band. Du überarbeitest Stellen, die noch unrund klingen oder variierst Instrumente und Klangfarben. Im Studio lässt sich vieles recht schnell ausprobieren, wenn man sich mit der Technik auskennt.

 

Hattest Du Dir vorher „Thick As A Brick“ von JETHRO TULL noch einmal intensiv angehört, bevor oder während Du Eure 'Fortsetzung' komponiert hast?

Überhaupt nicht. Denn „Thick As A Brick“ ist noch immer sehr gut in meinem Kopf verankert. Es ist eines der Alben, die ich in meinem Leben am meisten gehört habe.

 

Stand für dich von vornherein fest, auch gleich einen Surround-Mix davon zu machen?

Ja. Nachdem ich mit MARGIN das Debüt „Psychedelic Teatime“ veröffentlicht hatte, wurde ich häufig gefragt, ob es auch eine Surround-Mix-Edition davon geben würde. Diesen Aufwand hatte ich bislang noch nicht betrieben. Ich hatte damals auch noch keine Surround-Abhöre im Studio. Aber da ich selbst guten Surround-Sound von Live- oder Studio-Aufnahmen schätze, reizte es mich, die nächste Produktion auch im Surround-Sound zu präsentieren.

 

Wie kamst Du auf die Idee mit dem Video?

Ich dachte, wenn ich schon eine DVD mit dem Surround-Mix und übrigens auch mit dem HD-Stereo-Mix veröffentliche, sollten die grafischen Möglichkeiten, die eine DVD bietet, nicht ungenutzt bleiben. Ich fand es schon immer schade, wenn beim Surround-Mix von Studio-Alben nur das Album-Cover zu sehen ist oder die ganze Spielzeit über immer dieselben 10 Fotos in Endlosschleife auf dem Bildschirm abgenudelt werden.

Ich wollte dagegen die ganze Zeit ein Video laufen lassen, welches die Story illustriert.

Ein fast 48-minütiger Spielfilm war finanziell nicht zu stemmen. So kam ich auf die Idee, eine relativ aufwendige, animierte Diashow zu erstellen. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit das macht, sich durch tausende Fotos zu wühlen, alles dramaturgisch zu strukturieren und noch takt- und break-genau zu schneiden und mit Effekten zu versehen, hätte ich mich wohl auch nur mit dem Album-Cover als Videobild zufrieden gegeben. Von den Lizenzgebühren für die vielen Fotos einmal ganz abgesehen.

 

Wird das Album nur als opulentes Mediabook oder Vinyl mit CD, DVD und kompletten Musikmagazin veröffentlicht oder wird es auch eine einfache CD-Ausgabe geben?

„Still Thick As A Brick“ ist ein typisches Konzeptalbum, bei dem die Musik, die Songtexte, das Cover mit kompletter Musikzeitung sowie sogar noch das Video sich gegenseitig ergänzen und erst zusammen das Gesamtkunstwerk bilden. Deshalb steckt in der Produktion so ein riesiger Aufwand.

Bei einer einfachen CD-Ausgabe würde mehrere Teile einfach entfallen, die zum Verständnis des Ganzen beitragen. Darum ist sie nicht geplant.

Aber vielleicht müssen wir uns damit mal bei einer Nachpressung aus Kostengründen begnügen.

 

Man könnte REFLECTION CLUB schon fast als die 'Neuausgabe' von JETHRO TULL bezeichnen, siehst Du das auch so?

Ich sehe uns nur als das, was wir sind, als REFLECTION CLUB. Sicherlich ist unser Debüt stark von JETHRO TULL geprägt, aber auch grundsätzlich vom Progressive Rock und Jazz Rock der 1970er Jahre. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Tull-Fans auch unsere Musik mögen, wie vielleicht auch andere Prog- und Rock-Fans. Da die Zusammenarbeit mit Nils, Paul und Ulla sehr angenehm verlief und das Ergebnis betreffend sehr erfolgreich war, kann es durchaus sein, dass in dieser Konstellation weitere Alben folgen werden. Egal, wie sich die Musik dann entwickeln wird, mit Pauls Stimme sowie seiner und Ullas Querflöte wird wohl auch zukünftig ein Jethro-Tull-Moment unseren Sound prägen, aber stets nur als Teil vom REFLECTION CLUB.

 

Habt ihr vor, das Ganze auch live zu spielen?

Abgesehen davon, dass bei der derzeitigen Pandemie noch keine Konzertplanung sinnvoll ist, ergibt sich die Schwierigkeit, dass Paul in Amerika lebt und dort seine eigene Band hat, Ulla einen Fulltime-Job als Ärztin und Nils seine eigene Band CRYSTAL PALACE. Da ich auf dem Album mehrere Instrumente gleichzeitig spiele und es sehr oppulent arrangiert ist, bräuchten wir wohl noch drei bis vier Musiker, um das Ganze überhaupt erst auf die Bühnen zu bringen. Das wäre alles mit einem großen logistischen und finanziellen Aufwand verbunden, der derzeit nicht erbracht werden kann. Aber wer weiß, wie sich „Still Thick As A Brick“ schlägt und was sich für die Zukunft ergibt.

 

Und hier geht’s direkt zur Verlosung der drei von LUTZ MEINERT handsignierten und für die drei Gewinner mit einer Widmung versehenen Mediabooks (CD + DVD + 72seitiges, DVD-großes Buch mit dem kompletten 'Rellington Stone Magazin') von „Still Thick As A Brick“ des REFLECTION CLUBS: Gewinnspiel (Viel Glück!) mit Stichtag Sonntag, den 7. März


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info)