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Drive By Wire - Limes, Köln - 04.03.2017
Der Himmel über Köln trägt Trauer und ergießt sich in Strömen dichten Regens. Wenige Tage nach dem Karnevalshöhepunkt herrscht Katerstimmung, zumal die Geißböcke am Nachmittag trotz beherzten Auftritts im eigenen Stadion gegen die Bayern letztlich bedröppelt aus der Wäsche schauen. Die Lokalmatadore von SIDEWAY SPIRAL lassen es dennoch bereits mit Spaß an der Freude krachen, als wir in der gemütlichen Punk-Rock-Kneipe Limes (in der es neben dem rheinischen Gesöff auch einige leckere Biere gibt) eintreffen.
Das Quartett groovt sich durch einen handfesten Set, dessen Route durch das Hinterland von Psychedelic-, Doom- und Wüstenrock führt, kleine Stolpersteine und gute Laune mitinbegriffen. Sänger Bela gibt mit seinem kraftvoll röhrenden Organ die Richtung vor, während Gitarrist Sid an seiner linken Seite den einen oder anderen fuzzigen Abstecher unternimmt. Wer sich nach einem Motorpsycho-Song benennt, beweist ja schon mal Geschmack, und der kurze erste Eindruck, den die Kölner hinterlassen, ist ein guter. Die höre und sehe ich mir bei Gelegenheit gerne wieder an.
Die Niederländer DRIVE BY WIRE haben vor ein paar Monaten ihr Zehnjähriges mit einer kleinen Tour durch Griechenland gefeiert und bereiten sich gerade auf die Aufnahme ihres vierten Albums im August vor. Im heutigen Gepäck haben sie vor allem Songs ihres grundsoliden, abwechslungsreich rockenden Drittwerks "The Whole Shebang", die live – Kollege Schiffmann hat es im Vorfeld richtig vermutet – noch mal eine ganze Ecke besser zünden. „Rituals“ entpuppt sich sogar als kleiner Hit.
Der Einstieg über das treibende, leicht psychedelische "Woodlands" gelingt gut, und vor allem Sängerin und Teilzeit-Gitarristin Simone Holsbeek lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die Band aus Deventer angereist ist, um mit dem Publikum eine fröhliche Zeit zu verbringen. Ihre Ausstrahlung ist dabei so niederländisch wie nur was. "Ja, wir haben da irgendwas bei uns im Wasser", lacht die Frontfrau, als ich ihr nach dem Gig erkläre, dass Rock-Bands ihrer Heimat etwas eigenes Gelassen-Positives an sich haben. Auch wenn einige Riffs an QOTSA und der trockene Stil an The Dead Weather erinnern, zeichnet DRIVE BY WIRE eben eine freundliche Lockerheit aus, die ansteckend ist.
Die vor kurzem (leider nur digital) veröffentlichte Single "Blood Red Moon" geht nicht nur ins Tanzbein, sondern verleiht der anfangs mit kleinen technischen Herausforderungen beschäftigten Band endgültig die Sicherheit, als kompakte Einheit zu rocken. Gitarrist Alwin Wubben verlässt zuweilen die kleine Bühne, um mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen, während Simone gegen Ende des Konzerts ihre Gitarre beiseitelegt und sich auf den Gesang konzentriert.
Nach rund einer Stunde bleibt der leidenschaftliche trommelnde Jerome Miedendorp de Bie gleich auf der Bühne, und nach einem kurzen Drum Solo geben DRIVE BY WIRE noch drei Zugaben zum Besten. "Sunshine Of Your Love" von Cream höre ich zum ersten Mal live, und Alwin bekräftigt im Gespräch, welche entscheidende Rolle er Eric Clapton auch im Hinblick auf die Entwicklung des Hard Rock beimisst. Mit "Voodoo You Do" folgt eine weitere Interpretation eines Songs einer anderen Band, hier die von den griechischen Nightstalker. Zum Abschluss greifen die Niederländer mit „Tar“ etwas tiefer in die eigene Liederkiste, wobei der Refrain nicht für diesen lauschigen Abend zu gelten braucht. "Don’t look back" – ach, war doch schön und nebenbei auch eine sympathische Empfehlung für das Freak Valley und ähnliche Festivals!