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Eclipse Sol-Air und Central Park - Kulturspeicher Regensburg - 14.12.2009
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„Prog Rock gegen Kindersoldaten“ war das Motto des Konzerts am Samstag des 14.11. im Regensburger Kulturspeicher, das mit einer höchst interessanten Konstellation aufwartete: Die junge Progressive Rock-Formation Eclipse Sol-Air gaben sich ein Stelldichein mit den 80er Jahre Melodic-Rock-Veteranen Central Park.
An diesem Abend waren knapp 400 Sitzplätze im Kulturspeicher vorgesehen, der Andrang auf die feine Lokalität mit Foyer und geräumigem Konzertsaal mit Fensterfront war indes sehr viel größer. Damen und Herren in Anzügen waren gekommen, genauso wie die jüngeren Fans in Jeans und Schlabberlook. Auch einige Progfans der ersten Stunde waren anwesend und wollten sich speziell ein Ereignis nicht entgehen lassen: Central Park aus München, die als quasi Vorband für Eclipse Sol-Air fungierten. Erstaunlich ist, dass Central Park 1983 gegründet wurden und 2006 (!) ihr Debutalbum „Unexpected“ veröffentlichten. Der melodische, bombastisch auffrisierte Progressive Rock warf die Zuschauer dermaßen aus den Socken, dass diese bei den ersten zwei Songs der – inzwischen - Alt-Hasen-Formation die Klappe nicht mehr zubrachten. Perfektes Zusammenspiel und mitreißende Songs boten Central Park mit ihrem Vorprogramm, das trotz einer mehrjährigen Pause der Band in den späten Achtzigern und Neunzigern immer noch kraftvoll und frisch klang. Mit ihrem neuen Sänger Stefan Schneider hatten Central Park zudem einen mehr als würdigen Nachfolger für Heiko Möckel gefunden.
Ihr 22 minütiges „Epos“ „Don’t Look Back“ spielte die Band zwar nicht, dafür aber eine Handvoll neuer Songs, die, so hoffen wir mal, bald auf ihrer neuen CD zu hören sein werden. Das Debutwerk „Unexpected“ sollte man als Fan der 80er Progressive Rock-Bands auf jeden Fall mal antesten!
Nach einer kleinen Pause wurde der Fokus nun mehr in Richtung des namensgebenden Mottos gerückt. Das Konzert war als Benefizaktion für UNICEF geplant, die das Eintrittsgeld zur Befreiung der Kindersoldaten in Afrika eingesetzt haben. Das Konzert war ein Aufruf, gemeinsam gegen die Not und das Elend in den „ewigen Krisengebieten“ vorzugehen und besonders Kinder, die bereits mit zehn Jahren gelernt haben ein Gewehr in der Hand zu halten, vor den physischen und besonders psychischen Folgen des Krieges zu bewahren. Zu diesem Zweck wurde in der Pause ein Kurzfilm über die Situation der jeweiligen Brennpunkte in der Welt gezeigt.
Der Abend näherte sich langsam seinem Höhepunkt und der Saal füllte sich immer mehr mit Zuschauern, die sich teilweise mit Stehplätzen zufrieden geben mussten, wie die Horde Halbstarker, die sich direkt neben meinem Platz hinpflanzten und während des Konzertes ununterbrochen kicherten und schwatzten.
Doch etwas viel Wichtigeres zog meine Aufmerksamkeit an sich: Die ersten Reihen waren für einen kompletten Chor aus mindestens vierzig SängerInnen besetzt. Zudem prägte ein riesiger Käfig, der um die Keyboards herum aufgebaut wurde, das Bühnenbild.
Mir wurde schnell eines klar: Für Eclipse Sol-Air war das hier kein gewöhnlicher Gig – es sollte eine Rockshow mit bisher nie gekannten Ausmaßen werden.
Tatsächlich: Als die Band mit ihren überlangen Epen ins Rennen gingen, war jegliche Angst, die ohnehin perfekte Performance von Central Park könnte Eclipse Sol-Air die Show stehlen, wie weggefegt.
Eclipse Sol-Air, um den exzentrischen Keyboarder und Sänger Philippe, seiner charismatischen Sangespartnerin und Flötistin Mireille, den talentierten Leadgitarristen Fritz und Bassisten Benno, sowie um Andis groovendes Drumming und Kathis wunderbarer Violine, sind so etwas wie das Dynamit unter den heißesten Newcomern Regensburgs. Ihre Sprengkraft schöpft die Band vor allem aus ihrem ambitionierten Vorhaben, Theater mit Rock und Kunst zu verbinden. Was letzten Endes für ein Genre bedient wird, ist fast klassisch anmutender Progressive Rock der Genesis- und Pink Floyd-Schule mit schönen Melodien und interessanten Ideen. Genesis sei hier dreimal unterstrichen – wer Eclipse Sol-Air live gesehen und erlebt hat, kann nicht leugnen, dass die Bühnenshow ein aberwitziger Mix aus der Theatralik Peter Gabriels und der Morbidität von Alice Cooper ist.
Doch dieses Mal geizten Eclipse Sol-Air nicht und fuhren alle Register einer – für deren Rahmen – gigantomanischen Show aus. Der vorhin erwähnte Chor sang für drei neue Songs, eine perfekt abgestimmte Lightshow verursachte in regelmäßigen Abständen Gänsehaut und eine Pyroanlage, die natürlich nicht Rammsteinniveau erreichte, schoss bei den Refrains eine hübsche Flamme aus dem Bühnenrand.
Die Musik kam dank des sehr klaren und gut abgemischten Sounds an diesem Abend besonders gut zur Geltung. Keyboards, Violine und Didgeridoo wurden perfekt in Waage gehalten, während die Gitarre leider etwas kraftlos im Gewimmel unterging. Dabei war Fritzens „Bühnenaktivität“ so lebendig wie noch nie (Rockerposen im Schutzoverall...).
Alles in Allem konnten Eclipse Sol-Air trotz der immensen Laufzeiten der Songs das Publikum durchgehend an der Stange halten und mitreißen.
Nachdem schließlich Sänger Philippe wie bei jedem Auftritt traditionell auf dem Elektrostuhl „hingerichtet“ wurde, gab es noch eine Zugabe, bei der Samuel Zombo, ehemaliger Kindersoldat und jetzt selbst Musiker, auf die Bühne stieg und von den Nöten seiner Leidensgenossen erzählte. Wie zur Bestätigung stiegen auch noch Central Park auf die Bühne und alle stimmten „You’ll see it tomorrow“ an, Eclipse Sol-Airs Hymne gegen Kindersoldaten, Hand in Hand und ekstatisch aufbrausend sang und spielte sich die ganze Mannschaft ihre letzten Kräfte aus dem Leibe.
Für einen erschwinglichen Preis und für einen guten Zweck war dies ein großartiges Konzert mit einer sehr angenehmen Atmosphäre. Besonders Eclipse Sol-Air dürften eigentlich keinem Musikreviews.de-Leser ein Begriff sein, doch sollte dieses Ereignis vor allem demonstrieren, dass die Zukunft des Progressive Rock nicht nur in den Händen von egomanischen Virtuosen und leeren Konzepthülsen liegt. Besonders junge Leute können sich wieder für einen interessanten Sound und künstlerischen Anspruch in der Musik begeistern. Am wichtigsten ist immer noch der Spirit - und den haben Eclipse Sol-Air. Definitiv.
An diesem Abend waren knapp 400 Sitzplätze im Kulturspeicher vorgesehen, der Andrang auf die feine Lokalität mit Foyer und geräumigem Konzertsaal mit Fensterfront war indes sehr viel größer. Damen und Herren in Anzügen waren gekommen, genauso wie die jüngeren Fans in Jeans und Schlabberlook. Auch einige Progfans der ersten Stunde waren anwesend und wollten sich speziell ein Ereignis nicht entgehen lassen: Central Park aus München, die als quasi Vorband für Eclipse Sol-Air fungierten. Erstaunlich ist, dass Central Park 1983 gegründet wurden und 2006 (!) ihr Debutalbum „Unexpected“ veröffentlichten. Der melodische, bombastisch auffrisierte Progressive Rock warf die Zuschauer dermaßen aus den Socken, dass diese bei den ersten zwei Songs der – inzwischen - Alt-Hasen-Formation die Klappe nicht mehr zubrachten. Perfektes Zusammenspiel und mitreißende Songs boten Central Park mit ihrem Vorprogramm, das trotz einer mehrjährigen Pause der Band in den späten Achtzigern und Neunzigern immer noch kraftvoll und frisch klang. Mit ihrem neuen Sänger Stefan Schneider hatten Central Park zudem einen mehr als würdigen Nachfolger für Heiko Möckel gefunden.
Ihr 22 minütiges „Epos“ „Don’t Look Back“ spielte die Band zwar nicht, dafür aber eine Handvoll neuer Songs, die, so hoffen wir mal, bald auf ihrer neuen CD zu hören sein werden. Das Debutwerk „Unexpected“ sollte man als Fan der 80er Progressive Rock-Bands auf jeden Fall mal antesten!
Nach einer kleinen Pause wurde der Fokus nun mehr in Richtung des namensgebenden Mottos gerückt. Das Konzert war als Benefizaktion für UNICEF geplant, die das Eintrittsgeld zur Befreiung der Kindersoldaten in Afrika eingesetzt haben. Das Konzert war ein Aufruf, gemeinsam gegen die Not und das Elend in den „ewigen Krisengebieten“ vorzugehen und besonders Kinder, die bereits mit zehn Jahren gelernt haben ein Gewehr in der Hand zu halten, vor den physischen und besonders psychischen Folgen des Krieges zu bewahren. Zu diesem Zweck wurde in der Pause ein Kurzfilm über die Situation der jeweiligen Brennpunkte in der Welt gezeigt.
Der Abend näherte sich langsam seinem Höhepunkt und der Saal füllte sich immer mehr mit Zuschauern, die sich teilweise mit Stehplätzen zufrieden geben mussten, wie die Horde Halbstarker, die sich direkt neben meinem Platz hinpflanzten und während des Konzertes ununterbrochen kicherten und schwatzten.
Doch etwas viel Wichtigeres zog meine Aufmerksamkeit an sich: Die ersten Reihen waren für einen kompletten Chor aus mindestens vierzig SängerInnen besetzt. Zudem prägte ein riesiger Käfig, der um die Keyboards herum aufgebaut wurde, das Bühnenbild.
Mir wurde schnell eines klar: Für Eclipse Sol-Air war das hier kein gewöhnlicher Gig – es sollte eine Rockshow mit bisher nie gekannten Ausmaßen werden.
Tatsächlich: Als die Band mit ihren überlangen Epen ins Rennen gingen, war jegliche Angst, die ohnehin perfekte Performance von Central Park könnte Eclipse Sol-Air die Show stehlen, wie weggefegt.
Eclipse Sol-Air, um den exzentrischen Keyboarder und Sänger Philippe, seiner charismatischen Sangespartnerin und Flötistin Mireille, den talentierten Leadgitarristen Fritz und Bassisten Benno, sowie um Andis groovendes Drumming und Kathis wunderbarer Violine, sind so etwas wie das Dynamit unter den heißesten Newcomern Regensburgs. Ihre Sprengkraft schöpft die Band vor allem aus ihrem ambitionierten Vorhaben, Theater mit Rock und Kunst zu verbinden. Was letzten Endes für ein Genre bedient wird, ist fast klassisch anmutender Progressive Rock der Genesis- und Pink Floyd-Schule mit schönen Melodien und interessanten Ideen. Genesis sei hier dreimal unterstrichen – wer Eclipse Sol-Air live gesehen und erlebt hat, kann nicht leugnen, dass die Bühnenshow ein aberwitziger Mix aus der Theatralik Peter Gabriels und der Morbidität von Alice Cooper ist.
Doch dieses Mal geizten Eclipse Sol-Air nicht und fuhren alle Register einer – für deren Rahmen – gigantomanischen Show aus. Der vorhin erwähnte Chor sang für drei neue Songs, eine perfekt abgestimmte Lightshow verursachte in regelmäßigen Abständen Gänsehaut und eine Pyroanlage, die natürlich nicht Rammsteinniveau erreichte, schoss bei den Refrains eine hübsche Flamme aus dem Bühnenrand.
Die Musik kam dank des sehr klaren und gut abgemischten Sounds an diesem Abend besonders gut zur Geltung. Keyboards, Violine und Didgeridoo wurden perfekt in Waage gehalten, während die Gitarre leider etwas kraftlos im Gewimmel unterging. Dabei war Fritzens „Bühnenaktivität“ so lebendig wie noch nie (Rockerposen im Schutzoverall...).
Alles in Allem konnten Eclipse Sol-Air trotz der immensen Laufzeiten der Songs das Publikum durchgehend an der Stange halten und mitreißen.
Nachdem schließlich Sänger Philippe wie bei jedem Auftritt traditionell auf dem Elektrostuhl „hingerichtet“ wurde, gab es noch eine Zugabe, bei der Samuel Zombo, ehemaliger Kindersoldat und jetzt selbst Musiker, auf die Bühne stieg und von den Nöten seiner Leidensgenossen erzählte. Wie zur Bestätigung stiegen auch noch Central Park auf die Bühne und alle stimmten „You’ll see it tomorrow“ an, Eclipse Sol-Airs Hymne gegen Kindersoldaten, Hand in Hand und ekstatisch aufbrausend sang und spielte sich die ganze Mannschaft ihre letzten Kräfte aus dem Leibe.
Für einen erschwinglichen Preis und für einen guten Zweck war dies ein großartiges Konzert mit einer sehr angenehmen Atmosphäre. Besonders Eclipse Sol-Air dürften eigentlich keinem Musikreviews.de-Leser ein Begriff sein, doch sollte dieses Ereignis vor allem demonstrieren, dass die Zukunft des Progressive Rock nicht nur in den Händen von egomanischen Virtuosen und leeren Konzepthülsen liegt. Besonders junge Leute können sich wieder für einen interessanten Sound und künstlerischen Anspruch in der Musik begeistern. Am wichtigsten ist immer noch der Spirit - und den haben Eclipse Sol-Air. Definitiv.
Eclipse Sol-Air Setlist:
Intro
The Reactorsong
Waiting for You
Tonight
Benedictus
Phantôme
Die Rumänen
Crazy in the Cage
Frère Jacques
---
You'll see it tomorrow
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