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GHOST | LANXESS ARENA, Köln - LANXESS ARENA, KÖLN - 19.04.2022

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GHOST | LANXESS ARENA, KÖLN - 19.04.2022


Als GHOST im Herbst des vergangenen Jahres das Release ihrer neuen Scheibe „Impera“ samt zugehöriger Tour für März / April 2022 ankündigten, ging ein Rauschen durch den Blätterwald mit dem Tenor: „Ob die Tour wohl wird stattfinden können?“, da es zu diesem Zeitpunkt komplett unmöglich schien, eine Langzeitprognose hinsichtlich der Covid-19 Entwicklung abzugeben. Dass Tobias Forge und seine Nameless Ghouls mit höheren Mächten im Bunde stehen, was sie selbst seit Beginn ihrer Karriere verkünden, kann somit im Hinblick auf das exakte Timing ihrer Europa-Tour als gegeben angenommen werden, denn der Blick in die Glaskugel spuckte den Tourplan so aus, dass selbst die Shows in Deutschland planmäßig stattfinden können.

Die für den 19. April gebuchte LANXESS-ARENA ist an diesem Abend zwar nicht komplett gefüllt, die Stimmung aber ist bereits lange vor Beginn mehr als prächtig zu nennen. Ein durch das Publikum schweifender Blick zeigt ein buntes Potpourri skurriler Gestalten, die Stunden in der Maske verbracht haben müssen, um nun vor der Bühne, wie ihr Idol Papa Emeritus IV aussehen zu können. Daneben gibt es aber auch dezenter angetretene Ghouls, deren Metal-Kutten stolz die Trophäen vergangener Events präsentieren.

TWINTEMPLE oder: Wir sind böse, was seid ihr?

Die Bühne ist zunächst in ihrer Größe halbiert, da die GHOST-Deko noch geheim bleiben soll, was die Bewegungsfreiheit der Support-Acts etwas einschränkt. Gestartet wird der Abend mit den selbsternannten Satansanbetern von TWINTEMPLE, deren Auftritt so ziemlich jedes aus satanisch-schwarzen Filmen bekannte Klischee bedient, dessen man sich erinnern kann, aber eigentlich nicht möchte – zu abgeschmackt und unmotiviert ist das Ganze. Im Schein umgedrehter Kreuze wird die Menge zunächst mit Weihwasser besprengt, deren Herkunft (glücklicherweise) im Dunklen bleibt, dann gibt es unverständliches Gemurmel aus der Konserve, das scheinbar böse und total „evil“ klingen soll, während die beiden Hauptakteure mit stolzgeschwellter Brust pfauengleich einherstolzieren.

Die daraufhin einsetzende Musik ist eine Melange aus Soul und Motown, das Saxofon als tragendes Element nebst Keyboardklängen konterkariert die affektiert schwarz-böse Attitüde des Frontduos, das mit ihren in Satanssymbolik verzierten Kutten auf Hohepriester eines Tieropferkults macht. Das Ganze hat eigentlich Comedycharakter, wobei zu befürchten steht, dass TWINTEMPLE die Sache ernst meinen.

UNCLE ACID AND THE DEADBEATS: Kurzweiliges Stoner-Intermezzo

Nach kurzer Umbaupause steigen die Label-Geschwister von UNCLE ACID AND THE DEADBEATS in den Ring. Die Mischung aus Acid Rock und Stoner kann die Menge begeistern und setzt ein erstes Glanzlicht des noch jungen Abends. UNCLE ACID selbst sorgt mit netten Einlagen an seiner Stromgitarre immer mal wieder für Szenenapplaus und das Publikum scheint froh darüber zu sein, hier einen erstzunehmenden Support des Hauptacts geboten zu bekommen.

GHOST: Papa Emeritus IV und seine Ghouls in Hochform

Nachdem fleißige Helfer die Bühne hergerichtet haben, geht es weiter mit Tobias Forge und seinen Nameless Ghouls. Eyecatcher in der Bühnenmitte ist das turmhohe Schlagzeugpodest, auf das Papa Emeritus IV immer mal wieder emporsteigen kann, um sich in luftiger Höhe von den Fans huldigen zu lassen. Um ihn herum hämmern die Namenlosen einen Hit nach dem anderen in die Menge, die das Spektakel frenetisch feiert. Zwischen und inmitten der Songs sorgen Pyros und andere Effekte für das Arena-Feeling, das in den letzten Jahren aus bekannten Gründen einfach zu kurz gekommen ist. Forge, der seine Identität vor ein paar Jahren auch erst aufgrund zivilrechtlicher Prozesse mit Mitgliedern seiner damaligen Band preisgeben musste, scherzt des Öfteren mit dem Kölner Publikum und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wer an diesem Abend der wahre Großmeister in Sachen perfekter Unterhaltung ist.

Rats“, „Mary On A Cross“ oder auch „Call Me Little Sunshine“ reißen die Fans zu Begeisterungsstürmen hin, die perfekte Choreographie der Lightshow tut in Verbindung mit Konfetti und Pyros ein Übriges und selbst die Cover-Version des METALLICA-Klassikers „Enter Sandman“ wird in der Arena begeistert gefeiert, da die Interpretation des Titels jene für GHOST charakteristische Unverwechselbarkeit besitzt, die nur die besten Bands auszeichnet. Nach dem grandiosen Abschluss mit „Dance Macabre“ und „Square Hammer“ gibt es noch minutenlange Ovationen, die die Band sichtlich genießt.

FAZIT: GHOST zelebrieren in der LANXESS Arena Köln eine Show von Weltklasse und begeistern ein Publikum, das nach langer Konzertabstinenz jeden Ton begierig aufzusaugen scheint. Ein denkwürdiger Abend, der die Akkus der Konzertgänger bis zum Anschlag aufladen konnte und die Hoffnung auf eine baldige Wiederholung nährt, die hoffentlich nicht wieder mehrere Jahre auf sich warten lässt.

Setlist:

  • Kaisarion

  • Rats

  • From The Pinnacle To The Pit

  • Mary On A Cross

  • Devil Church

  • Cirice

  • Hunter’s Moon

  • Faith

  • Spillways

  • Ritual

  • Call Me Little Sunshine

  • Helvetesfönster

  • Year Zero

  • He Is

  • Miasma

  • Mummy Dust

  • Kiss The Go-Goat

  • Enter Sandman (METALLICA-Cover)

  • Dance Macabre

  • Square Hammer

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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