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Opeth / Cynic / The Ocean - Hamburg / Markthalle - 12.12.2008
Die Schlange der Wartenden vor der Hamburger Markthalle reicht bis weit, weit auf die Straße hinaus. Wenn THE OCEAN, CYNIC und OPETH zum progressiven Düster-Metal-Tanz auffordern, lässt sich das nordische Publikum nicht lange bitten: Das Konzert, bei dem die schwedischen Prog-Deather OPETH selbstverständlich als Headliner den Ton angeben, ist schon lange vor dem eigentlichen Termin ausverkauft.
Als THE OCEAN die Bühne erklimmen, steht das Publikum noch in lockerer Formation in der Markthalle – noch nicht alle Besucher haben den Weg in den Innenraum gefunden. Der experimentelle, mit doomigen Postcore-Versatzstücken angereicherte Brutal-Prog läuft dem Publikum bestens rein, was nicht nur an dem exzessiven Gehampel einer der beiden Gitarristen liegt, sondern auch an der Qualität der Songs, die trotz schwer zu folgender roter Fäden und sich langsam ausbreitenden Soundaufschichtungen live sehr gut rüberkommen. Die Band beschränkt sich auf der Bühne auf die klassischen Rock-Instrumente – Violine, Saxophon und Keyboards müssen zuhause bleiben, einige Samples kommen vom Band. Ein gelungener Auftritt, der Appetit auf mehr macht.
Ein nicht geringer Teil des Publikums ist sicherlich auch wegen CYNIC in die Markthalle gepilgert. In zwanzig Jahren Bandgeschichte hat es diese Band auf gerade mal zwei Studioalben gebracht, wobei Album Nummer zwei erst anno 2008 nach der von vielen herbeigesehnten Reunion der Florida-Jungs erschien. Trotz mangelnder Produktivität haben CYNIC einen legendären Status in der Szene erlangt, auch wenn ihr aktuelles Werk „Traced In Air“ den Death-Metal-Wurzeln ein wenig den Rücken zugekehrt hat. Rhythmisch komplex und mit krummen Takten vor wunderschönen Melodien strotzend, ergießt sich der Sound dieser vier Wundermänner ins Publikum, während sich Paul Masvidals fremdartiger, verfremdeter Klargesang, begleitet von heiseren Growls, wie Balsam über das polyrhythmische Brodeln der Instrumente legt. Ein wunderbarer Auftritt einer wunderbaren Band!
Zum Auftritt von OPETH müssen eigentlich nicht mehr viele Worte verloren werden. Fredrik Åkesson an der Gitarre und Martin „Axe“ Axenrot am Schlagzeug scheinen fest in die Band integriert und vom Publikum akzeptiert. Die Schweden um Mikael Åkerfeldt konzentrieren sich nicht ausschließlich auf das Material von „Watershed“ und „Ghost Reveries“, sondern wildern ebenfalls querbeet durch die Alben „Still Life“, „Blackwater Park“ und „My Arms Your Hearse“. In der dicht gepackten Markthalle steigen die Temperaturen, während in den vorderen Reihen die Stagediver über die Köpfe der Zuschauer segeln. Åkerfeldt mimt wieder einmal sympathisch den skurrilen Clown, lässt sich nach einer Coverdale-Imitation als Mr. C ansprechen und punktet mit wahrhaftigen Sprüchen wie „if you don’t like this song, you are a retard“. Der Kontrast zwischen OPETHs düsterem Prog-Death und Åkerfeldts Comedy-Einlagen funktioniert mal wieder bestens und sorgt dafür, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Wer nicht dabei war, muss sich schämen, denn OPETH sind sicherlich nicht bloß rein musikalisch die Band der Stunde!
Vielen Dank an Juliane John für das freundliche Bereitstellen der Fotos!