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Düsseldeath IV - District 6, Düsseldorf - 09.03.2019
Düsseldeath die Vierte, d.h. drei mal Krach von der Basis für acht Euro im Keller des District 6 in der gar nicht so verbotenen Stadt. Die vom Schreiber im Vorfeld lautstark geäußerte Hoffnung, die rheinischen Schweden-Deather CANDESCENCE endlich mal mit eigenem Trommler zu erleben, pulverisiert Veranstalter Andreas bereits am Eingang, als meine Gesichtszüge bei den Klängen des Klopfers aus der Konserve entgleiten. Die Variante aus Fleisch und Blut hat vor zwei Wochen die Stöcke geschmissen - so ein Ärger!
Zunächst dürfen FJORDHEKSA aus Aachen auf die gemütliche Bühne, und zwar ebenfalls mit einer Rumpf-Mannschaft, denn der zweite Gitarrist ist verhindert. Gitarrist und Sänger Jonas ermuntert das überschaubare Publikum, die Phantasie anzukurbeln, um sich den vollen Sound vorzustellen. Doch auch ohne zweiten Sechsaiter präsentieren das Trio und Gast-Trompeter Doominic hörenswerte Kompositionen, die dem angestaubten "Crossover"-Begriff neue Ecken und Kanten verleihen, weil sie Stoner- und Doom-Zutaten eigenwillig wie schwungvoll verquirlen, und die Trompete, bzw. der Mann an derselbigen, eine ganz eigene relaxte Note beisteuert. Der Auftritt gestaltet sich dementsprechend kurzweilig, groovig und gute Laune fördernd. Ich bin gespannt, was die Jungs als Nächstes ausheksan.
Dass der Drum-Computer bei CANDESCENCE nicht mehr als eine Option für den Notfall sein kann, wird vor allem in den schnelleren Passagen deutlich: Der Bass-Drum-Sound nervt gewaltig, und passt so gar nicht zum mitreißend-melodischen Death Metal vor allem schwedischer Prägung, den das Quartett mit sichtbarem Spaß an der Freude zockt und dabei nahezu unablässig in Bewegung ist. Dass die lange Matte von Sänger Matthis sich früher oder später irgendwo verfängt (heute Abend am Hals von Chris’ Bass), überrascht Fans der Band weniger; dass sich der neue Gitarrist Alex bei seinem ersten Gig mit der Band so schnell warmspielt und mit starker Performance einfügt, ist hingegen bemerkenswert. Sein wie gewohnt souverän aufspielender Namensvetter an der Lead-Gitarre braucht sich als Gründungsmitglied in dieser Hinsicht deutlich weniger Sorgen zu machen als im Hinblick auf den verwaisten Schlagzeug-Hocker. (Also: Falls jemand von Euch Lesern einen Schwedentod-begeisterten Trommler kennt, oder einen kennt, der einen kennt...)
Die schwungvolle Darbietung im kleinen Keller wird mit Cover-Versionen von Hypocrisys "Roswell 47" und Abbas "Gimme Gimme Gimme" traditionsbewusst und mit Augenzwinkern beendet. Wenn die Jungs dem Schwedentod, wie auf ihrem Langspiel-Debüt "...Ur Askan..." unlängst begonnen, norwegisch und finnisch inspirierte Zwischentöne hinzufügen, dann wird die Rheinküste hoffentlich auch zukünftig „in flames“ stehen.
In punkto Geschwindigkeit gibt es für ALIBI FOR A MURDER im Anschluss kein Halten mehr: Das Death-Metal-Quartett aus Warendorf macht wahrscheinlich nicht nur auf mich einen absolut sportlichen Eindruck und jagt durch eine Setlist, die mit "rasant" unzureichend beschrieben ist - es wäre schlichtweg Untertreibung. Ähnlich wie vor kurzem in der Halle am Rhein beim Phobiatic-Gig fehlt mir die Kompetenz, zu dem technischen Geballer etwas Substantielles zu schreiben. Dafür fühle ich mich von dieser Hochgeschwindigkeits-Attacke tatsächlich einfach zu überrollt, und bei aller Faszination angesichts der wahnwitzigen Performance finde ich zur Musik selbst keinen Zugang. Vor rund einem Vierteljahrhundert konnte ich mir nicht vorstellen, jemals etwas Brutaleres als „Lack Of Comprehension“ zu hören - heuer besteht kein Zweifel mehr, dass es langsam aber sicher aufs Alte-Eisen-Lager zugeht, während Altbier-Enthusiasten wie ALIBI FOR A MURDER dem Metal frische Impulse verleihen. Hut ab vor der Leistung!
Somit punktet Düsseldeath IV mit einem abwechslungsreichen Metal-Mix von drei engagiert aufspielenden Bands für kleines Geld. Auch am Merch-Stand halten sich die Preise stark in Grenzen, nur die handgefertigten FJORDHEKSA-Kerzen schlagen mit 12 Euro vergleichsweise hochpreisig zu Buche, während es beide CDs im Doppelpack für ‘nen Zehner und das CANDESCENCE-Demo sogar für lau gibt. Underground-Herz, was willst du mehr?