Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit RUMBLE ON THE BEACH (08.02.2016)

RUMBLE ON THE BEACH

Wenn Rockabilly auf deutsche Realität trifft

RUMBLE ON THE BEACH sind ein musikalisches Phänomen. Die Bremer Band war für Deutschland das, was die STRAY CATS für die Welt waren - eine geile Band zwischen Elvis und Punk, die sich live ihre Sporen verdiente, weil sie auf der Bühne ein Feuer entzündeten, das im Publikum zum Flächenbrand führte, bei dem jedes Körperteil in Bewegung geriet. 1985 gegründet, 1986 bereits auf Platz 6 der deutschen Indie-Charts und kurze Zeit später in der größten Musik-Zeitschrift feucht-fröhlich pubertierender Teenie-Träume, der BRAVO. Dann Tourneen durch Europa, Kanada und die USA, bis 1994 ihr Karriere endete. Doch plötzlich sind die Jungs wieder zurück. Vorerst mit einer Zusammenstellung ihrer wichtigsten Studio- und Live-Titel, zusammengefasst auf einer CD samt dazugehörigem 54seitigen Büchlein, in dem man die Geschichte von Rumble On The Beach nachlesen kann.

Aber schaut vorerst am besten selber:

Das wirft natürlich noch so einige zusätzliche Fragen auf, die hier unbedingt gestellt werden müssen:

Am Strand schlagen die Musik-Wellen wieder hoch, nachdem RUMBLE ON THE BEACH in der Versenkung verschwunden waren. Plötzlich seid ihr und der Rockabilly wieder zurück. Was war denn der Auslöser für eure Entscheidung, die über 20 Jahre reifen musste?

Die Entscheidung, wieder zusammen Musik zu machen, war keine Frage, die erst reifen musste. Jedem von uns war klar, dass es dazu kommen wird, ja kommen musste. Dass es gerade zu dem besagten Zeitpunkt passierte, daran war Väterchen Zufall schuld. Wir trafen uns auf einer Party mit Live-Musik und da wurde halt abgerockt – natürlich auch mit den alten Rumble-Songs. Es hat gefunzt und da sind wir wieder!

 


Was haben denn die Musiker in den vergangenen 20 ROTB-freien Jahren so angestellt und wie kam es zur „Wiedervereinigung“?

Wir haben alle viel Unterschiedliches gemacht und erlebt in all den Jahren, Kinder aufgezogen etc., aber eins hat keiner von uns verloren: Rock'n'Roll! Teilweise gab es andere Bands, mit denen wir gearbeitet haben (Velvetone, Tin Roof Cats, Hot Wheels) und die Verbindung zu Bear Family Records (besonders bei Ohlly) war auch immer aktuell.

 

PRINCE hat nicht nur Sinead O‘Connor mit seiner Komposition von „Nothing Compares 2 U“ zu Weltruhm verholfen. Auch sein Song „Purple Rain“ war für euren speziellen, fast legendären Erfolg Mitte der 80er sehr bedeutend. Erzählt uns einfach mal, wie es dazu kam und ob Prince die Version von euch kennt!

'Purple Rain' hat sich aus einer Laune heraus im Probenraum entwickelt. Es gibt ja manchmal diese Langweil-Proben, wo einem partout nichts einfallen will und man nur so herumdaddelt. Andy daddelte dann die Basslinie von 'Purple Rain', was damals grad mit Prince in den Charts war. Das war eigentlich doof und daher kam dann aus dem Stand dieser Billy-Rhythmus da rein und fertig war die Laube. Ab dem Zeitpunkt hatten wir verstanden, warum manche Hits in nur 5 Minuten entstehen... Bestes Beispiel: Carl Perkins' Klassiker 'Blue Suede Shoes' – nur 5 Minuten!

 

 

In der spannenden Band-Geschichte des umfangreichen Booklets eurer CD kann man lesen, dass ihr so einige Zusammenstöße mit der rechten Szene - oder besser NAZI-Dumpfbacken, die sogar mit Gaspistolen auf euch schossen - hattet. Wie steht ihr aus heutiger Sicht zu dieser Geschichte und war die Nazi-Bedrohung vor ca. 30 Jahren eine andere als die heutige?

Im Gegensatz zu damals agiert die rechte Szene heutzutage eher subtiler und noch versteckter. Das macht es schwieriger. Damals konnte man diese Leute schon an Äußerlichkeiten erkennen. Es war alles direkter, auch die gewalttätigen Aktionen der Rechten. Das ist heute anders, denn fast jeder hat eine Handy-Kamera dabei und ruck zuck ist alles im Netz verbreitet. Da achtet die rechte Szene natürlich drauf und agiert stärker im Geheimen. Durch die aktuelle politische Lage, ist ein extremer Rechtsruck in der Bevölkerung spürbar, also ist anzunehmen, dass die Nazi-Bedrohung heute stärker ist, als damals.

 

Eigentlich solltet ihr sogar als Support-Act für die STRAY CATS auftreten, die ja besonders durch ihre beiden Rockpalast-Auftritte auch in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert genießen. Woran lag‘s aus eurer Sicht, dass es am Ende doch nicht dazu kam und hat euch das in gewisser Weise zurückgeworfen?

Wir waren ja mit den STRAY CATS auf Tour! Das war 1990, einem unserer erfolgreichsten Jahre. Es ging quer durch Deutschland, nur große Hallen. Mit Teddybären und Slips, die auf die Bühne geworfen wurden. Teilweise mit zusätzlichen Bands im Vorprogramm, z.B. die Cruisers im PC69, Bielefeld. Schöne Erinnerung: Das gemeinsame Backstage Fußball-WM Fieber mit den Cats, Hotelparties und intensive Gespräche.

 

 

Wer euch hört, bei dem werden sicher auch Erinnerungen an BOSS HOSS wach. Die Jungs sind ziemlich erfolgreich und durften sogar zu Weihnachten im ZDF-Weihnachtsprogramm - dem „Spartensender für alle vorzeitig Ergrauten“ - in der HELENE FISCHER-Show auftreten und gemeinsam mit ihr ein Liedchen singen. Werdet ihr da nicht blass vor Neid und fragt euch: „Warum nicht wir?“

Es stellt sich die Frage, ob es notwendig ist, auf BOSS HOSS neidisch zu sein. Wir gönnen ihnen doch ihr Glück! HELENE FISCHER ist sicherlich interessant für BOSS HOSS. Nein, Neid gibt es bei uns so gut wie gar nicht! Wir sind mit unseren gemeinsamen TV-Auftritten mit anderen Künstlern, die wir so hatten, auch glücklich. Um ein paar deutsche Künstler zu nennen: UDO LINDENBERG, JÜRGEN DREWS, GEORG DANZER, GÖTZ ALSMANN, ELISABETH VOLKMANN u.v.m.

 

Was erwartet uns denn in Zukunft, wenn wir den Namen RUMBLE ON THE BEACH hören oder lesen?

Weiterhin beinharter Rock'n'Roll! Wir haben viele Ideen, davon einige in Planung. Es wird natürlich weiterhin Konzerte geben, viele Festivals dabei, das Psychomania in Potsdam, Black Cats Stomp in Hannover, Festival zusammen mit EXTRABREIT in Osterholz-Scharmbeck im November und mehr. Auch weitere Tonträger sollen folgen.

 

Ich danke euch ganz herzlich für‘s Interview! Wenn ihr jetzt aber noch etwas loswerden wollt, was bisher nicht zur Sprache kam, dann ist dies eure letzte Chance - also „Ready to rumble?“

Wir danken auch, dass wir interviewt wurden! Unser Motto, unsere Headline für 2016: „RUMBLE REVENGE 2016“ ! Das schließt 'ready to rumble' automatisch mit ein. Vielen Dank und Grüße von Marc, Ohlly und Andy – RUMBLE ON THE BEACH! -

 

 

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info)
Alle Reviews dieser Band: