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Hackneyed / Undertow / The Very End - Köln, Underground - 29.10.2010

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Den Herbstferien in Baden-Württemberg ist es zu verdanken, dass das Package bestehend aus der wohl härtesten Schülerband Deutschlands, nämlich HACKNEYED, den Melodic Groove-Metallern UNDERTOW (deren Drummer Lehrer ist) und den Death / Thrashern THE VERY END auf gemeinsame Tour gehen kann. Als erster Termin steht der Gig im Kölner Underground auf dem Plan, der angenehmerweise auf einen Freitag Abend fällt. So kann man sich zu dem bunten Metal-Potpourri das eine oder andere Kölsch gönnen, immerhin kann man ja am nächsten Tag ausschlafen. Die Tatsache, dass Freitag ist und neben Ba-Wü auch die Bayern in die Herbstferien fahren, sorgt allerdings dafür, dass der Tross wegen zahlreicher Staus zwei Stunden später als geplant in Köln ankommt und somit Hektik in Sachen Aufbau und Soundcheck angesagt ist.

The Very EndUm kurz nach 20 Uhr, also fast pünktlich, betreten dann THE VERY END die kleine Bühne, die in die Ecke der Halle gesetzt ist. Die Band um den ehemaligen NIGHT IN GALES-Sänger Björn Goosses hat 2008 ihr erstes Album "Vs. Life" veröffentlicht, für das sie viel positive Resonanz ernten durfte. Der neue Longplayer "Mercy & Misery" wurde vor kurzem mit Waldemar Sorychta eingespielt und erscheint im Januar über Steamhammer/SPV. Die Band nutzt die Gunst der Stunde und baut zahlreiche der neuen Songs in ihr Set ein und überzeugt auf Anhieb mit Spielfreude und Agilität, soweit das auf den wenigen Quadratmeten möglich ist. Man merkt deutlich, dass die Jungs sich ein wenig beengt fühlen und auf einer größeren Bühne weitaus mehr Action herrschen würde. Die neuen Songs weisen eine gelungene Mischung aus knackiger Härte, Eingängigkeit und Melodie auf und machen mit sattem Groove ordentlich Druck. Das Publikum, das zu diesem Zeitpunkt erst aus rund 50 Gästen besteht, zeigt sich allerdings noch ein bisschen schüchtern, spendet aber ordentlich Applaus. Mit dem neuen Deal im Rücken sollte es THE VERY END aber gelingen, in Zukunft mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, zumal man auch live sehr professionell zu Werke geht. Mit den beiden harten Nummern "Flatline" und "Blacklisted" setzt man zum Ende des ansprechenden Sets außerdem zwei dicke Ausrufezeichen.

UndertowAls UNDERTOW loslegen, hat sich das Publikum gut und gerne um 100% vergrößert - mindestens. Das sympathische Trio aus Ellwangen hat mit seinem aktuellen Longplayer "Don't Pray To The Ashes..." bekanntlich die Pole Position im Rock Hard-Soundcheck belegt und dementsprechend ist ein Großteil der Zuschauer mit der Band und ihrem Songmaterial vertraut. Dass es schwierig ist, die Band in eine Schublade zu stecken, wird auch an diesem Abend deutlich. Schnelle Hardcore-Brocken haben im Sound von UNDERTOW genauso ihre Berechtigung, wie melancholische Doom-Nummern. Die Gemeinsamkeiten liegen in dem unwiderstehlichen Groove und den packenden Melodien, die fast jeden Song auszeichnen. Mit sechs Songs liegt das Hauptaugenmerk in der Setlist natürlich auf dem aktuellen Album und - wie nicht anders zu erwarten - räumen vor allem das herrlich melancholische "Smoke Garden" und das flotte "Threedouble Chime" ordentlich ab. Das Publikum schüttelt die Matten und bejubelt jeden Song frenetisch und man sieht Frontmann Joschi, der mit schüchtern-sympathischen Ansagen punktet und dem äußerst agilen Basser Tom Jentsch an, dass sie sich über den Zuschauerzuspruch freuen. Während Bassisten gerne mal damit beschäftigt sind, ihren Rhythmus stoisch vorzugeben und bestenfalls ihre Haare fliegen lassen, legt Jentsch ein astreine und sehenswerte Performance auf die Bretter. Da man auch nur zu zweit vorne steht, ist der Platz dafür auch großzügiger bemessen, als bei THE VERY END. Deren Sänger kommt wie üblich zum Duett bei "Stomping Out Ignorance" mit auf die Bühne. Die blendende Form, die UNDERTOW auf Platte haben, können sie auch live bestätigen, so dass die Show als voller Erfolg zu werten ist, sowohl was die Show angeht, als auch im Hinblick auf das steil gehende Publikum.

HackneyedHeadliner des Abends sind die Death Metal-Jungspunde von HACKNEYED. Die Band, die ihre ersten beiden Alben beim Branchenriesen Nuclear Blast veröffentlichen durfte, ist eben aufgrund dieser Tatsache recht bekannt und somit bleibt der Zuschauerraum gut gefüllt, als das Quintett loslegt. Da sich nun größtenteils jüngere Metaller in den ersten Reihen tummeln, fühlt mein Kumpel sich zum Ausspruch "Da steht jetzt die komplette 9a vorne" genötigt, aber es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass sich besonders der Nachwuchs vom brutalen Sound der Band angezogen fühlt. Der Blick auf die Bühne weckt zudem die BOLT THROWER-Assoziation, denn wie die britischen Urgesteine haben auch HACKNEYED eine Bassistin in ihren Reihen - die aber gut und gerne die Tochter von Jo Bench sein könnte. Während Frontmann Philipp Mazal inbrünstig seine gutturalen Laute von sich gibt, lässt die tight aufspielende Saitenfraktion die Matten fliegen. Sollte irgendjemand im Publikum vor diesem Auftritt der Meinung gewesen sein, dass eine junge Band wie HACKNEYED in Sachen Bühnenpräsenz und spielerischem Vermögen nicht mit "alten Hasen" mithalten könnte, so wird derjenige eines deutlich besseren belehrt. Zwar ist der harte Death Metal der alten Schule eher schwer bekömmlich, wenn man mit dem Material der Band nicht vertraut ist, trotzdem macht es Spaß dem flotten Treiben auf und vor der Bühne zu zuschauen.

Neben dem gemütlichen Clubflair im Underground ist auch der gute Sound lobend zu erwähnen, der die ordentlichen Performances der Band auch soundtechnisch gut aussehen lässt. Nur mit dem Licht ist man etwas sparsam, aber man kann eben nicht alles haben. Für 15 €, die es an der Abendkasse zu berappen gilt, bekommt man jedenfalls eine amtliche Vollbedienung. Was will man mehr?

Andreas Schulz (Info)

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