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Progression Tour 2014 - Köln, Live Music Hall - 06.05.2014

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Progression Tour 2014Stranger in a strange land. So komme ich mir an diesem Abend in der Live Music Hall vor. Die 2014er-Ausgabe der Progression Tour macht Halt und fünf Bands präsentieren ihre Version von Metalcore. Nicht unbedingt meine Musik, aber neben HEAVEN SHALL BURN sind zumindest CALIBAN eine der Bands, die man sich auf Platte ziemlich gut geben kann, wenn es mal etwas zeitgemäßer sein soll. Dass nebenan im Underground an diesem Abend BEASTMILK auf der Bühne stehen, schmerzt. Aber weil man dem Kumpel, der CALIBAN wirklich gerne sehen will, schon zugesagt hat, bevor man vom Konkurrenzprogramm erfahren hat, will man auch nicht wieder absagen. Zumal BEASTMILK einen Abend später in Berlin spielen und man ja eh mal testen wollte, wie gut man mit dem Fernbus nach Berlin kommt. Das ist aber eine andere Geschichte.

So richtig voll ist es an diesem Abend in der Live Music Hall nicht. Das mag zum einen daran liegen, dass wenige Tage vorher im Kölner Palladium das Impericon Festival mit 11 Bands (darunter BOYSETSFIRE und TERROR) stattgefunden hat, zum anderen aber vor allem daran, dass heute Abend auch KORN in der Stadt sind, die zumindest ansatzweise ein ähnliches Publikum bedienen. Apropos: als langhaariger Bombenleger ist man in der LMH heute eine Ausnahmeerscheinungen unter all den kurzhaarigen Hipstern mit ihren Fleshtunnels. Gut, ein paar weitere Metaller macht man auch aus, aber im Großen und Ganzen merkt man schon, dass die Metalcore-Szene und die "normale" Metal-Szene sich zumindest optisch stark von einander unterscheiden.

Breakdown Of SanityDass ich die Szene nur am Rande verfolge, wird auch daran deutlich, dass mir die erste Band des Abends völlig unbekannt ist. BREAKDOWN OF SANITY aus der Schweiz, die auch schon beim erwähnten Impericon Festival gespielt haben, eröffnen das Gehüpfe und sorgen zu meinem Erstaunen von Anfang an für Begeisterung. Anscheinend ist die Band gar nicht so ein kleines Licht, wie die Position im Billing vermuten lässt und die Tatsache, dass die Band von ihrem aktuellen Album "Perception" bereits 20.000 Einheiten verkauft hat, belegt dies. Das nicht ganz so geschulte Ohr vernimmt "traditionellen" Metalcore mit gelegentlichen Deathcore-Einschüben und die Band agiert höchst aktiv auf der Bühne. Das Publikum wird mit ordentlichem Erfolg angestachelt und nach sieben Songs gibt es sogar einige "Zugabe"-Rufe. Not my cup of tea, wie es so schön heißt, aber angesichts der positiven Reaktionen aus dem Publikum muss man die Band zumindest Genreanhängern empfehlen.

I KILLED THE PROM QUEEN werden von PARKWAY DRIVE als wichtiger Einfluss genannt und stehen als nächstes auf der Bühne. Nach einer längeren Pause hat die Band sich 2011 neu formiert und im Februar diesen Jahres ihr Comeback-Album veröffentlicht. Musikalisch agieren die Australier abwechslungsreicher als BREAKDOWN OF I Killed The Prom QueenSANITY, ihr Sound ist einerseits melodischer (besonders die Backing Vocals überzeugen live), andererseits aber auch etwas sperriger, die dezente Sludge-Note in ein paar der sieben gespielten Stücke weiß ebenfalls zu überzeugen. Optisch machen der bärtige, ausgiebige tätowierte Gitarrist und der nicht weniger bunte Bassist einiges her, während Sänger Jamie Hope mit umgedrehtem Cap ein Standard-Outfit präsentiert. Auch I KILLED THE PROM QUEEN machen bewegungstechnisch viel Alarm, springen, bangen und biegen sich, was das Zeug hält. Insgesamt eine ziemlich ordentliche Performance.

The Devil Wears PradaWas man von THE DEVIL WEARS PRADA nur bedingt behaupten kann. Die reichern ihren christlich angehauchten Metalcore zwar mit dezenten Keyboards, bedient von einem Kerlchen mit Nerd-Optik, an, trotzdem wirkt das Songmaterial insgesamt ziemlich 08/15. Erschwerend kommt der ziemlich fiese, unnatürliche Drumsound hinzu. Zwar ist bei keiner der fünf Bands an diesem Abend der Sound richtig gut, aber hier stört es am meisten. In Sachen Bühnenaction fällt vor allem der reichlich hyperaktiv agierende Frontmann auf, während der lange Lulatsch am Bass sein Instrument mit einer gewissen Stoik bearbeitet. Als einzige Band des Abends fahren THE DEVIL WEARS PRADA übrigens einen Langhaarigen auf. Das tut zwar im Grunde genommen nichts zur Sache, aber wenn man sich angesichts der Livedarbietung langweilt, achtet man dann eben auf solche Nebensächlichkeiten.

The Ghost InsideVon THE GHOST INSIDE hatte ich bis heute Abend nur gehört, dass die ziemlich gut sein sollen. Das kann ich im Nachhinein bestätigen. Und das hat mehrere Gründe. Zum einen ist das Auftreten der Band wesentlich sympathischer, als bei den Vorgruppen. Sänger Jonathan Vigil sieht wie ein gemütliches, nettes Bärchen aus und auch der Rest der Truppe im klassischen Hardcore-Look wirkt bodenständig. THE GHOST INSIDE machen nicht auf dicke Hose, das gilt für die Optik genauso wie für die Musik. Zwar wurde die Band erst 2008 gegründet, doch wirken sie in jeder Hinsicht wie alte Hasen. Auch was die Güte des Songmaterials angeht. Mehr Groove und mehr Melodie, weniger Tempo und Hektik - dass schon beim eröffnenden "Engine 45" ein lautstarker Publikumschor den Refrain mitsingt, spricht Bände. Und die Zuschauer machen auch im weiteren Verlauf gut mit, es herrscht viel Bewegung vor der Bühne, ein paar Crowdsurfer sind unterwegs und auch eine Wall Of Death wird gestartet. Die neun Songs, die gespielt werden, wissen vor allem dadurch zu gefallen, dass sie stärker im Punk und Hardcore verwurzelt sind und so avancieren die Kalifornier klar zur bisher besten Band des Abends.

Beim Headliner CALIBAN fällt als erstes das spektakuläre Bühnenbild auf, das sich am Artwork des aktuellen Albums "Ghost Empire" orientiert. Vor allem das große, beleuchtete "Welcome To Ghost Empire"-Schild sowie die  düsteren, gekreuzigten Figuren mit Gasmaske stechen ins Auge und sorgen für eine apokalyptische Atmosphäre, die von CO2-Fontänen untermalt wird. Wie auf dem Album steigt die Band mit "King" ein und lässt direkt danach das hymnische "We Are The Many" folgen. Die Verbundenheit mit dem Publikum demonstriert Fronter Andreas Dörner bei dem Song, indem er von der Bühne springt und sich an der Absperrung weit ins Publikum lehnt und Hände abklatscht.Caliban Das Crowdsurfen wird nur von der Security verhindert, die Mühe hat, ihn an seiner Hose festzuhalten. Zurück auf der Bühne brüllt er sich als nächstes bei "Nowhere To Run, No Place To Hide" die Seele aus Leib und agiert dabei mimik- und gestenreich. Weiter geht es mit "Devil's Night" und "Dein R3.ich", bevor man bei "nebeL" den Fuß vom Gaspedal nimmt. Auf Platte wird der Song gemeinsam mit CALLEJONs BastiBasti gesungen und eigentlich hätte man erwarten können, dass er auf die Bühne kommt um den Song mit der Band zu performen, immerhin wohnt er ja nur ein paar Kilometer rheinabwärts in Düsseldorf. Tut er aber nicht und so kommen seine Gesangsbeiträge nur vom Band. Darüberhinaus hat man auch bei den Klargesangspassagen immer mal wieder den Eindruck, als wäre da nicht alles live sondern würde eingespielt. Drauf festlegen würde ich mich aber nicht. Inzwischen hat die Security auch mit Crowdsurfern gut zu tun und das Publikum stellt sich selbst zur Wall Of Death auf. Die Band versorgt die schwitzenden ersten Reihen derweil mit Wasserflaschen. Im weiteren Verlauf konzentrieren sich die Essener auf Songs der beiden aktuellen Scheiben, werfen aber kurz vor Schluss dann noch das 2006er "Nothing Is Forever" ein. Den erwartungsgemäßen Abschluss eines guten, wenn auch nicht überragenden Auftritts mit recht brachialem Sound macht mit "yOUR Song" der große Hit von "Ghost Empire".

Andreas Schulz (Info)

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