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Rock Hard Festival 2015 - Freitag - Amphitheater Gelsenkirchen - 22.05.2015

Space ChaserLos geht’s wie immer mit Thrash. Die Ehre das Festival zu eröffnen geht diesmal an die Berliner SPACE CHASER und die geben ihre Mischung aus Agent-Steel-mäßigem Speed Metal und klassischem US-Thrash höchst motiviert zum Besten. Da es Retro-Thrash grade auf Platte ja gerne an Eigenständigkeit mangelt, muss man sich eben live beweisen. Und das machen die Jungs so gut, dass für die erste Band des Festivals im Amphitheater schon ordentlich was los ist und dementsprechend gut fallen auch die Reaktionen aus. Einstand nach Maß.

Was danach zu erwarten war, wusste eigentlich niemand so recht. Paul Di’Anno war in den letzten Jahren alles andere als beständig, sowohl live als auch in allen anderen Belangen. Heute leidet er zudem an den Verletzungen eines Motorradunfalls und kann deshalb den Auftritt nur im Sitzen absolvieren. Dennoch – und das überrascht – wirkt Paul genau wie auch der Rest der Architects Of ChaozARCHITECHTS OF CHAOZ überaus motiviert. Das eigene Songmaterial weiß zu weiten Teilen zu überzeugen und mit "Dead Eyes" kann man sogar einen kleinen Hit verbuchen. Das Sympathischste sind aber definitiv Pauls Glückwünsche an Bruce Dickinson, da dieser den Krebs besiegt hat und Paul lobt ihn sogar als großartigen Sänger, wofür er so frenetischen wie überraschten Applaus erntet. Zum Abschluss gibt es dann noch "Killers" (von Paul als Spice-Girls-Song angekündigt) und auch wenn er hier mit der Stimme nicht ganz hinterherkommt (bei den eigenen Songs klang alles überraschend gut), wird der Auftritt zumindest vor der Bühne sehr positiv aufgenommen. (LH)

FLOTSAM & JETSAM spielen einen flotten Jam herunter, mit 4 Liedern vom Debüt ("Desecrator", "She Took An Axe", "Hammerhead", "Iron Tears"), 3 vom Nachfolger ("No Place fFlotsam & Jetsamor Disgrace", "Dreams of Death" und "I Live You Die") und keinem Song jünger als 20 Jahre ("Suffer the Masses" und "Me" beschließen den Gig). Dabei brettern die 5 Amerikaner ihren Set ohne Pause runter, ich kann mich an gar keine richtige Ansage erinnern. Das ist angenehm konsequent, reisst das Publikum aber auch nur so halbwegs mit. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass das alles tadellos, aber etwas zu abgeklärt gespielt wird und der Funke nicht so richtig überspringt. Andererseits: Eric A.K. ist gut bei Stimme und die Fans der frühen Alben dürften nichts zu meckern haben.

GOD DETHRONED sind zurück God Dethronedund liefern ebenfalls einen sehr soliden Gig ab, der fast alle Schaffensphasen ihrer Geschichte abdeckt. Ich selbst gehe mit einer Verspannung im Rücken in den Gig und komme ohne weitere größere Beschwerden wieder heraus. Danke auch dafür! "Hating Life" drückt angenehm fest auf meinen Nacken, "The Art of Immolation" und "Through Byzantine Hemispheres" fegten nochmal schnell drüber. Mit "Nihilism" zeigt die Band ihre melodische und klassische Metal-Seite, die ich wesentlich überzeugender finde als die eher thrashig beeinflusste. "Boiling Blood", "Swallow the Spikes" knüppeln zwar ordentlich aber auch etwas eintönig. "Soul Capture 1562" und "Sigma Enigma" zeigen aber, dass die Band auch verdammt gut grooven kann und es schafft, das Publikum zum Zuhören zu verleiten. Zum Ende des Konzerts escheint die Band selbst etwas erschöpft, hat aber insgesamt eine gute und lange Vollbedienung abgeliefert. Und einen weitere weitere gute Nachricht für alle Fans hatte das Ganze auch noch: Henri Sattler hat im Interview erläutert, dass seine Kreativpause zu Ende sei und er ein weiteres Album aufnehmen möchte. (AXS)

PentagramMit den Doomern von PENTAGRAM weht der Spirit der frühen Anfangstage des Metals in das Amphitheater. Die spindeldürre Frontlegende Bobby Liebling, - stilecht in ein rosa Hippie-Hemd gewandet - zieht mit seiner durchaus verstörend wirkenden Mimik und Gestik alle Blicke auf sich. Der mutmaßlich vielen erst durch eine TV-Doku über seine Rückkehr aus der Drogenhölle auf die Bühne bekannte Sänger wirkt stimmlich sehr souverän und auch seine Mitmusiker spielen die Band-Klassiker sehr tight und mit druckvollem Sound. Der Funke will indes nicht so recht überspringen, sodass es vor der Bühne gemessen an der Position im Billing eher ruhig zugeht. Trotzdem verfolgt das Publikum die Darbietung durchaus interessiert und verabschiedet PENTAGRAM nach einer Stunde mit wohlwollendem Applaus. Fazit: Catweazle doomt (LK)

VENOM sind schon so eine Sache für sich. Da begründet man mal eben ein paar Stilrichtungen mit (wenn es beim Black Metal auch eher eine Namensgeberfunktion war, so hatte man definitiv einen riesigen Einfluss auf den aufkeimenden Thrash) und versickert dann nach zwei, drei Alben für den Großteil der Szene einfach in der Bedeutungslosigkeit. Dennoch hat die Band (beziehungsweise Cronos) immer noch genug Kultstatus inne, um auf allerlei Festivals den Headliner geben zu dürfen. Wie berechtigt ist, darüber kann man wohl streiten, Venomder Publikumszuspruch an diesem Freitag spricht allerdings für sich. Die neueren Songs werden mal hingenommen, mal auch bejubelt, was aber bei Klassikern wie "Welcome to Hell" oder "Countess Bathory" losbricht, ist beeindruckend. Insgesamt beinhaltet die Setlist von solchen leider nicht genug, als aber dann im Zugabenblock die herbeigesehnten "Black Metal“ und "Witching Hour" ertönen, sind irgendwie doch alle glücklich. Wunderbar ist auch, was für eine Eigendynamik der vielleicht stumpfste Song der Welt "In League with Satan" im Publikum entwickelt. Wermutstropfen bleibt allerdings, dass Cronos' Begleitmusiker ihre Instrumente zu einem gewissen Grad beherrschen, was bei diesem Songmaterial einfach seltsam anmutet. Und weil jeder, der es miterlebt hat, weiß, dass dieser Bericht nicht ohne eine Bemerkung zu Cronos' Outfit und Erscheinungsbild verbleiben kann: Es war unglaublich und Bilder sprechen hier sehr viel mehr als Worte. (LH)

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Lukas Heylmann (Info)