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Interview mit Preterite (29.09.2013)

Preterite

Beaulieu und Hamilton beantworten unsere Fragen am Ende doch gemeinsam, nachdem sie zuerst überhaupt kein Interview geben wollten. Selbiges ist nun recht wortkarg ausgefallen, aber erhellender als manch anderes ...

Weshalb der Name PRETERITE?

Geneviève: Der Begriff steht für die Verdammten nach dem Verständnis der Theologie von Calvin. Es handelt sich dabei um die Menschen, denen kein Heil widerfährt, egal wie sie sich im Leben verhalten. Sie sind von Beginn an nicht von Gott auserwählt worden.

Wie komponiert ihr? Kommt zuerst die Musik, dann das Textliche?

Geneviève: So ist es, Gitarre und Stimme fallen letztlich zusammen.

James: Für dieses Album nahm Geneviève Gitarren und provisorischen Gesang auf, woraufhin ich meine Ideen drumherum ausarbeitete. So hatten wir es nie zuvor gehalten, aber generell kommen die Vocals ganz zum Schluss, wenn alles andere eingespielt worden ist.

Geneviève, was motiviert dich beim Schreiben?

Geneviève: Ich versuche nicht, innere Dämonen loszuwerden, auch wenn ich definitiv unterbewussten Ballast verarbeite, manchmal unter Berufung auf religiöse oder mythologische Symbole und Alchemie. In jedem Fall wirkt es sich positiv auf mich aus - hoffentlich auch auf den Hörer.

Wie seid ihr zu all den außergewöhnlichen Instrumenten gelangt?

James: Das Harmonium war von Anfang an im Gespräch, als wir die Köpfe zusammensteckten. es handelt sich um ein kleines tragbares aus Indien. Ansonsten kam es darauf an, dass sowohl Geneviève als auch ich den jeweiligen Klang des Instruments mochten, wobei wir darauf achteten, auch höhere Frequenzen abzudecken, also abgesehen von E-Gitarre, Bass und Klavier.

Auf welche Quellen bezieht ihr euch mit "From The Wells"?

Geneviève: Ich wurde vom Bibelvers Jesaja 12:3 inspiriert: "Voller Freude werdet ihr Wasser daraus schöpfen." Spezifisch bedeutet die die Vergangenheit, aus der ich für die Gegenwart und Zukunft schöpfen will.

Singst du bewusst so, dass man deine Worte schlecht versteht?

Geneviève: Nein, das liegt wohl zum Teil an meinem Akzent, da meine Erstsprache das Französische ist; das ich Englisch in meiner Musik verwende, hat rein mit dem Klang der Worte zu tun, denn eigentlich denke ich auf Französisch und bestreite auch den Alltag damit. Zweitens arbeite ich die Lyrics wie gesagt nach der Musik aus, also halte ich mich bei der Wortwahl noch stark an die ursprüngliche gesummten Gesangsparts.

In "Plenty Of My Own" scheinst du für mich Bedauern und Reue auszudrücken; wie wichtig ist es für dich, dass sich der Hörer einen eigenen Reim auf deine Worte macht?

Geneviève: Ich finde es schön und will auch, dass die Leute für sich selbst interpretieren. Diesmal sind die Texte besonders abstrakt, also gilt dies nur umso mehr.

Ist "Behold Our Sepulchre" ein Aufruf zur Furchtlosigkeit angesichts des Todes?

Geneviève: Es geht eher darum, die vielen kleinen "Tode" hinzunehmen, die wir im Lauf unseres Lebens erfahren und aus denen letztlich neues Leben erwächst, die uns stärken und neue Erkenntnisse bescheren. Folglich sollte man die Toten ruhen lassen, einen nach dem anderen, um voranzuschreiten.

Bezieht ihr euch mit "Viriditas", einem älteren Stück, auf Hildegard von Bingen?

Geneviève: Ja, James und ich bewundern sie sehr, und ihre überlieferte Musik ist wunderschön!

Inwieweit beeinflusst euch euer heimatliches Umfeld?

James : Es ist nicht leicht, auf engem Raum mit lärmenden Nachbarn und lautem Verkehr vor dem Haus etwas Gescheites aufzunehmen, aber das hat sich in letzter Zeit ein wenig gebessert. Ansonsten aber gilt: Mein Zuhause ist mein Kopf.

Spielt ihr auch live?

Geneviève: Einige Male sind wir schon aufgetreten. Ich spiele Gitarre und singe, James übernimmt das Harmonium und den Rest. Das klingt stark reduziert, hat aber Methode - zwei gewinnt.

Was darf man demnächst von euch und euren anderen Projekten erwarten?

Geneviève: Was PRETERITE betrifft, so weiß ich nicht, was noch kommt. Ich habe viel neue Musik auf der Klassikgitarre komponiert und muss noch überlegen, wie ich sie verwenden werde. Außerdem arbeite ich am nächsten Album von MENACE RUINE, das auch nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte.

James: Alles zu seiner Zeit... Union Finale haben kürzlich Soloarbeiten von mir veröffentlicht, zu denen es möglicherweise bald einen Nachfolger geben wird, aber konkret geplant ist noch nichts.

Andreas Schiffmann (Info)
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