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Interview mit Funeral (19.02.2007)
Das neue Album der Norweger passt perfekt in die trostlose Jahreszeit und ist von ähnlich undurchsichtigen Nebeln umgeben. Christian, der Hauptsongwriter der Gruppe, verstarb im Vorfeld der Veröffentlichung, und über das aktuelle Lineup schweigen sich Band wie Label auf ihren Internetseiten aus. Gitarrist und Keyboarder Kjetil Otterson äußert sich zur Lage der Band, möchte aber aus Rücksicht gegenüber den Angehörigen nichts über die Todesumstände Christians preisgeben. Neben ihm selbst und Sänger Frode Forsmo bestehen FUNERAL aktuell aus Gitarrist Mats Lerberg, Drummer Anders Bek sowie Live-Keyboarder Jon Borgerud.
Was erwartet ihr von der neuen Scheibe? – Hofft ihr, bekannter zu werden und auch kommerziell einen Schritt voranzukommen, oder seid ihr nach all den Rückschlägen zu Fatalisten geworden?
Der Weg nach vorne wird nun natürlich ein anderer sein, und wir haben keine andere Wahl als ihm zu folgen. Christian ist nicht mehr da, und wir müssen das Beste daraus machen. Erwartungen gibt es immer, doch unsere sind nicht sehr spezifisch. „From These Wounds“ ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Doom-Album, dessen mögliches Erfolgspotential ich schwerlich voraussehen kann. Die Musik entsteht um ihrer Selbst Willen und nicht aus Geschäftssinn. Dennoch wäre es toll damit bekannter zu werden und etwas zu verdienen. Hauptgründe dafür, dass es FUNERAL überhaupt noch gibt, sind die Erinnerung an unseren kürzlichen Verlust sowie die Liebe zur Musik, die wir miteinander teilen.
Dass Frode noch Musik macht, hat mich überrascht. Was hat er seit Minas Tirith getrieben, und sind deren zwei Tracks auf der „A Gathering“-Compilation von 1996 die einzige offozielle Veröffentlichung von Musik dieser Band?
Frode ist immer noch bei seiner progressiven Doom-Band Minas Tirith. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit sie aktiv sind – Musik schreiben, Konzerte geben, und so weiter... Frode hält sich über seine Projekte recht bedeckt, so dass ich dir leider keine klare Antwort geben kann.
Eure Texte sind im gegebenen musikalischen Kontext wirklich intensiv. Es ist im Metal eher unüblich, sich offen Scham und Furcht einzugestehen. Da es eher gleichgültig als weinerlich klingt: entspricht diese Resignation euren Gefühlen, oder is sie ein Klischee, das ihr erfüllen möchtet, um die Lyrics der Musik anzugleichen?
Jeder einzelne Satz kommt derart von Herzen und ist so ehrlich, wie es nur geht. Obwohl Frode und ich auf unterschiedliche Art und Weise schreiben – er eher prosaisch, während ich die Texte in Gedichtform halte -, versuchen wir beide, völlig ehrlich zu bleiben. Also ja: unsere Texte entsprechen unseren Gefühlen.
Im Gegensatz zu anderen Doom-Bands hört ihr euch nicht so an, als wärt ihr derart offensichtlich von den üblichen Verdächtigen Black Sabbath, Candlemass oder My Dying Bride beeinflusst worden – Woher genau bezieht ihr eure Einflüsse?
Ich kann nur für mich selbst sprechen. Ich bin vor allem von einigen klassischen Komponisten beeinflusst – etwa Pärt, Satie, Bach, Palestrina und De Lassus. Hinzu kommen aktuelle Rockbands wie Tool, Neurosis, A Perfect Circle, Meshuggah, und so weiter - nicht zu vergessen ein weites Feld elektronischer Musik, Jazz, Ambient sowie Weltmusik. Das hört sich vielleicht unschlüssig an, doch während des Schreibens fällt schließlich alles passend zusammen.
Wie geht das vonstatten: gemeinsam, oder kommt jemand mit vollständig ausgearbeiteten Stücken an?
Früher haben wir mehr oder weniger gemeinsam komponiert, obwohl der frühere Gitarrist Thomas Angell eine vorherrschende Rolle spielte. Die Musik auf „From These Wounds“ jedoch kommt alleine von mir. Nur den Bonustrack Breathing Through You“ habe ich mit Thomas geschrieben. Frode ist für die gesangliche Komponente verantwortlich. Meistens schreibe ich auf dem Klavier oder der Gitarre. Manchmal kommt mir eine Idee beim Singen und während A-Capella-Übungen, oder bloß beim Experimentieren mit Harmonien, wenn ich Partituren schreibe. Der Prozess gestaltet sich immer unterschiedlich.
Man erfährt über FUNERAL im Vergleich zu anderen norwegischen Gruppen relativ wenig. Fühlt ihr euch der Szene eures Heimatlandes eigentlich zugehörig?
Da wir Metal spielen, sind wir wohl auch ein Teil der norwegischen Metalszene. Was allerdings wichtiger ist: wir sind ein Teil der Musikszene allgemein. So sehr ich die Metalszene auch respektiere und gerne dazugehöre, ist es für mich auch wichtig, Metal über die herkömmlichen Grenzen hinweg zu promoten, um mögliche Anknüpfungspunkte an andere Genres, Stilistiken und damit auch neue Ohren zu herzustellen – den Horizont ein wenig erweitern, weißt du...
Welche drei Alben hörst du momentan?
“Mezzanine” von Massive Attack, ”( )” von Sigur Rós und “Still” von Nine Inch Nails.
Andreas Schiffmann
(Info)