BRING ME THE HORIZON | Post Human Tour 2023 - MITSUBISHI ELECTRIC HALLE - 26.03.2023

BRING ME THE HORIZON machen auf ihrer „Post Human“-Tour Station in der Mitsubishi Electric Halle. A DAY TO REMEMBER, POORSTACY und STATIC DRESS komplettieren eine grandiosen Konzertabend der härteren Sorte.

Wenn Oli Sykes und seine Mannschaft von BRING ME THE HORIZON zur Audienz bitten, gibt es für Fans der Band aus Sheffield in England kein Halten mehr. So auch an diesem Sonntagabend, der mit klirrender Kälte bei strahlendem Sonnenschein die bereits Stunden vor Beginn des Konzerts ausharrenden Partygäste auf eine harte Probe stellt. Hier gibt es von den ganz harten Jungs in T-Shirt über Menschen in Winterklamotten bis hin zu in wärmende Goldfolie eingehüllte Teenies die gesamte Palette zu besichtigen.

In der Halle angekommen bleibt noch etwas Zeit, sich aufzuwärmen und einen Blick auf die Merch-Stände zu werfen, an denen ein großer Andrang zu verzeichnen ist, obgleich die Preise nicht unbedingt in die Kategorie Schnäppchen passen.

STATIC DRESS mit starkem Auftakt

Gestartet wird der Abend, der heute im Zeichen des Deathcore / Metalcore und Post Hardcore steht, von STATIC DRESS, die den Part des Openers von LORNA SHORE übernommen haben, die aufgrund der Verschiebung der Tour im vergangenen Jahr hatten passen müssen. Während sich die Halle zusehends füllt, legt die Band aus Leeds los wie die sprichwörtliche Feuerwehr, Shouter Olli Appleyard hat seine Haarfarbe passend zur Bühnenbeleuchtung gewählt, die in einem dunklen Rot für diffuses Licht sorgt. Die Musik ist energiegeladen und springt sofort auf die Menge über, die hier bereits erste Circle-Pits vollführt. Hingucker der Show ist Gitarrist Contrast, der mit Plastikmaske vor der Menge agiert.

Weiter geht es mit POORSTACY, die vom ersten Ton an mächtig Alarm machen und mit der eigenwilligsten Musik des Abends sichtlich Punkten können. Die Posings des Gitarristen allein sind schon hitverdächtig und ein echtes Highlight, die Mischung aus Rap, Metalcore und Emo-Elementen gefällt sichtlich und wird mit reichlich Beifall quittiert.

A DAY TO REMEMBER liefern vertonte Sehnsucht in Perfektion

Nach diesen beiden Einheizern, die ihre Aufgabe mit Bravour meistern konnten, gibt es ein Wiedersehen mit A DAY TO REMEMBER, die im vergangenen Jahr ihr eigene Headliner-Tour nicht komplett durchziehen konnten und hier umso mehr motiviert erscheinen. Krachende Riff zu teilweise zuckersüßen Melodien sind seit Bestehen das Rezept der Band aus Florida. Frontmann Jeremy McKinnon in weißem THIRD EYE BLIND-Shirt setzt von der ersten Sekunde an alles daran, die Halle in ein tosendes Inferno zu verwandeln, was in bemerkenswerter Art und Weise gelingt.

Spätestens nach dem Opener „The Downfall Of Us All“ gibt es vor der Bühne kein Halten mehr und Moshpit folgt auf Moshpit, sehr zur Freude der Band, die an diesem Abend fast ein Heimspiel hat: Bandshirts mit dem ADTR-Logo sind deutlich in der Überzahl. Mit „Paranoia“ oder „Have Faith In Me“ zieht die Band alle Register ihres Könnens, das perfekt zwischen harten Parts und grandiosen Melodien balanciert. „Miracle“, „Resentment“, das grandios balldeske „If It Means A Lot To You“, sowie das abschließende „All Signs Point To Lauderdale“ hinterlassen eine tobende Menge, die die Band mit Ovationen verabschiedet. Ein Mega-Gig!

BRING ME THE HORIZON zwischen Musik und Movie

Die folgende Umbaupause nimmt ein wenig mehr Zeit als zuvor in Anspruch, was aufgrund des ausladenden Equipment des Hauptacts BRING ME THE HORIZON zwangsläufig erscheint. Neben einer Schlagzeug-Schießbude wird ein mächtiges Keyboard Ensemble aufgebaut, dazwischen steht eine mächtige LED-Wall, die in der Folge jedes nur erdenkliche, visuelle Highlight bietet, vom Intro angefangen („Scanning for moshpits“), bis hin zu animierten Herzen, Computercode und sonstigen Gimmiks. Großes Kino. Frontmann Oli Sykes sorgt mit seiner Präsenz dafür, dass die optischen Highlights im Hintergrund nur Beiwerk bleiben und zieht sofort die Blicke der Fans auf sich. Wie energiegeladen die Band aus Sheffield aus der Garderobe kommt, kann man mit Blick auf die Livebilder sicher ahnen. Hier gibt es keine Sekunde Stillstand, hier wird gesprungen und mit einer solchen Vehemenz abgeliefert, die man so nur selten erlebt.

Oli Sykes: „Can You Feel My Heart“ ist Programm

„Can You Feel My Heart“ als krachender Opener ist im Hinblick auf den weiteren Verlauf des Konzert bestens gewählt, denn Oli kehrt in seinen Songs durchgängig sein Innerstes ins gleißende Scheinwerferlicht. Das macht angreifbar und unter Konkurrenten nicht immer Freunde. Von seinen Fans wir er genau für diese Attitüde innig geliebt. „Teardrops“ und „Dear Diary“, beide vom aktuellen Album, reihen sich nahtlos in bewährtes Material ein, das neben den Neuzugängen selbstverständlich auch auf der Setlist vertreten ist. Als BRING ME THE HORIZON mit dem abschließenden „Throne“ von der Bühne gehen, geht ein Konzert zu Ende, das die Band in bisher nicht dagewesener Intensität gezeigt hat. Ein absolutes Highlight des bisherigen Konzertjahres.

Mit dem letzten Satz des Berichts ist das FAZIT ja bereits vorweggenommen: Besser kann eine Band ein Konzert nicht bestreiten. Das gilt nicht nur für den Hauptact BRING ME THE HORIZON, sondern schließt ausdrücklich A DAY TO REMEBER mit ein, die hier vor ausverkauftem Haus alle Register ihres Könnens ziehen. STATIC DRESS und POORSTACY komplettieren ein Billing, das Fans des Genres das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt und eine deutliche Antwort auf die Frage gibt, ob Konserven vor dem heimischen Fernseher ein Live-Event ersetzen können. Einhellige Meinung aller Anwesenden: Niemals!