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Rock Hard Festival 2010 - Freitag - Amphitheater Gelsenkirchen - 21.05.2010
Es grenzte an ein Wunder. Nachdem der Mai sich drei Wochen lang von seiner schlechtesten Seite zeigte und man rein wettertechnisch nur wenige Erwartungen an das Pfingstwochenende hatte, kam alles ganz anders. Denn pünktlich zum Rock Hard Festival im Amphitheater Gelsenkirchen gab der Sommer ein Stelldichein und ließ drei Tage lang die Sonne auf die Metalheads scheinen. Rund 8.000 davon waren ins Rund zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal gepilgert, um drei Tage lang beim wohl gemütlichsten Metal Open Air des Jahres eine rundum gelungene Party zu feiern. Nachdem der Vorverkauf nach Aussage der Veranstalter besser als je zuvor gelaufen war, hing man sich auch in diesem Jahr das "Ausverkauft"-Schildchen ans Kassenhaus und verkündete, das nun das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Mehr Tickets als in diesem Jahr würde man auch in Zukunft nicht verkaufen.
Nun, zu voll war es im Amphitheater nie, zumal sich das Publikum auf den großzügig angelegten Rängen auch immer gut verteilen konnte, so dass man auch bei den Auftritten der Headliner genug Platz zum Bangen, Moshen und jede andere Form des Ausdruckstanzes hatte. Wie immer war die Besuchermenge bunt gemischt: Junge und sogar ganz junge Nachwuchsmetaller trugen ihre noch jungfräulich wirkenden Kutten zur Schau, während die alte Garde ihre speckig-ranzigen Jeans- und Lederwesten auf den nackten Oberkörper gezogen hatte. Grell aufgestylte Poserrock-Fans fanden sich am Sonntag auf dem Gelände ein, während der Samstag auch musikalisch in der Hand der Thrasher war. Und öfter als in der Szene üblich, sah man helle T-Shirts - die ziehen nämlich die Sonne weniger stark an, als schwarze Leibchen. So schwitze und feierte man drei Tage lang eine Party, die auch deshalb so gelungen war, weil es organisatorisch keine Mängel zu beklagen gab. Da macht sich die inzwischen über ein paar Jahre angewachsene Erfahrung der Rock-Hard-Crew deutlich bemerkbar.
Zur Galerie mit den schönsten Impressionen vom Festival geht es hier entlang.
Zur Eröffnung des Programms am Freitag trat Chefredakteur Götz Kühnemund auf die Bühne und begrüßte die bereits anwesenden Gäste. Dass er noch erklärte, warum THE DEVIL'S BLOOD zum Abschluss des Tages spielen würde, war unnötig, zumal die Aussage, BLOODBATH hätten sich das so gewünscht, reichlich unglaubwürdig wirkte. Das Experiment, die niederländischen Senkrechstarter auf den letzten Platz des Freitags-Billings zu setzen, gelang allerdings nur bedingt, doch dazu später mehr. Denn zunächst hatten die Bergisch Gladbacher Black Thrasher KETZER die Aufgabe, das Publikum anzuheizen - was der Band, die klar zu den besten Newcomern aus unseren Breitengraden zählt, gut gelang. Was auch daran lag, dass die Jungspunde sich inzwischen jede wichtige Metallerpose angeeignet haben und so eine ahnsehnliche Show boten. Auch war man insgesamt etwas weniger schüchtern, als noch vor ein paar Wochen beim Konzert im Essener Turock, so dass man die Rolle als Opener letztendlich perfekt ausfüllte. Zwar war der Sound bei den Songs des Debütalbums "Satan's Boundaries Unchained" noch ein wenig dünn, das schon zahlreich vor der Bühne versammelte Bangervolk spendete nichtsdestotrotz reichlich Applaus. Schwerer tat man sich danach bei NECROS CHRISTOS, deren dunkler, böser Death Metal reichlich zäh aus den Boxen waberte. Auch die introvertierte Bühnenshow mitsamt bemerkenswert seltsamer Optik wie der Knochenkette des ansonsten überhaupt nicht düster wirkenden Gitarristen war nicht jedermanns Sache, so dass sich die Begeisterung allerseits in Grenzen hielt. Zwar ist ein Liveauftritt dieser Band eine wirkliche Seltenheit, doch zeigte ihre sperrige Musik bei strahlendem Sonnenschein nur wenig Wirkung.
Dass die Kombination Sommerwetter und Düstermucke allerdings durchaus funktionieren kann, zeigte der Auftritt der schwedischen Großmeister KATATONIA. Dabei bewies sich erneut, dass die beiden Gastmusiker Per "Sodomizer" Eriksson und Niklas "Nille" Sandin Gold wert sind, denn durch ihre Agilität auf der Bühne wirkte der Auftritt alles andere als statisch oder gar langweilig. Was dank großartiger Songs wie "My Twin", "Ghost Of The Sun", "Evidence" oder den neueren "Forsaker", "Liberation" und "The Longest Year" allerdings auch per se nicht möglich ist. Auch der klare und druckvolle Sound sorgte dafür, dass KATATONIA heute als Gewinner von der Bühne gehen durften - womit auch nicht zwangsläufig zu rechnen war. Wenig überraschend war die Tatsache, dass die ziemlich überbewerteten SABATON, die heute nicht so recht ins dunkle Programm passten, von den Fans vor der Bühne ordentlich abgefeiert wurden. Eingängiger, melodischer Singalong-Metal mit reichlich cheesigen Keyboards - damit würde man wohl auch im Kölner Karneval vor kölsch-trunkener Menge mächtig abräumen. Ganz subjektiv war die Band die verzichtbarste an diesem Tag, aber wer grundsätzlich Spaß daran hat, soll ihn sich auch nicht nehmen lassen.
Danach gab es ein Wiedersehen mit 60% der KATATONIA-Jungs, denn inzwischen sind es ja derer drei, die auch beim Death-Metal-Projekt BLOODBATH tätig sind. Angeführt von einem wie immer höchst sympathischen und stets saucoolen Mikael Åkerfeldt präsentierte sich die Band als echte Supergroup des Genres. Nicht nur ultratight im Zusammenspiel, sondern vor allem enorm abwechlungsreich wilderten sie auch live durch alle Spielarten des Todesbleis. Die technischere, amerikanische Variante beherrschen sie genau so gut, wie die schwedische Form und so war es ein absolut gelungener Auftritt, den die offiziell als Headliner fungierende Band da auf die Bretter legte. Der Übersong "Outnumbering The Day" fehlte genausowenig, wie Genrehits à la "Eaten", "Soul Evisceration", "Cancer Of The Soul" und "Mock The Cross". Es wurde ein guter Querschnitt durch alle drei Alben geboten und wer auch nur ein kleines bisschen für Death Metal übrig hatte, bekam hier die Vollbedienung. Gerüchten zufolge hatte Åkerfeldt die Teilnahme übrigens ohne zu zögern zugesagt, nachdem es ihm an gleicher Stelle im Vorjahr mit seiner Hauptband OPETH so gut gefallen hatte. Schade nur, dass man auf die Show mit zerrissenen Klamotten und Bühnenblut verzichtete, aber dafür gab es ja auch noch eine andere Band.
Denn dann war es Zeit für THE DEVIL'S BLOOD. Zwar wurde immer wieder von den Veranstaltern kommunziert, dass sie nicht der Headliner wären, de facto sah es aber ganz anders aus. Mit Videoleinwand und gelungener Lightshow waren sie nicht von einem Hauptact zu unterscheiden. Das Publikum sah das allerdings deutlich anders und so leerte sich das Amphitheater bereits vor dem Auftritt merklich und auch während des Gigs verließ so mancher irritiert das Rund. Wie nicht anders zu erwarten, gab es nämlich von Seiten der Band keinerlei Kommunikation mit dem Publikum und Sängerin Farida, die an diesem Abend von drei Background-Chanteusen unterstützt wurde, stand wie immer stocksteif am Mikrofon und starrte ins Leere. Das gehört allerdings auch alles dazu und so war es letztendlich eine Show, die hauptsächlich diejenigen ansprach, die die Band eh schon mochten. Die bekamen dafür allerdings musikalisch noch mehr geboten, als sonst. Allein schon die über 20-minütige Version von "The Heaven's Cry Out For The Devil's Blood" war schlicht und ergreifend nicht von dieser Welt. Die unglaubliche intensive Gitarrenwand, die Bandleader Selim und seine Jungs da in ohrenbetäubender Lautstärke durch die Lautsprecher bliesen, wirkte vor allem in Kombination mit den Stroboskop-Blitzen absolut hypnotisch. Als weitere Highlights eines für mich spektakulären Auftritts kann ich eigentlichen jeden Song nennen, schade war allerdings, dass "Voodoo Dust" nur in der kürzeren, ruhigen Variante gespielt wurde. Letztendlich muss man sagen, dass der Versuch, die Band als Quasi-Headliner zu präsentieren, von einem großen Teil des Publikums nicht angenommen wurde - für alle Anderen war es dagegen ein Erlebnis, das einen würdigen Schlusspunkt unter den ersten Tag des Festivals setzte.
Danke an Dieter Dengel für die Bilder von SABATON.